Bluetooth Audio Codecs einfach erklärt – welcher ist der Beste?

Viele sind auf der Suche nach dem perfekten Bluetooth Audio Codec, aber kaum jemand kennt die eigentlichen Unterschiede. Hier erkläre ich die wichtigsten und vergleiche sie miteinander. Welcher ist nun der Beste.

Beim Thema Bluetooth Audio Codecs wird oft viel geredet, aber wenig verstanden. Da nehme ich mich selbst nicht aus. Seit jeher bin ich gezielt auf der Suche nach Headsets, die aptX „können“, dabei ist der gar nicht mal so gut wie ich immer dachte. Es gibt bedeutend bessere, aber am Ende spielen ganz andere Dinge eine Rolle, welcher Codec denn nun der Beste ist.

Kurz ein wenig Wissen zum Thema.

Der Begriff Codec setzt sich aus den Worten Coder und Decoder zusammen und bezeichnet direkt, dass es zwei Seiten gibt. Vereinfacht gesagt einen Sender und einen Empfänger. Codecs spielen nur bei der kabellosen Übertragung eine Rolle. Wer ganz oldschool mit Kabel sein Headset mit dem Handy verbindet, benötigt keinen Codec, denn die Audiodateien werden 1:1 übertragen. Verbindet man sein Headset aber kabellos mit seine Smartphone, was immer öfter der Fall ist, da viele Hersteller den 3,5 mm Klinkenanschluss entfernen, dann wird ein Codec benötigt. Denn um das Signal vernünftig übertragen zu können, muss es komprimiert werden. Wie genau, das bestimmt eben dieser Bluetooth Audio Codec. 

Wichtig zu wissen ist auch, dass beide Seiten, also das Headset und das Smartphone den Codec unterstützen müssen. Es bringt nichts, wenn man ein aptX Headset kauft, das Smartphones diesen aber nicht unterstützt. Allerdings unterstützen alle Geräte, also Headsets und Smartphones den Standard SBC-Codec. Wenn das Headset z.B. aptX HD unterstützt, dieser Codec aber nicht auf dem Smartphone, dann kommunizieren beide auf dem kleinstmöglichen Nenner SBC. Gerade für Apple Nutzer ist dieses sehr wichtig, wie ich später noch mal genauer erkläre. Smartphones aller Hersteller mit Android ab Version 8.0 unterstützen automatisch aptX, aptX HD sowie LDAC. 

Bei Android hängt es nicht nur vom Hersteller des Smartphones ab, sondern auch der installierten Android Version. Um die Sache noch komplizierter zu machen, kann man bei Android den genutzten Codec nicht so einfach auslesen oder ändern, sondern muss die Entwickleroptionen freischalten, was ich hier erklärt habe -> [Tipps und Tricks] Entwickleroptionen freischalten und wieder ausblenden bzw. deaktivieren

Nicht zuletzt hängt es vom gewählten Streaminganbieter ab bzw. die Qualität, in der er streamt. So liefert Spotify im kostenlosen Tarif nur mit 128 kbit. Es nützt also rein gar nichts einen besseren Codec zu nehmen, da die gelieferte Bandbreite keine bessere Qualität zulässt. Erst wer jeden Monat extra zahlt, kann z.B. mit Spotify Premium oder Tidal Hi-Fi einen Unterschied beim genauen hinhören auch heraushören. Hier hilft ei Blick auf die FAQ-Seiten der einzelnen Streaminganbieter. Es gibt noch viel mehr Codecs, aber hier beschränken wir uns auf die bekanntesten bzw. am weitesten verbreiteten davon.

Eine sehr ausführliche Liste mit sehr detaillierten technischen Beschreibungen findet man auf Wikipedia -> Link

Nicht verwechseln darf man Begriffe wie das oft zu findende „A2DP“ (Advanced Audio Distribution Profile) oder „AVRCP“ (Audio/Video Remote Control Profile). Das sind, wie der Name schon sagt, Profile im Bluetooth Protokoll, die die Übertragung bzw. Steuerung wie Play und Pause zwischen den Geräten steuern.

Neben den Codecs spielen natürlich deren technischen Daten eine große Rolle. Aber was bedeuten die eigentlich? 

Die Abtastrate wird in Kilohertz (kHz) beschrieben und bedeutet, dass das signal bei der Aufnahme 48.000 mal pro Sekunde „gelesen“ wird und dann von 16 bis zu 24 Computer-Bits gespeichert wird, womit auch direkt der Begriff „Samplingrate“ erklärt ist.

