Die Android Falle

Wie so viele andere warte ich auch auf das Samsung Galaxy S3. Ich hoffe das ein Feature von dem die Samsung-Entwickler vor einiger Zeit gesprochen haben endlich umgesetzt wird. Das Gerät soll wieder dicker werden. Warum? Um einen größeren Akku verbauen zu können damit die Laufzeiten der Geräte endlich wieder auf ein Maß gehoben werden mit dem sich arbeiten lässt. Apple hat es ja mit dem iPad 3 vorgemacht. Auch dieses Gerät ist in der Höhe gewachsen um einen entsprechend größeren Akku unterbringen zu können.

Das Hauptproblem von Android ist ein ganz anderes und wird nur gelöst werden können wenn sich die Hersteller sich zu einem mutigen Schritt entscheiden könnten. Dazu weiter unten mehr.


Ein Beispiel, das neue HTC One X.
1,5 GHz Nvidia Tegra 3 Quad-Core Prozessor
1 GB RAM

Dazu mal ein Zitat von Peter aus seinem One X Testbericht

„Ansonsten scheint sich ein Tegra 3 auf einem Smartphone derzeit nicht zu lohnen. Hängt vermutlich mit den Apps zusammen, die noch nicht das komplette Potential eines Tegra 3 ausnutzen. Das im Betriebssystem selbst kein deutlicher Vorsprung im Alltagsbetrieb bemerkbar macht, ist eigentlich logisch. Da gibt es so gut wie keine Aufgaben, die einen Prozessor wirklich fordern.
Obwohl ich auf Benchmarks nix mehr gebe, habe ich trotzdem mal auf beiden den Vellamo lassen. Das Galaxy Nexus erreicht 1088 Punkte und das One X derer 1679. Der Unterschied klingt schon gewaltig, nur leider merkt man davon nix…“

Genau dieser Peter, der Betreiber unseres kleinen schnuckeligen Blogs und einer der größten Android-Fanboys hat gestern sein Galaxy 7.7 Tab verkauft. Folgende Aussage ist Überliefert. „…mir kommt derzeit kein Android Tablet mehr ins Haus. Das iPad schlägt die alle“

Es werden in die neuen High-End Geräte Quadcore Prozessoren verbaut und die Hersteller von Android Geräten bekommen es immer noch nicht hin das Apps oder das Betriebssystem smooth und ohne ruckeln läuft. Komisch oder? Windows Phone 7 Geräte laufen mit einem Single Core-Prozessor und von ruckeln ist beinahe nichts zu merken. Selbst der alte A4 Prozessor des iPhones ist ein 1Ghz Singlecore. Erst mit dem 4s ist man auf Dualcore umgestiegen.

Es gibt für Android eine tolle App namens CPU-Spy -Downloadlink-
Diese zeigt an in welchen MHz Bereich sich das Gerät so am Tage befindet. Und siehe da, bei meinem Nutzungsverhalten hat es nur 28 Minuten von über 16 Stunden die 1400 MHz gebraucht. Liegt übrigens an Photoshop mit dem ich unterwegs immer mal wieder arbeite. Peter auf seinem Quadcore One X würde mit 800 MHz übrigens locker auskommen. Ein Kollege von mir, ebenfalls Note Nutzer hat sein Gerät auf 800 MHz runter getaktet.

Wir dürfen nicht vergessen dass diese dual und quadcore Prozessoren Akku ziehen wie sonst nur das Display. Je geringer die Prozessoren-Last desto länger hält der Akku. Wenn ich den Prozessor begrenze, also auf 800 MHz braucht er wesentlich weniger Energie und ich kann endlich wieder den Bildschirm auf normale Helligkeit stellen. Denn was machen wir um Akku zu sparen? Bekommen Top-Bildschirme in unsere Geräte und stellen diesen auf den geringsten Wert um den Akku zu schonen.

Ein weiteres großes Problem von Android ist die Fragmentierung des Betriebssystems.

