Meizu MX4 Pro im Dauertest – Teil 2 – Betriebssystem und Leistung

Spannnend wird es im zweiten Teil des Meizu MX4 Pro Dauertest. Ich lerne mit FlymeOS ein für mich ein komplett neues Betriebssystem kennen und bin sehr gespannt, was es so kann. Denn die Versprechungen sind groß, aber wie sieht es in der Realität aus? Schließlich ist Meizu ein chinesischer Hersteller, der seine Geräte nicht in Europa anbietet. Dasselbe gilt für die Leistungsfähigkeit des Prozessors. Die Hardware verspricht Power ohne Ende. Zumindest auf dem Datenblatt.

← Teil 1 – Unboxing und erster Eindruck

Betriebssystem:

Meizu MX4 Pro Screenshots (12)Vorinstalliert ist bei meinem Testgerät Flyme OS 4.2.2.1A, welches auf Android 4.4.4 KitKat basiert. Das Update auf Android 5.0 Lollipop soll demnächst erscheinen. Und vom ursprünglichen Android ist nichts mehr zu sehen. Alles ist anders, wurde massiv erweitert oder umgebaut. Da muss man sich erst einmal zurechtfinden. Aber der Reihe nach.

Direkt nach dem ersten Start stehen einem von den 16 GB Speicher noch knapp 11 GB zur Verfügung. Das ist ok, aber man muss bedenken, dass man den Speicher nicht erweitern kann. Zum Glück lassen sich alle vor installierten chinesischen Apps problemlos deinstallieren. Zuerst einmal unterstützt Flyme OS das Double-Tap-to-Wake. Tippt man doppelt auf das Display, wacht es aus dem Standby auf. Lässt man den Finger kurz auf der Hometaste liegen, schaltet es sich wieder ab. Wie oft, habe ich das MX4 Pro aus Versehen gesperrt, weil ich nicht daran gedacht habe. Leider lässt sich das nicht deaktivieren. Einzige Option ist der Start der (chinesischen) Sprachsteuerung. Bei der habe ich es nicht geschafft, auch mal deutsch zu verstehen. Wo wir auch gleich beim nächsten kleinen Problem wären. Es gibt keinerlei Dienste von Google auf dem Gerät. Auch keinen Playstore. Man kann nicht einmal ein Konto von Google anlegen. Erst über einen kleinen Umweg wird das möglich. Hier findet ihr eine deutsche Anleitung dazu. Denn Meizu betreibt einen eigenen Appstore, der selbst über den Playstore installierte Apps ständig aktualisieren will. Keine Ahnung, was er da aktualisieren will, aber es dauert mitunter ewig und selbst wenn man es abbricht, kommt kurze Zeit später erneut der Hinweis, das Updates zur Verfügung stehen.

Der Lockscreen bietet keine Extras wie Widgets. Wie auch bei Huawei werden alle Apps direkt auf den Homescreens drapiert. In Ordner kann man sich organisieren. Einen extra Appdrawer, also eine Übersicht aller Apps, gibt es nicht. Das Wetterwidget kann man direkt entfernen, da es offensichtlich nur Städte in China kennt. Auch bei der Bedienung muss man umdenken. Es gibt nur einen Zurück-Button. Die Anzeige der letzten Apps erhält man, wenn man über den Zurück-Button nach oben slidet. Die Benachrichtigungsleiste kann man auch hier herunterziehen. Die Shortcuts lassen sich nach unten ziehen und zeigen dann noch jede Menge weiterer Schalter an, deren Anordnung man beliebig verändern kann. Soweit so bekannt. Gehen wir doch mal ins Hauptmenü. Und da beginnt die nächste Umstellung. Denn die Reiter sind hier links zu sehen. Zuerst nur als Icons, aber mit einem Wisch nach rechts, erscheinen auch die Bezeichnungen. Aber selbst dann steht man oft genug ziemlich ratlos da. Da gibt es Funktionen, deren Sinn man trotz deutscher oder englischer Übersetzung nicht sofort erfassen kann. Hier hilft nur Learning by doing weiter. Erschwerend kommt hinzu, dass etliche Untermenüs in englisch oder chinesisch sind oder Funktionen nur in China zu funktionieren scheinen. Ein Beispiel ist z.B. der Musikplayer oder die Kalibrierung des Internettraffic zwischen Provider und Smartphone. Entweder alles auf chinesisch oder hierzulande ohne Funktion.Meizu MX4 Pro Screenshots (19)

