Das iPad Mini und Google Nexus 7 im direkten Vergleich – welches für wen?

iPad Killer…die wohl mit Abstand am meisten genutzte Phrase wenn es um Vergleichstests geht, an denen Geräte vom Hersteller mit dem Apfel mit von der Partie sind. Aber bisher gibt es keinen wirklichen Konkurrenten für das iPad. Zumindest nicht für das „Große“. Mit dem iPad Mini hat Apple die Szene ziemlich überrascht. Nicht mit der Größe oder dem Preis, sondern beim Display. Ist es wirklich so schlecht wie viele sagen und ist das Google Nexus 7 vielleicht ein iPad Mini Killer? Genau das wird uns der Vergleichstest zeigen.


Warum eigentlich das Nexus 7? Ganz einfach. Es ist vor allem wegen seines Preises und seines Ruf auch vielen Nicht-Insidern durchaus ein Begriff und die mit Abstand am meisten genannte Alternative zum iPad Mini. Zumindest hat das Nexus 7 seine Qualitäten bereits in einem Dauertest bewiesen (Testbericht), aber reicht das auch aus, um gegen das iPad Mini zu bestehen? Ebenfalls nicht uninteressant dürfte das Kindle Fire HD sein, welches Markus gerade im Dauertest hat (Testbericht). Daher kann ich es nicht direkt mit antreten lassen, werde das aber nachreichen. Versprochen. Aber legen wir los.

Mein persönliches Unboxing des iPad Mini findet ihr übrigens hier -> Link

Damit sich Sache fair abläuft, habe ich beide Tablets jetzt mehrere Tage zusammen genutzt. Meist sogar parallel bei denselben Aufgaben. Beim Thema Performance und Display habe ich noch Freunde und Bekannte befragt. Also beide Tablets den Personen in die Hand gedrückt und machen lassen. Gerade hierbei kamen doch ziemlich überraschende Ergebnisse zu Tage. Übrigens ist die Zahl der verfügbaren Apps mittlerweile keine Maßstab mehr. Sowohl Apple als auch Google können auf jeweils über 700.000 Apps verweisen. Überhaupt habe ich das Thema Betriebssystem oder Ökosystem komplett außen vor gelassen. Man kann die beiden System ums verrecken nicht vergleichen. Auch wenn es viele immer wieder tun.

Design und Verarbeitung:

Machen wir uns nix vor. An die verwendeten Materialien und Verarbeitung eines iPad Mini kommt das Nexus 7 nicht heran. Das Apple besteht aus einem Aluminium-Unibody Gehäuse und bietet die von Apple gewohnte sehr hohe Verarbeitungsqualität. Lediglich eine Sache gefällt mir nicht. Die Schräge vom Gehäuserand hoch zum Display ist nicht nur mir zu scharfkantig. Das wurde von allen bemängelt, denen ich es in die Hand gegeben habe. Ansonsten gibt es nichts zu meckern. Perfekt eingepasste Tasten aus Aluminium und ein sehr schmaler Rand seitlich des Displays. Und das ganze in einem 7,2 mm superdünnen Gehäuse. Mit 309 g ist es zudem ein echtes Leichtgewicht.

Das Nexus 7 ist aber auch nicht hässlich. Ganz im Gegenteil. Mit dem profilierten Rücken kann es wirklich entzücken. Aber es besteht halt komplett aus Plastik. Trotzdem ist es mit 340 g rund 10% schwerer als das Mini und gut 3 mm dicker. Das höhere Gewicht und Dicke spürt man sehr deutlich. Trotzdem finden viele der Befragten die Form des Nexus 7 handlicher.

