Im Test – die NINETEC Smart9 G2 Smartwatch

Die IFA ist zu Ende und auch dieses Jahr sind wieder ein paar Smartwatches vorgestellt worden. Leider haben die meisten Modelle von namhaften Hersteller wie Samsung oder Huawei einen ziemlich entscheidenden Nachteil. Sie sind schweineteuer. Das es auch anders geht, möchte die Ninetec Smart9 G2 beweisen. Und genau dieses habe ich mir für einen Dauertest gekauft.




Zu allererst einmal der Hinweis, dass die Smart9 G2 absolut baugleich mit der ZTE W01 (Testbericht) ist. Vor kurzem habe ich ja mit der Elephone W2 (Testbericht) eine Smartwatch von einem hierzulande unbekannten Hersteller zum gleichen Preis getestet und ziemlich enttäuscht worden. Ninetec kennt man von Amazon und ebay, weil die hunderte Produkte anbieten. Zumeist No-Name Ware aus China zum günstigen Kurs. Die Smart9 G2 verfügt sogar über einen Pulsmesser. Also muss die smarte Uhr doch was taugen. So zumindest meine Meinung, als ich auf den Bestellbutton klickte. Was dann folgte war allerdings nicht so der Bringer. Daher ist dieser Testbericht etwas anders aufgebaut als alle anderen. Zunächst erläutere ich kurz die technischen Daten der W01, komme dann auf die positiven Eigenschaften zu sprechen, danach die negativen und zum Schluss ein kurzes Fazit. Übrigens gibt es exakt dieselbe Smartwatch unter anderem bei Amazon noch unter der Bezeichnung ZTE W01*, Lemfo DM360*, Hannspree Pulse Smartwatch SW21SZ1B*, Stoga ST-DM360*LENCISE Smart Watch LM360* oder auch Haier G6 und noch ein paar anderen Namen zu finden.

Technische Daten:

  • Nucleus RTOS Betriebssystem
  • Android ab 4.3 und iOS ab 5.0
  • 1,22″ IPS Display mit 240 x 204 Pixel
  • 236 ppi
  • 1,6 GHz MediaTek MT2502A Prozessor
  • 32 MB RAM
  • 128 MB interner Speicher
  • Bluetooth 4.0
  • Gyroskop
  • 6-Achsen Beschleunigungsmesser
  • Schlaftracker
  • Schrittzähler
  • Mikrofon
  • Lautsprecher
  • Kameraauslöser
  • spritzwassergeschützt nach IP53
  • 42,5 x 42,5 x 12,5 mm
  • 56 g
  • 320 mAh

Produktseite: ninetec.de/smart9g2

Ausführliche deutsche Bedienungsanleitung: Smart9_G2_UserManual.pdf

Die NINETEC Smart9 G2 gibt es in zwei Farben schwarz und gold. Der Preis variiert sehr stark, je nachdem, unter welchem Namen man sie kauft. Von Ninetec kostet sie bei Amazon* aktuell 99 €. Wer die Augen offen hält, wird sie auch mal für 79 € oder wie in meinem Fall für 69 € finden können.

ZTE W01 (9)Unboxing:

In dem Kästchen ist folgendes zu finden:

  • Smart9 G2
  • Ladekabel
  • Displayfolie
  • Kurzanleitung

Erfreulich, dass ZTE der Uhr auch gleich eine passende Folie mit auf den Weg gibt, denn wie sich zeigen sollte, ist die auch bitter nötig.

ZTE W01 (3)

Vorteile:

Das Gehäuse der Smart9 G2 besteht aus Edelstahl und ist ordentlich verarbeitet. Sie ist zwar etwas dicker als macher Konkurrent, macht aber am Arm einen gefälligen Eindruck. Nicht zu klobig, aber groß genug, um nicht als Spielzeug durchzugehen. Rechts außen ist die einzige Taste zu finden. Es ist keine drehbare Krone, sondern eine reine Taste mit zwei Funktionen. Power und Zurück. Der Druckpunkt ist sehr gut. Daneben die Öffnungen für den Lautsprecher und das Mikrofon. Und hier liegt einer der Vorteile der Smartwatch. Mit ihr kann man über das Handy telefonieren und als Mikrofon bzw. Lautsprecher nutzen. Musik hören mit der Smart9 G2? Kein Problem. Zumindest in der Theorie.

Der Tragekomfort ist sehr gut genauso der weite Verstellbereich, des offensichtlich nicht wechselbaren, Armbandes. Der Schrittzähler zählt erstaunlich präzise. Da ich am gleichen Arm noch das Mi Band 2 (Testbericht) trage, konnte ich direkt vergleichen. Die Akkulaufzeit beträgt 4 Tage, wird aber nicht wirklich verlässlich angezeigt. Ohne Vorwarnung hat sich die Uhr dann auch verabschiedet. Nach gut 3 Stunden war der Akku wieder voll aufgeladen. Dank des magnetischen Ladekabels ist die richtige Positionierung an den vier Pogo-Pins auf der Rückseite der Uhr ein Kinderspiel.

Die Bedienung sollte auch niemanden vor irgendwelche Rätsel stellen. Durch wischen und Taste drücken bewegt man sich durch das übersichtliche Menü, welches wirklich viele Menüpunkte umfasst. Teilweise erschließt sich deren Sinn nicht direkt an der Benennung, aber in den jeweiligen Untermenüs klärt sich dann alles schnell auf.



