Hochwertig ist das Huawei Mate S ja, aber wie sieht es unter der Haube aus? Das wird Teil 2 des Dauertest klären. Auch hier kommt die stark angepasste, hauseigene Oberfläche EMUI zum Einsatz und bei der Hardware wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Allerdings läuft nicht alles so perfekt wie gedacht…
Übersicht |
Teil 1 – Unboxing und Erster Eindruck |
Betriebssystem:
Huawei stülpt auch beim Mate S der Android Oberfläche seine hauseigene Maske namens EMUI in der Version 3.1 über. Also derselben Version, wie sich unter anderem auch beim Huawei P8 (Testbericht) oder MediaPad M2 (Testbericht) zum Einsatz kommt. Da sich die Versionen gleichen, habe ich einige Teile aus diesen beiden Tests übernommen. Das Update auf Android 6.0 Marshmallow ist zwar noch nicht offiziell bestätigt, soll aber laut diversen Quellen kommen. Das wäre lobenswert, denn mit Updates hat es Huawei ja bekanntlich leider nicht so.
Von den 32 GB Speicher bleiben nach dem ersten Start und dem Update aller vorinstallierten Apps noch exakt 22,11 GB frei zur freien Verfügung. Entfernt man die vorinstallierten Spiele und Apps (insgesamt 10 Stück) die nicht von Huawei selbst kommen, kann man noch über 200 MB freischaufeln. Leider hält Huawei an Bloatware fest, ermöglicht aber eine unkomplizierte Entfernung. Der Speicher kann mittels microSD Speicherkarte erweitert werden und anschließend in den Speichereinstellungen direkt den Standardpfad für Apps, Fotos, Videos usw. auf die Speicherkarte festgelegt werden. Klappt zwar nicht bei allen Apps, aber dann auch nur deswegen, weil diese Apps es nicht unterstützen.
Immer noch vorhanden sind die zahlreichen, konfigurierbaren, Schalter in der Benachrichtigungsleiste und die zahlreichen Möglichkeiten Akkufresser oder geschwätzige Apps aufzuspüren und lahm zu legen. Das Mate S meldet unter anderem, wenn eine App im Hintergrund läuft oder wenn eine App übermäßig viel Akku zu verbrauchen scheint. Desweiteren kann man direkt entscheiden, ob eine App in Zukunft weiterhin Push-Benachrichtigungen schicken darf oder nicht. Bei der Installation einer App wird man direkt gefragt, ob die betreffende App auch im Hintergrund laufen darf oder nicht. Wird das verneint, wird die App gnadenlos geschlossen, sobald das Gerät in den Standby geht. Das alles funktioniert ganz hervorragend. Zu Beginn nervt es vielleicht, wenn ständig neue Meldungen kommen. Aber nach kurzer Zeit ist alles fertig eingestellt und die Meldungen nehmen sichtlich ab. Die Zeit sollte man sich dafür wirklich nehmen.
Natürlich kann man alles genannten Punkte nachträglich noch anpassen. Dafür gibt es im Menü zahlreiche extra Menüpunkte wie das „Benachrichtigungszentrum“. Zu Beginn wird man vom Funktionsumfang etwas erschlagen, aber man kann sich auf Wunsch ein auf das wesentliche reduzierte Menü aktivieren. Alle wichtige Extrafunktionen findet man gebündelt in der App „Telefonmanager“. Hier kann auf Wunsch auch der Speicher bereinigt werden und effektiv Platz geschaffen werden. Es gibt aber noch viel mehr zu entdecken wie eine Dual-Window Funktion, um mit zwei Apps zur gleichen Zeit parallel arbeiten zu können, einen richtig guten Theme-Manager, Apps können mit einem Passwort gesichert werden und vieles mehr.
Der Fingerabdruckscanner 2.0 arbeitet wirklich hervorragend, präzise und schnell. Einfach einen der fünf angelernten Finger irgendwie auf den Sensor halten und das Gerät wird aus dem Standby heraus direkt entsperrt. Aber nicht nur das. Richtig genial finde ich folgendes. Wischt man mit einem auf dem Fingerabdruckscanner von oben nach unten, wird die Nachrichtenleiste geöffnet. Doppelt antippen des Sensors löscht die Benachrichtungen und mit eine Wisch nach oben verschwindet die Leiste wieder. So checkt man das Handy ohne viel Tipperei. Oder Anrufe mit dem Sensor annehmen, Selfies schießen usw. Megapraktisch.
Überhaupt sind die Gesten und Bewegungssteuerung das Feature überhaupt. Nennt sich „Knuckle-Control“. Im Standby das Display mit dem Fingerknöchel doppelt antipppen holt es aus eben diesem heraus. Zweimal die Leiser-Taste drücken startet die Kamera, seitlich über die Leiste mit den drei Softkeys wischen, verkleinert alles für die Einhandbedienung und umgekehrt. Oder dass man durch doppeltes klopfen auf dem Display mit dem Fingerknöchel einen Screenshots erstellen kann. Möchte man nur einen Bereich per Screenshot festhalten, zieht man mit dem Fingerknöchel einen Kreis um diesen Bereich.
