Etwas mehr als vier Wochen lang war die LG G Watch mein täglicher Begleiter. Ich will wissen, ob so eine neumodische Smartwatch einfach nur ein Gadget ist oder doch eine sinnvolle Erweiterung für das Smartphone, um das tägliche Leben zu erleichtern.
Zuerst einmal musste ich mich daran gewöhnen wieder eine Uhr zu tragen. Keine Ahnung, wann ich das letzte mal eine Uhr am Arm hatte. Laut einer Studie nehmen wir unsere Smartphones durchschnittlich über 300 mal am Tag in die Hand, um kurz zu schauen welche Benachrichtigung da eben kam oder warum auch immer. Jeder kennt es und ist auch selber betroffen. Kaum hat man mal ein paar Sekunden Luft, wird das Smartphone rausgeholt. Und da spielt es keine Rolle, wo man gerade ist. Genau das sollen und können diese Uhren reduzieren. Ich kann schon mal verraten, dass es mir nicht schwer gefallen ist, die G Watch jeden Tag zu tragen. Ganz im Gegenteil…
Technische Daten:
- Android Wear
- 1,65″ IPS Display mit 280 x 280 Pixel
- 240 ppi
- 1,2 GHz Snapdragon 400 Prozessor
- 512 MB RAM
- 4 GB interner Speicher
- Bluetooth 4.0
- 9 Achsen (Beschleunigungssensor/Kompass/Gyroskop)
- Wasser- und Staubdicht nach IP67
- Austauschbares 22 mm Silikon-Kautschuk Armband
- 37,9 x 46,5 x 9,95 mm
- 63 g
- 400 mA
Produktseite LG: lg.com/de/wearables/lg-G-Watch
Produktseite Google Playstore: play.google.com/store/lg_g_watc
Ausführliche deutsche Bedienungsanleitung:lg.com/de/service/lg-G-Watch
Bei Amazon* ist die Smartwatch in Stealth Black oder Champagne White schon für 187 € erhältlich.
Unboxing:
Die Verpackung ist mit denen einer „normalen“ Uhr sehr ähnlich. Kein Wunder, denn es steckt ja auch eine Uhr drin. Mit dabei noch ein bisschen Zubehör:
- LG G Watch
- Ladestation
- USB-Kabel
- 850 mA Netzteil
- Kurzanleitung
Also recht unspektakulär. Das Netzteil reicht zum laden der Uhr vollkommen aus. Mehr Leistung braucht man nicht.
Verarbeitung und Ausstattung:
Die Smartwatch als solches wirkt im Vergleich zur Konkurrenz von Samsung etwas schlicht und klobig. Liegt wohl daran, dass es hier wirklich nur rechte Winkel mit minimalen Radien gibt und keine Rundungen wie bei Samsungs Gear Live. Mit 9,95 mm ist sie auch noch recht dick geraten. Das schwarze Modell ist dann auch komplett in schwarz gehalten. Das gilt auch für den umlaufenden Metallrahmen. Die Front wird vom Touchscreen fast zur Gänze ausgefüllt. Direkt darunter das Mikrofon für die Sprachsteuerung. Tasten oder Buchsen gibt es gar keine. Das Armband hat die Standardbreite von 22 mm, so dass man es auch gegen eigene Armbänder austauschen könnte.
Auf der Rückseite findet man 5 Pogopins, die mit der Ladehalterung Verbindung aufnehmen und die Uhr aufladen. Die Station ist leicht magnetisch, um die G Watch beim Laden in Position zu halten. Ansonsten noch einen Taster. Dieser hat mehrere Funktionen:
- ganz kurz drücken (0,5 Sekunden) um die Uhr auszuschalten (es erscheint eine Abfrage)
- 2 Sekunden gedrückt halten zum einschalten
- 8 Sekunden gedrückt halten für einen Neustart
Die Verarbeitung ist wirklich sehr gut. Es gibt rein gar nichts zu beanstanden. Die Einstufung nach IP67 verspricht eine Wasserdichtigkeit von 30 Minuten in bis zu 1 Meter Wassertiefe. Und das hat die Uhr auch locker ausgehalten.
Wobei…es gab ja das Problem mit den korrodierenden Pins auf der Rückseite. Mein Testmuster war davon betroffen. Nach kurzer Zeit verfärbten sich die Pins merklich von gold nach silber. LG erklärte das mit einer ständig anliegenden minimalen Spannung an den Pins, die im Zusammenspiel mit dem Schweiß auf der Haut zu dieser Korrosion führt. Per Update wurde das Problem beseitigt, da jetzt nur noch Spannung anliegt, wenn die Uhr geladen wird. Seitdem hört man auch nichts mehr von weiteren Problemen. Scheint also geholfen zu haben.
Verbindung und Einrichtung:
Jede Smartwatch, die auf Android Wear basiert ist mit allen Androiden kompatibel, wenn mindestens Android 4.3 Jelly Bean und Bluetooth 4.0 vorhanden ist. Dann ist die Verbindung ein Kinderspiel. Aber wie schaltet man denn die Uhr ohne Tasten ein? Dazu legt man die G Watch einfach in die Ladeschale (muss natürlich am Strom hängen) und sie schaltet sich ein. Oder man drückt mindestens 2 Sekunden lang den Reset-Taster.
Nun wartet die G Watch auf die Verbindung vom Smartphone. Dazu startet man auf dem Smartphone (oder auch Tablet) die App „Android Wear“, folgt den Anweisungen und schon steht die Verbindung per Bluetooth. Seit Bluetooth 4.x sollte der Akkuverbrauch kein Thema mehr sein, also kann (und muss) man dieses immer aktiviert lassen. Denn nur so gelangen die Infos vom Smartphone auf die Uhr.
Bedienung:
Zu Beginn muss man sich ein bisschen umgewöhnen. Die Bedienung erfolgt entweder über den Touchscreen oder Sprachbefehle. Das Display ist „Always On“, also immer in Betrieb und zeigt eine Uhr. Über sogenannte „Watch Faces“ kann man das Uhrendesign jederzeit ändern. Ein paar sind vorinstalliert und drückt man etwas länger auf das Display, kann man sich eines aussuchen. Hunderte solcher Watchfaces gibt es im Playstore und es werden täglich mehr. Wischt man nach unten kann man die Vibration ein- oder ausschalten und die Akkuladung kontrollieren. Um Akku zu sparen schaltet sie aber bei Nichtbenutzung die Helligkeit herunter. Man kann durch Hand auflegen auf das Display dieses aber auch komplett abschalten. Kurzes antippen oder eine typische Handbewegung um auf die Uhr zu schauen schaltet das Display wieder ein.
Hereinkommende Benachrichtigungen erfolgen im Google Now-Stil über Karten, die man durch antippen lesen kann. Wischen nach rechts löscht diese Meldung, wenn man sie gelesen hat. Nach links wischen zeigt weitere Details und/ oder Optionen zu dieser Karte. Mit Wischen nach unten oder oben wechselt man zwischen den einzelnen Karten. Wer einzelne Apps dauerhaft stumm schalten möchte, kann das über die Einstellungen der Android Wear App auf dem Smartphone einstellen. Nennt sich „App-Benachrichtigungen stummschalten“.
Mit dem bekannten „OK Google“ kann man die Spracheingabe aktivieren und in die Einstellungen der G Watch gelangen. Dafür muss die Uhr aktiv sein. Es klappt noch nicht direkt aus dem Standby der Uhr. Das Display wird weiß und es erscheint ein rotes G. Nun kann man entweder per Spracheingabe irgendwas ausführen lassen oder tippt man auf das Display an einer beliebigen Stelle und es erscheint das Menü der Uhr. Die möglichen Befehle sind mittlerweile umfangreich. Hier findet ihr eine Auflistung -> Link
Man gewöhnt sich sehr schnell an die Bedienung, allerdings empfehle ich den Einsatz einen speziellen Launcher für Android Wear, damit die Bedienung noch einfacher wird. Weiter unten findet ihr ein paar empfehlenswerte Apps für eine Smartwatch.
Praxistest:
Der Praxistest lief bei mir über etwas mehr als vier Wochen, in denen ich die Uhr immer an hatte. Und ganz ehrlich. So eine Uhr macht es einem echt einfacher. Kommt eine Mail rein, eine Whatsapp Nachricht, eine SMS oder was auch immer, meldet sich die Uhr ganz dezent. Ein Blick auf das Display und man sieht sofort, um was es geht. Mails können komplett gelesen werden genauso SMS. Bei Whatsapp werden die Nachrichten aber gekürzt angezeigt. Aber es soll bald ein Update geben, dass diese durch antippen komplett angezeigt werden. So spart man sich wirklich sehr oft den Griff zum Handy. Kurz den Wecker stellen oder eine Notiz machen? Kein Problem mit der Spracheingabe. Klappt problemlos. Ist ein Bluetooth Headset mit dem Handy gekoppelt oder eine Freisprechanlage kann man alles über die Uhr mit Sprachbefehlen erledigen. Auch Telefonate annehmen und auflegen. Ohne das Handy auch nur zu berühren. Mit den Google Maps navigieren ist auch möglich, denn auf der Uhr werden die Anweisungen angezeigt und sind auch zu hören. Ist zwar nicht mit einer richtigen Navigation im Auto zu vergleichen, aber zu Fuß in einer Stadt eine echte Erleichterung, weil man nicht ständig das Handy in der Hand halten muss. Die Möglichkeiten sind jetzt schon immens und mit jedem Update wird Android Wear flexibler und besser. Wir stehen erst am Anfang dieser Entwicklung. Viele Entwickler optimieren ihre Apps derzeit für diese neue Spezies und so kann man jetzt schon Evernote oder Runtastic auf der Uhr nutzen.
Der Akku hält bei mir knapp 1,5 Tage. Früh morgens frisch aufgeladen mit Displayhelligkeit auf 50% und aktivierter Vibration hält es dann in etwas bis zum frühen Mittag des nächsten Tages. Natürlich kann man auch bei einer Smartwatch Akku sparen, aber ich finde es sinnlos das Dispay so dunkel zu machen, dass man kaum noch was sehen kann, die Vibration zu deaktivieren oder das Display gar permanent abzuschalten.
Gerade bei der LG G Watch hat ein Problem mit der Ablesbarkeit des Display im Freien. In Räumen reicht selbst der niedrige Helligkeitslevel, um alles noch gut zu erkennen. Aber wehe es wird hell. Noch schlimmer, wenn die Sonne scheint. Dann sieht man selbst bei höchster Helligkeitseinstellung nichts.
Empfehlenswerte Apps:
Wear Store ist eine App, die sich auf Android Wear Apps spezialisiert hat und auch nur solche anzeigt. Sehr empfehlenswert
Wear Mini Launcher ist wie der Name schon sagt ein Launcher speziell für Android Wear
Wear Aware schlägt Alarm, sobald die Verbindung vom Smartphone zur Uhr getrennt wird.
Display Brightness for Wear regelt die Helligkeit ohne große Umwege
Fazit:
Auch wenn wir erst ganz am Anfang bei den Smartwatches mit Android Wear stehen, machen die Uhren jetzt schon Spaß und sind auch sinnvoll, wenn man schnell einen Überblick auf herein kommende Nachrichten informiert sein möchte. Und das ganz dezent ohne ständig das Handy heraus zu kramen. Gerade die speziell an Android Wear angepassten Apps erweitern die Möglichkeiten einer Smartwatch immens und machen die Bedienung entweder noch leichter oder schöner. Und jeden Tag kommen dutzende neuer Apps hinzu.
Aber perfekt ist die G Watch leider nicht. Gerade das Display der G Watch ist das größte Problem. Was nützt mir eine Uhr, bei der ich im Freien nichts mehr erkennen kann? Daher vergebe ich auch nicht das Gütesiegel, auch wenn ich kurz davor war, es zu tun. Aber das Display ist halt das Wichtigste Bauteil an einer Smartwatch.
Wer sich mit dem eckigen Design nicht anfreunden kann, wird im Oktober die runde LG G Watch R kaufen können. Die Technik ist zu 95% identisch, nur dass die R eben rund ist. Allerdings ist sie mit 299 € UVP noch mal eine ganze Ecke teurer.
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