JBL Tune Flex im Test – wie gut ist das Half-Semi-In-Ear Headset?

Im Test habe ich das JBL Tune Flex Semi-In Ear Headset, welches eine ganze besondere Besonderheit bietet, die ich so noch nirgendwo sonst gesehen habe, denn es ist zwar ein Semi-In-Ear Headset, aber auf Wunsch kann es dann in Richtung Half-In-Ear Headset umgebaut werden. Aber wie klingt sowas?

Wer unseren Podcast verfolgt, weiß, das ich nur noch sehr selten In-Ear Headsets teste und aus gesundheitlichen Gründen mehr auf Semi-In-Ear gehe. Als ich das Angebot zum Test des JBL Tune Flex bekommen habe, war ich zunächst etwas irritiert, denn das kann beides sein. Im Lieferumfang sind mehrere Aufsätze, die es entweder als Semi-In-Ear nutzbar machen oder zu einem In-Ear Headset, wobei das auch nicht ganz so stimmt, denn auch dann sitzt es nicht im Gehörgang, sondern davor, wird aber nach außen hin abgedichtet. Das Konzept klingt spannend und JBL ist eben JBL. Aus unserer Bestenliste muss sich das JBL Tune Flex gegen das Nothing Ear Stick (Testbericht) behaupten, da es meine aktuelle Empfehlung von Semi-In-Ears in der Preisklasse bis 100 Euro darstellt. Da das JBL Tune Flex auch zu einem In-Ear umbaubar ist, checke ich noch mal das Anker Soundcore Space A40 (Testbericht) gegen, welches mich ja nachhaltig „versaut“ hat, was Tests von In-Ears angeht.

Wie ich genau teste und worauf ich dabei so achte, habe ich hier im Detail beschrieben (Link zum Artikel). Natürlich bewerte ich auch solche Sachen wie Verarbeitungsqualität, Konnektivität mit Android und iOS, Tragekomfort usw. denn ich treibe auch Sport und trage sie dabei. Am Ende schreibe ich auf, was ich gut finde, was ok und was ich nicht gut finde. Wie immer sind das meine ganz persönlichen Eindrücke und gerade der Klang, aber auch die Akkulaufzeit hängt extrem vom eigenen Nutzungsverhalten und Hörgewohnheiten ab. Das auch mit einer der Gründe, warum wir unsere Testberichte eher kurz halten, denn niemand elend lange Texte lesen und daher konzentrieren wir uns auf besonders erwähnenswerte Merkmale.

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Technische Daten JBL Tune Flex:

  • 12 mm Treiber
  • 20 Hz – 20 kHz
  • Bluetooth 5.2
  • Bluetooth Profile A2DP, AVRCP, HFP (was ist das?
  • Bluetooth Codec AAC, SBC (was ist das?
  • Freisprechfunktion
  • Amazon Alexa
  • ANC
  • Touchbedienung
  • spritzwassergeschützt nach IPX4 (was bedeutet das?)
  • USB Typ-C
  • 51 x 47 x 29 mm (Case)
  • 6 g (pro Earpiece)
  • 49 g (gesamt mit Case)

Produktseite: de.jbl.com/TUNE-FLEX.html

Deutsche Bedienungsanleitung: de.jbl.com/JBL_TUNE_FLEX_Multilingual.pdf

Erhältlich ist das JBL Tune Flex Half-In-Ear Headset in weiß, blau oder schwarz bei Amazon* zum Preis von 89,99 Euro.

Der Lieferumfang des JBL Tune Flex

Was ich gut finde:

Beim Auspacken fällt erst einmal auf, wie unterschiedlich alleine schon die Verpackungen daherkommen. Da ist z.B. das Sony WF-C700N (Testbericht), dessen Verpackung auf ein absolutes Minimum reduziert wurde, absolut kein Plastik beinhaltet und zu 100% aus recycelten Papier besteht. Auf der anderen Seite das JBL Tune Flex, dessen Verpackung voluminös daherkommt und darin viel Luft und noch mehr Plastik. Nachhaltig machen die Anderen. Also nehmen wir mal die Verpackung auseinander, denn das Case wird getrennt von den beiden Ohrstöpseln aufbewahrt. An der Seite eingeschoben ist dann noch ein (sehr) kurzes USB-A zu USB-C Ladekabel, eine (sehr) kurze Anleitung in deutscher Sprache und noch ein kleines Kästchen, natürlich auch aus Plastik, in dem die „abdichtenden“ Ohrpolster in drei Größen beheimatet sind.

