USB-C Zwang in Europa – ein Chaos mit Ansage

Ab 2024 gibt es in der ganzen EU nur noch USB-C bei tragebaren Neugeräten. Aber was heißt das im Detail und wofür steht USB-C eigentlich, denn das Chaos ist vorprogrammiert. Hier der Versuch, dass mal einfach zu erklären.

Seit Jahren schwelt die Diskussion um einen einheitlichen Ladestecker in der gesamten EU. Endlich hat man sich geeinigt und ab 2024 ist es soweit. Alle neuen tragbaren Geräte müssen über USB-C verfügen. Auch das iPhone. Aber es gibt mal wieder ein paar Ausnahmen und Fallstricke, denn USB-C ist nicht das, was viele (auch ich) meinen und alles andere als übersichtlich. Ganz im Gegenteil. Das Chaos ist vorprogrammiert und wir Kunden müssen schon genau hinschauen, denn USB-C ist nicht gleich USB-C und schon gar nicht USB 4.0 oder sonstwas.

Daher versuche ich hier mal ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen, was dieses USB-C eigentlich ist, was es mit USB 3.0, USB 4.0 und Thunderbolt zu tun hat (oder auch nicht) und worauf wir als Kunden ab sofort genau achten sollten.

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Die Ladeleistungen und Übertragungsraten steigen immer weiter

In unserem Podcast sprechen wir immer wieder über die neuen Rekorde bei den Ladeleistungen. Derzeit am weitesten verbreitet ist wohl USB PD oder USB Power Delivery (was ist das?). Aber das ist Kindergeburtstag gegen das, was aktuell OPPO vorgestellt hat. Demnächst wird man sein Smartphone mit bis zu 240 Watt laden können. Das ist aber nur eine Seite der Medaille, denn auf der anderen Seite wachsen auch die Datenraten, die es zu übertragen gilt. Stichwort 4K oder gar 8K. Das sind riesige Datenmengen, die auch mal durch ein Kabel gequetscht werden wollen. Und genau hier kommt USB-C ins Spiel.

Was ist USB-C eigentlich?

Hier haben die meisten, so auch ich, schon mal die ersten Denkfehler, denn der USB-C ist nur ein Stecker und kein Standard an sich, wobei die Bezeichnung Standard genau genommen auch nicht richtig ist, denn dahinter steckt ein Protokoll, welches die genauen Daten festschreibt. Mitte 2016 wurde USB-C vorgestellt und sollte mit einem Schlag vieles besser und vor allem einfacher machen. Ein Stecker für alles und (fast) jeden. Heute wissen wir, dass es trotz USB-C immer noch jede Menge andere Stecker wie HDMI, Displayport usw. gibt. Der größte Vorteil von USB-C ist aber die Tatsache, dass man ihn egal wie herum einstecken kann. Der einheitliche Stecker ist aber auch das Einzige, was die dazu gehörigen Standards gemein haben.

Welche USB Standards gibt es eigentlich?

Viele. Der neueste ist seit 2019 der USB 4.0 v2.0. Alleine mit dem eben beschriebenen USB-C Stecker gibt es derzeit 6 Standards, die sich von den Bandbreiten bezüglich Strom und Daten extrem voneinander unterscheiden. Auf diese sechs konzentieren wir uns hier im Artikel, denn es geht ja um USB-C welcher ab 2024 in der ganzen EU als Standard kommen wird.

Das Chaos beginnt schon bei der Namensgebung. Ihr dachtet Sony oder Xiaomi wäre schlimm, was Produktbezeichnungen angeht? Das USB Implementers Forum (USB-IF) kann es noch besser, denn anstatt irgendwo mal anzufangen, geht es querbeet und zu allem übel wurden die Bezeichnungen nach einer Umbenennung vor kurzem nochmals geändert, um es noch unübersichtlicher zu machen.

Ich habe mal versucht eine Tabelle zu erstellen, bin aber kläglich gescheitert, denn alleine bei den vielen Bezeichnungen bin ich schon durcheinander gekommen. Nicht einmal Wikipedia konnte mir dabei wirklich helfen und auf der Seite des USB-IF gibt es zwar alle Datenblätter, aber das sind hunderte, die teilweise bis zu mehrere hundert Seiten lang sind.