Dazu folgendes Szenario aus eigener Erfahrung. Auftraggeber sagt „Hier ist mein Produkt dafür brauche ich eine App“

Also zu den Programmierern. Erste Frage von denen „Für welches OS“
iOs = App muss auf 2 Prozessoren (A4 und A5) laufen. Display irrelevant da Retina (ggf. nur auf das 3Gs anpassen)
WP7 = verschieden Gerätehersteller aber alle nutzen denselben Prozessor und alle dieselbe Displayauflösung (Egal ob 4.7“ Titan oder 3.7“ Lumia)
Android = Tja, schwierig bis unmöglich eine App so anzupassen das sie auf allen Geräten gleich flüssig läuft. Von 3.2“ mit 800Mhz bis zu 5.3“ Note ist alles dabei. Unterschiedlichste Prozessoren, Arbeitsspeicher, Grafikchips etc. Auf die Millionen verschiedenen Tablets möchte ich nicht näher eingehen.

Das Ende vom Lied? Der Kunde hat sich entschieden für Android keine App programmieren zu lassen. Nun kommen nur Apple Nutzer in den Genuß dieser App für die übrigens 100% aller Nutzer bezahlt haben.

Ein weiteres Beispiel von heute. Sygic, die gute Navigation-App ist in der Version 12.1 als Beta erschienen. Peter hat sich die Beta aufgespielt und sie lässt sich auf dem HTC one X nicht starten. Der Bildschirm bleibt schwarz. Als Lösungsansatz wurde ihm geraten die Bildschirmauflösung runter zu drehen und siehe da, sie läut.
Diese starke Fragmentierung in Zusammenhang mit den weiteren Android-Problemen machen dieses System so schwierig.

Android ist das am meisten verbreitete Handy-betriebssystem der Welt. Jedoch, Geld verdient man als Entwickler damit kaum. Bei Apple verdiene ich pro App 6x so viel wie bei der gleichen App für Android. Einer der Gründe weshalb es so viele coole Apps nur für iOs gibt.

Um jetzt mal harte Fakten sprechen zu lassen. Einer Untersuchung der Nielsen Group zufolge lohnt es sich nicht für Android eine App zu programmieren.

Zwei Drittel der Zeit, die Android Nutzer mit ihren Smartphones und Tablet-PCs Internet verbringen greifen Sie auf installierte Apps zurück. Aber nur auf sehr wenige.
– 40% der gesamten Nutzungsdauer entfallen auf die Top Ten Apps des Playstore
– 8% entfallen auf die nächsten Zehn platzierten Apps.
– Insgesamt entfallen 61% der Nutzungsdauer auf die Top 50 Apps

Die übrigen 39% wetteifern mit einer viertel Millionen! Apps.
Viele Programmierer beschweren sich das es keine echte Redaktion gibt die die Qualität der Apps kontrolliert (so sind derzeit mehr als 420 Furz-Soundboards im Market zu finden, so blase ich natürlich einen Markt mit stinkender, heißer Luft auf).
Auch die Art der Monetisierung lässt zu wünschen übrig.

Was folgt daraus? Die wirklich coolen Apps werden zuerst bei iOs gefeatured. Dort wird das Geld verdient. Erst wenn der Leidensdruck bei den Android-Nutzern groß genug ist wird diese App Monate, zum Teil Jahre später, für Android veröffentlicht.
Beispiele? Gerne Instagram (aber auch Doodle-Jump, Angry Birds, Temple Run…etc)
Das derzeit schönste Soziale Netzwerk, Pinterest hat natürlich seit der Beta-Phase im November eine iOs App. Android?

Dazu kommt das viele Android-Nutzer einfach nicht bereit sind für ehrliche, gute Arbeit auch ehrliches gutes Geld zu bezahlen.
Beispiel, mein Lieblings Android-Player, DoubleTwist. Dieser ist in der Grundversion kostenlos. Aber für weitere Features muss man halt Geld bezahlen.
Mal eine kleine Auswahl aus den Kommentaren? Gerne.

-Permanente Kaufaufforderungen. Wenig Zusatzfunktionen, die man für teures Geld zusátzlich erwerben muss.
-Jedes Modul kostet richtig viel Geld. Lohnt nicht, wird gelöscht
-um widgets nutzen zu können mehr als 9 Euro, einfach zu teuer!
-Mein normaler player hat mehr funktionen App verlangt sehr viel kohle für pro version Öfters offallende ruckler beim scrollen FAZIT: Nicht mal den kurzen download wert .!.
-Groser Müll bloß nicht installieren, zum richtig nutzen (abspielen von sd-karte nicht möglich !!!!!) MUSS man ein Produkt kaufen dammits geht Ps:scheise
-Bester Player aber viel zu teurer Der Player bekommt von mir volle Punkzahl. Er spielt vieles flüssiger ab und macht einen mehr als soliden und stylischen Eindruck…Knapp 9 Euro sind, wo es doch schon top Software für um die zwei Euro gibt, einfach viel zu viel. …

