Im Test – Huawei Fit der Smartwatchhybride

Hybridwatches, Smarttracker oder Fitnesswatch? Keine Ahnung, wie man diese Zwitter aus Smartwatch und Fitnesstracker nennen soll. Sie sind weder richtig das Eine noch das Andere, aber sie bieten das Beste aus beiden Welten. Nach der ASUS VivoWatch (Testbericht) teste ich die Huawei Fit. Wie schlägt dieses runde, schicke Teil im Alltag?


So wie mir geht es vielen. Die „normalen“ Smartwatches sind entweder zu teuer, zu klobig und/ oder der Akku hält nicht lange durch. Ein reines Fitnesstracker gefällt vielen auch nicht wirklich. Auch kein Wunder, denn die meisten sehen gelinde gesagt billig aus. So ein Zwischending sind diese Hybriden aus Smartwatch und Tracker. Sie sehen aus wie eine Uhr, bieten die wichtigsten Funktionen einer Smartwatch wie App- und Anrufsignalisierung und haben diverse Sensoren mit an Bord, wie sich auch heutige Fitnesstracker bieten. Also perfekt für mich und so bin ich seit einigen Monaten mit meiner ASUS VivoWatch (Testbericht) sehr glücklich. Man sieht ihr nicht an, dass es sich um einen Tracker handelt und entgegen alles Trends ist sie auch noch eckig. Die runde Huawei Fit hat mich aber trotzdem neugierig gemacht. Zumal beide von der Ausstattung ziemlich identisch sind und mit rund 140 € auch bei Preis gleichauf liegen. Welche ist also die besser Wahl? Das ist für mich wichtig: Schritte präzise zählen, Sportliche Aktivitäten schnell und unkompliziert tracken, den Schlaf aufzeichnen, Pulsmessung, Smarter Wecker durch Vibration, Anruf- und Appbenachrichtigungen, ein gute übersichtliche App und eine Akkulaufzeit von mindestens 5 Tagen.

Aber wie immer zuerst die technischen Daten:

  • Android ab Version 4.4 und iOS ab Version 8
  • 1,04″ LCD Display mit 208 x 208 Pixel
  • Gorilla Glass 3
  • 6 Achsen-Sensor
  • Schlaftracker
  • Pulsmesser
  • Bluetooth 4.2
  • Armbänder wechselbar
  • 50 m wasserdicht nach IP68
  • 39,5 x 9,99 mm
  • 35 g
  • 80 mAh

Produktseite: huawei.com/de/Huawei_Fit

Ausführliche deutsche Bedienungsanleitung: huawei.com/huaweifit_de.pdf

Die Huawei Fit gibt es in den Größen S und L in jeweils zwei Farbkombinationen. Egal ob titanium grau/schwarz oder moonlight silber/orange. Beide sind aktuell bei Amazon* für 139,99 € am günstigsten zu haben. Zumindest, wenn man in einem namhaften Shop bestellen möchte. Es gibt sie auch für 134 €, aber von einem Shop, den ich noch nie gehört habe und da kommen noch 7 € Versand hinzu.

Unboxing:

Verpackt ist die Uhr wie eine „richtige“ Uhr. Alles sehr aufwendig und folgendes finden man im Inneren:

  • Huawei Watch
  • Ladeschale
  • Ladekabel
  • Kurzanleitung

Es fehlt ein Netzteil, allerdings kann man jedes Netzteil mit einem USB Ausgang nutzen sowie auch einen PC oder alles andere, was irgendwie einen USB Ausgang hat. Dank der Micro-USB Buchse in der Ladeschale, kann man auch ein vorhandenes Micro-USB Kabel zum laden nutzen. 

