Account Sharing bei Netflix, Spotify und Co. – legal, illegal, sch…egal

Sehr viele haben einen Account bei Netflix, Spotify und Co. Viele zusätzlich einen Familientarif, um seine Familie mit ins Boot zu holen. Aber in der Realität sieht das etwas anders aus und die Anbieter machen langsam ernst in Sachen Accountsharing.




Auch ich habe bei Netflix einen Account. Bei Spotify nicht mehr, was aber gleich an die Reihe kommt. Dazu noch Amazon Prime Music und YouTube Premium. Also gut versorgt. Natürlich auch jeweils mit den Family-Tarif, damit auch meine ganze Familie diese Dienste nutzen kann.

Jetzt bin ich aber geschieden und meine Kinder ca. 8 bis 10 Tage pro Monat bei mir. Natürlich nutzen sie diese Dienste weiter, wenn Sie bei der Mutter sind. Warum auch nicht. Ist ja schließlich meine Familie.

Mittlerweile hat sich aber auch bei den Anbietern herumgesprochen, dass viele Nutzer ihren Account mit anderen Nutzern teilen, die nicht zur Familie gehören und/oder gar nicht unter einem Dach zusammen leben.

Spart jede Menge Geld, aber andererseits gehen den Anbietern dadurch jede Menge Abonnenten und damit Geld flöten. In den AGB von Netflix ist dieses Accountsharing ziemlich schwammig formuliert.

Zwar nicht explizit verboten, aber eigentlich nicht erlaubt, weil man seine Zugangsdaten nicht teilen darf.

In 4.2 der AGB steht folgendes:

…und dürfen nicht mit Personen, die nicht im gleichen Haushalt leben, geteilt werden. 

Und in Punkt 5 ist folgendes geschrieben:

…und das Passwort beziehungsweise die Kontoangaben zur gewählten Zahlungsart nicht an Dritte weitergeben.

Was passiert, wenn jemand gegen die AGB verstößt, steht in 4.6 geschrieben:

Falls Sie gegen diese Nutzungsbedingungen verstoßen oder den Dienst auf illegale oder betrügerische Weise nutzen, sind wir befugt, Ihre Nutzung unseres Dienstes zu kündigen oder einzuschränken.

In den AGB von Spotify ist es ähnlich weit gefasst und lässt viel Spielraum zur Auslegung:

So steht in 9.6. folgendes:

….Verkauf, Vermietung, Unterlizenzierung oder Leasing der Spotify-Dienste oder der Inhalte oder eines Teils davon.

Oder in 9.10.:

…Weitergabe Ihres Passworts an eine andere Person oder Nutzung des Benutzernamens und Passworts einer anderen Person;

Auch wenn es laut aktueller Gesetzgebung nicht illegal ist, seinen Account zu teilen, was vielen dann ohnehin sch…egal wäre, verstößt es doch ganz klar gegen die jeweiligen AGB. Und im Falle von Netflix geht es auch um richtig Geld.

Dass dieses Account-Sharing kein keines Problem ist, belegen diese Zahlen. 

Denn in den USA hat eine Umfrage ergeben, dass insgesamt 15% aller Netflix Kunden einen Account unerlaubt teilen. Nennt sich „Mooching“, englisch für Schnorren. Dadurch entgehen alleine Netflix rund 192 Millionen US-Dollar. Pro Monat. Macht pro Jahr gute 2,3 Milliarden US-Dollar.

Bei Spotify und allen anderen wird es ähnlich aussehen. Und Geld verdienen müssen sie alle, um weiter Content zu liefern.

Quelle: https://cordcutting.com/research/subscription-mooching/

Jetzt hat neben Spotify auch Netflix darauf hingewiesen, dass man zukünftig die Account-Schnorrer ins Visier nehmen wird. Zumindest hat Greg Peters, der Netflix Chief Product Officer, in einem Video entsprechendes verkündet.

Wenn man die Zahlen kennt, kann man das auch verstehen und würde jeder von uns, wären wir die Betreiber, genauso machen.

Das dieses technisch gar nicht so schwer ist, hat die Firma Synamedia bewiesen. Die haben ein Tool auf den Markt gebracht, welches dieses Account-Sharing sehr leicht erkennt, indem es das Nutzerverhalten der Kunden analysiert.

Hierzu werden beim Anbieter durch Algorithmen diverse Daten wie das streamende Gerät, die allesamt per MAC-Adresse sehr einfach identifizierbar sind, deren Standort, Uhrzeit und Content abgefragt werden. Man muss nicht übertrieben intelligent sein, um zu merken, dass man auf diesem Wege sehr leicht erkennen kann, ob jemand mit einem anderen Nutzer unter einem Dach lebt oder nicht.




Und dieses Abgreifen der Daten wäre nicht einmal illegal, denn diese Daten dürfen ganz legal von den Kunden abgefragt werden. Alle (zahlenden) Nutzer haben den Haken zum zustimmen der AGB gesetzt. Dieser auch stellvertretend auch für die schnorrenden Freunde. Die Schnorrer geben also im Umkehrschluss die Freigabe ihrer Daten an einen Dritten weiter und jammern dann, wenn die Daten irgendwo abgegriffen werden. So etwas nennt man Pharisäer.

Mehrere Anbieter von Streaming-Diensten haben großes Interesse bekundet an diesem Tool bekundet und stecken wohl nicht wenig Geld in die Weiterentwicklung.

Bislang ist noch kein Fall bekannt geworden, in dem ein Anbieter einen Nutzer verklagt hat, aber es werden schon Nutzer gesperrt.

Mich selbst hat es bei Spotify getroffen. Wie eingangs beschrieben hatte ich einen Family-Account bei Spotify und dort auch meine Tochter mit drin. Irgendwann war sie plötzlich raus aus der Gruppe. Kurz nachgeforscht war die Antwort von Spotify recht eindeutig. Sie wohnt nicht fest bei mir, gehört also nicht zur Familie. Die ganze Story, könnt ihr hier nachlesen -> Spotify behauptet meine Tochter gehört nicht zur Familie

Wie im echten Leben ist nichts kostenlos. Und niemand sollte jammern, wenn solche Dienste im Laufe der Zeit teurer werden oder der Content weniger. Oder wie aktuell mit Disney der Markt immer weiter aufsplittert. Der Grund sind nicht alleine die Schnorrer, aber sicher trägt dieses Gehabe nicht unerheblich dazu bei.

Peter W.