Wie das mit den Testgeräten wirklich läuft…

Es gibt ein Thema, was viele da draußen brennend zu interessieren scheint. Wie man an Testgeräte heran kommt, wie lange man die nutzen darf und was nach dem Test mit ihnen passiert. Gerade als „kleiner“ Blogger ist das alles andere als einfach und ganz fair geht es dabei auch nicht immer zurecht. Hier mal ein Artikel, was mir in den letzten Jahren da so alles passiert ist und wie es mit der Vergabe von Testgeräten wirklich läuft.

Oft werde ich von Lesern gefragt, wie ich an die Testgeräte komme. Das ist im Grunde recht einfach, wenn man die entsprechenden Kontakte hat und auch einen gewissen Background. Es sollte jedem klar sein, dass die Hersteller nicht jedem einfach mal so irgendwelche Smartphones oder Tablets in die Hand drücken, um diese auszuprobieren. Die Kontaktdaten kann man in den meisten Fällen sehr einfach per Internet und ein paar Telefonaten oder Mails ausfindig machen. In den allermeisten Fällen wird das eine PR-Agentur sein und nicht der Hersteller selbst. Aber dann kommt die, für viele, erste große Hürde. „Was haben Sie denn so an Reichweite?“ sprich Leserzahlen. Das ist in den meisten Fällen einer der ersten Fragen. Nenne ich dann die Seite, höre ich oft schon durch Telefon, wie auf einer Tastatur getippt wird und gleich mal nachgeschaut wird. Gefolgt von der Frage, ob man nicht mal eben eine Statisitk der Zugriffszahlen wie z.B. von Google Analytics der letzten Monate mal kurz per Mail zuschicken könnte. Ist dieses erledigt folgt meist eine lange Zeit des Wartens, in der man wohl genauer unter die Lupe genommen wird. Was schreibt man da so den lieben langen Tag, wie oft und umfangreich berichtet man über den Hersteller? Und nicht zuletzt, wie kritisch ist man gegenüber der Marke XY. Gerade der letzte Punkt scheint immer mehr über eine Zu- oder Absage zu entscheiden. Ist man dann da durch, geht der Rest meist sehr schnell. Hersteller X stellt ein neues Gerät vor. Also ab ans Telefon oder an den Rechner und sich für einen Test anmelden. Da man auf der Welt meistens nicht der Einzigste ist, der sich für das brandneue Topmodell ist, wird man in eine Warteliste eingetragen. Aber nicht in der Reihenfolge der Anfragen, sondern nach einem ganz einfachen Schema.

Sony Xperia Z3 Tablet Compact Hands-On (1)Die „Großen“ haben natürlich Priorität. Klar lesen mehr Leute die bekannten Magazine und/oder deren Onlineausgaben. Und natürlich gibt es da Blogs und Seiten, die wesentlich bekannter und damit mehr Leser haben, als mobi-test. Aber alles kein Problem. Ich kann ja warten, denn ich bin nicht auf der Flucht. Bei den kleineren, unbekannteren Herstellern ist das etwas einfacher. Da ist die Nachfrage nicht so groß und somit die Chance größer als einer der Ersten zum Zuge zu kommen. Das gilt auch für Zubehör aller Art. Gerade bei Zubehör bekomme ich sehr oft Anfragen von allen möglichen Firmen, ob ich nicht einmal deren Hülle oder sonstiges Zubehör testen und darüber schreiben möchte. Im Prinzip ganz toll, aber leider sind die meisten davon Hersteller aus dem tiefsten China, die bei Amazon oder ebay verkaufen, die man aber nicht kennt oder erst auf der 86. Seite der Suche findet. Es sei denn, die haben etwas ganz neues im Angebot oder etwas, was es zwar schon gibt, aber verbessert wurde. Gerade bei Smartphones und Tablets der bekannteren Marken muss man dann noch eine Art Vertrag unterschreiben. Das man das Gerät X nach einer gewissen Zeit wieder zurück schickt, pfleglich behandelt usw.

