Im Test habe ich das Fairphone Fairbuds XL Over-Ear Headset, welches mit einigen Besonderheiten aufwarten kann – es ist größtenteils aus recycelten Materialien gebaut und viele Teile wie z.B. den Akku kann man selbst auswechseln. Aber wie klingt dieses nicht ganz so günstige Headset?
Den Namen Fairphone kennt man bei den Smartphones schon etwas länger, denn hier gibt es ein modular aufgebautes Smartphones, welches das Label nachhaltigkeit nicht nur auf einem Aufkleber trägt, sondern konsequent praktiziert. Dasselbe Konzept gibt es auch für ein Over-Ear Headset. Gerade der Bereich der Consumer Electronics hat sich in Punkto Nachhaltigkeit bislang eher zurückgehalten, um nicht zu sagen, einen feuchten darum gekümmert. Die Fairphone Fairbuds XL versprechen nicht nur, sondern halten es, denn das Headset besteht größtenteils aus wiederverwerteten Materialien und viele Teile kann man selbst austauschen. Aber wie klingt das Headset, denn mit einer UVP von 249 Euro ist es alles andere als günstig.
Wie ich genau teste und worauf ich dabei so achte, habe ich hier im Detail beschrieben (Link zum Artikel). Natürlich bewerte ich auch solche Sachen wie Verarbeitungsqualität, Konnektivität mit Android und iOS, Tragekomfort usw. denn ich treibe auch Sport und trage sie dabei. Am Ende schreibe ich auf, was ich gut finde, was ok und was ich nicht gut finde. Wie immer sind das meine ganz persönlichen Eindrücke und gerade der Klang, aber auch die Akkulaufzeit hängt extrem vom eigenen Nutzungsverhalten und Hörgewohnheiten ab. Das auch mit einer der Gründe, warum wir unsere Testberichte eher kurz halten, denn niemand elend lange Texte lesen und daher konzentrieren wir uns auf besonders erwähnenswerte Merkmale.
Technische Daten Fairphone Fairbuds XL:
- 40 mm Treiber
- 20 Hz – 20 kHz
- Bluetooth 5.1
- Bluetooth Profile A2DP, AVRCP, GAVPD, HFP, HSP (was ist das?)
- Bluetooth Codec AAC, SBC, aptX, aptX HD (was ist das?)
- Multipoint (was ist das?)
- Freisprechfunktion
- ANC (35 dB)
- Sprachassistenten Google, Siri
- spritzwassergeschützt nach IP54 (was bedeutet das?)
- viele Teile wechselbar
- USB Typ-C
- 322 g
- 800 mAh
Produktseite: fairphone.com/de/fairbuds-xl
Deutsche Bedienungsanleitung: support.fairphone.com/How-to-use-your-Fairbuds-XL
Erhältlich ist das Fairphone Fairbuds XL in grün oder schwarz bei Cyberport.de* zum Preis von 227 Euro. Die UVP liegt bei 249 Euro.
Was ich gut finde:
Beim Auspacken der Fairphone Fairbuds XL fällt auf, dass man neben dem Headset nur noch einen Tragebeutel und eine deutsche Kurzanleitung findet. Ein Kabel, Adapter oder ähnliches gibt es nur gegen Aufpreis. Ist das schlimm? Nein, denn mit Sicherheit hat mittlerweile jeder ein USB-C Ladekabel zu Hause. Ein 3,5 mm Klinkenkabel kann man ebenfalls gegen Aufpreis dazu bestellen, aber mal ganz ehrlich – wer benutzt dieses Kabel wirklich? Ich schätze mal unter 1%, eher 0,1% der Nutzer. Der Transportbeutel ist zwar sehr einfach, besteht dafür aber aus 100% Recycling-Gewebe.
Apropos Recycling. Einer der großen Vorzüge der Fairphone Fairbuds XL, denn es besteht aus 100 % recycelten Aluminium, 100 % recycelten Zinn in der Lötpaste, mehr als 80 % der verbauten Kunststoffe sind recycelt und natürlich ist die komplette Lieferkette nach dem Fairtrade Standard zertifiziert. Aber Fairphone geht noch einen Schritt weiter in der Nachhaltigkeit und erlaubt das Austauschen vieler Teile des Headsets. Nichts ist verklebt und so kann man das Headset mit einfachsten Mitteln größtenteils in seine Einzelteile zerlegen und selber reparieren. Ich freue mich ja schon, wenn man bei einem Headset die Ohrpolster tauschen kann. Die kann man bei den Fairphone Fairbuds XL natürlich auch tauschen, aber da geht noch mehr. So ist auch noch der Überzug des Kopfbügel, der Akku, die Hörmuschel-Abdeckungen, der Kopfbügel selbst, die Kopfbügelbasis, die USB-C Buchse, beide Lautsprecher und das Verbindungskabel von Lautsprecher zu Lautsprecher austauschbar. Wer möchte, kann gerne auch die Farben untereinander mischen. Erfreulicherweise liefert Fairphone passende Videos, wie man alle Einzelteile wechselt auf Youtube -> Link
Der komplette Kopfbügel des Fairphone Fairbuds XL ist mit Kunstleder bezogen und angenehm weich gepolstert. Die Längenverstellung bietet zwar keine Rasterung, hält aber auch so ganz gut, zumal das Headset faltbar gestaltet ist. Die Ohrgondeln sind mehrteilig und die Aufhängung der Ohrpolster beweglich, um sich dem Ohr bzw. dem Kopf besser anzupassen. Links gibt es zwei Mikrofone für das ANC und zum Telefonieren. Hier ist unter einer Abdeckung auch der wechselbare Akku zu finden, Die Ohrpolster bestehen ebenfalls aus Kunstleder, wie bereits erwähnt wechselbar und sehr weich. Sie bieten alleine schon eine gute Abschirmung. Rechts gibt es insgesamt vier Mikrofone und die USB-C Buchse zum Laden des Headsets. Dazu noch eine ANC-Taste und eine Krone wie man sie von den Apple AirPods Max (Testbericht) kennt. Die Verarbeitung ist sehr gut und das ohne Kleber oder andere Hürden. Der Tragekomfort des Fairphone Fairbuds XL ist sehr gut. Obwohl es relativ stramm sitzt, drückt es nicht. Selbst für mich als Brillenträger ist stundenlanges Tragen kein Problem.
