Im Test – der WHOOP STRAP 3.0 Fitnesstracker für Profis

Ich habe das Whoop Strap 3.0 getestet. Einen Fitnesstracker, der alles bisher bekannte völlig auf den Kopf stellt und einen ganz anderen Ansatz hat. Was taugt dieses Armband, für wen ist es gedacht und lohnt sich diese vergleichsweise teure Investition?

Schon mal was von Whoop gehört? Dann willkommen im Club. Ich bin dato auch nicht, denn Whoop macht alles anders. Die Erfassung der Daten erfolgt wie üblich über ein Armband am Handgelenk, aber das war es dann auch schon mit den Gemeinsamkeiten zum großen Rest. Fitnesstracker habe ich mittlerweile viele getestet. Sehr, sehr viele und aktuell ist das Huawei Band 6* mein persönlicher Favorit, da es ein nahezu perfektes Preis/ Leistungsverhältnis hat. Das Whoop Strap 3.0 ist anders, denn es ist kostenlos. Ja, richtig gelesen. Es kostet nichts, denn es ist Teil der Mitgliedschaft und es hat kein Display. Wie? Ein Fitnesstracker ohne Display? Kostenlos? Wie soll das gehen? Was soll es bringen? Kann das überhaupt was? Und was kostet diese Mitgliedschaft? Warum so teuer? Fragen über Fragen, die ich in einem längeren Praxistest ausführlich ausprobieren und ganz neue Erkenntnisse über mich und zukünftige Tests gewinnen. Der Ansatz von Whoop besteht nicht darin jeden Schritt zu zählen, oder wie viele Aktivitäten man so macht, sondern wie es dem Träger in seinem Alltag geht. Das wird in Form des Strain (Belastung), Recovery (Erholung) und Sleep (Schlaf) berechnet, verknüpft und dargestellt.

Der Strain ist ein Wert zur Belastung. Egal ob beim Sport, im stressigen Job oder zu Hause. Der Alltag ist stressig und genau das wird über den Puls ermittelt und soll im Strain in 21 Stufen abgebildet werden. Dabei ist es nicht das Ziel einen möglichst hohen Wert zu erreichen, sondern zu sehen, wie der Körper worauf und wie reagiert. Nach einer Aktivität kann man angeben, wie herausfordernd diese Einheit war und auch ohne sportliche Aktivitäten wird sich der Ring über Tag mehr oder weniger füllen.

Die Recovery (Erholung) wird aus den Werten der Schlafqualität, des Ruhepuls, der Atemfrequenz und der Herzfrequenzvariabilität berechnet. Auf den ersten Blick sieht man dann anhand der Farbe des Rings in drei Schritten von 0-33%, 34-66% und 67-100%. wie intensiv das nächste Training sein sollte. Der Zielwert des Strain wird zu Beginn eines Trainings entsprechend angepasst, ob es ein leichtes Training (0-33%), moderates Training (34-66%) und volle Power (64-100%) sein sollte.

Beim Sleep werden Werte wie die Schlafdauer und die Schlafqualität aus diversen Werten ermittelt und als Sleep Performance ausgegeben. Nach wenigen Tagen schlägt Whoop anhand aller gesammelten Werte des Tages eine empfohlene Schlafdauer vor.

Wichtig zu wissen ist, dass ich so ein Wearable rund um die Uhr trage und wie genau ich teste, ist hier ausführlich beschrieben -> Link

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Technische Daten WHOOP STRAP 3.0:

  • Bluetooth 5.0
  • 24/7 Pulsmessung
  • Schlafüberwachung
  • 3-Achsen Beschleunigungssensor
  • Wechselarmbänder
  • wasserdicht
  • 22 g komplett

Produktseite: whoop.com/de/

Deutsche Bedienungsanleitung: n/a

Kaufen kann man das WHOOP STRAP 3.0 nicht, denn es ist Bestandteil des Abos mit folgenden Preisen:

  • 6 Monate: 30 Euro pro Monat
  • 12 Monate: 24 Euro pro Monat
  • 18 Monate: 18 Euro pro Monat

Dazu gibt es jede Menge Zubehör wie anders farbige Armbänder, Armbänder zum Tragen am Bizeps, spezielle Manschetten für Schwimmer usw. und sollte mal ein neues Modell des Strap erscheinen, wird man diesen kostenlos als Upgrade erhalten.