Aber zurück zum eigentlichen Hauptmenü. Wie auch beim allseits beliebten Cyanogen Mod kann man die Oberfläche mannigfaltig verändern. Dumm nur, dass sämtliche Icons und Themes aufchinesisch sind und man wirklich lange suchen muss, um etwas passendes zu finden. Also eher nutzlos. Dasselbe gilt für den nächsten Punkt der Cloudspeicher. Wer in China zu Hause ist, kann das bestimmt ganz toll nutzen, aber es kennt nicht einmal Dropbox oder andere bekannte Dienste. Und die anderen Möglichkeiten sind allesamt für den chinesischen Markt zugeschnitten. Nur zu Erinnerung. Meizu vertreibt die Geräte nicht offiziell in Europa. Daher sollte man sich nicht wundern, dass vieles bei uns nicht funktioniert. Als nächstes der Menüpunkt mit den Verbindungseinstellungen. Da ist zwar LTE aufgeführt, aber es funktioniert bei uns nicht. Dazu aber mehr im 4. Teil des Dauertest. Nächstes Problem sind eigene Klingeltöne. Zwar bietet das Menü es an, eigene Klingeltöne zu verwenden, aber die werden nicht gefunden. Es wird ein Ordner genannt, wohin man diese bitte hin kopieren soll. Habe ich alles probiert. Dazu noch sämtliche Ordner durchsucht, die Klingeltöne unzählige male hin und her kopiert. Geholfen hat es nichts. Leider.

Was aber ganz hervorragend funktioniert ist der Scanner für den Fingerabdruck in der Hometaste. Die Konfiguration ist ähnlich wie beim iPhone 6 / 6 Plus (Testbericht) oder Huawei Ascend Mate 7 (Testbericht). Man kann mehrere Fingerabdrücke anlernen und die Erkennung ist genauso gut wie bei Apple oder Huawei. Auflegen genügt und dabei spielt es beinahe keine Rolle, wie man den Finger auf den Sensor legt. Er wird so gut wie immer erkannt und gibt das Gerät frei. So lassen sich auch Apps sperren. Was mir auch sehr gut gefällt, ist die Gestensteuerung des MX4 Pro, auch wenn ich bis heute nicht verstanden habe, wozu einige Gesten gut sind. Die ich verstanden und genutzt habe, haben sehr gut funktioniert und erleichtern die Bedienung immens. Was aber gar nicht funktionieren wollte ist das mit dem „Smart Voice Wakeup“. Damit soll man per Sprachbefehl das Handy aufwecken können. Auch hier unzählige male probiert und irgendwann aufgegeben.

Kurz möchte ich zum Abschluss noch auf das „Sicherheitscenter“ eingehen. Eine App, wie sie so ähnlich auch bei Huawei zu finden ist. Unter einer Oberfläche bekommt man Zugriff auf viele Sicherheitseinstellungen und Möglichkeiten gezielt in das System einzugreifen. Unter anderem kann man per Klick Junk-Dateien finden und löschen lassen. Dazu die Möglichkeit zu entscheiden, welche Apps beim Telefonstart gleich geladen werden und welche nicht. Welche Apps dürfen Benachrichtigungen schicken und welche nicht. Oder welche Recht fordert eine App. Diese können ebenfalls ganz gezielt eingeschränkt oder gestattet werden. Außerdem gibt es eine sehr gute Übersicht, welche Apps z.B. auf die Kontakte zugreifen dürfen. Übrigens bekommt man diese Möglichkeiten auch angezeigt, wenn man eine App installiert. Man kann direkt entscheiden, ob die App automatisch gestartet werden darf, ob sie mich benachrichtigen darf und eine Übersicht aller geforderten Rechte mit der Möglichkeit diese einzuschränken.

