JBL Live 770 NC im Test – wie gut ist dieses Over-Headset mit ANC?

Im Test habe ich das JBL Live 770 NC Over-Ear Headset im Test, welches mit dem JBL Signature Sound, Surround Sound und adaptiven ANC die Preisklasse um 150 Euro gehörig aufmischen möchte. Gelingt das?

Auf das JBL Live 770 NC bin ich durch einen Kommentar hier im Blog aufmerksam geworden. Es ging um eine kurze Einschätzung, aber anstatt jetzt nur kurz das Datenblatt zu lesen und sich was auf den Fingern zu saugen, habe ich kurz bei Cyberport angefragt und nur zwei Tage später liegt das Headset vor mir auf dem Tisch. Gerade bei Over-Ear Headsets wächst das Angebot stetig und gerade in der Preisklasse von 150 bis 200 Euro buhlen die schon die großen Namen um uns Kunden. Allen voran das Sennheiser ACCENTUM Wireless (Testbericht) oder das Sony WH-XB910N (Testbericht), welche unsere Bestenliste der Over-Ear Headsets in dieser Preisklasse anführen. Das Harman Kardon FLY ANC (Testbericht) wurde von diesen beiden verdrängt, liegt aber immer noch in meiner Schubalde als absoluter Geheimtipp, wenn man es mal für unter 200 Euro bekommt, genauso meinen absoluten Favoriten, das Bowers & Wilkins Px7 S2 (Testbericht), welches mittlerweile auch immer wieder für unter 190 Euro zu haben ist. Die Messlatte liegt hoch und JBL packt alles an Technik in das JBL Live 770 NC, was gut und teuer ist. Mal schauen, an welcher Stelle es am Ende landen wird und ob es für einen Platz in meiner Toplist reicht.

Wie ich genau teste und worauf ich dabei so achte, habe ich hier im Detail beschrieben (Link zum Artikel). Natürlich bewerte ich auch solche Sachen wie Verarbeitungsqualität, Konnektivität mit Android und iOS, Tragekomfort usw. Am Ende schreibe ich auf, was ich gut finde, was ok und was ich nicht gut finde. Wie immer sind das meine ganz persönlichen Eindrücke und gerade der Klang, aber auch die Akkulaufzeit hängt extrem vom eigenen Nutzungsverhalten und Hörgewohnheiten ab. Das auch mit einer der Gründe, warum wir unsere Testberichte eher kurz halten, denn niemand elend lange Texte lesen und daher konzentrieren wir uns auf besonders erwähnenswerte Merkmale.

JBL LIVE 770 NC günstig bei Cyberport kaufen*
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Technische Daten JBL Live 770 NC:

  • 40 mm Treiber
  • 20 Hz – 20 kHz
  • Bluetooth 5.3 LE
  • Bluetooth Profile A2DP, AVRCP, HFP (was ist das?
  • Bluetooth Codec AAC, SBC (was ist das?
  • Freisprechfunktion
  • Multipoint (was ist das?)
  • Adaptives ANC
  • Touch/ Tastenbedienung
  • Trageerkennung
  • Sprachassistenten
  • spritzwassergeschützt nach IPX5 (was bedeutet das?)
  • USB Typ-C
  • 256 g
  • 850 mAh
  • FastCharge

Produktseite: de.jbl.com/LIVE770NC

Deutsche Bedienungsanleitung: de.jbl.com/JBL_LIVE770NC_Multilingual.pdf

Erhältlich ist das JBL Live 770 NC Headset in weiß, schwarz, blau oder sand bei Cyberport.de* zum Preis von 159,90 Euro.

Was ich gut finde:

In der Verpackung des JBL Live 770 NC findet man neben dem Headset noch einen einfachen Tragebeutel, ein USB-C zu USB-A Ladekabel, ein 3,5 mm Klinkenkabel und eine deutsche Kurzanleitung.

Das JBL Live 770 NC ist direkt als JBL zu erkennen, denn beim Design ist sich JBl schon länger sehr treu geblieben, was aber nichts schlechtes ist. Das Kopfband hat eine angenehm weiche Polsterung aus Stoff und die Rasterung erlaubt einen weiten Verstellbereich. Die beiden Gondeln sind dreh-, kipp- und und klappbar ausgeführt und zum Teil auch aus Metall gefertigt. Auf der linken Ohrmuschel ist eines der vier Mikrofone zu sehen, die USB-C Buchse zum Laden und eine kleine LED. Alle anderen Tasten sind auf der rechten Gondel zu finden. Die Power-Taste als Schiebeschalter, die drei Tasten für die Lautstärkeregelung und mittig eine Multifunktionstaste. Dazu noch eine 3,5 mm AUX-IN Buchse, ein weiteres Mikrofon, eine Bluetooth-Taste, die ANC-Taste und eine weitere LED. An der rechten Ohrmuschel, die Fläche mit dem JBL-Logo ist als Touchfläche ausgeführt, so dass das JBL Live 770 NC sowohl per Tasten und per Touch bedient werden kann. Im Inneren der Ohrmuscheln ist jeweils ein großes „L“ und „R“ eingedruckt. Die Ohrpolster sind leider nicht wechselbar.