Was ich gut finde:

Das Whoop Strap 3.0 fällt schon mal auf, weil es nicht auffällt. Wie immer trage ich meine Apple Watch an meinem linken Arm und das Whoop Strap am rechten Arm. Es ist zwar aufgefallen, dass ich da was trage, aber dass es ein Tracker ist, hat niemand erkannt. Es wurde oft, als nicht ganz so schöner Schmuck, identifiziert. Geschmäcker sind halt verschieden, aber wenn ich dann sage, dass es sich hierbei um einen Fitnesstracker handelt, war immer zuerst die Frage, wo das Display wäre. Und genau hier geht Whoop einen neuen Weg, denn der Whoop Strap ist dafür gedacht, den Körper rund um die Uhr zu überwachen und auch nur das. Keine Ablenkung des Bandes und des Trägers durch hereinkommende Nachrichten, keine schlechte Akkulaufzeiten oder sonstiger Schnickschnack, den sowieso keiner benötigt. Zumindest dann nicht, wenn man eher sportlich unterwegs ist und das Band nicht nur als Lifestyle-Produkt trägt.

Das Band selber besteht aus einem hochfesten Kunststoff, an den das Armband eingehängt wird. So lässt es sich sehr schnell stufenlos einstellen oder wechseln. Das sehr reißfeste Armband ist ein Stoffgemisch mit innenliegenden Filamenten, die den Schweiß absorbieren und selbst vor Schweiß triefend nicht riecht. Auf der Rückseite die Sensoren für die Erfassung des Pulses. Der Akku soll bis zu 5 Tage durchhalten und das schafft er locker. Teilweise sogar 7 Tage und das, obwohl alles aktiviert ist. Grandios ist der Ladevorgang, denn dafür muss das Armband nicht ausgezogen werden. Stattdessen wird der beiliegende Akku auf das Armband aufgeschoben. Dieser externe Akku ist nichts anderes als eine Powerbank für den Whoop Strap. Dieser kann autark geladen werden und wenn der Akku mal wirklich zur Neige geht, schiebt man die Powerbank für 60 Minuten drauf und bekommt so wieder 5 Tage Akkulauzeit. Genial einfach, einfach genial, denn so gibt es keine Unterbrechungen bei der Erfassung der Werte.

Ohne die Whoop App (Android / iOS) geht aber nichts. Die Einrichtung läuft wie gewohnt. Einloggen, das Band wird automatisch erkannt und eingerichtet. Fertig und weil es keine unnötigen Funktionen gibt, ist die App sehr übersichtlich. Im übrigen kann man seine Werte und Daten auch im Internet unter app.whoop.com in groß betrachten und auswerten. Weiterhin kann man seine Daten auch zu Strava und Trainingspeaks teilen. Auf der Hauptseite der App sieht man seinen aktuellen Stand, der sofort mit dem Strap synchronisiert wird, sobald man diese startet. Die beiden Ringe zeigen auf einen Blick, wie es aktuell um mich steht, denn hier ist der nächste und auch größte Unterschied zu den Mitbewerbern. Während die Konkurrenz nur den aktuellen Stand diverser Werte mehr oder weniger exakt aufzeigen und diese auch aus der Vergangenheit nicht weiter beachten, ermöglicht Whoop ausgiebige Auswertungen und lernt den Nutzer sehr gut kennen. Auch wenn es zu Beginn etwas verwirrend erscheint, habe ich nach wenigen Tagen gelernt, was das alles so bedeutet, wie man alles liest und vor allem, was und Whoop da an Daten zur Verfügung stellt. Nach wenigen Tagen verbringt man immer mehr Zeit damit sich wirklich damit zu beschäftigen, zu verstehen und vor allem sich darauf einzustellen. Das ist echt spannend, denn auch wenn es sehr viele Zahlen und Werte sind, fängt man an sich daran zu orientieren.

Das Hauptproblem, gerade bei Freizeitsportlern wie mir, ist das Übertraining. Frei nach dem Motto „Viel hilft viel“ und so trainiere auch ich fast jeden Tag ohne vernünftige Pausen. Im Laufe der ersten zwei Wochen bemerke ich, dass das absolut nicht von Vorteil ist, sondern eher ein riesiger Nachteil. Am Abend schlägt mir Whoop beispielsweise vor, dass ich idealerweise 9 Stunden und 47 Minuten schlafen sollte. Das erreiche ich halt nie, denn im Schnitt komme ich auf 6 Stunden. Am nächsten morgen wird mir dann ein eher moderates Training vorgeschlagen und so sieht man den Marker zu Beginn des Trainings bei 12,1. Und tatsächlich, habe ich dann auch nur so weit trainiert, was sehr gut getan hat. Während ich mit meiner Apple Watch immer darauf bedacht bin, jeden Tag alle Ringe zu schließen, achte immer mehr darauf, dass ich einen guten Mittelweg aus Strain. Recovery und Sleep finde. Apropos Aktivitäten. Es gibt eine riesige Auswahl an Aktivitäten, wovon die wichtigsten auch automatisch erkannt werden, genauso wie der Schlaf. Allerdings sollte man zu Beginn sämtliche Aktivitäten manuell per App aussuchen und starten, damit Whoop erkennt, wie man sich dazu bewegt, um diese zukünftig besser zu erkennen und entsprechend auszuwerten. Dabei werden auch GPS Aufzeichnungen vorgenommen, allerdings nur, wenn das Smartphone dabei ist, denn GPS ist nicht vorhanden. Kostet nur Akku und nicht annähernd so präzise wie vom verbundenen Smartphone.