Wie man sieht ist Flyme OS an sich eine tolle Sache, aber hierzulande nicht komplett nutzbar. Dessen muss man sich einfach bewusst sein, wenn man ein sog. China-Handy kauft. Wer sich damit eingehend beschäftigt, wird nach kurzer Zeit zurecht kommen, denn die Funktionen sind vielfältig und auch durchaus nützlich.

Leistung:

Meizu MX4 Pro Leistung (1)4x 2 GHz + 4x 1,5 GHz Exynos 5430 Octa-Core Prozessor, dazu eine Mali T628 MP6 GPU und 3 GB RAM. Alleine diese Konstellation lässt schon erahnen, dass die Kiste richtig Dampf unter der Haube hat. Und das hat sie in der Tat. Bisher hat nur das OnePlus One (Testbericht) ähnliche Leistungen geliefert. Das MX4 Pro ist einfach nicht klein zu kriegen. Man kann man machen, was man will. Ruckeln oder hängen kennt es nicht. Man sildet butterweich durch die Homescreens und Menüs öffnen sich ohne jede Verzögerung. Soweit so gut. Aber das hat auch einen Nebeneffekt und der nennt sich Wärmeentwicklung. Richtig schlimm wurde es, nachdem ich die Benchmarks soweit durch hatte. Beim letzten, dem Vellamo, musste ich es erst einmal abkühlen lassen. Es wird zwar nicht kochend heiß, aber an einigen Stellen ist es wirklich unangenehm und das bei Zimmertemperatur. Mein Infrarotthermometer zeigte an der heißesten Stelle unglaubliche 4,9°C ab. Mich würde mal interessieren, wie es im Sommer bei 30°C im Schatten aussieht. Da könnte ich mir durchaus vorstellen, dass man bei längerer Nutzung oder beim Spielen mal ein Hitzeproblem bekommen könnte.

Und da wäre noch etwas. Man weiß ja, dass einige Hersteller wie Samsung oder HTC ihre Smartphones ein wenig „tunen“, wenn diese einen Benchmark erkenne. Das macht auch Meizu, aber nicht heimlich sondern ganz offen. Als ich den 3D Mark gestartet hat, poppte ein Fenster auf (siehe Screenshot links). Es bietet einen an, das Gerät im normalen Balance-Modus oder im High-Perfomance Modus zu testen. Und die Unterschiede sind deutlich. Teilweise um bis zu 50% bessere Ergebisse liefern diverse Benchmarks ab. Ich habe bis auf den 3D Mark alle im Balance-Modus laufen lassen, denn im Performance Modus kann man zuschauen, wie der Akku zur Neige geht. Und das braucht echt kein Mensch.

Hier die Benchmark Ergebnisse:

  • AnTuTu: 44984
  • Base X Mark: 25861 / 12940
  • Basemark OS II: 772 / 1130 / 370 / 1257 / 669
  • CF-Bench: 66934 / 17763 / 37431
  • Geekbench 3: 992 / 3344
  • Icestorm Unimited: 11229 (normal Mode) / 16954 (Performance Mode)
  • Icestorm Extreme: Maxed Out
  • Icestorm: Maxed Out
  • NenaMark 2: 62,3 fps
  • Quadrant Standard: 27155
  • Sunspider Browser Benchmark: 879.0 ms
  • Vellamo: 1603 / 1632 / 379

→ Teil 3 – Display, Kamera und Akku

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Peter W.

6 Kommentare zu „Meizu MX4 Pro im Dauertest – Teil 2 – Betriebssystem und Leistung“

  1. naja – das mit dem performance mode und mit dem balance mode sind nur energiespargeschichten – wenn du im balance mode bist und nen benchmark startest wirst halt gefragt ob du in den performance mode schalten willst, wegen der besseren ergebnisse – aber gefaked is bei meizu gar nix.

    lg

    1. Michael Schnitzer

      Schön das es in Österreich funktioniert. Nützt mir aber nichts wenn es in Deutschland nicht läuft…

  2. Michael Schnitzer

    Sach mal Peter, verstehe ich es richtig, ein Teil des Menüs, das nicht Android Standard ist, ist nicht übersetzt?

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