Im Gegensatz zur Verpackung ist das Case sehr kompakt ausgefallen, steht selbst und der Deckel bleibt auf Wunsch gerne offen, da er hinten einrastet. Die beiden Ohrstöpsel werden magnetisch gehalten und sind leicht einzusetzen bzw. zu Entnehmen. An der Front drei LEDs und an der Unterseite eine USB-C Buchse. Die Ohrstöpsel sind eher klassisch designt. Also ein wechselbares Ohrpolster, ein Kopf und der Stängel, an dessen oberen Ende die Touchbedienung realisiert wird. Der Stängel ist erfreulich kurz und ist wirklich gut verarbeitet. Im Inneren kommt ein Treiber mit einem Durchmesser von 12 mm und insgesamt vier Mikrofone für das ANC und Telefonate.

Das Case des JBL Tune Flex ist sehr kompakt

Dazu gibt es noch ANC, welches aber nur Ein oder Aus kennt. Dazu noch ein „Ambient Aware“-Modus und der „TalkThru“-Modus. Als Sprachassistent kann nur Amazon Alexa aktiviert werden. Das Headset ist spritzwassergeschützt nach IPX4 (was bedeutet das?), womit es auch mal im Regen getragen werden kann und auch starkes Schwitzen ist kein Problem, aber duschen sollte man mit dem JBL Tune Flex nicht. Über die Akkukapazitäten des Case und den Ohrstöpseln gibt es leider keine offiziellen Angaben. Der Akku soll mit ANC bis zu 6 Stunden durchhalten, ohne ANC bis zu 8 Stunden. Bei „normalen“ Lautstärken hielt der Akku bei mir 6 Stunden und 23 Minuten und damit etwas länger als angegeben. Im Case kann das Headset noch einmal komplett aufgeladen werden und beim zweiten mal reicht es dann noch mal für 5 Stunde und 53 Minuten. Macht zusammen knapp 18 Stunden und damit entspricht aus das der Werksangaben. Nur 10 Minuten aufladen sollen für bis zu zwei Stunden Musikwiedergabe reichen. In der Praxis sind es 1 Stunde und 48 Minuten.

Der Tragekomfort ist gut, hängt aber auch ein Stück vom verwendeten Ohrpolster ab. Ist das offene Ohrpolster montiert, hängt das JBL Tune Flex im Ohr wie jedes anderen Semi-In-Ear Headset auch in der Ohrmuschel. Damit kann man problemlos laufen gehen und auch mal Seilspringen, aber bei liegenden Aktivitäten wie z.B. beim Bankdrücken, rutscht er ein Stück aus dem Ohr heraus. Das passiert aber auch bei den Nothing Ear Stick (Testbericht) und allen anderen. Viel besser ist es natürlich, wenn einen der anderen, abdichtenden, Ohrpolster montiert. Damit hält es dann wirklich gut und stört trotzdem nicht so sehr, wie wie „normalen“ In-Ear Headsets. Übrigens ist der Wechsel der Ohrpolster ein Kinderspiel. Klick und fertig. Nicht so ein Gefummel wie bei vielen anderen.

Die Ohrstöpsel sind nichts besonderes…

Wie es sich für ein modernes Headset gehört, gibt auch für die JBL Tune Flex eine App. Die nennt sich JBL Headphones (Android / iOS). Zuerst verbindet man das Headset per Bluetooth mit dem Smartphone, indem man den Deckel öffnet. Dann startet man die App, woraufhin das Headset automatisch erkannt und verbunden werden sollte. Auf dem Startbildschirm sieht man die Akkustände der Ohrpolster und des Case. Darunter wählt man die im Moment eingesetzten Ohrpolster aus. Entweder die „offenen Ohrstöpsel“, da sind die vormontierten oder die „Abdichtenden Ohrstöpsel“, welche in dem Kästchen zu finden sind.

