iPhone 5 im Dauertest Teil 3 – iOS 6, das Display und die Kamera

Seit nunmehr zwei Wochen nutze ich nun das iPhone 5 und muss ehrlich zugeben, dass ich den Hype darum nicht wirklich verstehe. Zumal viele den Mund aufmachen, ohne das 5er wohl jemals wirklich länger als ein paar Minuten in den Händen gehalten zu haben. Daher gehe ich im dritten Teil des Dauertests mal ein wenig auf die offensichtlichen Neuerungen von iOS 6 ein, dem Display und was die Kamera wirklich leistet.

Teil 1 – das Unboxing und mein (etwas enttäuschter) erster Eindruck
Teil 2 – Verarbeitung, Design und ein Vergleich zu anderen Smartphones

Betriebssystem:

Wie so oft hat auch die Vorstellung von iOS 6 für riesigen Wirbel gesorgt, aber halt nur im ersten Moment. Als sich die Szene das ganze mal einen Tag später ohne Hype angeschaut hat, kam doch einiges an Ernüchterung. Den kompletten Changelog auf deutsch habe wir hier veröffentlicht. Ich möchte jetzt aber nicht auf jedes kleine Detail eingehen sondern eher die auffälligsten oder ärgerlichsten Änderungen berichten.

Am offensichtlichsten ist die Fünfte Zeile auf dem Homescreen und die ist wirklich gold wert. Ordnungsliebende Menschen wie ich, die ihre unzähligen Apps in Ordnern sehen wollen, können sich nun richtig austoben.

Nutzer wie meine Frau werden sich über ein tiefere Integration von Facebook und Twitter freuen. Nun kann man direkt auf dem Nachrichtenleiste heraus die Umwelt mit seinen Texten beglücken. Allerdings werden hierbei nur die jeweiligen original Apps unterstützt.

Das war es dann aber auch schon von wegen Integration. Keine Ahnung warum man bei Apple solche mittlerweile etablierten Dienste wie Instagram, Pocket (Read it Later), Instapaper oder noch einige mehr komplett ausperrt. Das nervt mich nach wie vor und so kommt es, dass mich iOS im Vergleich zu Android in meinem Alltag eher ausbremst als unterstützt.

Apropopo Nachrichtenleiste. Für mich persönlich nach wie eines der absoluten Highlights von iOS. Bei keinem anderem System werde ich derart perfekt auf dem laufenden gehalten und selbst hier hat Apple es geschafft es noch weiter zu verbessern. Diese Benachrichtigungen kann man jetzt in einem frei wählbaren Zeitraum z.B. zum Schlafen stumm schalten. Nennt sich passenderweise „Nicht stören“ und funktioniert ganz hervorragend, was aber bei einigen Weckerapps zu Problemen führt. Viele nutzen eben diese Benachrichtigungen um das iPhone beim Klingeln aus dem Standby zu holen. Wird das Handys nun aber stumm geschaltet vibriert das iPhone ganz kurz und das Display blinkt kurz auf. Das wars. Hat mich am ersten Morgen beinahe ein Runde Stücken für meine Kollegen gekostet. Daher mein Tipp: diese Ruhephase 1 Minute vor dem Wecker enden lassen

Als nächstes wurde Siri eweitert. Sie kann nun auf Zuruf Apps öffnen, Facebooken und twittern. Ansonsten scheint mich das Mädel nun besser zu verstehen. Trotzdem werde ich  diese Funktion (wie fast alle anderen auch) nicht weiter nutzen. Ich bin schneller „zu Fuß“ am Ziel als Siri zu aktivieren, zu labern, die Bestätigung abzuwarten und dann ans Ziel zu gelangen.

Kommen wir zu den neuen Apple Maps. Was hat Apple nicht dafür einstecken müssen. Es muss so schlimm gewesen sein, dass sich Tim Cook höchstpersönlich dafür entschuldigt hat. Dabei schneidet es in einem Test von mir gar nicht mal so schlecht ab (Link). Aber wie immer haben sich hierzulande viele das Maul darüber zerrissen, ohne es mal wirklich selber auszuprobieren. Denn so schlecht ist es nicht. Ganz im Gegenteil. Erheblich besser als seinerzeit die erste Version der Google Maps mit Navigation. Es sieht zwar nicht so superschick aus wie die Google Maps, bietet auch noch nicht so viele Funktionen aber nicht vergessen. Auch die Google Maps haben mal klein angefangen. Und solche Sachen wie diese 3D Karten und Flyover sind eine Spielerei für die Couch aber sicher nicht unterwegs. Und genau da, eben draußen, machen die Apple Maps einen sehr guten Job. Das hat Potential und wird mit großer Wahrscheinlichkeit schon bald ein ernsthafter Konkurrent.

Was sich aber Apple mit dem neuen Appstore gedacht hat, kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Vielleicht bin ich ja nur zu blind, um die Optionen zu finden, aber ich kann Suchergebnisse nun gar nicht mehr filtern. War früher schon sehr rudimentär, aber nun geht da gar nix mehr. Und man bekommt immer nur eine App der Reihe nach angezeigt. Man bewegt sich zwar immer noch scrollernderweise durch die Liste, aber es werden nicht mehr mehrere Apps auf einmal gezeigt, sondern immer nur eine. Und das nervt einfach. Mittlerweile suche ich die Apps nur noch am PC und installiere auch von dort. Verbessert wurde dagegen das mit den ständigen Passwortabfragen auch bei kostenlosen Apps oder Updates. Gibt es nicht mehr.

Screenshots kann man auch unter iOS 6 einfach durch drücken der Home-Taste + Power-Taste erstellen.

Alles in allem ist iOS 6 in Ordnung. Wer es nicht kennt, wird sich wie immer sehr schnell zurecht finden. Schwieriger ist da die Frage zu beantworten, ob man von Version 5 auf 6 aktualisieren sollte. Ich würde einfach mal behaupten ja, denn für den größten Teil der Nutzer bringt Version 6 nur Vorteile.

Display:

Eine der häufigsten Fragen, die ich so gestellt bekomme ist bezüglich des Display. „Wie groß ist es denn nun?“ Naja, wie das alte beim iPhone 4S (Testbericht) nur halt in 4″. Wobei 4″ im bisherigen Sinn nicht den 4″ von Apple entsprechen. Alle gehen in die Breite. Nur Apple nicht. Die gehen in die Länge. Das zeigt schon die Auflösung von 640 x 1136 Pixel. Vertreter der 4″ Klasse wie das Samsung Galaxy S bieten 480 x 800 Pixel.

Es ist gestochen scharf, schreiend bunte Farben welche es nichts an Natürlichkeit vermissen lassen. Auch die Ablesbarkeit im Freien bei hellen Sonnenschein ist über jeden Zweifel erhaben. Einfach perfekt. Das trifft auch nach wie vor auf die Bedienung zu.

Kein Touchscreen der Welt kommt an die Präzision und das Perfekte Feedback von Apple heran.

Aber es bewahrheitet sich mal wieder ein uralter Spruch. Die Länge ist unwichtig, wenn man damit nicht umgehen kann. Und deshalb verstehe ich z.B. nicht, warum Apple im Appstore bei der Übersicht von Suchergebnissen so viel Platz ungenutzt lässt. Dasselbe beim Player, aber dazu mehr im nächsten Teil.

Für mich persönlich ist das Display immer noch zu klein. Also nicht zu hoch, aber zu schmal. Ich ertappe mich immer wieder, dass ich zoome, um gerade unterwegs, mal schnell etwas zu überfliegen oder zu lesen. Um das etwas besser darzustellen, hier mal ein Vergleich der gleichen Webseite auf einem 4,65″ Samsung Galaxy Nexus.

Das Retina Display ist mit das Beste, was es auf dem Smartphone Sektor so gibt, aber die Konkurrenz von Samsung, HTC und auch LG holen mächtig auf.

Kamera:

Zum Thema Kamera gibt es einiges zu berichten, denn auch hier hat Apple Hand angelegt. Nun gibt es einen eingebauten Panorama-Modus und überhaupt geht die Kamera nun erheblich schneller zu Werke. Egal ob beim Start, Fokussieren, Abdrücken, Speichern und wieder bereit sein. Im direkten Vergleich zum iPhone 4S meiner Frau ist das überdeutlich bemerkbar. Die Verwackelautomatik tut ihren Job sehr gut, so dass verwackelte Bilder und Videos der Vergangenheit angehören sollten. Wobei auch die irgendwann einmal an ihre Grenzen stößt.

Die Panoramafunktion ist zwar ganz witzig, aber leider nicht so perfekt umgesetzt wie bei Apps von Drittanbietern. Über die Optionen erreicht man diese. Einmal aktiviert erscheint eine Leiste mit einer zentralen Linie. Sobald man jetzt anfängt zu knipsen,  dreht man sich langsam im Uhrzeigersinn und versucht die Pfeilspitze auf der Linie zu halten. Die Kamera macht im passenden Moment automatisch das nächste Foto. Direkt im Anschluss wird das Bild zusammengesetzt, was aucb wirklich gut aussieht. Aber leider bekommt man so keine komplette Drehungen hin. Dafür ist das ganze zu langsam oder umgekehrt ausgedrückt, ist die Zeit für die Aufnahme zu knapp bemessen. Aber das Resultat gefällt in den allermeisten Fällen. Für Otto-Normal-Nutzer absolut ausreichend.

Sehr gut gefällt mir die Makro-Funktion. Nix umschalten. Einfach nah heran, drauf halten und abdrücken. Dagegen ist diese sog. HDR-Funktion nicht so der Bringer. Ich fotografiere sehr gerne mit dieser Technik, aber hier habe ich mit dem iPhone 5 leider kein vernünftiges Ergebnis erhalten (Bild mit der Kletterwand)

Leider hat man bei Apple wohl auch gleich einen Bug mit eingebaut. Der sog. Purple Flare Effekt trifft alle iPhone 5 Besitzer und ich finde irgendwie keine Gemeinsamkeit bei den Fotos. Mal heißt es, diesesn Effekt bekommt man nur bei Gegenlicht, was sich aber bei mir auch bei einer Nachtaufnahme gezeigt hat und bei einer Innenaufnahme ohne jede Lichtquelle. Das allerschlimmste ist aber in meinen Augen mal wieder die Aussage von Apple „normal behavior for iPhone 5′s camera“

Die Videofunktion bietet keine wirklichen Neuerungen. Aufnahmen in Full-HD wissen zu gefallen. Sowohl von der Bild- als auch von der Tonqualität.

Testfotos:

Alle Fotos wurden mit original Einstellungen geknipst und nicht weiter bearbeitet. Alle in ihrer Originalgröße findet ihr wie immer auf Flickr -> Link

Testvideo:

Teil 4 – Akku, Klang, Verbindungen und Fazit

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Peter W.

2 Kommentare zu „iPhone 5 im Dauertest Teil 3 – iOS 6, das Display und die Kamera“

  1. Das galaxy S ist seit 2010 auf dem markt.

    Die aktuellen androiden mit 4″ haben auflösungen von 960×540 Pixel

    Das iphone bleibt und ist ein gut abgestimmtes smartphone, obwohl mir dieses in die länge gehen garnicht gefällt. Das hatte ich zuletzt bei meinem nokia 5530 und fand das schlimm. Ich schau mir
    doch keine Filme auf dem handy an ….

    1. Du weißt aber schon, dass das Seitenverhältnis fast aller Touch-Handys (inklusive den hier zitierten Auflösungen) genau das des neuen iPhones ist?
      Nämlich 16:9.

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