Diese wird auch oft als „Samplingtiefe“bezeichnet und beschreibt den Dynamikumfang. Je höher dieser Wert, desto besser die Auflösung der Musik und somit der Klang.

Der Begriff „Bandbreite“ wird in Kilobit bzw. Kilobyte pro Sekunde (kbit/s bzw. kb/s) angegeben und zeigt, welche Datenmenge pro Sekunde übertragen werden können. Selbst die besten Codecs kommen an die 1411 kbit/s einer herkömmlichen Audio-CD nicht heran.

SBC:

SBC steht für „Low Complexity SubBand Codec“ und i direkter Bestandteil des Bluetooth-Standards der Bluetooth Special Interest Group (SIG) und daher komplett lizenzfrei.

Link: en.wikipedia.org/SBC_(codec)

AAC:

AAC steht für Advanced Audio Coding und wird primär von Apple oder Nintendo genutzt, wird aber auch von so gut wie allen anderen Herstellern genutzt. Allerdings ist die Integration gerade bei Android eher dürftig.

Link: de.wikipedia.org/Advanced_Audio_Coding

ALAC:

Auch Apple hat mit ALAC (Apple Lossless Audio Codec) einen besseren Codec im Angebot und diesem Mitte 2021 ein größeres Update verpasst. Der größte Nachteil ist bislang aber, dass eine kabelgebundene Verbindung benötigt wird. Kabellos wird weiterhin nur AAC genutzt.

Link: support.apple.com/ALAC

aptX:

Mit Abstand am begehrtesten und am bekanntesten ist aptX von Qualcomm. Mittlerweile gibt es weitere Codecs auf Basis von aptX die folgenden erklärt werden. Eine Lister aller Smartphones, Headsets usw. die aptX und auch andere aptX Standards unterstützen, findet man unter dem Link.

Link: aptx.com/

aptX HD:

Im Gegensatz zum normalen aptX wurde die Qualität verbessert, wofür man aber eine schlechtere Latenz in Kauf nehmen muss.

Link: aptx.com/aptx-hd

aptX LL (Low Latency):

aptX Low Latency baut ebenfalls auf aptX auf, allerdings wurde die Latenz auf 40 ms reduziert. 

Link: aptx.com/aptx-low-latency

aptX Adaptive:

Ein Mix aus allen aptX Codes ist der relativ neue aptX Adaptive, der mit den Daten genau zwischen aptX HD und aptX Low Latency rangiert, bislang aber von niemanden unterstützt wird.

Link: aptx.com/aptx-adaptive

aptX Lossless Audio:

Der neueste Ableger folgt dem Trend zu Lossless Audio und wird zusammen mit Qualcomm entwickelt. Er liefert bis zu 1000 kbit/s und das bei relativ niedrigen Latenzen.

Link: n/a

LDAC:

Dieser Codec wurde von Sony etabliert und ist seit Android 8 in allen Geräten vorhanden. Hersteller von Kopfhörern müssen hingegen eine Lizenz bezahlen, weshalb dieser Codec eher selten zu finden ist.

Link: sony.de/kabelloses-musik-streaming-ldac

LHDC:

LHDC steht für Low latency and High-Definition Audio Codec, der auch unter der Bezeichnung HWA (Hi-Res Wireless Audio) bekannt und stammt von einem Konsortium, zu dem unter anderem Huawei, Xiaomi und Sennheiser vertreten sind. Mit Android 10 wurde dieser Codec implementiert und ist lizenzfrei.

Link: lhdc-audio.org

LLAC:

LLAC steht für Low Latency Audio Codec und basiert auf dem LHDC Codec.

Link: n/a

FLAC:

FLAC steht für Free Lossless Audio Codec und ist derzeit der beste Kompromiss aus Original und Kompression, denn das original Material wird kaum komprimiert, wodurch Musikdateien sehr groß sind.

Link: xiph.org

Die Codecs im direkten Vergleich:

Welcher Codec ist der Beste?

Diese Frage wird man nie abschließend klären können, denn der passende Codec hängt von vielen Faktoren ab. Zum einen, welches Smartphone man besitzt. Wie schon eingangs beschrieben, habe Apple Nutzer keine Wahl, denn es wird seit jeher nur AAC unterstützt. Es spielt also absolut keine Rolle, welche Codes ein Headset besitzt, wenn man ein Apple nutzt. Als nächstes, ob das verwendete bzw. das gewünschte Headset den gewünschten Codec unterstützt und zu guter Letzt, wie oder über welchen Streaming-Anbieter die Musik hört.

Es gibt also nicht den besten Codec!!!

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Peter W.