Alles in allem geht der Punkt an das iPad Mini.

iPad Mini vs. Nexus 7 = 1 : 0

Ausstattung:

Wenn es um Anschlüsse geht, haben beide nicht wirklich viel zu bieten. Beim iPad Mini ist es WLAN, Bluetooth und der neue Lightning-Connector. Hier trumpft das Nexus 7 mit NFC auf. Im Gegenzug kommt das Mini mit einer echten Kamera daher. Also nicht nur eine Frontkamera mit 1,2 Megapixel wie beim Nexus 7, sondern noch eine vollwertige Kamera auf der Rückseite mit 5 Megapixel. Ebenfalls ein ganz wichtiger Punkt ist das fehlende GPS Modul beim iPad Mini. Ja richtig gelesen. Keine Ahnung, warum Apple dieses den erheblich teureren 4G Modellen vorenthält. Somit ist es z.B. als Navi komplett unbrauchbar und auch viele Apps wie Foursquare die GPS benötigen verlieren ihren Sinn. In Sachen Ausstattung zieht das Nexus gnadenlos am Mini vorbei.

iPad Mini vs. Nexus 7 = 1 : 1

Performance:

Über einen 1 Ghz Dual-Core Prozessor wird die Android Fraktion sicher nur noch müde lächeln. Denn genau so einer ist im iPad Mini verbaut. Zusammen mit 512 MB RAM. Hier protzt das Nexus 7 mit 4 Kernen à 1,3 GHz und 1 GB RAM. Wer jetzt aber meint, dass das Nexus dieses Duell automatisch gewonnen hat, den muss ich enttäuschen.

 

Im direkten Vergleich beider Kontrahenten mit den selben Apps zeigt sich ganz klar, das ein iPad Mini erheblich fixer zu Werke geht, als ein Nexus 7. Getestet habe ich das unter anderem mit dem brandneuen Need for Speed – Most Wanted. Alleine der Start des Games geht beim iPad Mini erheblich schneller vonstatten. Nicht nur 1 oder 2 Sekunden, sondern knappe 30 Sekunden. Dasselbe beim Flugsimulator X-Plane 9, einer Billiard-Simulation, einem Flipper dem Spiel des Lebens und vielen weiteren mehr. Alles Spiele, die dem Tablet wirklich alles abverlangen. Und da zeigt sich wirklich ein Vorteil für das iPad Mini. Das Nexus 7 ruckelt zwar nur sehr, sehr selten und dann auch nur ganz leicht, aber so etwas wird man beim iPad Mini nicht erleben. Überhaupt sind viele Games für das iPad optisch irgendwie ansprechender. Die Grafik ist zwar ein wenig pixeliger, aber irgendwie wirkt alles auf dem iPad ein bisschen hübscher.

Klingt jetzt alles vielleicht ein bisschen hart, denn langsam ist das Nexus 7 absolut nicht, aber man spürt merklich den Unterschied. Selbst bei alltäglichen Apps wie gleichen App wie z.B. Googlemail oder Chrome. Fast alles geht beim iPad Mini ein wenig flotter über die Bühne. Von daher geht dieser Punkt an das iPad Mini.

iPad Mini vs. Nexus 7 = 2: 1

Display:

Gerade in Sache Display musste sich das iPad Mini einiges vorwerfen lassen. In vielen Testberichten wurde es deswegen auch gnadenlos verrissen. Veraltet und zu grob lauteten die häufigsten Vorwürfe. Mit 1024 x 768 Pixel und 163 ppi ist es dem Nexus 7 mit seinen 1280 x 800 Pixel und 216 ppi tatsächlich unterlegen. Dabei schenken sich beide im direkten Vergleich in den Disziplinen Farbintensität, Brillianz und Leuchtkraft wirklich nichts. Aber bei der Schärfe. Und 30% mehr Pixel pro Zoll zahlen sich wirklich aus. Gerade wenn man Texte lesen will ist Schärfe durch nicht zu ersetzen, als durch noch mehr Schärfe. Egal ob Internetseiten, PDFs oder E-Books. Wobei es gerade hier in meinen Augen zu einer großen Überraschung kam.

