Von LTE, Netzüberlastung, mobilen Flatrates und Wolken

Seit einigen Tagen jagen mir zu oben genannten Schlagworten unzählige Gedanken durch den Kopf. Ich selber nutze noch eplus, werde aber in absehbarer Zeit zu Vodafone wechseln. Warum? Genau wegen dieser Gedanken. LTE soll auch bei uns durchstarten, immer mehr Anbieter kommen mit neuen Cloud oder Streaming Angeboten auf den Markt und in Sachen mobile Flatrates vergeht keine Woche ohne irgendwelche neuen Tarife. Aber irgendwas passt da nicht…

Seit Apple mit iCloud an den Start gegangen ist, kennen auch technisch völlig unbedarfte Mitmenschen Begriffe wie Cloud oder Webspace. Wieder einmal hat das Apple zwar nicht erfunden aber salonfähig gemacht. Anbieter wie Dropbox, Wuala, aber auch viele Hersteller wie LG, HTC, Samsung oder Acer bieten mittlerweile eigene Wolkengebilde an, oder nutzen vorhandene Services wie die gute alte Dropbox, bei denen man als Kunde dann ein paar MB oder GB mehr Platz bekommt. Hinzu kommen die neuen Musik-Stream-Services wie Grooveshark, Simfy oder das neu gestartete Rdio.

Klingt ja auch alles ganz toll, meine Dateien an allen Orten der Welt immer griffbereit. Meine Lieblingsmusik hören, wann und wo immer ich es will. Backup vom Handy? Kein Problem und wird direkt in die Wolke geladen, damit ich dieses auch noch am Strand auf Malle wiederherstellen kann. Da bekommen die ganzen Wolken doch endlich mal einen richtigen Sinn.

Aber dabei wird eines ein wenig vergessen und da kommen wir jetzt zu den mobilen Flats.

Den Traffic, den diese Dienste verschlingen. Denn irgendwie muss das alles auf unser Handy kommen und dabei rauschen die MB nur so durch. Glaubt man den Netzbetreibern, dann sind die 500 MB Flats mit großen Abstand am beliebtesten. Einige krebsen mit einem 200 MB Limit herum, andere, so auch ich, dürfen 1 GB pro Monat verbraten. Und noch ganz viel weniger bezahlen für 3GB oder noch mehr. Es sind zwar Flatrates, aber bei allen wird irgendwann einmal auf die Tempobremse getreten. Und das so richtig. Da geht es dann von strammen 7,2 MBit runter auf 56 kbit. Fühlt sich an, als ob man den Acker wirft. Plötzlich verstummt die gestreamte Musik oder das Herunterladen eines mickrigen 500 KB Fotos aus der Dropbox dauert mehrere Minuten. Selbst stupides surfen verkommt zum Geduldspiel. Schnell mal einen Preis vergleichen? Nix da…muss dann heißen: so langsam mal darauf vorbereiten einen Preis zu vergleichen. „Herr Ober, einen Latte bitte“. Das kennt ihr sicher alle und habt euch darüber aufgeregt.

Ich arbeite in Frankfurt am Main. Einem kleinen Ort inmitten des Rhein-Main Gebietes. Genauer gesagt auf einer Feuerwache, die an einem recht großen Einkaufszentrum angebaut ist. Übrigens ein perfekter Standort für Techniksüchtige wie mich, denn der Media Markt ist direkt nebenan…

Laut Plan bietet eplus dort, genau wie in weiten Teilen von Frankfurt, sein HSDPA mit 7,2 Mbit an. Dummerweise sind in einem Einkaufszentrum oder auch vielen anderen Orten recht viele Menschen unterwegs. Egal zu welcher Uhrzeit. Und weil Smartphones bzw. Tablets so einen Boom erleben, rennt fast jeder von denen mit eben so einem neumodischen Teil herum und ist permanent mit dem Internet verbunden. Die Mitmenschen wollten ja per Facebook, Foursquare und Co. a jederzeit wissen, wo man sich gerade befindet und was man da so treibt. Also werden hier munter Milliarden an Bytes pro Sekunde durch die Luft geschoben. So kommt es, das man dann das süße kleine „H“ im Display kaum noch zu sehen bekommt. Das „H“ steht übrigens für HSDPA. Meist dümpelt da aber ein so ein hässliches „G“ oder gar ein „E“ herum, auch wenn ich sicher kein E gekauft habe.

Nennt man dann umgangssprachlich Netzüberlastung und genau darüber kann man, vor allem auf den Facebook Seiten der „Großen Vier“, minütlich Klagelieder hören oder besser gesagt lesen.

Sinnigerweise liest man dabei immer öfter, das die Betreiber vom plötzlichen Boom völlig überrascht worden sind und der Traffic in den mobilen Netzen förmlich explodiert. Und das man jetzt nicht mehr mit dem Ausbau hinterher kommt. Damit meinen die aber die bestehenden alten Netze. So gesehen ist es also ein Fakt, das hier einiges im Argen liegt und die Betreiber nicht mal den aktuellen Bedarf decken können. Geschweige denn, den Bedarf von morgen.

Habt ihr schon mal H+ im Display sehen können? Das ist das aufgebohrte HSDPA mit bis zu 28 Mbit/s, welches seit 2010 in einigen Regionen zu empfangen ist. Ich habe dieses an genau einem Ort zu sehen bekommen. In Grömitz. Einem Ort mit knapp 8000 Einwohner an der schönen Ostsee. Und da rennt das dann auch.