Verarbeitung und Ausstattung:

Das Gehäuse des Huawei Fit besteht komplett aus einer matten Aluminiumlegierung und wirkt wirklich sehr hochwertig. Die Verarbeitung ist tadellos, was man bei diesem Preis aber auch verlangen kann. Das Display und der Pulssensor wird durch Gorilla Glass 3 geschützt. Obwohl das Gehäuse mit seinen 40 mm Durchmesser und 10 mm Höhe auf dem Papier recht klobig wirkt, ist es in der Realität nicht so. Überhaupt wirkt die Uhr eher filigran. Mir schon wieder einen Ticken zu klein und dezent oder besser gesagt unauffällig. Den Tragekomfort kann man nur als hervorragend bezeichnen. Ich habe die Uhr über insgesamt 20 Tage rund um die Uhr getragen. Mit ihren 35 g ist die Uhr ein echtes Leichtgewicht und am Arm nicht zu spüren. Die wechselbaren 18 mm Armbänder bestehen aus Silikon, können aber problemlos getauscht werden. Durch die metallische Schließe ist ein versehentliches Öffnen nahezu ausgeschlossen. Und auch die Länge von bis zu 250 mm sollte von massigen Unterarmen bis hin zum schmächtigen Ärmchen alles abdecken.

Die Front beherbergt natürlich das Monochrom-Display, welches ständig eingechaltet ist. Zumindest für die Anzeige der Uhrzeit. Bewegt man den Arm in der typischen „Auf-die-Uhr-schauen“ Geste, schaltet es sich vollständig an und zeigt weitere Infos. Zwar löst das Display nur mit 208 x 208 Pixel auf und kann prinzipbedingt nur die Farben Schwarz und Weiß darstellen, was im ersten Moment total überholt klingt, reicht aber für die Darstellung der wichtigsten Infos vollkommen aus, zumal sie jede Menge Akku spart. Der Touchscreen reagiert sehr schnell und präzise auf Eingaben. Die Bedienung erfolgt übrigens durch drücken und wischen auf dem Display. Tasten gibt es auf der Uhr nicht. Eingeschaltet wird sie, wenn sie wirklich mal ausgehen sollte, über die Ladeschale. Oberhalb des Display befindet sich der Helligkeitssensor, der das Display sehr präzise und vor allem schnell an die Umgebung angleicht. Dank einer automatischen Beleuchtung ist das Display auch im Dunkeln oder bei Sonnenschein problemlos ablesbar.

Die Rückseite beherbergt den Pulsmesser und die Pogo-Pins, an denen die Ladeschale Anschluss findet. Die magentische Ladeschale passt nur in eine Richtung und zentriert die Uhr perfekt, ohne das man hinschauen muss. Wasserdicht ist das gute Stück natürlich auch. Aber nicht nur zum Duschen, sondern auch richtig zum Schwimmen und Tauchen, denn sie ist bis zu 50 m wasserdicht. Tägliches Duschen war somit kein Thema.

Als Nachteil könnte man  das Fehlen eines GPS Moduls bemängeln, aber den haben auch viele teurere Tracker und Smartwatches nicht. Von daher relativiert sich das wieder.

Einrichtung, App und Bedienung:

Eines noch mal zur Erinnerung. Die Huawei Fit ist keine Smartwatch im herkömmlichen Sinne. Vielmehr ein etwas smarterer Fitnesstracker. Die Einrichtung gelingt auf Anhieb mit der dazu passenden App. Sie heißt Huawei Wear und gibt es für Android und iOS. Direkt beim ersten Start sucht sie nach der Uhr und verbindet sie. Danach synchronisiert sich sich beim jedem Start der App. Selbsttätig tut sie das nicht. Der Speicher des Fit soll bis zu 7 Tage aufzeichnen und speichern können.

Die App an sich ist an sich richtig gut gemacht. Vor allem sehr bunt und zeigt auf der scrollbaren Hauptseite alle wichtigen Infos zum aktuellen Status an. Direkt fällt dann auch auf, dass man einen Trainingsplan erstellen kann. Leider nur für das Laufen, aber man sich einen kompletten Trainingsplan für vier Distanzen erstellen und dafür trainieren. Kenne ich in der Form jetzt noch nicht. Ansonsten wird alles sehr übersichtlich aufgezeichnet und grafisch aufbereitet. Gefällt mir echt gut, denn man hat so stets einen guten Überblick über seine Aktivitäten. Was nicht so gut gelöst ist, sind solche Sachen wie der Wecker. Der ist gut versteckt bei „Geräte“ versteckt. Dafür kann man dann auch bis zu fünf Wecker speichern, wovon einer dann auch intelligent ist. Er weckt euch sanft vor der eigentlichen Weckzeit, solltet ihr gerade in einer Leichtschlafphase sein. Übrigens kann man seine Daten sehr leicht mit Google Fit, Up by Jawbone oder MyFitnessPal synchronisieren. Beim Ziffernblatt hat man die Auswahl aus ein paar Designs, aber das voreingestellte ist mit Abstand das Beste, weil es alle Infos direkt anzeigt.

