CMF Watch Pro im Test – es gibt noch viel zu tun

Im Test habe ich die CMF Watch Pro, der neuen Untermarke von Nothing, denn ich will wissen, ob der Hype um die erste Watch von Carl Pei wirklich was taugt oder einfach wieder nur eine von vielen ist.

In unserem Podcast ist Nothing immer wieder ein Thema, denn wir lieben die Produkte für ihr unverwechselbares Design und nicht zuletzt das Marketing von Carl Pei. Allerdings hat die Ankündigung der Untermarke CMF (das bedeutet übrigens Colours, Materials, Finish) nicht nur uns überrascht und so habe ich im Podcast schon den Verdacht geäußert, dass es sich hier um eher preisgünstige Produkte handeln wird, die mit Nothing nicht viel gemeinsam haben werden. Rein von der Optik her, müsste man die CMF Watch Pro mit der Redmi Watch 3 (Testbericht) oder der Amazfit GTS 4 Mini (Testbericht) vergleichen, weil beide aber fast das Doppelte kosten, werde ich das nicht tun, auch wenn ich etwas über 100 Euro dafür gezahlt habe. Da ich von der UVP ausgehe, welche bei umgerechnet 57 Euro liegt, werde ich das Huawei Band 8 (Testbericht) dazu nehmen. Getestet habe ich die CMF Watch Pro mit der Firmwareversion V11.0.0.41 und der Appversion 2.2.8 für iOS und Android.

Auch wichtig zu wissen ist, dass ich eine Smartwatch rund um die Uhr trage und wie genau ich teste, ist hier ausführlich beschrieben -> Link

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Technische Daten CMF Watch Pro:

  • Android 8 / iOS 13
  • 1,96″ AMOLED Display mit 502 x 410 Pixel
  • Always-On Display
  • Pulsmessung
  • SpO2 Messung (was ist das?)
  • Schlafaufzeichnung
  • 110 Sportarten
  • CMF Watch App
  • spritzwassergeschützt IP68 (was bedeutet das?)
  • Telefonfunktion
  • Sprachassistent
  • 22 mm Armband
  • GPS, Beidou, GLONASS, Galileo, QZSS
  • Bluetooth 5.3
  • 46,9 x 39,87 x 12,89 mm
  • 32 g
  • 340 mAh

Produktseite: intl.cmf.tech/watch-pro

Deutsche Bedienungsanleitung: cmf.tech/CMF_Watch_Pro_User_Manual_German.pdf

Erhältlich ist die CMF Watch Pro in den Farben in rot/silber, grau/schwarz oder grau/grau zum Preis von umgerechnet 57 Euro, ist derzeit allerdings nicht offiziell in Deutschland erhältlich. Bei Amazon* kann sie aber zum Preis von 107 Euro bestellt werden.

Der Lieferumfang der CMF Watch Pro

Was ich gut finde:

Packt man die CMF Watch Pro aus, dann hat man neben der Uhr noch ein kurzes USB-A Ladekabel und eine deutsche Kurzanleitung. Rein optisch ähnelt sie der Redmi Watch 3 (Testbericht) und auch der Amazfit Bip 5 (Testbericht), also eher eckig gehalten und mit 12,89 mm vergleichsweise dick. Das Display hat relativ breite Ränder und das 1,96″ messende AMOLED-Display ist mit einem leichten Übergang oben auf das Gehäuse aufgesetzt. Das Gehäuse besteht aus einem weichen Aluminium, denn schon nach wenigen Stunden hatte ich rundum schon ein paar kleine Macken. Sehr ärgerlich. Weiterhin verfügt die CMF Watch Pro nicht über eine automatische Helligkeitsregelung. Die Helligkeit muss also händisch angepasst werden und ist mit 600 Nits einigermaßen hell. Die Reaktionsfähigkeit ist ebenfalls in Ordnung.