Und jetzt kommt der Herr LTE um die Ecke. Eine komplett neue Technik, die natürlich auch eine komplett neue Infrastruktur benötigt. Für die Landbevölkerung, die leider nach wie vor von DSL nur träumen kann, ist LTE ein Segen. Aber wozu brauchen wir das in den größeren Städten? Da läuft ja nicht mal das bestehende Netz vernünftig und jetzt sollen Milliarden für ein weiteres Netz ausgegeben werden? Sollte das Geld nicht besser in die Optimierung und Verbesserung des vorhandenen investieren? Wer zur Hölle braucht 25 MBit/s, wenn selbst läppische 7,2 MBit/s schon eine Seltenheit sind und mit HSDPA+ eine jetzt schon schnellere Übertragung als mit LTE möglich ist? Dabei vergesse ich nicht, das LTE irgendwann auch mal 300 MBit/s übertragen soll…irgendwann…so in 3000 Jahren oder an irgendeiner Uni für Demozwecke.

Und genau deshalb werde ich von eplus zu Vodafone wechseln. Hier bekomme ich öfter HSDPA im Display zu sehen als bei eplus und die Flat kostet mich keinen Cent mehr. Das ist der Einzigste Grund. Weil ich eben das mobile Internet liebe und nicht mehr missen möchte.

Stehe ich mit der Meinung alleine auf weiter Flur, oder seht ihr das genauso? Was haltet ihr von LTE oder den neuen Diensten? Nutzt ihr diese?

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Peter W.

4 Kommentare zu „Von LTE, Netzüberlastung, mobilen Flatrates und Wolken“

  1. Oh man…wo fangen wir an:
    1tens: Wozu LTE in großen Städten? Weil für LTE neue Stationen gebaut werden. Genau das was du ankreidest, dass die vorhandenen Station nicht ausgebaut werden bringt dir nämlich gar nichts. Was helfen dir 100Mbit an einem Standort wenn die maximale Anzahl Slots vergeben ist. Jeder User bekommt einen Slot, einen Zugang zum Netz. Das heißt Telefonieren, SMSen, Surfen. Das alles benötigt pro User einen Zugang zum Netz. Nur haben diese Zellen eben irgendwann das Maximum an Slots erreicht und dann hilft dir weder HSDPA+, UMTS, noch EDGE im Display was, wenn du keinen freien Slot kriegst.
    Stell es dir wie auf der Autobahn vor. Klar könntest du hier mit über 250km/h langbrettern, wenn diese Autobahn nicht gerade einen Stau hätte…
    2tens: Vorteil von LTE: Die LTE-User ziehen auch wirklich auf die LTE-Zelle um, sodass wieder ein paar Slots im UMTS-Bereich frei sind. Ich dümpel mittlerweile fast nur noch im EDGE-Modus rum, weil ich weiß, dass die GSM-Zellen nicht mehr hoffnungslos überladen sind. Bei den UMTS-Zellen ist es oft der Fall, dass ich vollen Empfang habe, jedoch nicht ein Bit und Byte durchgeht. Kein Gespräch, keine SMS, keine Daten – nichts geht mehr raus. Und wenn man mich erreichen will dann bin ich „zurzeit nicht erreichbar“. Erst wenn ich auf GSM umschalte fliegen plötzlich die SMS’en, verpasste Anrufe und auch wieder die Bit’s und Byte’s rein…
    3tens: LTE hat zudem den Vorteil von wesentlich größerer Reichweite. Daher auch priorisiert für die ländlichen Regionen. Wo man schnell mal gar kein Netz mehr auf dem Schirm hat, da steht dann plötzlich noch LTE im Display und man ist froh noch ein paar Daten übertragen zu können. Da ist einem egal ob man nun 15Mbit oder 3MBit hat, hauptsache es passiert noch was 😉

    Bzgl. deinem Netzwechsel vielleicht auch ganz interessant: http://www.connect.de/ratgeber/connect-netztest-2011-netzbetreiber-einzelkritik-1212551,945.html

  2. „. Das “H” steht übrigens für HSDPA. Meist dümpelt da aber ein so ein
    hässliches “G” oder gar ein “E” herum, auch wenn ich sicher kein E
    gekauft habe.“

    E ist besser als G. 😉

    Aber auch ich kenne vollen HSDPA Empfang und es passiert nix, zum Glück ist das in Bonn nicht so schlimm, aber im Zentrum ists extrem. Hab auch E+.

    @LTE Ausbau, wenns nur um neue Userslots geht, kann man doch auch gleich die UMTS-Masten mit mehr Slots ausrüsten. Die Reichweite ist allerdings ein Argument.

    1. genau da IST LTE das Argument. Weil die Kosten für solche Masten in jedem Kuhdorf explodieren würden. Außerdem war ja der LTE Auftrag zunächst die Käffer mit DSL zu versorgen…das hat schon alles seinen Sinn und Zweck 😉

  3. Momentan bin ich bei O2. Netz schwangt häufig zwischen UMTS Und HSDPA.. Leider nur zuhause. Meist voranders ist das Netz so lahm, das ich zu Congstar wechsel. Das D1 Netz ist bei uns wohl stabiler! 
    LTE: Ausbau der Dörfer, wenn es denn so wäre. Bei verwandten gibt es ISDN in der Straße, und Umts. Funktioniert nicht, da die Antenne zu weit rechts ausgerichtet ist. Dann LTE: Funktioniert 1) nicht, da die Antenne auch wieder anders ausgerichtet ist und kann laut System nicht gebucht werden, weil die es nicht hinkriegen, dass es die Hausnummer 2a gibt.. Sauerei: Glück im Unglück: Die Stadtwerke verlegen dort Glasfaser, dort haben sie dann Telefon und inet via Glasfaser, 50mbit download garantiert… Geht doch!
    Und LTE? Ich sehe es schon in 10 Jahren, alle Smartphones sind dann LTEfähig.. Alle wollen das superschnelle Internet: Es bricht zusammen.. ODer nicht?

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