Im Inneren des Fairphone Fairbuds XL kommt ein Treiber mit einem Durchmesser von 40 mm zum Einsatz. Also eher Standard. Mit Multipoint (was ist das?) gibt es die Möglichkeit das airphone Fairbuds XL mit zwei Geräten gleichzeitig zu verbinden, was im Alltag ein wirklich nützliches Feature ist. So kann man z.B. mit dem Firmenhandy und dem privaten Handy verbunden sein, oder auf dem Tablet einen Film schauen und trotzdem vollumfänglich erreichbar sein. Als hochwertigen Codec gibt es aptX und aptX HD (was ist das?), aber nur, wenn das eigene Smartphone diesen Codec auch unterstützt, womit schon mal alle iPhones außen vor bleiben, denn ein iPhone kann nur AAC und SBC. Natürlich muss auch die Musikquelle entsprechende Qualitäten liefern, denn aus einer schlechten Qualität kann das beste Headset keine bessere Qualität zaubern. Zum Glück beherrscht mein Pixel 7a den aptX Codec und mit Tidal HiFi habe ich auch den passenden Streamingdienst mit entsprechender Qualität am Start.
Die Bedienung der Fairphone Fairbuds XL ist dank der Krone sehr einfach. Die Krone in alle Richtungen geschoben, gedrückt und gedreht werden. Zum Drehen der Krone komme ich allerdings weiter unten zu sprechen. Hält man die Krone für 5 Sekunden gedrückt, schaltet man das Headset ein oder aus. Schiebt man die Krone nach oben, erhöht man die Lautstärke. Schiebt man die Krone nach unten, reduziert man die Lautstärke. Nach vorne schieben und man springt einen Titel weiter. Nach hinten schieben springt einen Titel zurück. Drücken steuert Play und Pause. Durch Drücken der ANC-Taste kann man das ANC in drei Stufen, „Aus“, „Ambient Sound“ und „Noise Canceling“ umschalten. Hält man diese Taste für 3 Sekunden gedrückt, wechselt das Headset in den Pairing-Modus. Kommt ein Anruf rein, kann man durch Drücken der Krone den Anruf annehmen oder durch gedrückt halten auch ablehnen. Für einen Reset des Fairphone Fairbuds XL auf die Werkseinstellungen muss die Krone gedrückt gehalten und nach rechts geschoben werden, bis man eine akustische Bestätigung hört.
Natürlich gibt es auch für die Fairphone Fairbuds XL eine passende App, die sich schlicht Fairbuds (Android / iOS) nennt. Beide Versionen unterscheiden sich nicht. Weder optisch noch funktionell. Wenn man im Startbildschirm auf dem Headset nach links oder rechts wischt, sieht man eine Art Explosionszeichnung des Headsets mit allen wechselbaren Teilen und der Möglichkeit direkt in den Shop verlinkt zu werden. Viele Funktionen bietet die App ansonsten aber nicht, denn außer dem Equalizer und der Möglichkeit Firmwareupdates zu installieren gibt es sonst nichts. Dafür kann aber der Equalizer überzeugen, denn es gibt vier Voreinstellungen, welche nach Städtenamen benannt wurden und jeweils kurz beschrieben werden. Mir persönlich hat „Tokio“ am besten gefallen. Wem die vier Presets nicht zusagen, kann sich bei „Studio“ auf ingesamt 5 Bändern sehr fein dosiert den Klang zurechtschieben.
