Fitnesstracker gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Relativ neu ist die Möglichkeit neben dem Puls auch noch den Blutdruck und Sauerstoffsättigung zu messen. Das alles verspricht das preisgünstige M99 Smart Bracelet und genau dieses habe ich getestet.
Es ist tatsächlich so, dass gerade bei den günstigen Modellen beinahe täglich neue Modell auf den Markt geworfen werden. Meist handelt es sich dabei nicht um Neuentwicklungen, sondern umgelabelte Standardtracker. Das M99 Smart Bracelet ist so ein Kandidat. Selbst nach ausgiebiger Suche habe ich keinen Hersteller ausfindig machen können, geschweige denn eine Homepage. Rein optisch gleicht das M99 Smart Bracelet dem ID115 HR (Testbericht) von idoosmart doch sehr stark. Zusätzlich bietet es aber die bereits angesprochene Möglichkeit zur Messung des Blutdrucks und der Sauerstoffsättigung.
Auch das ist nicht neu, denn mit dem Q8H Smartband (Testbericht), Diggro QS80 (Testbericht), Diggro V66 (Testbericht) oder Diggro QS90 (Testbericht) habe ich entsprechende Fitnesstracker schon getestet. Mit einem klaren, ganz vernichtenden Urteil: Taugt alles nix. Bislang. Vielleicht macht es das M99 Smart Bracelet viel besser?
Technische Daten M99 Smart Bracelet:
- Android ab 4.4 und iOS ab 8.0
- 0,96″ OLED Farbdisplay
- 3-Achsen Beschleunigungssensor
- NRF52832 Chip
- Silicon Labs Si1142 Pulssensor
- Puls
- Blutdruck
- Sauerstoffsättigung
- Schrittzähler
- Distanz
- Kalorien
- Schlafüberwachung
- Wecker
- Benachrichtigung für Apps / Anrufe / SMS
- Bluetooth 4.0 BLE
- Staub- und Spritzwassergeschützt nach IP67
- Armbandlänge von 120 – 240 mm
- Abmessungen Tracker: 40 x 19 x 12 mm
- 21 g
- 90 mAh
Produktseite: n/a
Deutsche Bedienungsanleitung: n/a
Das M99 Smart Bracelet gibt es in den Farben Blau, Schwarz, Pink und Orange. Die Preise variieren sehr stark je nachdem wo man bestellt. Bei Amazon*geht es ab 23,99 € los. Bei ebay schon bei knapp 20 € und bei den bekannten China-Shops wie GearBest* und Co ab ca. 15 €. Muss jeder für sich selber entscheiden. Wie immer lohnt es sich vor allem bei Amazon genauer zu suchen, denn dort findet man das Band unter anderen unter folgenden Bezeichnungen:
- Kreema M99 Fitness Tracker*
- Fuibo M99 Smartwatch*
- Meisijia M99 Bluetooth Smart Armband*
- JIANGFU M99 Sport Smart Armband*
- ZH M99 Smart Armband*
- Wawer M99 Bluetooth Smart Watch*
- SYY M99 Bluetooth Smart Watch*
Diese Auflistung könnte man noch erheblich erweitern. Dazu einfach mal nach M99 Smart suchen und nicht nach dem Hersteller bzw. Anbieter. Sie sind alle zu 100% identisch. Nur der Name unterscheidet sich. Alle verkaufen ein und dasselbe Produkt und hier kann man wirklich bares Geld sparen.
Verarbeitung und Ausstattung:
Bei der Lieferung staune ich nicht schlecht, denn es hat wohl nicht einmal mehr für eine einfache Pappschachtel als Verpackung gereicht. Der Tracker und die, man lese und staune, deutsche Bedienungsanleitung wird in einer einfache Plastiktüte ausgeliefert. Und die Anleitung ist richtig gut, erklärt sie doch in einem brauchbaren Deutsch, wie, was funktioniert.
Der eigentliche Tracker besteht aus Plastik in hochglanzoptik. Die Besonderheit ist das Armband bzw. die Verbindung zum Tracker, denn dieser kommt ohne eine Buchse zum laden aus oder einem Ladekabel. Zieht man das eine Armband ab, erscheint darunter ein USB Anschluss. Heißt, man steckt den kompletten Tracker in eine USB-Buchse. Ist echt eine tolle Lösung, denn eine USB-Buchse hat man mittlerweile überall.