Die Verarbeitung ist ohne Tadel und der Tragekomfort dank der weichen Ohrpolster sehr gut. Auch ich als Brillenträger kann das JBL Live 770 NC problemlos über mehrere Stunden tragen. Da drückt nichts, denn JBL hat einen guten Kompromiss gefunden, der mich sehr stark an das Harman Kardon FLY ANC (Testbericht) erinnert. Im positiven Sinne.

Viel wichtiger ist aber, was im JBL Live 770 NC drinsteckt und das ist so einiges. Die Treiber messen 40 mm und abgestimmt ist das JBL Live 770 NC mit dem JBL Signature Sound, also eher dynamisch. Dazu ein adaptives ANC, welches sich bei JBL True Adaptive Noise Cancelling nennt, bei dem das ANC auf Wunsch automatisch den äußeren Gegebenheiten angepasst wird. Dazu gibt es noch eine gut funktionierenden Trageerkennung, die mir übrigens sehr gut gefällt. Setzt man das Headset wieder auf, ertönt zuerst ein dezenter Ton und erst dann startet die Wiedergabe mit etwas reduzierter Lautstärke. Dazu dann noch Multipoint, also der Möglichkeit, das JBL Live 770 NC mit zwei Geräten gleichzeitig zu verbinden. So kann man auf dem Tablet einen Film schauen und ist auf dem Handy nach wie vor telefonisch erreichbar. Aktiviert man den Videomodus oder den Game-Modus, wird die Latenz reduziert.

Die Bedienung des JBL Live 770 NC ist sehr einfach gehalten, da zum Teil per Tasten und zum Teil per Touch realisiert. Laut, Leise, ANC an oder Aus oder die Bluetoothverbindung. Das alles wird per Tasten bedient. Play, Pause und Titelsprund per Touch. An der Touchbedienung gibt es aber Kritik zu äußern, auf die ich weiter unten eingehen werde. Ansonsten gibt es keine Besonderheiten. Für einen Reset auf die Werkseinstellungen hält man die Lauter-Taste und die Leiser-Taste zusammen für 5 Sekunden gedrückt.

Als App kommt die JBL Headphones (Android / iOS). Diese bietet schon einiges an Funktionen wie z.B. eine Art Hörtest, mit dem der Klang an das eigene Gehör angepasst werden kann. Macht absolut Sinn und sollte man auf jeden Fall machen, denn es erspart oft schon mal den Equalizer. Den gibt es natürlich auch und bietet 10 Bänder an. Die sechs Voreinstellungen können ebenfalls noch den eigenen Wünschen angepasst werden. Ansonsten kann man hier noch das ANC anpassen, den Grad des Ambient Aware, die Empfindlichkeit für VoiceAware, die Sprache usw. Mir gefällt, dass es hier keine Untermenüs gibt, sondern alle Funktionen auf einer Seite zu finden sind.

Der Akku des JBL Live 770 NC mit seinen 850 mAh soll bis zu 50 Stunden mit aktivierten ANC durchhalten. Den Akkutest musste ich allerdings dreimal starten, da mir beim ersten mal der Akku des Pixel 7a leer gelaufen ist und beim zweiten Versuch hatte die Playlist nicht genug Material. Am Ende waren es dann 46 Stunden und 33 Minuten. Viel wichtiger ist aber, dass man das JBL Live 770 NC nur 5 Minuten aufladen muss und hat dann wieder für mehr als 3 Stunden Hörspaß. Leider schaltet sich das JBL Live 770 NC beim Laden aus und kann nicht weiter genutzt werden.

Das ANC des JBL Live 770 NC ist sehr gut, denn alleine die dicken Polster liefern schon eine gute Isolierung und das ANC reduziert Umgebungsgeräusche auch sehr gut. Wunder kann das ANC aber auch nicht vollbringen. Natürlich hört man noch vorbeifahrende Autos oder hört die Kollegen sprechen, denn das ANC kompensiert Geräusche bis zu 30 dB und selbst flüstern hat bis zu 35 dB. Ein fahrendes Auto kommt auf über 60 dB. Aktiviert man das adaptive ANC, dann wird das ANC automatisch der Umgebung angepasst, was auch einigermaßen funktioniert. An das adaptive ANC eines Sony kommt es aber nicht heran. Dafür ist der Ambient-Modus richtig gut, denn er liefert eine gute Mischung aus Musik und Umgebung, auch wenn es noch ein ordentliches Rauschen mit dazu gibt.

