Teuer contra Billig – zwei KFZ Ladegeräte von tizi und THZY getestet und zersägt

Eine kurze Frage an euch, die ihr bitte ohne zu überlegen beantwortet: Beim Kauf von Handyzubehör schaue ich zuerst auf…? Ganz sicher habt ihr den Preis genannt. Geht mir nicht anders. Eigentlich total bescheuert, dass wir zwar Smartphones für mehrere hundert Euros kaufen und dann bei der Suche nach passenden Zubehör die Geiz-ist-Geil Mentalität durchbricht. Dabei weiß jeder von uns, dass Billig nicht immer so gut ist. Stichwort Qualität und vor allem Sicherheit. Daher habe ich mir bei Amazon mal zwei optisch absolut identische KFZ Ladegeräte von tizi und ein No-Name gekauft, getestet und anschließend zersägt, um zu sehen was drin steckt. Das Ergebnis war ziemlich überraschend.


In der letzten Zeit habe ich wiederholt, teilweise wirklich gefährliche, Erlebnisse mit No-Name Ladegeräten und Ladekabel von Amazon gehabt. Zuerst ist mir ein Ladekabel sprichwörtlich abgebrannt und erst die Tage ist mir an einem Stromkabel von einem Mehrfachladegerät einer der beiden Stecker abgebrochen, die in der Steckdose sitzen. Nicht wirklich witzig wie ich finde. Also habe ich mich gefragt, ob Markenartikel wirklich so viel besser sind. Ich kaufe sehr viel bei Amazon. Gerade beim Handyzubehör bin ich immer auf der Suche nach Neuheiten oder interessanten Gadgets. Natürlich schaue ich zuerst auf den Preis. Ein ganz einfaches Beispiel. ich brauchte für mein Auto ein neues Ladegerät. Nix besonderes. Also ab zu Amazon und nach KFZ Ladegeräten gesucht. Direkt werden mir gefühlt 40 Fantastillionen dieser Ladegeräte gezeigt. Der erste Blick schweift zuerst einmal über die Preise. Von 1,99 € bis weit über 30 € ist alles dabei. Zweiter Blick auf die Rezensionen. Ok, da sind die meisten gekauft, aber es gibt ja noch die ein oder andere „richtige“ Rezension.  Und wonach sortiere ich dann meine Liste? Ganz klar nach dem Preis. Macht ihr sicher nicht anders. Erst dann schaue ich auf den Hersteller. Kennt man den? Oder ist der namhafte wirklich so viel teurer oder reicht nicht doch ein günstigeres von einem No-Name Anbieter? In den allermeisten Fällen wird dann ein No-Name gekauft. Ist ja nur ein Ladegeät und da kann ja eigentlich nichts passieren. Eigentlich…

Genug Vorgeschichte. Nach langem hin und her, habe ich mich für zwei entschieden. Den THZY 6.6Amps 33W* für 10,59 € und es geht noch billiger. Und zwar in Form des EasyAcc 3 USB KFZ Ladekabel 26W 5.1A* zum Preis von 7,69 €, der aber nicht lieferbar war. Und den tizi Turbolader 3x USB mit 5,1A* für 19,99 €. Schaut euch die beiden bitte mal an. Seht ihr, was ich sehe? Die beiden sind absolut identisch. Zumindet optisch. Beide haben drei USB-Ausgänge und beinahe identische Leistungsangaben. Genau das, was ich gesucht habe. Jetzt kann man darüber streiten, wer von wem kopiert hat. Soll nicht das Thema sein. Fakt ist, dass tizi seinen Sitz in Deutschland hat, also brav Steuern zahlt und Arbeitsplätze sicher. Bei jeder Bestellung bekommt man brav eine Rechnung mit MwSt. usw. Gefertigt wird aber in China. THZY hat seinen Sitz in den USA. Zumindest habe ich das nach etwas Suchen herausgefunden, glaube das aber nicht wirklich, denn als ich über Amazon nach einer Rechnung fragte, kam folgenden Mail:

Man beachte die Schriftzeichen unten. Das ist sicher kein Englisch. Bis heute, also 4 Wochen später, habe ich keine Rechnung erhalten. Immer wieder diese Mail mit exakt gleichen Inhalt. Also wird hier ganz offensichtlich an der Steuer vorbei Geld verdient. Alleine das ist schon eine Sauerei und wird langsam bekannt. Aber auch das interessiert nicht wirklich viele. Hauptsache die Ware kommt. Und so lagen beide vor mir. Selbst die Verpackung ist bis auf die Farben identisch. Copycat as its best. Echt krass.

Da beide absolut identisch aussehen, kann man diesen Punkt schnell abhandeln. Zuerst fällt ein Unterschied beim Gewicht auf. Das tizi ist etwas schwerer als das von THZY. Die Feder an der Spitze sitzt beim tizi straffer und hat spürbar mehr Kraft. Die Oberseite ist bei beiden aus Alu, wobei das von tizi besser entgratet ist. Beim THZY spürt man vor allem an den Ecken einen minimalen Grat. Nichts gefährliches aber es fällt halt auf. Ansonsten geben sich die beiden nichts. Die Buchsen sitzen jeweils gerade und fest in ihren Öffnungen. Im Auto dann das erste Problem. Während der tizi sofort sitzt und Strom liefert, bekomme ich mit dem THZY zunächst keinen Kontakt. Erst nachdem ich das Ladegerät mit etwas Vehemenz in den Anzünder gedrückt habe, hatte ich die Verbindung. Beim genaueren Hinsehen erkennt man, dass der Stift bei tiz wesentlich weiter aus dem Ladegerät herausschaut als beim THZY und eben auch strammer.

Getestet habe ich dann beide wie von mir gewohnt. Da im Auto bekanntermaßen die Spannung immer etwas schwankt, habe ich für vergleichbare Ergebnisse einen 230V/12V Adapter genutzt und zu Hause an der heimischen Steckdose die Werte ermittelt. Zunächst „lade“ ich einen Lastwiderstand mit 1A und dann noch mal mit 2A Last. Damit schaffe ich eine bessere Vergleichbarkeit, da z.B. ein Smartphone mit steigenden Akkustand die Ladespannung reduziert und somit die Werte etwas verfälscht. Diese Lastwiderstände belasten die das Ladegerät dauerhaft mit einer definierten und vor allem gleichbleibenden Last. Während des Ladevorgangs habe ich dann jeweils mit dem PortaPow Premium USB + DC Power Monitor V2* den Ladestrom, Spannung und Leistung abgelesen. Um zu testen, ob das Ladegerät auch wirklich mehrere Geräte gleichzeitig laden kann, habe ich in diesem Fall bis zu 3 Lastwiderstände angeschlossen.

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Soweit so ok. Erfreulich ist hierbei, dass beide Kandidaten keine ungewöhnlichen Geräusche von sich gaben oder auffällig heiß wurden. Zwar zeigen die Werte auf den ersten Blick nur geringe Unterschiede, aber sie sind messbar und das macht sich in den % der Akkuanzeige im Handy bemerkbar. Gerade wenn man navigiert, muss ein Ladegerät noch genug Leistung liefern, um den Akku während dessen aufzuladen. Genau hier patzt das THZY etwas. Mein OnePlus 3T hält es mit aktiver Navigation gerade so auf einem Level. Aufgeladen wird es nicht. Das tizi hingegen schafft es den Akku aufzuladen und das merklich.

Richtig krass wurde es aber beim Test unter Volllast. Beide Hersteller versprechen, dass bis zu drei Geräte zur gleichen Zeit geladen werden können. Genau deshalb kauft man sich ja ein solches Ladegerät mit z.B. drei USB Buchsen. Kann ja sein, dass das eigene Handy zur gleichen Zeit nach Strom schreit, wie das Handy meiner Frau oder meiner Tochter, oder auf der Urlaubsfahrt die Tablets der Kindern. Also gar nicht mal so abwegig. Um das zu simulieren, habe ich drei Lastwiderstände in die Ladegeräte gesteckt und geschaut was passiert. 