Das Armband des M99 Smart Bracelet besteht aus TPU, eine Art Silikon und fühlt sich auf der Haut angenehm an. Es riecht auch nicht und hat einen eine weiten Verstellbereich. Nur der Verschluss ist so eine Sache. Der „Pinöpel“ hält zwar, aber die Schlaufe, durch die man das Band durchzieht ist dermaßen dünn, dass man schon sehr vorsichtig sein muss, damit man es nicht zerreißt. Und es wird reißen. Schneller als einem lieb ist. Darauf wette ich. Zum Glück findet man bei Amazon und ebay Armbänder zum tauschen.
Ansonsten geht die Verarbeitung soweit in Ordnung.
Das Display ist farbig, füllt aber die Front nicht ganz aus. Aktiviert wird das Display durch drücken der Taste oder durch die typische „Auf-die-Uhr-schauen“ Handbewegung. Hat bei mir wirklich gut funktioniert. Zu gut, wie ich gleich im Praxistest beschreiben werde. Unterhalb des farbigen Display ist eine imaginäre Taste angedeutet. Ansonsten gibt es keinerlei Tasten. Einzig auf der Rückseite die beiden grünen LEDs für die Pulsmessung.
Übrigens besitzt auch das M99 Smart Bracelet kein eigenes GPS Modul, auch wenn es viele Shops so beschreiben. Das GPS Signal holt sich das Band vom verbundenen Smartphone. Ist dieses nicht dabei, wird auch keine Strecke aufgezeichnet.
Dank IP67 Klassifizierung ist das Band spritzwassergeschützt. Nicht wasserdicht, wie man auch immer wieder lesen kann. Das heißt, dass alltägliche Dinge wie Duschen, Haare waschen oder Hände waschen kein Problem darstellen. Aber schwimmen sollte man damit nicht gehen.
Der 90 mAh Akku soll im Standby bis zu 10 Tage durchhalten. Das erreicht man aber nur, wenn man die Pulsmessung komplett deaktiviert. Mit aktivierter Pulsmessung alle 60 Minuten hielt der Akku bei mir nicht einmal 2 Tage. Lässt man sich den Puls alle 15 Minuten messen, dann ist der Akku nach gerade einmal 27 Stunden leer. Beim Sport wird der Puls permanent gemessen, was im Alltagstest zum echten Problem wurde. Geladen wird das M99 Smart Bracelet wie bereits erwähnt über einen eingebauten USB-Stecker. Absolut geniale Sache, denn so braucht man nie mehr ein extra Ladegerät oder Ladekabel herumschleppen. Nach knapp 2 Stunden ist der Akku voll aufgeladen.
Bedienung und App:
Die App zum M99 Smart Bracelet heißt iBand und gibt es für Android und iOS. Die Verbindung ist in wenige Sekunden hergestellt. Eine extra Verbindung per Bluetooth muss nicht eingerichtet werden.
Optisch ist die App wirklich schön gemacht. Im Hauptbildschirm sieht man on der oberen Hälfte den aktuellen Wert z.B. Schritte und kann durch Wischen nach links und rechts die weiteren Werte wie Schlaf, Puls, Blutdruck und Sauerstoffsättigung anschauen. In der unteren Hälfte sieht man jeweils Details.
Im Gegensatz zu vielen anderen Apps ähnlich günstiger Fitnesstracker, ist die App wirklich gut ins deutsche übersetzt worden. Sie ist sehr übersichtlich aufgebaut und alle Funktionen erschließen sich von selbst. Auch die Synchronisation geht schnell und reibungslos über die Bühne. Sehr löblich.
Die Bedienung des Trackers ist denkbar einfach. Eine Power-Taste gibt es nicht, somit ist der Tracker immer aktiv. Durch antippen des Display oder anheben des Arms wird das Display aktiviert. Durch die Menüs wischt man über das Display, durch gedrückt halten der Taste gelangt man in Untermenüs und startet bzw. stoppt Aktivitäten. Derer gibt es leider nur zwei und zwar Laufen und Radfahren.
Über die App kann man dann noch weitere Dinge wie den Wecker einstellen seine Ziele, Benachrichtigungen von Apps wie Facebook, dessen Messenger, Whatsapp, Instagramm, Twitter und Linkedin. Leider ist die Liste fest und man kann keine anderen Apps auswählen. Dann noch, in welchen Intervallen der Pulsmesser messen soll oder nicht. Das Watchface, also die Anzeige kann durch gedrückt halten der Taste geändert werden. Vier stehen insgesamt zur Auswahl.