Als nächstes kann man die Einstellungen für das ANC vornehmen, welches in 6 Stufen anpassbar ist. Zum ANC selbst komme ich weiter unten zu sprechen. Weiterhin gibt es sehr gute Equalizer mit 5 Voreinstellungen, die noch personalisiert werden können und natürlich kann man sich auch eine eigene Voreinstellung aus insgesamt 10 Bändern zusammenschieben, benennen und abspeichern. Weiter mit den Einstellungen für die Bedienung, die ein Stück weit angepasst werden kann. Darauf komme ich aber auch später zu sprechen. Sehr gut finde ich die Einstellung „Voice Aware“, über die man einstellen kann, wie stark man sich bei Telefonaten selber hört. Vorbei die Zeiten, in denen man beim Telefonieren herumgeschrien hat, weil man sich nicht selbst gehört hat.

…aber durch die vielen Aufsätze sehr flexibel einsatzbar

Bei „Smart Audio & Video“ kann man eine Art Modus für niedrige Latenzen aktivieren, wenn man „Video-Modus“ auswählt. Ehrlicherweise habe ich da keinen Unterschied feststellen können, denn auch im Video-Modus kann man einen gewissen Versatz zwischen Bild und Ton nicht weg diskutieren. Weiter kann man die Sprache auf Deutsch umstellen und auf Wunsch die Lautstärke begrenzen. Sehr gut gefällt mir die Möglichkeit die Ohrstöpsel zu finden. Der abgespielte Ton ist für ein In-Ear Headset wirklich sehr laut und so konnte ich es auch in der Couchritze problemlos oder unter einem Kissen hören. Des weiteren kann man noch den Standby konfigurieren und die Firmware checken und das Headset auf die Werkseinstellungen zurücksetzen. Alles in allem eine sehr gut gemachte App. Gefällt mir.

Und wie klingt der JBL Tune Flex? Zum ersten mal muss ich die Klangbewertung in zwei Teile aufspalten, denn je nachdem, wie man das Headset nutzt, ändert sich der Klang dramatisch. Wie immer teste ich ohne aktivierten Equalizer. Mit den abdichtenden Ohrpolstern klingt es sehr neutral. Eher untypisch für JBL, die man eher mit einem mächtigen Bass verbindet, aber der Klangcharakter gefällt mir. Ein schöner Bassbereich, der dank „Pure Bass“ schön satt in den Ohren ankommt. Dazu ein wenig zurückhaltende Mitten und einem guten Hochtochbereich. Alles sehr ausgewogen und nicht übertrieben. Mit dem Equalizer kann man sich das auf Wunsch noch zurechtbiegen. Wenn es mal etwas lauter werden darf, dann ist das JBL Tune Flex der passende Partner, denn es kann laut. Sehr laut, auch wenn der Klang darunter etwas leidet. Ganz anders ist der Klang aber, wenn man die offenen Ohrpolster montiert.

Der Tragekomfort hängt vom verwendeten Ohrpolster ab

Was ich nicht gut finde:

Hat man auf dem JBL Tune Flex offenen Ohrstöpsel drauf, nutzt sie also als Semi-In-Ear, dann ist der Klang extrem dünn und macht beim Musik hören keinen Spaß. Bass ist absolut keiner vorhanden und auch die Mitten nehmen sich noch weiter zurück als ohnehin schon. Das taugt noch zum Podcast (wie unseren) oder ein Hörbuch zu hören, aber mehr auch nicht. Sehr schade, denn dass es auch anders geht, zeigen die Nothing Ear Stick (Testbericht). Das sind auch Semi-In-Ear und klingen deutlich besser.