Rechts eine runde Taste und der Lautsprecher. Das Armband hat die Standardbreite von 22 mm und ist ohne Werkzeug zu wechseln. Der Übergang vom Armband zum Gehäuse ist leider optisch nicht sehr ansprechend gelöst. Einfach eckig ausgefräst und dort muss man das Armband hinein fummeln, da die Verriegelung sehr, sehr nahe am Gehäuse sitzt. Dafür hat das angenehm tragbare Armband eine vernünftige Schließe aus Metall. Auf der Rückseite, am Rand, das Mikrofon, die beiden Ladekontakte, an denen das Ladekabel magnetisch andockt und auf einer kleinen Erhöhung die Sensoren. Bezahlen mit Google Pay oder Apple Pay kann man mit der CMF Watch Pro nicht, da NFC fehlt.

Die CMF Watch Pro kann den Puls messen, allerdings nur permanent. Es gibt keine Intervalle oder ähnliches. Einfach nur permanent oder Aus. Der Schlaf wird ebenfalls aufgezeichnet und dabei sogar ein kleines Nickerchen am Mittag. Die Schlafauswertung passt so einigermaßen was die Zeiten angeht, aber man darf diese Auswertungen niemals ernst nehmen. Dasselbe gilt für die Messungen des Blutsauerstoff. Zum Thema SpO2 Messungen mit einem Wearable am Handgelenk habe ich meine ganz eigene Meinung (Link zum Artikel), denn ein gesunder Mensch braucht das nicht und Menschen mit entsprechenden Vorerkrankungen dürfen sich niemals auf diese Messungen verlassen. Darauf weisen die Hersteller auch im Kleingedruckten explizit hin. Wer möchte, kann seinen Stress-Level messen. Was davon zu halten ist, muss jeder für sich entscheiden.

Apple Watch Ultra, Apple Watch 8, CMF Watch Pro, Amazfit Bip 5 und die Amazfit Cheetah Square

Bei der Einrichtung kann man direkt Deutsch auswählen und auch die CMF Watch App (Android / iOS) ist komplett in Deutsch. Die App ist sehr übersichtlich, was aber auch daran liegen wird, weil es nicht wirklich viel einzustellen gibt. Auf dem Startbildschirm kann man die wichtigsten Daten im Überblick sehen, auf dem reiter mit dem Läufer kann man eine kleine Auswahl an Aktivitäten starten, dort aber nichts großartig einstellen wie ein Ziel in Kalorien, Strecke oder Dauer und ob es eine Sprachansage geben soll. Im Reiter „Gerät“ kann man die CMF Watch Pro dann konfigurieren. Kontakte (einzeln) importieren, worauf ich weiter unten noch eingehen werde, die auf der Watch angezeigten Aktivitäten konfigurieren, die Benachrichtigungen einstellen, die Anruffunktion aktivieren bzw. deaktivieren, eine Erinnerung zum Trinken aktivieren, das Bitte-Nicht-Stören, Firmware Updates installieren und die Uhr zurücksetzen. Natürlich gibt es auch eine handvoll Watchfaces, die aber nicht angepasst werden können und auch rein optisch zumeist nicht viel hergeben. Ist aber Geschmacksache.

Eine positive Überraschung ist der Akku. Die versprochenen 14 Tage wird man zwar nur erreichen, wenn man alles deaktiviert und die Uhr nur als reine Uhr nutzt, aber ich bin fast 4 Tage ohne nachzuladen ausgekommen. Dabei habe ich wie immer alles aktiviert, was die CMF Watch Pro anbietet. Also das Always-On Display aktiviert, Pulsmessung, Stress und Blutsauerstoff aktiviert, alle Benachrichtigungen aktiviert, ab und an mal ein Telefonat, jeden Tag eine Aktivität im Freien, die per GPS ausgezeichnet wird, dazu jeden Tag noch ein Cardio-Workout. Wie gesagt. Der Akku hält bei mir hierbei knapp 4 Tage durch und ist dann in etwas weniger als 90 Minuten wieder vollaufgeladen.

