HTCs neuer Weg – keine QWERTZ-Tastaturen und dünnere Smartphones anstatt stärkere Akkus

Derzeit läuft in Seattle eine Konferenz, an der auch Claude Zellweger, der Creative Director bei HTC und HTCs Vizepräsident für Produktstrategie, Bjorn Kilburn, beiwohnen Bei einer Rede haben beide über die künftig Richtung von HTC gesprochen und dabei zwei äußerst interessante Aussagen gemacht. Zum einen was die Hardware-Tastaturen bei Smartphones angeht und, vielleicht noch wichtiger, worauf in Zukunft eher den Fokus setzt. Schlankheit statt Akkulaufzeit. Alleine die letzte Aussage bietet massig Diskussionsstoff auf Monate.

Das man zukünftig auf QWERTZ-Tastaturen bei Smartphones komplett verzichten will und sich nur noch auf den Touchscreen zur Eingabe konzentriert ist ja noch ok. Es gibt wohl zu wenig Nachfrage, auch wenn sich unser Holger jetzt sicher die Haare raufen wird. Er ist einer derjenigen, die auf dieses Feature nicht verzichten wollen.

Aber das man zugunsten einer schlanken Linie auf stärkere Akkus verzichten möchte wirft viele Fragen auf. Angeblich hat HTC eine Umfrage gemacht und dort hätte sich der überwiegende Teil der Befragten eher ein dünnes Gehäuse gewünscht anstatt einen stärkeren oder größeren Akku für eine längere Laufzeit.

Keine Ahnung, wen die da gefragt haben, aber egal wo man lies. Überall verbreitet sich immer mehr der Unmut über inakzeptable Laufzeiten der Akkus die mittlerweile schon nicht mehr in Tage gemessen werden kann sondern Stunden. Es gibt in der High-End Klasse doch kaum noch ein Gerät, welches einen kompletten Tag durchhält. In den letzten beiden Jahren hatte ich Dutzende Smartphones und selbst in der Mittelklasse kommen die aktuellen Smartphones kaum noch ohne eine Ladung am Tag aus. Und mir soll jetzt keiner erzählen, das es Quatsch wäre. Dazu mal zwei Beispiele.

Meine Frau nutzt das iPhone 4S. Ständig im Netz weil Facebook, ebay, WhatsApp, ein paar Mails, SMS und ein bisschen telefonieren. Spielen, Musik hören oder Videos schauen tut sie damit überhaupt nicht. Und selbst beim telefonieren kommt sie im Monat auf maxima 20-30 Minuten. Selbst sie beschwert sich über die miesen Standbyzeiten und muss es jeden Tag laden. Ich denke mal, das sich darin viele Smartphone Nutzer wiederfinden können.

Bei mir ist es ein wenig anders. Extrem viel Internet weil permanent Twitter, RSS, Mail und Facebook zu checken sind. Dazu viel surfen um Infos zu sammeln. Telefonieren geht bei mir hart gegen 0. Die letzte SMS habe ich vor über 1 Jahr geschrieben. Dazwischen mal kurz ein Game zocken. Musik hören extrem selten und noch weniger Filme schauen. Wenn dann mal auf YouTube. Bin ich im Tagdienst auf Arbeit muss ich spätestens am Mittag an die Steckdose und selbst dann ist abends gegen 22 Uhr der Akku ratzeleer. Nur mit diversen Tricks und einer Akkuspar App wie Juice Defender verhindere ich, das es noch extremer wird. Und das ist bei mir unabhängig vom Gerätehersteller. Egal ob Motorola RAZR, Samsung Galaxys, Nexus, HTCs oder was ich so in den letzten Monaten genutzt habe. Sie alle haben keinen Tag durchgehalten. Nur das Note hat problemlos über den ganzen Tag überlebt. Kein Wunder weil 2500 mAh Monsterakku. Das Bild zeigt übrigens den Akku de Note im Vergleich zum iPhone 4S.