Das ANC der Fairphone Fairbuds XL dämpft das Drumherum um bis zu 35 dB und damit klassenüblich. Wunder darf man aber nicht erwarten. Warum? Weil schon ein ganz normales Gespräch um die 35 bis 40 dB laut ist. Ein vorbeifahrendes Auto schon bis zu 60 dB. Erwähne ich nur, weil sich viele beschweren, warum man trotz ANC immer noch Menschen sprechen hören kann, Autos, den vorbeifahrenden Zug oder den Staubsauger. Trotzdem arbeitet das ANC sehr gut. Schon leise Musik lässt die Umgebung verstummen und schaltet man auf „Ambient Sound“ um, ist man trotz Musik wieder mittendrin, auch wenn das alles etwas hohl und blechern klingt. Aber gerade im Stadtverkehr ist das eine Lebensversicherung.
Beim Akku werden bis zu 26 Stunden mit aktiven ANC versprochen und wenn man das ANC deaktiviert bis zu 30 Stunden. Im Test kam ich mit aktiven ANC und etwas höheren Lautstärken auf 27 Stunden und 4 Minuten, also noch mehr als die Werksangabe. Das der Akku austauschbar ist habe ich ja bereits mehrfach erwähnt. Schade das es keine Schnellladefunktion gibt, aber das mit einer längeren Haltbarkeit des Akkus begründet, was man auch nachvollziehen kann. Dafür kann man das Headset aber während dem Aufladen weiter nutzen, was viele nicht unterstützen.
Und wie klingen die Fairphone Fairbuds XL? Wie immer teste ich so ein Headset in der neutralen Klangeinstellung, also schalte ich im Equalizer zunächst auf „Studio“, verändere aber nichts. Der Klangcharakter ist sehr ausgewogen, aber leider auch etwas schwach im Tieftonbereich. Der Bass ist zwar eindeutig vorhande, aber es fehlt etwas an der Tiefe, der Fülle und dem Durchzugsvermögen. Die Mitten gefallen mir da schon besser, denn sie haben das gewisse Etwas, um z.B. einer Adele die nötige Stimmgewalt zu verleihen. Die Höhen sind sehr klar und haben eine angenehme Brillanz. Die Räumlichkeit ist gut und auch die Tiefe des Raumes vermittelt einen guten Eindruck. Alles im allem gefällt mir der eher neutrale Klangcharakter, auch wenn die maximale Lautstärke nicht sehr hoch ausfällt. Dafür verzerrt oder dröhnt dann aber auch nichts. Wie bereits erwähnt gibt es vier Equalizer-Presets, von denen mir der „Tokio“ klanglich am besten gefallen hat, denn damit ändert der Fairphone Fairbuds XL seinen neutralen Klangcharakter hin zu mehr Spaß und vor allem mehr Bass. Es lohnt sich also hier mal reinzuhören und mit dem Equalizer zu spielen.
Was ich nicht gut finde:
Schade ist, dass die drehbare Krone der Fairphone Fairbuds XL zwar drehbar, aber das Drehen hat keinerlei Funktion. Intuitiv würde man damit gerne die Lautstärke ändern, aber das klappt leider nicht. Leider fehlt den Fairphone Fairbuds XL auch eine Trageerkennung. Die Musik spielt also weiter, wenn man das Headset absetzt. Klar kann man die Wiedergabe mit einem Druck auf die Krone pausieren, aber im Jahre 2024 möchte man gerne ein wenig mehr Komfort und gerade bei einem Preis jenseits der 200 Euro sollte dieses Komfortmerkmal vorhanden sein, zumal schon Headsets unter 100 Euro darüber verfügen. So teuer kann dieses Bauteil also nicht sein.
Fazit:
Ist der Fairphone Fairbuds XL empfehlenswert? Es kommt drauf an, ob man es mit der Nachhaltigkeit wirklich ernst meint, denn wenn ja, dann ist der Fairphone Fairbuds XL das derzeit einzige mir bekannte Headset, bei dem so viel recyceltes Material zum Einsatz kommt und eigentlich alle wichtigen Komponenten selbst ausgetauscht werden können. Aber auch sonst hat das Headset einiges zu bieten wie einem hochwertigen Codec mit aptX, einer wirklich guten Verarbeitung, einfacher Bedienung, einem guten Tragekomfort und nicht zuletzt einem guten Klang, den man mit dem sehr guten Equalizer sehr schön anpassen kann. Das Gesamtpaket ist zwar vergleichsweise teuer und es wäre unfair es mit gleichteuren Headsets zu vergleichen, aber der Ansatz und vor allem das Ergebnis weiß zu überzeugen und daher vergebe ich das Gütesiegel.
Offenlegung: Mobi-test.de hat dieses Gerät auf Anfrage von Cyberport als Leihgabe erhalten. Unsere Berichterstattung ist davon nicht beeinflusst und bleibt gewohnt neutral und kritisch. Der Artikel ist, wie alle anderen auf unserem Portal, unabhängig verfasst und unterliegt keinerlei Vorgaben Dritter; diese Offenlegung dient der Transparenz.
Fairphone Fairbuds XL
Zusammenfassung
+ sehr gute Verarbeitung
+ sehr einfache Bedienung
+ guter Klang
+ gutes ANC
+ guter Equalizer
+ viele Teile selbst wechselbar
+ größtenteils recycelt
+ gute Akkulaufzeit
– keine Trageerkennug
– keine Schnellladefunktion