Beispiel gefällig? Der ursprüngliche USB 3.0 Standard wurde mal in USB 3.1 Gen1 umbenannt und vor kurzem dann in USB 3.2 Gen1. Das geht noch einer – Zu Beginn hieß er USB4 Gen 2×2, welches aber nicht mit USB 3.2 Gen 2×2 zu verwechseln ist und wurde dann zu USB 4 umbenannt. Aber Vorsicht, denn so lautet auch die aktuelle Bezeichnung von USB4 Gen 2×1, also USB 4, dessen Bandbreite mit 10 GBit/s nur halb so hoch ist. Dazu habe ich jetzt noch gar nicht die Marketing-Bezeichnungen ins Spiel gebracht, die oft als Label zu finden sind, aber leider auch nicht wirklich weiterhelfen, da auch hier die Bezeichnungen sehr verwirrend sind.

Worauf habe ich also zu achten?

Zuerst sollte man sich vergewissern, wofür das nächste USB-C Kabel primär gebraucht wird. Um ein Smartphone zu laden, werden Kabel bis 100 Watt noch viele Jahre ihren Dienst tun, auch wenn die Hersteller immer mehr zeigen. Bis das aber auf die Straße kommt, vergehen oft viele Jahre. Viel interessanter wird es, wenn auch Laptops bzw. Macbooks geladen werden sollen. Hier sollte man schon direkt zu Kabeln mit bis zu 200 Watt greifen. Mehr ist eben mehr und damit kann man dann wirklich alles laden ohne Angst haben zu müssen, daraus einen Glühdraht zu machen. Denn hier lauert auch die größte Gefahr.

Eigentlich alle Geräte haben eingebaute Sicherheitsmechanismen, die vor Überhitzung schützten. Aber leider erst, wenn der Strom schon im Gerät ist. Die Hausverteilung ist zwar auch mit Sicherungen und superschnellen FI-Schaltern abgesichert, aber was passiert auf dem Weg dahin – dem Kabel? Das wird oft vernachlässigt. Hauptsache billig muss es sein. Habe ich früher auch so gemacht. Kabel ist Kabel. Unterschiede gibt es nur bei der Farbe und Länge.

https://www.usb.org/sites/default/files/usb-if_usb_type-c_cable_logo_usage_guidelines_final_20220928.pdf

Bis mir mal bei einem Test ein No-Name Ladekabel sprichwörtlich in Rauch aufgegangen ist und fast meine Wohnung in Schutt und Asche gelegt hätte.

Daher beim Kauf von Kabeln genau hinschauen und direkt mal die Finger von No-Name Ware lassen. Vor allem wenn sie in großen Mengen verkauft werden. Sechs Kabel für unter 10 Euro können einfach nix taugen. Wenn dann auch keine genauen Bezeichnungen oder genauen Angaben zur Spezifikation gemacht werden, dann ebenfalls nicht kaufen. Denn wir wissen ja jetzt, dass USB-C eben nicht USB-C ist. Viele Hersteller verwenden alte Technik, womit am Ende weniger rauskommt als erhofft und es nicht einmal Betrug, denn der Verkäufer weiß schon, warum er nichts genaues schreibt und der Kunde kann ja fragen.

Um auf Nummer sicher zu gehen, zumindest aktuell, sollte man darauf achten, dass mindestens „Superspeed++“ beschrieben bzw. das passende Logo zu sehen ist, oder USB 3.2 bzw. USB 4. Denn bei vielen Kabeln, gerade auf Amazon, findet man diese Logos nicht und das aus guten Grund – sie beherrschen keine Datenübertragung. Laden ja, Daten nein. Oder umgekehrt. Im Zweifel also gezielt nachfragen und bei Zweifeln lieber Finger weg.

Gerade beim Zubehör gilt immer noch – wer billig kauft, kauft zweimal. Daher lautet meine Empfehlung für namhafte Hersteller wie z.B. Cabletex*, die mich zwar nicht sponsern, aber bei Amazon direkt in den Titel schreiben, was man bekommt und auch sonst in allen Punkten überzeugen können.

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Peter W.