Und wie klingt das JBL Live 770 NC? Der JBL Signature Sound ist unverkennbar. Fett, voluminös und treibend. Die unteren Frequenzen sind klar im Vordergrund, was schon gut rüberkommt, denn auch die Mitten müssen sich nicht verstecken. Sie geben Sängern und Sägerinnen wie z.B Adele die fast schon perfekte Portion an Fülle mit auf den Weg. Die Höhen schließen sich dem an, neigen aber zeitweise zur Übertreibung, was gerade bei höheren Lautstärken als etwas unangenehm empfunden werden kann. Ich habe mich selbst öfter dabei ertappt, dass ich die Lautstärke reduziert habe, weil die Höhen zu präsent waren. Das JBL Live 770 NC ist also eher nichts für Fans einer neutralen Abstimmung oder gar audiophiler Musik, auch wenn die Räumlichkeit und Tiefe des Raumes durchaus überzeugen können. Allerdings sollte man sich vom JBL Spatial Sound nicht das erwarten, was man z.B von Apple Spatial Audio kennt. Den versprochenen „virtuellen Surround Sound“ konnte ich nicht wirklich wahrnehmen. Aber alles im allem klingt das JBL Live 770 NC richtig gut und macht absolut Spaß. Bei Telefonaten gibt es ein leichtes Rauschen und hörbare Windgeräusche, aber alles im allem wird man gut verstanden. Das Gegenüber ist ebenfalls gut zu verstehen.

Was ich nicht gut finde:

Der größte Kritikpunkt des JBL Live 770 NC sind die fehlenden hochwertigen Audio-Codecs wie aptX oder LDAC. Mittlerweile ist das fast schon ein K.O.-Kriterium, weil schon günstigere, auch namhafte, Konkurrenten wie die eingangs erwähnten Sennheiser ACCENTUM Wireless (Testbericht) oder das Sony WH-XB910N (Testbericht) ebensolche hochauflösenden Codecs liefern. Ja, natürlich muss auch das Smartphone diese Codecs unterstützen, womit schon mal alle iPhones und iPads raus sind, weil die nur den hauseigenen ALAC (was ist das?) unterstützen und die Musikquelle muss ebenso solche Auflösungen bieten, aber in dieser Preisklasse gilt immer öfter lieber haben, als brauchen und hier muss das JBL Live 770 NC unnötig Federn lassen.

Leider ist auch die Bedienung per Touch des JBL Live 770 NC nicht so gut gelöst. Zwar ist die Fläche für die Erkennung am rechten Ohrpolster relativ groß, aber oft werden die Berührungen nicht richtig erkannt. Gerade das doppelte oder dreifache Antippen bereitet Probleme. Einmal drücken oder gedrückt halten hingegen werden immer korrekt erkannt und diese Befehle prompt ausgeführt.

Fazit:

Ist das JBL Live 770 NC empfehlenswert? Ja, denn das das Headset hat ein gutes Gesamtpaket und passt für alle, die einfach nur Spaß am Musik hören haben und keine übertrieben audiophilen Ansprüche. Mir gefällt der mächtige Klang sehr gut und dank des Hörtests und dem guten Equalizer, kann sich jeder den für sich passenden Klang zurechtschieben. Vorbei die Zeiten, dass JBL einfach nur Bass konnte. Das ANC ist gut, erst recht die Akkulaufzeit und die Bedienung ist ebenfalls sehr einfach gehalten, wenn auch die Touchbedienung nicht ganz gelungen ist. Das alles zu einem wirklich guten Preis und daher vergebe ich das Gütesiegel, allerdings keinen Platz in meiner Bestenliste, denn gegen das Sennheiser ACCENTUM Wireless (Testbericht) oder das Sony WH-XB910N (Testbericht) kommt es am Ende nicht an (meine ganz persönliche Meinung).

Offenlegung: Mobi-test.de hat dieses Gerät auf Anfrage von Cyberport.de als Leihgabe erhalten. Unsere Berichterstattung ist davon nicht beeinflusst und bleibt gewohnt neutral und kritisch. Der Artikel ist, wie alle anderen auf unserem Portal, unabhängig verfasst und unterliegt keinerlei Vorgaben Dritter; diese Offenlegung dient der Transparenz.

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Peter W.
JBL Live 770 NC

Zusammenfassung

+ sehr gute Verarbeitung
+ guter Tragekomfort
+ guter Klang
+ viele Funtkionen
+ gutes ANC
+ sehr gute Akkulaufzeit
+ Schnellladefunktion
+ Trageerkennung

– keine hochwertigen Codecs
– Touchbedienung unausgereift

2 Kommentare zu „JBL Live 770 NC im Test – wie gut ist dieses Over-Headset mit ANC?“

  1. Danke für die gute Analyse. Entspricht genau meinen Erfahrungen. Werde es deswegen behalten. Das Sony XB910N wäre wegen der fehlenden Trageerkennung und den (beschriebenen) klanglichen Einschränkungen dann doch nichts für mich. Hatte als Alterna) tive noch das Jabra Elite 8 active zur Probe. Angesichts der großartigen Rezensionen dazu war ich schwer enttäuscht von insbesondere der Klangqualität und kleineren Macken. Aber wahrscheinlich sind In-ears grundsätzlich eher dünn. Over-ear ist einfach der geilere Sound. Samsung Buds 2 Pro habe ich noch nicht probiert. Schöne Grüße!

    1. In-Ears nutze ich täglich für den Alltag, meine Over-Ears wenn es mal so richtig krachen soll und einfach nur richtig gut. Da geht nichts drüber.

      Gruß
      Peter

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