Auf dem Display sind verschiedene Schriftarten zu finden

Was ich nicht gut finde:

Die CMF Watch Pro ist lediglich spritzwassergeschützt nach IP68 (was bedeutet das?), taugt also nicht zum Schwimmen und sollte auch nicht beim Duschen getragen werden, während die bereits mehrfach genannten Konkurrenten wie das Huawei Band 8 (Testbericht) schon bis zu 5 ATM aushalten, also beim Schwimmen und Duschen getragen werden können. Daher frage ich mich, warum bei den Aktivitäten dann Segeln, Surfen und Motorboot fahren vorhanden ist. Auch witzig – seit wann ist Jagen eine Extremsportart? Oder das haptische Feedback, auch Vibration genannt. Selbst wenn man diese auf „Stark“ einstellt, ist die viel zu schwach. Als Wecker taugt die CMF Watch Pro als nicht für Menschen mit einem gesunden, tiefen Schlaf.

Weiteres Problem ist der unfertige DND-Modus, oder auf Deutsch der „Bitte-nicht-stören“-Modus. Den kann man zwar automatisch aktivieren und deaktivieren, aber das Always-On Display wird dadurch nicht deaktiviert und leuchtet nachts weiter vor sich hin. Weiter ist Nothing ist für seine Dot-Matrix Schriftart bekannt und die findet man zum Teil auch auf der CMF Watch Pro oder der App, aber eben nur zum Teil. Da ist mir zu inkonsequent. Während eines laufenden Workout sieht man drei verschiedene Schriftarten auf einem einzelnen Screen. Das wirkt, wie so vieles, irgendwie unfertig und lieblos. Oder Pulswerte. Allesamt so gut wie unbrauchbar, weil die Messungen zwar pausenlos rund um die Uhr erfolgen, aber selbst in absoluter Ruhe ganz schön schwanken und das nicht nur um ein paar Schläge pro Minute, sondern direkt mal bis zu 100 Schläge pro Minute!!!

Was soll man damit anfangen? Nichts. Weiter mit dem GPS. Toll, dass die CMF Watch Pro mit GPS, Beidou, GLONASS, Galileo und QZSS fünf von aktuell sechs Satellitensystemen unterstützt, aber die Genauigkeit ist selbst für diese Preisklasse mies. Zwar kürzt man auch mal mit der Huawei Band 8 (Testbericht) oder Xiaomi Smart Band 8 (Testbericht) gerne mal durch Nachbars Garten ab oder bewegt sich knapp neben dem Weg, aber bei der CMF Watch Pro sind es zu starke Abweichungen und am Ende einer Laufeinheit fehlen dann gerne mal ein paar hundert Meter bei einer Gesamtstrecke von knapp über 5 Kilometer.

Die App der CMF Watch Pro ist in den typischen Farben orange und schwarz

Weitere Probleme gefällig? An einem Sonntag habe ich insgesamt 3 Aktivitäten hinter mich gebracht. Ein Cardio Workout von 14 Minuten, ein Krafttraining von 31 Minuten und dann noch mal für 30 Minuten auf dem Laufband. Macht zusammen 75 Minuten. Die App zeigt mir diese auch an, aber auf dem Watchface zeigt er mir immer nur 33 Minuten an, weil man wohl nur die Zeiten mit einer hohen Aktivität zählt. Also zwei verschiedene Zählarten für ein und denselben Wert. Egal, wie oft ich synchronisiere oder die Uhr neu starte. Oder das man für die Anzeige des Stresslevel, Blutsauerstoff oder Pulsverlauf über den Tag jedes mal neu synchronisieren muss, weil sonst die Kurve sofort wieder verschwindet, sobald man aus diesem Menü heraus geht. Total nervig. Schade ist auch, dass man seine Daten mit keiner anderen App wie Google Fit, Strava oder Apple Health teilen kann. Ist einfach nicht vorhanden.

