Bluetooth Lautsprecher gibt es viele. Sehr viele. Zu viele. Von unter 10 € und nach oben hin gibt es keine Grenzen. Wer dafür über 100 € ausgibt, erwartet einiges und das zurecht. Ganz neu ist der neepho Sonority Bluetooth Lautsprecher. Die Firma hat ihren Sitz in München, lässt den Lautsprecher aber in China fertigen. Mit 119 € nun wahrlich kein Sonderangebot, aber dafür soll man auch einiges geboten bekommen. Dankenswerterweise hat mit neepho dieses Schmuckstück für einen Test zur Verfügung gestellt und mal sehen, ob er was taugt.
Mittlerweile bin ich zu Hause ganz gut mit Vergleichsgeräten ausgestattet. Nicht antreten wird mein Teufel Boomster, mit dem ich normalerweise zu Hause die Musik höre. Ein schwarzer Erdbebensimulator für etwas über 200 €. Alleine schon durch den Größenunterschied wäre ein Vergleich unfair. Aber ich ja noch die Klassiker JBL Charge 2* oder UE Boom 2, die man beide mittlerweile recht häufig für 120 € im Angebot ergattern kann. Oder der Bose Soundlink Mini der ersten Generation, die man dank des Nachfolgers für knapp 110 € abschleppen kann. Den Bose Soundlink Mini II gibt es im Angebott für 149 €. Als günstigere Alternative noch den Überflieger Etekcity RoverBeats T12 (Testbericht) für seinerzeit unter 40 €. Gegen sie muss der neepho antreten.
Die neepho Homepage verspricht „durchschlagenden Stereoklang mit erstaunlicher Klarheit, Volumen und kräftigen Bässen“ und das bis zu „15 Stunden und 15 m Reichweite“. Mal sehen, wie das in der Realität so aussieht, denn bei Amazon überschlagen sich die Rezensionen und so erhält der neepho von den Käufern glatte 5 von 5 Sternen bei 10 Bewertungen. Die Latte hängt also verdammt hoch…
Technische Daten:
- 2 x 5 W
- max. 90 dBA
- 90 Hz ~ 20 kHz
- Bluetooth 4.0
- Aux-In über 3,5 mm Klinke
- Freisprechfunktion
- 186 x 54 x 76 mm
- 586 g
- 3000 mAh (nicht wechselbar)
Produktseite: neepho.weebly
Ausführliche Bedienungsanleitung: bedienunganleitung_neepho_sonority.pdf
Erhältlich ist der neepho Sonority Bluetooth Lautsprecher in den Farben schwarz und silber zum Preis von 119 € ausschließlich über Amazon*. Dort ist dieses Modell aber auch unter der Bezeichnung Veho M6 oder Veho VSS-012-M6 360 zu finden.
Getestet wird wie immer recht praxisnah. Bei mir im Wohnzimmer werden alle Kandidaten nebeneinander auf dem Sideboard aufgestellt. Anschließend werden sie per Bluetooth bzw. NFC mit meinem Handy verbunden. Auf Google Play Music habe ich eine eigene Playlist mit zahlreichen Titeln quer durch alle Musikrichtungen. Mit dabei unter anderem Paul Kalkbrenner mit elektronischer Musik, diverse Unplugged Songs von Sportfreunde Stiller, dann noch ein bisschen was aus den aktuellen Charts, Peter Fox, David Bowie, Queen, Red Hot Chili Peppers, The Prodigy, Rammstein, Enya, ein bisschen Klassik, Jazz usw. Dazu von der App Audio Test Tone Generator diverse Testtöne auf verschiedenen Frequenzen. Bei den einzelnen Titel schalte ich per Bluetooth von einem auf den anderen Lautsprecher um und beurteile den Klang nach einem ganz einfachen Schema. Gefällt oder gefällt nicht. Nacheinander geht den Kandidaten dann die Akkupuste aus und ich schaue, wie lange der Testkandidat durchhält. Dazu noch die Verarbeitungsqualität, Ausstattungsmerkmale und Bedienung.
Verarbeitung und Ausstattung:
Die Verpackung ist schon mal schlicht gehalten. Ein Karton und darin folgender Inhalt:
- neepho Bluetooth Lautsprecher
- 2 Griffe aus Echtleder in schwarz und braun
- 3,5 mm Klinken-Kabel
- Micro-USB Kabel
- Bedienungsanleitung
Eine Tasche wird leider nicht mitgeliefert.
Direkt fällt der gebürstete Edelstahl auf. Ich habe ja schon viele Lautsprecher getestet, aber bis auf den Bose Soundlink hatte ich noch keinen aus Stahl. Sieht echt stylisch aus mit dem Griff da oben drauf und den ebenfalls aus Edelstahl gefertigt runden Tasten. Das hat was und fühlt sich sehr, sehr wertig an. Aber dieser Edelstahl hat einen Nachteil. Kanten müssen gebrochen werden und das ist bei dem hier leider nicht der Fall. Sind sie so scharf, dass man sich bei Unachtsamkeit schöne Kratzer in den Möbeln einhandelt. Mir ist das passiert und das ist extrem ärgerlich. Da muss zwingend nachgebessert werden, zumal die Gefahr besteht sich zu schneiden. Nach unten hin ist der Lautsprecher offen, so dass die Passivmembran ungehindert nach draußen strahlen kann. Unter dem Lautsprecherstoff leuchtet bei einer Verbindung eine blaue LED. Die ist mir etwas zu groß und zu hell. Die hätte auf der Oberseite in klein sicher auch ein Plätzchen gefunden und würde dort nicht die edle Optik stören. Vor allem wenn man die Box nachts zum einschlafen nutzen möchte, erhellt die LED das Schlafzimmer doch erheblich.
Die Tasten bieten gute Druckpunkte und jeder Druck wird mit einem dezenten Piepen quittiert. Die Micro-USB Buchse fällt aber etwas negativ aus dem Rahmen. Die Buchse sitzt schief drin und auch noch zu tief. Viele Micro-USB Kabel haben nur einen kurzen Stecker und dann sitzt das Kabel verdammt locker. Bei der leichtesten Berührung fällt es dann schon heraus. Das mag pingelig klingen, aber in dieser Preisklasse darf so etwas nicht sein. An der Unterseite verhindern dicke Gummipuffer der herum rutschen den Lautsprecher, wenn es mal etwas derber zur Sache geht. Durch den Tragegriff ist die Box wirklich sehr gut transportabel aber eine reine Schönwetterbox, denn wasserdicht ist sie nicht.
Der fest verbaute Akku ist mit 3000 mAh echt gut bemessen und so kann ich zwar nicht ganz die 15 Stunden nachvvollziehen, aber immerhin sehr gute 13 Stunden im Dauerbetrieb bei Zimmerlautstärke. Wer lauter hört, wird etwas früher an die Steckdose müssen. Übrigens kann die Box auch während des Ladens weiter genutzt werden.
Verbindung und Bedienung:
Verbindung mit der Box nimmt man über Bluetooth oder das beliegende 3,5 mm Klinkenkabel auf. Leider fehlt NFC, also die Möglichkeit die Verbindung drahtlos ohne weiteres Zutun zu erledigen. Diese Option bieten selbst schon Boxen um die 30 bis 40 € an. Ja ich weiß, die Box muss nur einmal per Bluetooth gepairt werden, aber wir sprechen hier von einem Lautsprecher der deutlich über 100 € kostet. Da sind solche Extras Standard. Die Verbindung aufzubauen ist auch ohne NFC kein Problem, was es aber auch bei allen anderen nicht ist. Erfreulicherweise wird die Verbindung auch über Distanzen von mehr als 10 m stabil gehalten. Mein Flur ist ziemlich genau 11 Meter lang und ich kann noch ein paar Stufen die Treppe herunter gehen, bis die Verbindung abbricht.
Die Bedienung ist auch kein Hexenwerk. Dank der gut ablesbaren und eindeutigen Beschriftung, die leider nur aufgedruckt zu sein scheint, weiß man auch ohne Anleitung, wo man was drücken muss. Zum Einschalten drückt man die linke Taste so lange gedrückt halten, bis die LED blinkt und/ oder der Ton zu hören ist. Zum Ausschalten muss die Taste nur kurz gedrückt werden. Auch hier wäre es sinnvoller gewesen, das zu vertauschen. Kurz zum Einschalten und lange drücken zum Ausschalten. Den mehr als einmal ist es mir passiert, dass ich die Box aus Versehen ausgeschaltet habe, weil ich auf die Power-Taste gekommen bin. Die Box geht nach dem Einschalten direkt in den Bluetoothmodus und zeigt die Verbindungsbereitschaft durch die blau/rot blinkende LED an. Sobald die Verbindung steht, blinkt die LED nur noch blau. Die beiden Lautstärke-Tasten haben eine Doppelfunktion. Kurz drücken springt einen Titel weiter oder zurück. Gedrückt halten erhöh bzw. reduziert die Lautstärke stufenlos in kleinen Schritten. Die Taste mit dem Hörer ist ebenfalls mehrfach belegt. Mit ihr nimmt man Telefonate an und legt auf. Dazu ist es die Play- und Pause-Taste.
Klang:
Kommen wir zum wichtigsten Punkt bei einem Lautsprecher. Wie klingt denn das gute Stück? Nicht schlecht aber ich bin weit davon entfernt, ihn als perfekt zu bezeichnen. Bässe sind zwar vorhanden aber sehr dezent, was mich bei der Größe des neepho auch nicht weiter verwundert. Die Physik hat ihre Gesetze und da kommt auch diese Box nicht gegen an. Echten Bass bekommt man nur durch entsprechende Membranfläche und damit meine ich Durchmesser ab mindestens 10 cm. Die Mitten wissen mit ihrer klaren Akzentuierung zu gefallen und verleihen vor allem Sängerinnen die nötige Fülle. Gefällt mir gut, denn die Höhen fügen sich stimmig in das Gesamtklangbild. Die Räumlichkeit kann ich beruhigt als gut bezeichnen, auch wenn ich mir etwas mehr erwartet hatte.
Je lauter man hört, umso mehr verlieren sich die Bässe, aber der Klang verändert sich ansonsten kaum und das ist doch sehr erstaunlich. Denn die neepho kann richtig laut ohne zu nerven. Das hätte ich jetzt so nicht erwartet. Auf einer kleinen Gartenparty wird die Sonority sicher für Stimmung sorgen.
Im direkten Vergleich mit den bereits erwähnten Konkurrenten fällt die neepho dann aber doch ab. So klingt die Bose Soundlink um eine Klasse besser weil erheblich räumlicher und noch besser gestaffelt. Hier gibt es zwar auch keinen echten Bass, aber deutlich mehr als bei der Neepho und auch das Gesamtklangbild ist bei der Bose besser. Dafür kann die Bose halt nicht so laut. Die beiden UE BOOM 2 oder der JBL Charge 2 klingen um einiges voluminöser und können noch einen Tacken lauter, dafür aber nicht so fein aufgelöst. Mein T12 kommt der neepho am nächsten wenn es rein um den Klang geht.
Als Freisprechanlage ist die Box sehr gut einsetzbar. Die Wiedergabe wird sofort gestoppt und der Anrufer kommt stimmlich sehr gut rüber. Allerdings muss man sich wirklich sehr nah an die Box setzen, um genauso gut verstanden zu werden.
Fazit:
Der neepho Sonority Bluetooth Lautsprecher ist wirklich gut, aber die Konkurrenz ist eben nicht schlechter und das bei einem beinahe identischen Preisschild. Es ist immer schwer jemanden bei einem Boxenkauf zu beraten. Jeder hört Musik anders und hat seine Präferenzen. Ich muss aber zugeben, dass die neepho leider nicht zu meinen Empfehlungen zählen würde und daher vergebe ich auch nicht das Gütesiegel. Wäre sie günstiger, dann wäre es sicher eine Überlegung wert, aber nicht für 119 €.
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neepho Sonority Bluetooth Lautsprecher
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7/10
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7/10
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8/10
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7/10
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6/10
Kurzfassung
+ schönes Design
+ guter Klang
+ Akku hält lange durch
+ gute Freisprechfunktion
– Verarbeitung muss besser sein
– zu helle LED
– Preis