Das sind jetzt nur zwei Profile von vielen, denn jeder nutzt sein Smartphone anders. Ich denke da an meinen Nachbarn mit seinem Samsung Galaxy Plus. Das Handy ist seine mobile Spielkonsole. Er nutzt es noch um zu telefonieren oder SMS zu schicken. Der Rest kümmert ihn nicht. Und auch er ist immer am Heulen was die Standbyzeiten angeht. Oder die 15-jährige Tochter eines Freundes mit ihrem iPhone 4. Ähnlich meiner Frau ständig im Facebook unterwegs. Mal ein kleines Spielchen zwischendurch, dazu Massen an SMS und Telefonate. Und was schleppt das Mädel immer mit sich herum? Einen externen Akku mit 2500 mAh, den sie auch jeden Tag benötigt.

Vertreten wir Vier eine Randgruppe? Mir ist es völlig egal, ob ein Smartphone 8,9 mm dick ist oder 11 mm. Wenn die Proportionen und Leistungen passen. Geht HTC vielleicht den falschen Weg, auch wenn man jetzt mit der Umfrage eine passende Ausrede hätte?

Apple ist beim neuen iPad genau den umgekehrten Weg gegangen und verkauft sich das iPad 3 dadurch schlechter, nur weil es minimal dicker geworden ist. Und das auch nur deswegen, weil hier ein 11000 mAh Monster verbaut wurde, um das irre geile Retina Display zu versorgen? Nein, im Gegenteil. Auch wenn ich definitiv kein Apple Fan bin. In meinen Augen hat Apple genau den richtigen Schritt gemacht. Weg vom sinnlosen Rennen nach immer dünneren und leichteren Tablets. Hin zu Usability, wie es Neudeutsch heißt. Das man eben nicht immer panisch nach der nächsten Steckdose suchen muss. Wir besitzen ein iPad 3 und bald noch ein weiteres. Das kann ich tagelang nutzen ohne das dem Akku die Puste ausgeht. Und über die Leistung muss man sicher kein weiteres Wort verlieren. Es steckt jedes bisher erhältliche Tablet locker in die Tasche.

Im Lager der Androiden scheint bisher nur Motorola begriffen zu haben, das man vielleicht ein bisschen mehr auf den Akku schauen sollte. Mit dem RAZR MAXX quetscht man einem bis dato unerreichten 3300 mAh Akku in ein 8,99 mm „dickes“ Gehäuse. Das so etwas am Ende weder klobig aussieht oder mit 145 g alles andere als schwer beweist Motorola eindrucksvoll. Und ich könnte wetten, das man hier genau den Nerv der Zeit trifft. Leider genießt Motorola nicht mehr den guten Ruf wie früher, sonst hätte das Maxx sicher das Zeug, ein Verkaufsschlager zu werden.

Auch HTC hatte wohl solche >3000 mAh Boliden ins Auge gefasst, die Planungen aber jetzt verworfen. Ob man sich aber mit dem Schlankheitswahn wirklich auf Dauer Freunde macht, bleibt abzuwarten. HTC hat letztes Jahr schon schlechte Verkaufszahlen präsentieren müssen, was viele auf das mittlerweile langweilige Design geschoben haben. Darüber werden letztlich wir als Kunden entscheiden und nicht die hohen Herren in den Chefetagen.

Natürlich spielt das Betriebssystem auch in diese Problematik mit hinein. Vor allem bei Android und das nicht zu knapp. Und natürlich muss die Entwicklung bei der Akkutechnik weitergehen. Aber das sind schon wieder eigene Themen, über die man tagelang diskutieren könnte.

Wie seht ihr das? Mehr Akku oder dünneres Gehäuse? Meine Antwort sollte man eigentlich schon aus dem Text heraus gelesen haben…

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Peter W.

1 Kommentar zu „HTCs neuer Weg – keine QWERTZ-Tastaturen und dünnere Smartphones anstatt stärkere Akkus“

  1. Das man zukünftig auf QWERTZ-Tastaturen bei Smartphones komplett verzichten will […] Es gibt wohl zu wenig Nachfrage, auch wenn sich unser Holger jetzt sicher die Haare raufen wird. Er ist einer derjenigen, die auf dieses Feature nicht verzichten wollen.

    Du kennst mich zu gut 😀 … schade eigentlich, vom Design her fingen die HTCs mir an zu gefallen und hätten sie vom Desire Z einen Nachfolger gebracht, hätte ich mir den sicher angesehen.

    Anstatt immer größere Displays zu bauen – die ja bekanntlich den meisten Strom ziehen – sollten sie lieber leistungsstärkere Akkus entwickeln. Oder Displays, die weniger Strom brauchen …

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