Die CMF Watch Pro verfügt über eine Telefonfunktion per Bluetooth. Heißt also, dass das Smartphone in der Nähe bleiben muss, weil das Telefonat über das Smartphone initiiert wird, aber man über die Watch telefoniert. Dummerweise ist das nahezu unbrauchbar. Man muss sich das Mikrofon schon sehr nahe an den Mund halten, um überhaupt verstanden zu werden, da schon leichter Wind zum Problem wird und hält man die Uhr dann zu nahe an den Mund, übersteuert es gnadenlos. Andererseits hört man das Gegenüber nur, wenn man in einer leisen Umgebung ist. Ist man draußen, dann muss man sich die Uhr fast schon ans Ohr halten, womit man ständig zwischen Ohr und Mund wechseln muss.

Sehr übersichtlich, aber auch nicht viele Funktionen

Um mit der CMF Watch Pro zu telefonieren, muss man zuerst noch ein paar Kontakte in der App hinzufügen. Das ist auch so eine nervige Angelegenheit, denn es gibt keine Suchfunktion und wenn bei einem Kontakt mehrere Nummern hinterlegt sind, dann werden alle netterweise als eigener Kontakt angezeigt und so scrollt man sich durch unendliche Listen, denn erschwerend kommt hinzu, dass die Kontakte nicht alphabetisch sortiert sind. Was soll das und ist mindestens genauso nervig wie die ständigen Aktualisierungen des GPS, sobald man die App öffnet und die Daten synchronisieren will, denn wenn man kein gutes Netz oder WLAn hat, dauert das gerne mal mehrere Minuten und bis dahin passiert rein gar nichts.

Oder der Menüpunkt „Sprachassistent“. Tippt man diesen an, dann startet so etwas wie ein Sprachassistent. Aber egal ob „Hey Siri“ oder „Ok Google“. Die CMF Watch Pro reagiert nicht. Erst wenn ich auf das Mikrofon tippe und wieder die magische Formel spreche tut sich was – aber nicht auf der Uhr, sondern auf dem Smartphone. Verstehe ich nicht. Wozu brauche ich dann einen Sprachassistenten in der Uhr, wenn das nur auf dem Smartphone abläuft? Macht doch gar keinen Sinn oder?

Das GPS der CMF Watch Pro ist nicht sehr genau

Fazit:

Ist die CMF Watch Pro empfehlenswert? Nein, denn der CMF Watch Pro fehlt die sprichwörtliche Liebe, wie man es von Nothing bereits jetzt schon gewohnt ist. Alles an der CMF Watch Pro wirkt unfertig, lieblos auf die Schnelle hingerotzt frei nach dem Motto „Hauptsache irgendwie fertig“. Viel zu viele Bugs, nahezu unbrauchbare Messdaten und auch sonst mehr Probleme als Freude. So ergeht es zumindest mir, denn wie immer ist das hier meine ganz persönliche Meinung. Daher vergebe ich das Gütesiegel nicht, denn mit der Huawei Band 8 (Testbericht) oder dem Xiaomi Smart Band 8 (Testbericht) bekommt man, bis auf das größeren Display, in allen Belangen, die bessere Wahl.

Offenlegung: Mobi-test.de hat dieses Gerät auf eigene Kosten bei Amazon gekauft. Es wurde nicht vom Hersteller bzw. Onlineshop als Leihgabe bzw. als Geschenk zur Verfügung gestellt. Diese Offenlegung dient der Transparenz.

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Peter W.
CMF Watch Pro

Zusammenfassung

+ gute Verarbeitung

– diverse Bugs in der App
– verschiedene Schriftarten
– Pulsdaten nahezu unbrauchbar
– GPS mit Problemen
– DND-Modus schlecht umgesetzt
– Telefonie schlecht verständlich
– Daten nicht mit anderen Diensten teilbar