Und das ist längst nicht alles, denn man kann auch Medikamente eintragen, an die man auch erinnert wird, angeben, wie man sich insgesamt fühlt usw. Jede Info trägt dazu bei, dass Whoop den Träger noch besser kennenlernt und noch präziser auswerten. Alles im allem lernt man sehr schnell, was gut ist und was nicht und was man ändern muss, um sich zu optimieren. Was beim Lesen vielleicht etwas verwirrend klingt, ergibt aber einen Sinn, wenn man es selber ausprobiert. Vor allem, weil man mit der Zeit viel mehr Zeit verbringt seine Daten zu checken und den Verlauf zu lesen. Was ich bislang nie gemacht habe, denn was interessiert mich die Vergangenheit? Hauptsache jeden Tag die Ringe voll. Aber das ist vorbei und so wundere ich mich immer mehr über mich selbst, wie wenig ich eigentlich aus den bisherigen Fitnessaufzeichnungen lesen kann. Auch darüber, dass ich eigentlich kein Display benötige, weil ich das Handy sowieso ständig in der Hand habe. Übrigens kann man diverse Werte auch zu Strava übermitteln, aber eben nur die Standardwerte ohne die wichtigen Auswertungen. Es gibt noch so viel zu schreiben, auszuwerten und zu entdecken, aber es würde schlicht den Rahmen sprengen. Denn Whoop ist kein Trainer oder gibt Tipps zur Umsetzung, denn das hat der Träger selbst in der Hand, aber es hat es bei mir geschafft, dass ich mehr auf die Balance aus Belastung, Schlaf und Erholung achte und dass ich nach wie vor zur Apple Watch trage.

Was ich nicht gut finde:

Viel zu bemängeln habe ich nicht, außer dass vielleicht eine ganz kleines Display mit einer Uhrzeit und ein Wecker ganz gut wäre, denn dann würde ich sofort die Apple Watch ablegen. Denn wenn ich ehrlich bin, brauche ich nicht mehr. Weiterhin gibt es bei bestimmten sportlichen Aktivitäten mit vielen, schnellen Bewegungen das Problem, das die ermittelten Pulswerte zu stark schwanken und daher nicht immer korrekt sind. Beim Laufen funktioniert die Messung noch, aber schon bei einfachen Jumping Jacks fängt es schon an problematisch zu werden und Abweichungen von bis zu 40 Schlägen bekommt man beim Seilspringen. Ja, dieses Problem haben alle Tracker und Watches, aber das Whoop Band 3.0 will es halt besser machen, aber die können die Physik auch nicht außer Kraft setzen. Einziges Problem ist am Ende aber „nur“, dass der Strain etwas zu hoch bewertet wird. Aber sonst habe ich nichts zu bemängeln.

Fazit:

Ist das Whoop Strap 3.0 bzw. Whoop als solches empfehlenswert? Schwer zu beantworten, denn natürlich sind 18 bis 30 Euro pro Monat viel Geld, aber wer es wirklich wissen will und nicht nur schnöde Daten sammeln lassen will, sondern wirklich daraus lernen, wird nicht enttäuscht werden. Denn eines ist sicher. Whoop hat meine Wahrnehmung der Daten verändert. Nachhaltig und zudem habe ich gemerkt, dass ich eigentlich gar kein Display benötige, denn es lenkt mich ehrlicherweise mehr ab, als es nützt. Whoop ist also nicht nur für Spitzensportler, sondern jeden von uns und es ist wirklich spannend herauszufinden, was man wirklich braucht und was nicht. Mich hat es nachhaltig beeindruckt und von daher vergebe ich das Gütesiegel, weil es für jeden taugt, der es ernst meint und wer bis hierhin gelesen hat und sich auch nur ansatzweise dafür interessiert, sollte es sich holen und die kostenlosen 30 Tage zum testen nutzen.

Offenlegung: Mobi-test.de hat dieses Gerät vom Hersteller als Leihgabe erhalten. Unsere Berichterstattung ist davon nicht beeinflusst und bleibt gewohnt neutral und kritisch. Der Artikel ist, wie alle anderen auf unserem Portal, unabhängig verfasst und unterliegt keinerlei Vorgaben Dritter; diese Offenlegung dient der Transparenz.

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Peter W.
Whoop Strap 3.0

Zusammenfassung

+ sehr gute Verarbeitung
+ größtenteils präzise Messwerte
+ gute Akkulaufzeit
+ sehr viele, interessante Infos
+ auf lange Sicht sehr motivierend

– Pulsmessung nicht optimal
– recht hohe Preise für das Abo