Aber es gibt auch Schatten am Mate S Himmel. Denn es gibt ein echtes Problem mit der Funktion Smart Lock, die man von Android kennt. Also die Möglichkeit das Handy automatisch zu entsperren, wenn man in einem bestimmten WLAN ist, mit einem bestimmten Bluetooth verbunden oder sich an einem bestimmten Standort befindet. Diese Funktion ist zwar im Menü zu finden, aber funktioniert nicht. Genausowenig die von Huawei ersatzweise eingebaute „Intelligente Entsperrung“. Diese habe ich aktiviert und konfiguriert, aber sie tut es nicht. Also von daher am besten immer mit dem Finger entsperren. Und meist wird ein Finger sowieso im Bereich des Sensor liegen. Nach wie vor unfertig wirkt der Punkt „Spracherkennung“. Hier ist zwar alles schön auf deutsch beschrieben, aber sie funktioniert nur nach Aktivierung der englischen Sprache als Systemsprache. Also total unnütz. Zumindest aktuell.
Ebenfalls nervig, bisher aber nur alle 2 oder 3 Tage aufgetreten sind plötzliche Neustarts. Auf einmal hängt es sich komplett auf und startet nach ein paar Sekunden neu. Genau verifizieren kann ich das nicht, weil es überall passieren kann. Und das obwohl in den letzten Tagen zwei Updates mit mehrten hundert MB bereit gestellt wurden.
Auch beim Mate S ist die Erweiterung des nackten Android um weitere Funktionen hervorragend gelungen. Allerdings habe ich für zwei kleine Fallstricke kurze Anleitungen verfasst. Zum einen, wie man ein Limit für den Datenverbrauch einstellen kann und dann noch eine, wie man einen alternativen Launcher wie Nova als Standard einstellen kann.
Leistung:
Das das Mate S ein echtes Topmodell ist, macht schon das Datenblatt ersichtlich. Dort liest man unter anderem was von einem HiSilicon Prozessor des Typs Kirin 935. Einem von Huawei selbstentwickelten Octa-Core Prozessor, bei dem vier Kerne mit 2,2 GHz getaktet werden und vier weitere mit jeweils 1,5 GHz. Dazu noch eine Mali T628 MP4 GPU und 3 GB RAM. Da es bis auf kleine Unterschiede mit dem Huawei P8 (Testbericht) baugleich ist, liefert das Mate S auch ähnliche Ergebnisse bei den Benchmarks. Wichtiger ist aber, was diese Kombo im alltäglichen Betrieb macht und das ist einiges, wenn überraschenderweise auch nicht ganz perfekt.
Der Wechsel zwischen den Homescreens zeigt ab und an mal diese Mikroruckler. Also leichte Verzögerungen zwischen Aktion und Reaktion. Aber da muss man schon sehr genau hinschauen, was wohl die wenigsten tun werden. Wenn man es nicht weiß, merkt man es nicht. Jede Wette. Etwas offensichtlicher sind die Ruckler dann aber beim Spielen von prozessorlastigen Games wie Need for Speed No Limits oder Real Racing 3? Macht an sich richtig Laune, aber sobald sich auf dem Display einiges tut, fängt es merklich an zu ruckeln. Sehr seltsam, denn bisher kannte ich sowas von Huawei Geräten absolut nicht. Dafür hat man endlich das Temperaturproblem in den Griff bekommen. Das Huawei P8 ist ein echter Hitzkopf und selbst wenn man eine Stunde durchspielt, erwärmt sich das Mate S so gut wie gar nicht. Ich dachte ja zuerst, dass mein Infrarotthermometer defekt ist, denn nach der Benchmarkorgie (siehe unten) zeigte es an der heißesten Stelle gerade einmal 35,6°C an.
Hier noch ein paar Benchmark Ergebnisse:
- AnTuTu: 52342
- Base X Mark: 13538 / 6520
- Basemark OS II: 956 / 1794 / 919 / 678 / 745
- CF-Bench: 86154 / 24482 / 49150
- Epic Citadel: 58,0 fps (High Quality)
- Epic Citadel: 43,1 fps (Ultra High Quality)
- Epic Citadel: 58,3 fps (High Performance)
- Geekbench 3: 873 / 3524
- Icestorm Sing Shot: 226
- Icestorm Unimited: 10599
- Icestorm Extreme: 6827
- Icestorm: 10388
- NenaMark 2: 59,4 fps
- Quadrant Standard: 13897
- PC Mark: 4950
- Chrome Sunspider Browser Benchmark: 1263,5 ms
- Vellamo: 2414 / 1492 / 1922
→ Teil 3 – Display, Kamera und Akku
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