Das THZY schafft zwei Geräte noch ganz locker, aber als ich den dritten Lastwiderstand eingesteckt habe fing es laut an zu pfeifen und seltsam zu summen. Die LEDs an allen drei Widerständen fingen zu blinken an. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Grenze erreicht war und die Leistung zusammengebrochen ist. Mein Messgerät zeigte keine Werte mehr an. Schlimmer noch, dass sich die das Ladegerät nach kürzester Zeit auf über 70° erhitzt hat. Das ist wirklich gefährlich und ich konnte es nur noch mit Hilfe eines Grillhandschuh aus der Steckdose ziehen. Nicht auszudenken, was da passiert, wenn man es nicht rechtzeitig bemerkt. Vor allem weil man zu dieser Zeit wohl fährt. Lebensgefährlich.

Das tizi hingegen bleibt mit 38,2°C relativ kühl. Keine Geräusche und alle drei Lastwiderstände leuchten munter vor sich hin. Zwar reduziert sich die Leitung auf 1,2 A pro Port, aber immerhin werden alle Geräte dann immer noch geladen. Und genau hier liegen die Unterschiede zwischen billig und teuer. 

Und weil ich neugierig bin, wie es drinnen aussieht, habe ich beide kurzerhand zersägt. Auffällig war, dass ich beim tizi irgendwie länger sägen musste als beim THZY. Einmal durchgesägt zeigte sich folgendes. 

Was fällt auf? Die Aluabdeckung am oberen Ende ist beim tizi dicker und sitzt fest, während die des THZY direkt zu Beginn beim Sägen abgefallen ist. Dazu ist die Feder erheblich dicker und stärker als bei THZY. Daher auch die höhere Kraft. Außerdem ist die silberne auf der Feder bei tizi erheblich dicker und stabiler. Beim THZY ist diese Kappe direkt auseinandergebrochen weil ein dünnes Blechkäppchen. Außerdem ist bei tizi die Feder für den Kontakt im Zigarettenanzünder zuständig. Das garantiert zu jeder Zeit guten Kontakt. Bei THZY ist das ein dünnes Kabel, welches auch noch schlecht bis gar nicht mit dem Käppchen verlötet war. Die Platine ist identisch und bei den wenigen Bauteilen gibt es nicht wirklich viele Unterschiede. Könnte man meinen, aber schaut euch mal die Spule an. Also dieses kupferfarbene, gewickelte Ding da. Diese ist beim tizi ebenfalls dicker und auch enger gewickelt d.h. als mehr Umwicklungen. Und genau hier liegt der Grund, warum das THZY im Belastungstest versagt hat. Denn hier wird die Hauptarbeit verrichtet. Wer hier Schrott verbaut und spart, spart am falschen Ende.

Es gibt sicher noch mehr Unterschiede, aber für mich als Laien sind die nicht direkt sichtbar oder sind beim zersägen zerstört worden.

Fazit:

Wer billig kauft, kauft zweimal. Eine alte Heimwerkerweisheit, die sich auch hier bewahrheitet. Und das ziemlich extrem, denn wenn es um die Sicherheit geht, darf man keine Abstriche machen und an der falschen Stelle sparen. Ich für meinen Teil habe mittlerweile alle billigen Kabel gegen hochwertigere von namhaften Herstellern ausgetauscht. Jetzt ist es aber so, dass ich hier die erste Generation eines KFZ Ladegerätes von tizi getestet habe. Die nunmehr 3. Generation nennt sich tizi Turbo 3x BLACK Premium Edition* leistet 7,2A bzw. 36W, besteht komplett aus Alumnium und kostet 39,99 €. Das ist eine Menge Geld. Und weil ich neugierig bin…jetzt könnt ihr euch denken was kommt…werde es testen und ebenfalls zersägen.

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Peter W.