Leider gibt es keine Synchronisation mit Google Fit oder anderen Anbietern.
Alltagstest:
Das M99 Smart Bracelet ist im Alltag kaum zu spüren und auch wenn man schwitzt wird es nicht unangenehm. Hier scheint ein hochwertiges TPU bzw. Silikon verwendet zu werden. Der Verschluss ist wie bereits weiter oben beschrieben so eine Sache. Die Schlaufe am Ende ist zu dünn und daher wird das Silikon an dieser Stelle über sehr kurz oder kurz (nicht lang) genau dort reißen und man wird das Band verlieren.
Das farbige Display ist eher ein Gimmick und wird bei einem Fitnesstracker nicht wirklich benötigt. Es ist im Sonnenschein noch gut ablesbar und die Reaktion ist auch in Ordnung.
Ansonsten muss ich zugeben, dass mich das M99 Smart Bracelet ziemlich schnell nur noch genervt hat. Die ermittelten Werte sind gelinde gesagt ein Witz. Egal ob Puls, Blutdruck, Sauerstoffsättigung oder Schlafdauer. Rein gar nicht entsprach der Realität. So sollte ich während einer 40-minütigen Spinning Einheit ein Puls von 61 haben, bei einem Blutdruck von 117/81. Schön wäre es. In der Realität waren es aber 131 Schläge bei einem Druck von 152/102. Beim Schlaf lag das Band vollkommen daneben. Mag daran liegen, dass es fest voreingestellte Schlafzeiten von 21 Uhr bis 9 Uhr morgens hat. Es fehlen immer ein paar Stunden. Also komplett unbrauchbar.
Der Wecker weckt zwar pünktlich, aber man kann weder die Tage einstellen, noch dass er nur einmal klingeln soll. Man muss ihn jeden Tag händisch aktivieren und auch wieder deaktivieren, sonst weckt er auch am Wochenende. Snooze oder ähnliches gibt es nicht.
Telefonate und SMS werden durch eine starke Vibration bemerkbar gemacht. Das klappt auch bei einigen Apps. Es sind WeChat, QQ, Line, Facebook und Whatsapp. Andere Apps können nicht eingestellt werden und man bekommt nur die erste Zeile angezeigt.
Das eigentliche Tracking ist ein totaler Reinfall. Zuerst einmal kann man nur Laufen oder Radfahren aufzeichnen. ISt ja nicht das Problem, aber der Akkuverbrauch schießt offensichtlich derart in die Höhe, dass selbst ein knapp einstündiges Lauftraining den Akku komplett leer saugt und es somit keine Aufzeichnungen gibt. Extrem ärgerlich und führt die eigentliche Hauptfunktion ad absurdum.
Nächstes Problem. Es gibt keine „Nicht-stören“ Funktion. Also keine Möglichkeit diese Auf-die-Uhr-schauen-Geste zeitlich zu deaktivieren. Nachts wäre das sinnvoll. Bewegt man sich in der Nacht, leuchtet das Display auf und weil es so hell ist, wird man direkt geweckt. Das hat nicht nur mich ziemlich genervt.
Oder die Sache mit dem Watchface, also der Anzeige, ändern. An sich eine tolle Sache. Vier Designs hat man ja zur Auswahl. Nur das mit dem Verstellen ist schlecht gelöst werden. Es reicht im Hauptbildschirm die Taste kurz gedrückt zu halten. Und das passiert oft genug unbewusst im Alltag. So habe ich mir mehrmals am Tag die Anzeige ungewollt verstellt. Oder man wacht morgens auf, schaut auf das Display und wundert sich, dass seit knapp 4 Stunden ein Lauftraining aufgezeichnet wird. Da hat man offensichtlich im Schlaf ein Training gestartet.
Fazit:
Ob ich das M99 Smart Bracelet empefhlen kann? nein. Absolut nicht. Es ist einfach nur schlecht. Punkt. Ich kann es nicht einmal schön reden.
Bessere Alternativen wie z.B. das um Längen bessere ID107 Plus HR für ein paar Euro mehr, findet ihr in meiner Bestenliste für Fitnesstracker und Smartwatches.
M99 Smart Bracelet
Kurzfassung
+ kein extra Ladekabel nötig
+ Armbänder austauschbar
– Messwerte unbrauchbar
– katastrophale Akkulaufzeit
– Benachrichtigungen nur bedingt nützlich