Jetzt liegt also irgendwann einmal ein neuer Testkandidat auf dem Tisch und man fröhlich loslegen. Aber halt…Zwar nicht vertraglich verboten aber ungern gesehen sind solche Sachen wie Rooten, mit irgendwelchen Werkzeugen das Display zu malträtieren oder es von irgendwelchen Hochhäusern zu werfen. Geht irgendwas zu Bruch oder verloren (z.B. Zubehör), dann steht man dafür gerade. Mir sind auch schon zweimal Smartphones auf den Boden gefallen und waren danach etwas lädiert, aber wenn man direkt anruft und darüber informiert, kommt man meist mit einem blauen Auge davon. Alerdings musste ich in der Vergangenheit zwei Geräte aus eigener Tasche bezahlen. Das war zu der Zeit, als ich Geräte noch an andere Tester abgegeben habe. Eines davon ist bei demjenigen zu Hause spurlos verschwunden und ein anderes mal wurde mit einem Cuttermesser ein Scratchtest gemacht…jetzt wisst ihr auch, warum ich keine Testgeräte mehr an mir nicht persönlich bekannten Personen heraus gebe. Ich teste immer nur ein Smartphone und vielleicht noch ein Tablet zur gleichen Zeit. Der Grund ist einfach. In die Smartphones wandert meine Simkarte und ich nutze die Geräte ganz normal, wie ihr auch. Das geht nicht, wenn man mehrere Geräte zur gleichen Zeit testet. Zu Beginn installiere ich mich meine ganzen Apps und  richte mich häuslich ein. Mittlerweile habe ich einen gewissen Standard, so dass am Ende der Einrichtung Smartphones und Tablets immer gleich aussehen. Wenn testen, dann richtig. Das gilt auch für Tablets. Wie und was genau ich da einrichte, darüber schreibe ich demnächst mal einen eigenen Artikel. Genauso, wie und was ich so teste.

HTC One M8 Hands-On (3)Leider ist es oft genug auch so, dass man wie beschrieben, durchs Raster fällt und von Hersteller X nichts bekommt oder einfach nicht auf Anfragen per Mail oder Telefon reagiert wird. Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als die Objekte der Begierde selber zu kaufen. Meist bei Amazon, ebay oder einem Onlineshop, der es vielleicht gerade im Angebot hat. In diesem Fall werden die Geräte direkt nach Abschluss des Tests in meinem Flohmarkt oder ebay Kleinanzeigen verkauft. Natürlich mache ich dabei immer einen gewissen Verlust. Das ist auch einer der Gründe dafür, warum ich Werbung auf der Seite einblenden muss. Geräte die ich von den Herstellern oder Shops zur Verfügung gestellt bekomme, müssen nach dem Test komplett in einem Stück mitsamt Zubehör und allem was dazu gehört, wieder zurück gegeben werden. Auch die „Großen“ müssen das. Behalten dürfen das wohl nur die allerwenigsten. Bei Zubehör ist das einfacher. Da lohnt der Rückversand meistens nicht und ich kann die Sachen behalten. Daher haben wir beschlossen alles zu sammeln und in loser Folge an euch zu verlosen. Siehe hier -> Link