Alle von mir Befragten Personen bevorzugen zum Lesen einer Internetseite das Nexus 7. Obwohl es durch das kleinere Display erheblich weniger Text darstellen kann, als das iPad Mini. Aber die erheblich bessere Lesbarkeit (wegen der Schärfe) überzeugt. Sobald es aber um größere PDF Dateien oder Ebooks geht, würden viele des Formats wegen lieber zum iPad Mini greifen.

Zum Filme schauen würden viele dann aber wieder zum Nexus 7 greifen. Hier machte sich das Format des iPad Mini negativ bemerkbar. Hier kann das das Nexus mit seinem 16:9 Format punkten, da es Filme im Vollbild ohne störende Balken liefert.

Nach vielen Diskussionen geht dieser Punkt an das Nexus 7. Gerade die Käufer eines Tablets in dieser Größe werden es kaufen, um vor allem unterwegs etwas zu lesen. Und hier zieht das erheblich bessere Display des Nexus 7 dem iPad Mini davon.

Aber nur solange bis das iPad Mini mit einem Retina Display kommt. Denn dieses soll laut Gerüchten bereits in Arbeit sein. Und ich wette es kommt schon sehr bald. Es muss einfach kommen. Bis dahin liegt das aber Nexus 7 vorne:

Hier noch mal ein Vergleich der Blickwinkel:

iPad Mini vs. Nexus 7 = 2 : 2

Akku:

Beim Thema Akku schenken sich beide nicht wirklich viel. Das Nexus 7 kommt mit einem fest verbauten 4325 mAh Akku daher, das iPad Mini bietet einen ebenfalls fest verbauten 4490 mAh Akku. Obwohl das Mini im Gegensatz zum Nexus einen kleineren Prozessor und das schlechtere Display hat, kann es diesen Vorteil nicht in ein Plus an Standby ummünzen.

Beide halten trotz intensiver Nutzung locker 2 Tage durch. Bei normaler oder geringer Nutzung gerne auch mal 3 oder 4 Tage.

Auch beim Filme schauen geben sich beide nichts. Beide verbrauchen pro Stunde ca. 9 – 10% Akku.

Etwas seltsam mutet aber das von Apple mitgelieferte 5W Netzteil an. Es ist dasselbe wie beim iPhone und das braucht zum Laden des Mini ewig. Von 6% auf 100% braucht es fast 7 Stunden. Das dem Nexus 7 beiliegende Netzteil mit pumpt den Akku des Nexus in gerade etwas über 2 Stunden voll.

Zum Glück habe ich einen Lightning-zu-Micro-USB Adapter und kann das iPad Mini so mit dem Ladegerät des Nexus 7 aufladen 😉

Ein klassisches Unentschieden.

iPad Mini vs. Nexus 7 = 3: 3

Preis:

Zwar hat man beim iPad Mini mehr Auswahl bei den Modellen, aber wie von Apple gewohnt liegen die Preise recht hoch.

So kostet das iPad Mini in der Ausführung 16GB Wifi satte 329 €. Das identische Nexus 7 kostet gerade einmal 199 €. Soll es das 32GB WiFi werden, legt man bei Apple 429 € auf den Tresen und bei Google 249 €. Etwas mehr als die Hälfte…

Richtig extrem wird es dann beim Nexus 7 Topmodell mit 32GB Wifi + 4G. Google stellt es  mit 299 € in Rechnung, die Rechnung aus Cupertino beläuft sich auf 559 €. Das sind 260 € Preisunterschied…

Allerdings darf man nicht den Wiederverkaufswert eines Apple vergessen. Während so ein  Androide massiv an Wert verliert, hält sich dieser gerade bei iPads ziemlich Grenzen. Allerdings bügelt dieser Umstand einen sehr viel höheren Kaufpreis beim Neukauf nicht aus. Dieser Punkt geht ganz klar zu Google.

iPad Mini vs. Nexus 7 = 3: 4

Fazit:

Rein rechnerisch gewinnt das Nexus 7 diesen Vergleichstest, aber ich möchte es ein wenig differenzieren. Es kommt vor allem darauf an, was man mit so einem Tablet anstellen möchte. Dabei kann man es ganz grob in etwa so einteilen:

Zum Nexus 7 greifen:

  • E-Book Leser
  • Dauersurfer
  • Filmegucker
  • Preisbewusste
  • Navigierer

Zum iPad Mini greifen:

  • Zocker
  • Musikhörer
  • Ästethen

Wie im richtigen Leben hat aber jedes davon seine Stärken und Schwächen. Und so kommt es wirklich auf den Einsatzbereich an, um das passende Gerät zu wählen. Dazu sollte man sich genau überlegen, was man mit so einem Tablet wirklich machen will. Nur auf der Couch lümmeln und ein bisschen zocken oder surfen? Geht über Los und kaufe ein iPad Mini. Oder unterwegs stundenlang elektronische Bücher lesen, Filme schauen, oder im Auto als Navi einsetzen? Dann rücke vor zum Playstore und kaufe ein Nexus 7.

Das ist jetzt kein Spaß, sondern mein purer Ernst. Beide Tablets sind absolute Knaller und machen irren Spaß. Aber halt jedes auf seine Weise.

Demnächst bekomme ich das Kindle Fire HD wieder zurück und dann werde ich auch noch dieses mit zum Vergleich heranziehen.

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Peter W.

8 Kommentare zu „Das iPad Mini und Google Nexus 7 im direkten Vergleich – welches für wen?“

  1. Vielleicht sollte man noch das Thema „Apps“ gewichten: Ich habe beide Geräte und kann deshalb ganz unvoreingenommen äußern, dass es für iPads einfach zig mal mehr Tablet-Apps gibt. Punkt.

    Die Mehrzahl der Android Apps sind einfach nur vom Smartphone hochskaliert, so dass sie nicht fürs Nexus 7 optimiert sind. Außerdem stürzen die Apps signifikant häufiger ab. Leider! Sonst ein tolles Tablet!

  2. Halte die Meldung ipad Mini weniger für Bücher eher nicht für richtig. Ibooks bietet mit den multimedia Bücher etwas, was derzeit niemand sonst kann. Das iPad ist definitiv der bessere Allrounder, das ist meine Meinung. Gruß Thomas

  3. Tolles Kurz-Review mit einer in dieser Form selten erlebten, sehr unaufgeregten Gegenüberstellung der konkurrierenden Geräte, daher als Kollege aus der Schreibenden Zunft meine Hochachtung!

    Ich sehe den Zockerbonus, trotz einem vollständigen Android-Portfolio von Smartphone, Tablet und sogar Netbook (Das unsäglich gescheiteterte AC100 von Toshiba), ebenfalls zum derzeitigen Zeitpunkt der Apple-Hemisphäre aus. Ursächlich dafür ist m.E.n schlichtweg die geringere Bandbreite an zu unterstützenden Plattformen und ihrer Hardware. Es ist eben einfacher für Apple-Devices zu entwickeln.

    Das bemerkt man gerade am behandelten Referenztitel NFS:MW, welches bei der Portierung Performance-Verluste hinnehmen muss.

    Es bleibt die Hoffnung, das Google mit den neuen Referenzgeräten der Nexus-Reihe genügend Marktanteile erreicht, um in Zukunft auch als Referenzmodelle zur Entwicklung oder Portierung von Android-Games heran gezogen wird.

    Und vielleicht, ja ganz vielleicht wird der Hardware-Jungle sich eines Tages durch das Schaffen interkompatibler Grafikschnittstellen, quasi einem DirectX für Android, ein wenig lichten und die Qualität in diesem Bereich anheben.

    Man darf ja noch träumen 😉

    Beste Grüße, mit diesem Artikel habt ihr auf jeden Fall einen neuen Leser gewonnen!

  4. Sehr fundierter Test. Kompliment. Vor allem die Sache mit dem GPS (enthalten oder nicht) wird bei vielen anderen Test oder Berichten leider oft unterschlagen.

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