Nachteile:

Der Rand um das Display herum ist mit 3 mm relativ breit. Die Auflösung des 1,22″ Display liegt bei 240 x 204 und hier wurde ich etwas stutzig. Auf allen offiziellen Bildern ist ein komplett rundes Display zu sehen. Warum also 240 x 204 Pixel? Ein Schreibfehler? Leider nein, denn wenn man die Uhr das erste mal einschaltet wird man sein schwarzes Wunder erleben. Der untere Rand des Display ist schwarz. Nennt sich „Flat-Tire“ weil es eben aussieht wie ein platter Reifen und genau in diesem Bereich befindet sich ein Softtouch-Button. Ich bin ja eher zurückhaltend, was Betrugsvorwürfe angeht, aber das hier ist ganz klar eine Verarsche allererster Güte. Der schwarze Bereich im Display ist auf allen Abbildungen sauber „weggephotoshopt“ worden. Alleine schon dafür kann und werde ich schon mal kein Gütesiegel vergeben.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Empfindlichkeit des Display nicht die Beste ist. Immer wieder muss man mehrfach einen Menüpunkt antippen, um eine Reaktion zu bekommen. Das nervt doch ziemlich. Es gibt zwar einen Schlaftracker, aber den konnte ich nicht ausprobieren. Das man ihn manuell aktivieren muss, ist ja noch hinnehmbar. Nicht aber, dass auch im Schlaf bei bestimmten Handbewegungen oder Berührungen auf dem Display selbiges aktiviert wird. Da das Display sehr hell ist, wird man unweigerlich wach. Um den Friedens willen mit meiner Frau, habe ich die Uhr keine Stunde nach dem zu Bett gehen ausgezogen und nachts nicht mehr getragen. Wenn man einen Schlafmodus einbaut, dann sollte man auch eine Funktion vorsehen, dass die Aktivierung des Displays für diese Zeit deaktiviert wird genauso fehlt ein einstellbarer Zeitraum, in dem keine Benachrichtigungen kommen (wobei die ja ohnehin nie gekommen sind).

Denn damit kommen wir zum nächsten nicht unerheblichen Problem. Der Verbindung mit dem Handy. Bei der ersten Verbindung wurde die W01 von meinem OnePlus 3 sofort erkannt und verbunden. Noch während ich die Uhr einrichtete, brach die Verbindung ab und konnte nicht mehr wiederhergestellt werden. Testweise haben wir es noch mit dem Huawei Mate S meiner Frau probiert und einem Huawei P9, welches nagelneu aus der Verpackung kam.  Eine Verbindung konnte nicht hergestellt werden. Somit waren die meisten Funktionen der Smartwatch nicht nutzbar. Mit dem Problem scheine ich aber nicht alleine dazustehen, wie man an mehreren Kommentaren im Netz und auch bei Rezensionen auf Amazon nachlesen kann.

Der Schrittzähler muss händisch aktiviert werden. Ist total bescheuert. Morgens noch im Bett, muss man den Schrittzähler in der Uhr starten und nachts, wenn man im Bett liegt wieder ausschalten, sonst zählt er ohne Pause in einem durch. Ich hatte mich schon gewundert, warum ich morgens um 9 schon 13.000 Schritte hatte, bis ich gemerkt habe, dass da noch die Schritte vom Vortag dabei waren.

Ob das Lederarmband wirklich komplett aus Leder besteht kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Es riecht doch recht streng nach Kunststoff. Wechseln kann man es auch nicht. Um an das Armband zu kommen, müsste man die Uhr komplett öffnen, womit der Spritzwasserschutz und die Garantie wohl auf der Vergangenheit angehören dürfte. Auf der Rückseite befindet sich auch der Pulsmesser. Dieser misst nicht automatisch sondern nur nach Aufforderung über das Menü, dann aber dauerhaft. Leider liefern die Messungen in 90% aller Fälle keine oder absolut falsche Werte. Für einigermaßen korrekte Werte sollte bzw. darf man sich kaum bis gar nicht bewegen. Während dem Sport ist eine Messung nicht möglich.

Auch extrem nervig, dass die Smartwatch beim aufwecken aus dem Standby immer den letzten Menüpunkt anzeigt. Man man vorher das Watchface, also das Design der Anzeige verändert, wird genau dieses wieder aufgerufen, wenn man die Uhr aufweckt. Anstatt die Uhrzeit anzuzeigen, darf man erst wieder ein Design aussuchen und aktivieren.

ZTE W01 (12)

Fazit:

Kurz und knapp. Die Uhr habe ich nach nicht einmal 3 Tagen wieder ausgezogen und am nächsten Tag wieder zurück geschickt. Ich glaube auch nicht an einen Defekt, denn wie im Artikel erwähnt, sind gerade die Verbindungsprobleme kein Einzelfall. Und die Sache mit den gefälschten Werbebildern ist echt ein absolutes No-Go. Lieber ein paar Euro mehr investieren und in eine andere Uhr investieren.

Peter W.
NINETEC Smart9 G2
  • 7/10
    Verarbeitung - 7/10
  • 7/10
    Ausstattung - 7/10
  • 4/10
    Praxistest - 4/10
  • 4/10
    Preis / Leistung - 4/10
5.5/10

Kurzfassung

+ ordentliche Verarbeitung
+ guter Tragekomfort
+ viele Funktionen
+ Preis (wenn im Angebot)

– Display am unteren Rand mit schwarzen Balken
– massive Verbindungsprobleme daher kaum nutzbar
– Display aktiviert sich im Schlaf
– Schrittzähler muss manuell aktiviert und deaktiviert werden
– Pulsmesser liefert oft falsche oder gar keine Werte