Ist man einmal im Verteiler drin, heißt das aber nicht automatisch, dass man von nun an bis in alle Ewigkeit mit Testgeräten versorgt wird. Ganz schnell fliegt man nämlich auch raus. Mir bei einem ganz großen Hersteller und einem Onlineshop passiert, wo ich durch, nennen wir es mal „Diskreditierung“, jeweils auf die schwarze Liste gesetzt wurde. Der Shop ist mittlerweile pleite und bei dem Hersteller hat es viele Telefonate gebraucht, um das Bild von mir wieder gerade zu rücken. Seitdem läuft es wieder. Oder ein anderes Beispiel, wie man ganz schnell aufs Abstellgleis geschoben wird. Ich habe es mir doch tatsächlich erlaubt das neuestes Tablet eines eher unbekannten Herstellers mit dem eines etablierten Hersteller zu vergleichen. Dieses namhafte Modell war zwar erheblich teurer und potenter, aber ich wollte einfach mal wissen, ob sich der Aufpreis lohnt oder nicht. Oder ob man nicht mit dem günstigeren Modell zufrieden gestellt wird. Das Fazit war, dass ich der Meinung war, dass das namhafte Modell die bessere Wahl ist. Auf der kurz darauf stattfindenden CeBit bekam ich beim Besuch des Standes eine ziemliche Standpauke. „Das geht so nicht“, „das kann doch nicht wahr sein“, „völlig aus der Luft gegriffen“ waren noch die eher harmlosen Sätze. Fortan, gab es nix mehr. Nicht einmal mehr auf Anfragen zwei Jahre später wurde reagiert. Und dabei war das einer der Hersteller, die mich förmlich hofiert haben. Einladungen zu Events oder Messen und sogar offizelle Pressemitteilungen, wenn ich mal wieder ein Gerät von denen mit einem Gütesiegel geschmückt hatte. Plötzlich alles aus und vorbei. Nur weil ich halt meine Meinung aufgeschrieben habe. Oder damals, als mich eine PR-Agentur angeschrieben hat, ob ich nicht Lust hätte mal ein paar Geräte vom Hersteller XYZ zu testen. Was habe ich mich gefreut. Dieser namhafte Hersteller hat mich angeschrieben. Sonst ist es ja immer umgekehrt. Bis zu dem Tag, als ein DIN A4 Umschlag im Briefkasten lag. Darin ein Vertrag mit ungelogen 22 Seiten in Schriftgröße 8. Beim durchlesen blieb mir der Mund öfter mal offen stehen…iPhone 6 Plus Hands-on (4)

Ich darf testen. Bis zu 8 Wochen aber…vor der Veröffentlichung sollte ich jeden Artikel zu einer „Verifizierung“ senden und ich muss erlauben, dass man Textpassagen ohne mein Einverständnis anpassen darf. Auch nachträglich, was bedeutet, dass ich den Zugang zum Blog für einen Mitarbeiter freigeben muss. Gehts noch? Ich nenne das Manipulation ohne Absprache. Eine Zusammenarbeit kam daher nie zustande und auch dort stehe ich nun wohl auch auf der Schwarzen Liste. Aber es gibt auch positive Beispiele und da nenne ich jetzt einmal einen Namen. Huawei. Mittlerweile habe ich zu denen, einen so guten Kontakt, dass ich auch mal Vorseriengeräte zum testen bekomme, um eben in der freien Wildbahn auf Fehlersuche zu gehen. Und wenn ich mal ein Gerät nicht so gut teste oder mal harsche Kritik äußere, wird darüber gesprochen und versucht dem Problem auf die Schliche zu kommen. Aktuell habe ich das Huawei Ascend G7 im Dauertest und das scheint ein heftiges Problem mit dem GPS Signal zu haben. Sehr oft ist die Verbindung weg und kommt auch nicht wieder, bis man GPS mal deaktiviert und wieder aktiviert. Die Entwickler sind an dem Problem dran und versuchen dem Bug auf den Grund zu gehen und zu lösen.

Vielleicht sind meine Erlebnisse Einzelfälle, aber ehrlich gesagt, glaube ich nicht daran. Hinter den Kulissen wird gemauschelt und getrickst und an die Unabhängigkeit einiger Seiten darf kräftig spekuliert werden. Ich halte mich aus solchen Diskussionen mittlerweile heraus und denke mir meinen Teil, denn es soll ja „Kollegen“ geben, die einen verpetzen. Frei nach dem Motte: „Der Peter von mobi-test hat da was gesagt/geschrieben…“


Peter W.