Technik im Test – nur original Ladegeräte liefern die volle Leistung

Es ist ziemlich genau Sechseinhalb Jahre her, als ich einen Artikel über die Tricksereien von Samsung bezüglich Ladegeräte geschrieben habe (Link). Es gibt um eine spezielle Schaltung in den Ladegeräten und Smartphones, die volle Leistung nur gestatten, wenn alles original Samsung ist. Damals ein riesiges Thema. Und heute? Ist es leider nicht nur Samsung, sondern noch andere Kandidaten wie z.B. Huawei. Gerade beim Kauf einer Powerbank spielt das eine wichtige Rolle. Die Frage, liefern nur original Ladegeräte volle Leistung? Also habe ich es ausprobiert.



Also damals ging es um Samsung und deren Lötbrücke, mit der die Elektronik erkannt hat, ob es sich um ein original Samsung Netzteil handelt oder nicht. Wenn ja, dann gab es die volle Leistung beim Laden. Wenn nicht, hat das Samsung Smartphone die Handbremse angezogen und mit reduzierter Leistung geladen. Sehr zum Ärgernis der Besitzer, die es nicht eingesehen haben, horrende Preise für original Zubehör zu bezahlen. Wer jetzt aber meint, das Thema hätte sich erledigt, der irrt leider.

Aktuell habe ich hier ein Huawei P10 Lite liegen und bereite einen Test vor, in dem ich insgesamt drei Powerbanks mit Quick Charge 3.0 testen werde. Bekanntlich verfügen die neueren Huawei Modelle der P-Serie den Schnellladestandard Fast Charge. Nicht zu verwechseln mit Quick Charge, auch wenn es ähnlich heißt und am Ende auch nichts anderes als schnelles Laden ist. Wo genau die Unterschiede liegen, habe ich im Artikel Android mal einfach – wo liegen die Unterschiede von Quick Charge, Fast Charge, Dash Charge und den anderen? erklärt.




Als dann eine Leserin mit einer Frage zum Huawei P10 Lite auf mich zu kam, in der es genau um diese Kombination ging, ob denn mit einer Quick Charge Powerbank ihr Huawei schnell aufgeladen werden kann oder ob sie das original Ladegeräte braucht. Damit war das Thema meins, denn ich kann direkt aus erster Hand ausprobieren.

Folgende Ausgangslage ist also ein Huawei P10 Lite, eine Powerbank mit Quick Charge 3.0 und die Frage, ob das Huawei auch per Quick Charge 3.0 schnell aufgeladen werden kann. Als Testobjekt habe ich die Lumsing Powerbank 10000mAh mit Quick Charge 3.0 zum Preis von 25,99 € dazu geholt. Ausgehend von folgenden Szenarios habe ich dann während des Ladevorgangs mit dem PortaPow Premium USB + DC Power Monitor V2* den Ladestrom, Spannung und Leistung abgelesen.

  1. Original Ladegerät mit original Ladekabel
  2. Original Ladegerät mit hochwertigen Micro-USB Ladekabel eines Drittanbieters
  3. Lumsing Powerbank mit Quick Charge 3.0 mit original Ladekabel
  4. Lumsing Powerbank mit Quick Charge 3.0 und einem hochwertigen Micro-USB Ladekabel eines Drittanbieters
  5. Drittanbieter Ladegerät mit original Ladekabel
  6. Drittanbieter Ladegerät mit hochwertigen Micro-USB Ladekabel eines Drittanbieters

Und hier die Ergebnisse in einer Tablette zum direkten Vergleich:

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Man sieht also ziemlich eindeutig, dass selbst eine namhafte Powerbank mit Quick Charge 3.0 ein Huawei P10 oder P10 Lite nicht schneller aufladen wird, als eine normale Powerbank ohne Quick Charge. Also kann man sich das Extra mit dem Quick Charge 3.0 komplett sparen, denn es ist am Ende herausgeworfenes Geld und am schlimmsten ist, dass man das nirgends nachlesen kann. Oft genug steht sogar Huawei dabei und man tappt in die Falle. Erfreulich ist aber, dass es wohl nicht am Kabel hängt. Zu meiner Überraschung lädt die Kombination aus dem original Huawei Ladegerät mit dem Drittanbieter Ladekabel das Huawei P10 Lite um einiges schneller auf, als mit dem original Ladekabel. Denn auch mit einem vernünftigen Ladekabel bekommt man die volle Fast Charge Power geliefert. Aber nichtsdestotrotz wird es wohl auch in deren Ladegerät eine technische Vorrichtung geben, die erkennt, ob es ein original Huawei ist, oder nicht. Und wenn nicht, wird die Handbremse beim Laden gezogen. 

Aber nicht nur Huawei trickst auf diese Weise, sondern auch OnePlus. Mein OnePlus 5 verfügt über Dash Charge. Das ist Quick Charge 3.0 auf Drogen. Innerhalb von 30 Minuten lade ich hier den Akku um bis zu 60% auf. Natürlich nur mit dem original Ladegerät und Ladekabel. Also noch mal eine Spur unfairer als Huawei und auf einer Stufe mit Samsung. Und es gibt sicher noch andere Hersteller, die diesen Unsinn mitmachen.

Und was lernen wir daraus? Das die Hersteller jeder für sich eine Suppe kochen und wir Kunden die Dummen sind. Alles wird genormt. Egal ob Bananen oder Klopapier. Es gibt sogar feste Spezifikationen für so Sachen wie Quick Charge 3.0. Die lässt sich der Erfinder Qualcomm aber gut bezahlen. Wer das anbieten möchte, muss zahlen. Und daher kommt dieses Durcheinander. Alles passt zwar zusammen, aber nicht so wirklich und dagegen tun können wir als Kunden rein gar nichts…

Übrigens. Wer sich mal genauer darüber informieren möchte, warum diese mAh Angaben bei einer Powerbank eigentlich nicht viel Aussagekraft haben, dem sei dieser Artikel ans Herz gelegt: Technik mal einfach – warum mAh Angaben bei Powerbanks verwirrend sind und wie es einfacher geht

     

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Peter W.