Geschrieben wurde diese Kommentare von Nutzern die durch die Bank weg Smartphones der Preisklasse €350 und aufwärts nutzen…und nicht bereit 4 Euro für eine App zu bezahlen? 4 Euro, eine Packung Kippen, eine Packung Kaffee oder 1.5 Bier… was für eine Welt.
Zu den Nutzern die irgendeinen Mods aufgespielt haben und sich wundern das einige Apps nun nicht funktionieren und deshalb einen Bewertungsrant hinterlassen sage ich mal besser nichts…
Ich kann die Entwickler verstehen wenn diese Sagen „wenn sich bei Android nichts ändert sch…. wir auf das System“

Also, zusammenfassend lässt sich sagen. Die Geräte werden immer größer und mächtiger, schlagen in diversen Benchmarks jedes andere Os nur in der Praxis nicht.
Die Akkulaufzeiten werden immer geringer so das kaum ein vernünftiges Arbeiten zustande kommen kann. Besonders bei Menschen deren Arbeitstag mehr als 8 Stunden hat.

Mein Wunsch an die Hersteller ist zwar komplett unrealistisch aber trotzdem eventuell mal einen Gedanken wert.

Die Hersteller einigen sich gemeinsam auf einen High-End Standard. Dieser Standard wird alle 12 Monate angehoben.
So könnte man zu den Entwicklern gehen und sagen, programmiert eine Premium-App, die Geld kostet und diesem Standard entspricht. Diese App würde perfekt auf Android laufen. Und eine App für den breiten Markt, so wie bisher.

Es wäre doch super wenn das Samsung Galaxy S3 in zwei Versionen erscheinen würde. Die eine mit einem nackten unverbauten Android 4.0 drauf. So plain wie es beim Galaxy Nexus der Fall ist. Als Developer Phone für all jene die es rooten und modden möchten wie gewünscht.

Und ein Gerät für meine Freundin die sich nicht weiter darüber ärgern möchte das die Apps auf ihrem Android-Gerät schlechter laufen als auf den iPhones ihrer Freundinnen und sich deshalb jetzt auch ein iPhone zugelegt hat…

Also ein Samsung Galaxy S3 welches mit gesperrtem Bootloader daherkommt und auf eine effektives Smoothes arbeiten ausgerichtet ist. Dieses Phone würde ich dann auch nochmal teurer machen als die nackten Geräte. Jeder der €500 für ein Gerät ausgeben kann, kann auch €550 bezahlen.
Nokia hat es, zum Teil, vorgemacht und den Geräten die über die Telekom verkauft wurden, wurde eine 50 Euro Voice-Cash Kreditkarte beigelegt. Somit wurde gewährleistet das die Nutzer also schon mal für 50 Euro im Market einkaufen. Gut für die Entwickler.

So könnte man ggf. die guten Programmierer und Entwickler dazu bekommen auch wieder für Android zu programmieren, eventuell sogar zuerst für dieses Os. Denn so wie es derzeit aussieht, mag Android immer mehr Marktanteile dazu gewinnen, das Gefühl ein Betriebssystem 2. Klasse zu nutzen bleibt aber derzeit. Auch könnte man so dafür sorgen das Android-Geräte in der Produktion eingesetzt werden können. So wie ich „ALLE“ echten Testberichte zum HTC one X derzeit verstehe kann ich es nicht gebrauchen bei einem Arbeitstag der auch mal 14 Stunden betragen kann…und jedesmal den Kunden fragen zu müssen „Darf ich mal etwas Strom von ihnen haben der Akku ist leer“ wäre auch mehr als peinlich…

Print Friendly, PDF & Email
Markus

4 Kommentare zu „Die Android Falle“

  1. Sorry, aber wenn Du was schreibst kann ich kaum je noch was dazu sagen, weil alles was es zu sagen gibt gesagt ist.
    Der Nagel sitzt einmal mehr 😉

  2. Marcus Stuttgart

    Top Kommentar, dem gibt es nichts mehr hinzuzufügen, ein Rätsel warum Google in dieser Hinsicht nicht was macht, aber denen geht es wohl rein um Marktanteile.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert