Matrix Powerwatch X Test – geht dieser Smartwatch nie der Akku aus?

Eine Smartwatch die man nie mehr laden muss? Das verspricht Matrix Industries bei seinen Smartwatches. Wir, also der Träger, erzeugt den Strom und ob das funktioniert, wie sich die Uhr im Alltag schlägt, genau das erfahrt ihr im Matrix Powerwatch X Test.

Es ist der 14. Januar 2017 auf der Crowdfundingplattform Indiegogo. Genau dort geht eine Kampagne zu Ende, die von Beginn an durch die Decke ging und mega spannend. Ein paar Tüftler haben eine Smartwatch entwickelt, die nicht mehr aufgeladen werden muss. Der Träger selbst erzeugt den Strom. Der Mensch als Energielieferant. Klingt total irre und war auch ein Stück weit Thema im Film Matrix.

Nun ist September 2018 und die Kampagne schon lange Geschichte. Das Finanzierunsziel wurde um 938% übertroffen und es kamen von über 12.000 Unterstützern mehr als 1,6 Millionen US-Dollar zusammen. Heraus gekommen sind seitdem 3 Smartwatches. 

Die Matrix Powerwatch war die erste, gefolgt von der Matrix Powerwatch Black Ops und die Spitze markiert ab sofort die Matrix Powerwatch X. Und genau diese habe ich getestet. Zur Verfügung gestellt wurde sie mir vom Onlineshop TechintheBasket.de, bei dem es selbst so seltene Stücke wie eben die Powerwatch X sehr günstig zu kaufen gibt.

Aber kurz zur Technik dahinter, die sich „Wärme-zu-Stromkraft-Verfahren“ nennt. Relativ einfach erklärt, aber in der Realität hoch komplex. Die Matrix Powerwatch X hat keinen Akku an sich, also keinen den man wirklich aufladen kann, wie man es kennt.

Im Inneren der Matrix Powerwatch X befindet sich ein Thermogenerator (TEG), einem elektronischen Bauelement, welches Wärme in elektrische Energie umwandet. Dieser erzeugt aus dem Temperaturunterschied vom Gehäuse zur Hautoberfläche die Energie. Heißt also, je kälter es draußen ist und je wärmer meine Haut z.B. bei sportlichen Aktivitäten, desto mehr Energie bekommt die Matrix Powerwatch X zur Verfügung gestellt und speichert diese.

Technische Daten Matrix Powerwatch X:

  • Android / iOS
  • 1,2″ Display
  • Benachrichtigungen
  • Schrittzähler
  • Schlaftracker
  • GPS
  • wasserdicht bis 200 m
  • 50 x 13,5 mm
  • 86 g

Produktseite: powerwatch.com/powerwatch-x

Deutsche Bedienungsanleitung: n/a

Die Matrix Powerwatch X gibt es nur in schwarz und kostet auf der Herstellerseite $279 + $30 Versand nach Deutschland. Günstiger geht es im Onlineshop von TechInTheBasket* für 245,99 € inkl. Versand innerhalb von 2 Tagen per DHL Express.

Man kann bei der Bestellung mal den Gutscheincode „WATCH5GA‎“ ausprobieren. Bei Amazon oder ebay und den anderen bekannten Onlineshops konnte ich sie nicht finden. Zumindest nicht als Neuware und gebraucht ist sie ebenfalls eine echte Rarität.

Verarbeitung und Ausstattung:

Zum Lieferumfang gehören in der schön gemachten Verpackung neben der Uhr noch ein spezielles Ladegerät, ein Mikrofasertuch und eine deutsche Kurzanleitung.

Nimmt man die Matrix Powerwatch X zum ersten mal in die Hand, wird man unweigerlich ein „Wow“ rauslassen. Ich habe ja schon einige Smartwatches getestet. Aktuell trage ich die Amazfit Stratos (Testbericht) und davor die Ticwatch Pro (Testbericht). Aber gegen die Matrix Powerwatch X sind die beiden Kinderspielzeug.

Mit einem Lebendgewicht von 86 g hat man echt schon was massives am Arm. Das sieht man ihr auch an. Hat irgendwas unverwüstliches an sich und man denkt sofort an das Militär. Aber gut schaut sie aus. Was für echte Männer. Matrix Powerwatch X Test

Die optische Robustheit kommt nicht von ungefähr. So befinden sich am Gehäuse echte Kühlrippen, um die Gehäusetemperatur gering zu halten und den Temperaturunterschied damit möglichst hoch. Die Lünette ist nur angedeutet, aber nicht drehbar. Die sichtbare abgesetzten Schrauben mit den roten Dichtungen geben dem Äußeren den gewissen Touch.

Das Armband besteht aus Silikon, welches man sehr einfach wechseln kann und lässt sich in einem weiten Bereich verstellen. Es hat die Standardbreite von 22 mm. Die Dornschließe besteht aus Metall und macht genau denselben robusten Eindruck, wie die restliche Uhr.

Das Display ist kein Touchscreen und es ist leider auch nicht sicher, ob das Saphirglas oder Gorillaglas ist. Aber es soll kratzfest sein. Um das Display herum erkennt man eine Skala. Diese zeigt in Echtzeit die Effektivität der Energiegewinnung an. Je mehr Balken rundherum zu sehen ist, umso mehr Energie produziert der Träger. 

Die Beleuchtung ist gelinde gesagt ein Witz. Nicht das Display als solches ist beleuchtet, sondern eine winzig kleine LED am Rand versucht etwas Helligkeit zu spenden. Leider vergeblich. Sowas von Anno 1980…

Die riesige, geriffelte, Krone ist hingegen drehbar, wenn auch sehr schwer und mühsam, da sie zum einen sehr schwergängig ist und nicht sehr weit aus dem Gehäuse herausragt. Damit kann man sich in den einzelnen Menüpunkten bewegen. Die Hauptbedienung geschieht aber über zwei eckige Knöpfe, die man erst auf den zweiten Blick erkennt. Oben der „Mode“- und unten der „Set“-Knopf.

Die Verarbeitung ist absolut top, da passt alles perfekt zusammen. Aber die Ecken, gerade die an den Schrauben und der Krone sind sehr spitz bzw. scharfkantig. So habe ich mir am ersten Tag direkt mal ein Loch in ein T-Shirt beim anziehen gerissen. Äußerst ärgerlich und in dieser Preisklasse ein dicker Minuspunkt.  Matrix Powerwatch X Test

Auf der Rückseite sieht man…Nichts. Keine LEDs für die Pulsmessung, keine Ladepins. Einfach nur ein glatter Boden. Die Matrix Powerwatch X hat keine Pulsmessung. 

Geladen wird die Matrix Powerwatch X wie weiter oben beschrieben über den Temperaturunterschied Haut zu Gehäuse. Um möglichst effektiv zu sein, muss die Uhr sehr eng am Arm getragen werden. Damit die Boden platte auch guten Kontakt zur Haut hat. Sollte irgendwann doch mal der Akku leer sein, legt man die Uhr einfach auf das beiliegende Ladepad.

Dieses erwärmt sich etwas, und lädt so den Akku wieder auf. Musste ich aber bei meinem Test nicht einmal machen. Auch wenn die Balkenanzeige bei mir immer nur zwischen 5 und 25 lag, hatte ich keine Probleme.

Laut Hersteller soll sich der Akku am schnellsten aufladen, wenn es draußen bitterkalt ist, damit auch das Gehäuse und man selbst heiß, weil man Sport treibt. Aktuell haben wir eine wahre Hitzeperiode hinter uns gebracht mit Temperaturen von teilweise über 30°C. Da fällt der Temperaturunterschied zur Haut gering aus und ab einer Außentemperatur von 32°C lädt sie gar nicht mehr, was bei mir an einem Tag auf der Fall war.

Verbindung und Bedienung:

Die zur Matrix Powerwatch X gehörende App nennt sich schlicht Powerwatch (Android / iOS) und verbindet die Uhr ohne Probleme. Allerdings dauert die Synchronisation gefühlt ewig und muss jedes mal manuell gestartet werden.

Überhaupt ist die App extrem übersichtlich. Der Grund ist einfach. Die Matrix Powerwatch X hat nicht wirklich viele Funktionen. Eigentlich erschreckend wenig für diese Preisklasse. Im Vergleich zur Amazfit Stratos (Testbericht) ist die Powerwatch X ein PKW mit Grundausstattung und die Stratos hat die Vollausstattung.

Auf dem Hauptbildschirm sieht man die Zahl der heutigen Schritte, zurückgelegte Strecke in Kilometer, die Schlafdauer der letzten Nacht und verbrauchte Kalorien. Darunter die letzten Läufe. Tippt man eine der Anzeigen an, bekommt man eine einfache Statistik zu sehen.  Matrix Powerwatch X Test

Details zum Schlaf? Schritte über den Tag? Details zu einer Aktivität? Nichts. Nada. Null. Gibt es einfach nicht. Nur ein Stern, wenn man das einstellbare Ziel erreicht.Noch weniger geht echt nicht mehr. Das gilt auch für die Aktivitäten. Es gibt keine Auswahl. Im Menü findet man den „Laufmodus“ und denn kann man nur starten, pausieren oder stoppen.

Wer mehr Details als Dauer, Strecke, Durchschnittstempo, Schritte und verbrannte Kalorien wissen will, wird hier bitter enttäuscht werden. Obwohl die Uhr GPS hat, bekommt man nicht einmal eine Karte zu sehen und ungenau ist es auch noch.

Den Wecker findet man übrigens unter „Profil“ ->  „Matrix Powerwatch X“ und da unter „Aaufmerksam“. Erschließt sich sofort oder? Und egal was man einstellt. Entweder ist die Vibration des Weckers so minimal, dass man es selbst wach nicht bemerkt, wenn man ihn erwartet oder es funktioniert schlicht nicht.

Keine Ahnung. Auf jeden Fall hat mich die Matrix Powerwatch X nicht einmal geweckt.

Benachrichtigungen gibt es. Allerdings nur eine Anzeige im Display, das eine Nachricht gekommen ist und dann leider auch nur bei wenigen fest voreingestellten Apps wie Whatsapp, Facebook usw. Eigene Apps kann man nicht auswählen.

Das Watchface lässt sich nicht ändern, auch wenn es diesen Menüpunkt bereits gibt. Soll irgendwann noch kommen. Matrix Powerwatch X Test

Alles im allem sehr, sehr, sehr einfach gehalten und gerade für sportlich aktive Menschen viel zu rudimentär.

Praxistest:

Der Praxistest lief dann alles andere als zufriedenstellend. Ehrlich gesagt hatte ich bei einem Preis von 279 € schon gewisse Erwartungen. Beim Tragekomfort gibt es trotz des hohen Gewichts und Abmessungen nichts zu meckern. Dessen muss man sich halt vorher bewusst sein. Das ist kein Kinderspielzeug, sondern ein schwarzes Monstrum. Im positiven Sinne.

Das Display ist selbst bei strahlenden Sonnenschein perfekt ablesbar. Das transreflektive Display wird heller, je heller es draußen ist.

Auch wenn bei mir die Effektivitätsanzeige nie über die 25 gegangen ist, was wohl den hohen Temperaturen geschuldet ist, hat es offensichtlich ausgereicht, die Matrix Powerwatch X am Leben zu halten. Selbst beim Sport, wir laufen zweimal die Woche knapp 7 km, war das kein Problem. Allerdings gibt es keine Akkuanzeige.

Weder in der Uhr noch in der App kann man sehen, wie gut oder schlecht es um den Akku steht. Daher kann ich keine Aussage darüber treffen, wie lange der Akku nun wirklich hält. Wohl beinahe ewig.

Was aber total für die Füße ist, ist das mit den Aktivitäten. Nicht nur, dass es nur Laufen gibt, sind die ermittelten Werte sehr ungenau. Parallel lasse ich immer noch Runtastic laufen. Unsere Laufstrecke ist exakt 6,78 km lang und per Powerwalking laufen wir diese in rund 58 Minuten. Die Matrix Powerwatch X macht daraus 7,4 km bei 59 Minuten. Und das bei jedem Lauf.  Matrix Powerwatch X Test

Etwas seltsam finde ich, dass man mit gedrückt halten der unteren Taste den Schlafmodus aktivieren und wieder deaktivieren kann. Dabei erkennt das die Matrix Powerwatch X von selbst, auch wenn man zum Schlaf selbst keinerlei Details gezeigt bekommt. Nur die Schlafdauer. Ist vielleicht für den Mittagsschlaf gedacht. Aber bloß nicht den Wecker benutzen, denn der funktioniert nicht.

Die Schritte stimmen soweit, aber weder die Zeit noch die Angaben zur Strecke passen. Bei Facebook kann auch nachlesen, dass mehrere Nutzer bemängeln, dass nach einiger Zeit die Uhr falsch geht. Das kann ich bestätigen, denn schon nach wenigen Tagen ging die Uhr knapp eine Minute nach, obwohl die sich mit der App bzw. dem Smartphone synchronisieren soll. Matrix Powerwatch X Test

Apropos synchronisieren. Man merkt, dass der Energieverbrauch so niedrig wie möglich gehalten werden soll. So schaltet das Display nach kurzer Zeit in eine Art Standby. Man muss erst wieder einen Knopf drücken, damit die Uhrzeit angezeigt wird.

Auf die Dauer ziemlich nervig. Die mangelhafte Beleuchtung des Display ist wohl auch dem Energie sparen zu verdanken. Zumal man dafür die obere Taste länger gedrückt halten muss und dann reicht die Dauer auch nur zum ablesen der Uhrzeit.

Hier mal ein paar Vergleichsbilder zur Amazfit Stratos (Testbericht):

Fazit zum Matrix Powerwatch X Test:

Ist die Matrix Powerwatch X empfehlenswert? Nein. Nicht einmal, wenn man nur eine robuste Uhr haben will. Dafür ist die Matrix Powerwatch X zu schwer, klobig und teuer. Dann kann man sich gleich eine gescheite Automatik kaufen. Da hält der „Akku“ auch ewig.

Und erst recht nicht für sportlich aktive Menschen oder wer stets über alles informiert werden möchte. Es gibt keine Aktivitäten zur Auswahl und was die Matrix Powerwatch X trackt ist auch noch falsch und detaillierte Infos gibt es auch nicht. Die Benachrichtigungen sind zu einfach weil nur eine allgemeine Info kommt, aber auch hier keine Details und die Apps sind festgelegt. Matrix Powerwatch X Test

Hoffentlich schauen sich noch ein paar andere Hersteller dieser Art der Energiergewinnung ab, denn das ist ein echter Fortschritt. Ich bleibe aber jetzt erst einmal bei meiner Amazfit Stratos (Testbericht) und warte auf die Suunto 3 Fitness, die ich als nächstes testen werde. Matrix Powerwatch X Test

Peter W.
Matrix Powerwatch X
  • Verarbeitung
  • Ausstattung
  • Praxistest
  • Preis/ Leistung
2.5

Kurzfassung

+ robustes Design
+ Akku hält wohl ewig
+ Fortschrittliche Technik zur Energiegewinnung
+ wasserdicht bis 200 m

– scharfe/spitze Kanten
– App nahezu unbrauchbar weil keine Details und sehr wenige Funktionen
– keine Aktivitäten auswählbar
– nur sehr wenige smarte Funktionen
– Aufzeichnungen von Aktivitäten fehlerhaft
– keine Pulsmessung

5 Kommentare zu „Matrix Powerwatch X Test – geht dieser Smartwatch nie der Akku aus?“

  1. Bis zu einem gewissen Grad hat diese Kritik mein Weltbild wieder in Ordnung gebracht.
    Es fiel mir schwer zu glauben, dass sich mit einem kleinen TEG, der mit Körperwärme läuft, die Funktionen einer Smartwatch mit ausreichend Leistung versorgen lassen.
    Offenbar funktioniert das grundsätzlich zwar schon, aber man muss doch gewisse Abstriche machen.
    Würde mich wirklich interessieren, in welcher Größenordnung sich die Leistung vom TEG bewegt. Im einstelligen Milliwattbereich? Mehr? Weniger?

    1. Das kann ich dir leider nicht beantworten, denn mittlerweile gibt es diese Firma zwar noch, aber keine Smartwatches mehr. Der Tracker von denen liefert leider keine entsprechenden Hinweise. Vielleicht mal Kontakt zum Hersteller selbst aufnehmen.

      Gruß
      Peter

      1. Ich hatte eh nicht damit gerechnet, dass du mir das beantworten kannst, das war eher nur laut gedacht.
        Trotzdem danke für die Antwort!

        1. Eigentlich schade, denn diese Technik hat was. Wäre doch eine Möglichkeit, um eine Watch mit leeren Akku noch mit den nötigsten Funktionen am Laufen zu halten oder im Falle der Apple Watch Ultra für das Absetzen eines Notruf mit dem Standort, oder, oder…

          Gruß
          Peter

          1. Ja, ich finde das Konzept grundsätzlich auch faszinierend!
            Nur sind den Anwendungen durch die niedrige erreichbare Leistung halt enge Grenzen gesetzt.
            Auch wenn für kurze Zeiträume über den Zwischenspeicher natürlich auch mehr drin ist.
            10 Stunden „laden“ mit 5 mW wären z.B. immerhin schon 180 Wattsekunden bzw. 3 Wattminuten.
            Damit ließe sich schon einiges anfangen.
            Aber wenn ich raten müsste, dann würde ich auf weniger als 5 mW unter „Normalbedingungen“ (kein Sport, 20° Umgebungstemperatur) tippen, von 5 mW „Überschuss“ ganz zu schweigen.

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