Die Bedienung per Touch ist an sich sehr einfach aber auch sehr empfindlich. In der App kann man festlegen, welche Grundfunktionen jeweils links oder rechts zu bedienen sind. Das ANC, Lautstärke, Wiedergabe usw. Allerdings ist bei der Wiedergabesteuerung auch das einfache Drücken belegt, womit man Play und Pause steuert. Immer wieder wird man ungewollt die Wiedergabe starten oder pausieren, weil man das Headset einsetzt, den Sitz korrigiert oder sonst wie dran kommt. Viele Konkurrenten haben diesen einfachen Touch erst gar nicht belegt, damit genau das nicht passiert.

Die App zum JBL Tune Flex ist eine der besseren

Schmerzlich vermisse ich die Trageerkennung. Gerade weil es immer öfter auch in dieser Preisklasse zu finden ist, wie das Nothing Ear Stick (Testbericht) beweist. Es gibt auch kein Multipoint. Man kann also immer nur mit einem Gerät verbunden sein. Auch dieses Feature ist heutzutage in dieser Preisklasse durchaus üblich. Jedes mal händisch zwischen zwei Smartphones oder einem Tablet und Smartphone umschalten, nervt im Alltag ohne Ende. Oder warum gibt es keinen hochwertigen Codec wie aptX (was ist das?). Wir haben hier ein JBL vor uns liegen und da gehört das irgendwie dazu. Meiner Meinung nach. Wie immer muss man halt auch immer gleich dazu sagen, dass nicht nur das Headset einen Codec unterstützen muss, sondern auch das Smartphone und nicht zuletzt muss auch die Quelle der Musik entsprechende Qualitäten liefern.

Sehr enttäuscht hat mich das ANC. Ich habe es mehrmals kontrolliert, ob ich da was falsch in der App falsch eingestellt habe oder ein Fehler bei der Bedienung vorliegt, aber leider hat das ANC, selbst in der Einstellung „Abdichtende Ohrstöpsel“ und der höchsten Stufe 6, keinerlei Funktion. Es ändert sich schlicht nichts, egal ob ich das ANC ein- oder ausschalte, die Stufe anpasse, den Sitz wiederholt korrigiere und die größten Ohrpolster verwende. Sehr schade, denn der TalkThru-Modus ist echt genial. Per Tastendruck kann man die Musik dezent in den Hintergrund schicken und sich ungestört unterhalten. Das ist so viel besser als so ein Ambient-Modus, der beides mischt. Gerade auf der Arbeit oder wenn man sich nicht ganz abkapseln möchte, eine perfekte Alternative.

Fazit:

Ist das JBL Tune Flex empfehlenswert? Selten fällt es mir so schwer zwischen einem Ja oder Nein zu entscheiden. An sich ist das Headset gut, denn es ist durch die verschiedenen Ohrpolster flexibel einsetzbar. Sind die abdichtenden Ohrpolster montiert, klingt das JBL Tune Flex richtig gut. Dazu eine sehr gute Akkulaufzeit, eine gute App und ein kompaktes Case. Gegen das Gütesiegel spricht aber der maue Klang, wenn die offenen Ohrpolster montiert sind, das Fehlen einer Trageerkennung, das Fehlen von Multipoint, das Fehlen eines hochauflösenden Codec, einem quasi unbrauchbaren ANC und einer zu empfindlichen Bedienung. Da bietet das Nothing Ear Stick (Testbericht) unter dem Strich die bessere Preis/Leistung und daher entscheide ich mich gegen das Gütesiegel.

Offenlegung: Mobi-test.de hat dieses Gerät auf Anfrage vom Hersteller als Leihgabe erhalten. Unsere Berichterstattung ist davon nicht beeinflusst und bleibt gewohnt neutral und kritisch. Der Artikel ist, wie alle anderen auf unserem Portal, unabhängig verfasst und unterliegt keinerlei Vorgaben Dritter; diese Offenlegung dient der Transparenz.

Peter W.
JBL Tune Flex

Zusammenfassung

+ sehr gute Verarbeitung
+ sehr gute Akkulaufzeit
+ gute App
+ kompaktes Case
+ TalkThru-Modus

– ANC ohne Funktion
– keine hochauflösende Codecs
– keine Trageerkennung
– kein Multipoint