Wie es sich für eine moderne Uhr gehört, zeigt auch die Huawei Fit Benachrichtigungen von Apps sein. Egal wie viele und welche. Es können alle installierten Apps angesteuert werden und diese werden dann auch zuverlässig gemeldet. Leider kann man deren Benachrichtigungen nicht individualisieren, aber besser als nichts. Auch gut versteckt kann man in den Geräteeinstellungen die Pulsmessung den eigenen Bedürfnissen anpassen. Dauerhaft oder nur alle paar Minuten? Welche Grenzen sollen eingehalten werden und wann gewarnt werden? 

Die Bedienung der Uhr über den Touchscreen ist sehr einfach gehalten Tippen und Wischen. Je nachdem was man machen möchte. Zum auswählen antippen, um z.B. eine Mail zu lesen, deren Betreff und die ersten beiden Zeilen zu sehen sind, wischt man nach rechts. Nach links verwirft die Meldung, ohne sie zu löschen. Also alles sehr, sehr simpel.

Praxistest:

Der Praxistest läuft sehr einfach ab. Die Uhr anziehen, Tag und Nacht tragen und schauen was passiert. Werden die Schritte akurat gezählt? Taugt der Pulsmesser? Wie läuft das Schlaftracking? Traningsaufzeichnungen? Auswertungen? Wie lange hält der Akku im normalen Betrieb? Wie ist das Handling usw. Der Akku soll laut Hersteller bis zu 6 Tage halten, was ich absolut bestätigen kann. Hält man sich bei den Pulsmessungen zurück, können es auch mal 8 Tage sein. Aufgeladen ist die Uhr auch sehr schnell. Hier gibt es also schon mal die volle Punktzahl. Da die Uhr eher dezent ist, bemerkt man sie eigentlich schon nach kurzer Zeit nicht mehr. Das Display ist absolut ausreichend und bietet einen hervorragenden Kontrast. 

Ansonsten verrichtet die Uhr ihren Dienst völlig klaglos. Der Wecker weckt mich zuverlässig durch spürbare Vibrationen, allerdings fehlt mir eine Snooze-Funktion. Ich habe das durch zwei um 8 Minuten versetzte Wecker ausgeglichen. Nach dem Aufstehen starte ich die App, welche sich mit der Uhr verbindet und alles synchronisiert. Das geht erfreulich schnell von statten und so kann man direkt schauen, wie man geschlafen hat. Die Schlafaufzeichnung funktioniert übrigens automatisch und das sehr genau. Es ist schon sehr interessant zu sehen, wie man schläft und/ oder wie oft man wach war. Sehr gut gefällt mir, dass man Ruhezeiten einstellen kann. Also eine Zeitspanne z.B. von 23 Uhr bis 8 Uhr morgens, in der die Uhr keine Benachrichtigungen weiterleitet und das Display durch drehen des Arms nicht aktiviert wird. Über den Tag meldet mir die Uhr sämtliche von mir aktivierten Benachrichtigungen von Apps. Bei einer Mail bekommt man den Absender, den Betreff und auch die ersten Worte zu sehen, bei Apps die ersten Zeilen der Nachricht. Man kann sie von der Uhr aus nicht direkt beantworten, aber das muss ich auch nicht. Mir reicht es absolut aus zu wissen, ob die Nachricht wichtig ist oder eher nicht. Dazu muss ich schon mal nicht mehr das Handy tausend mal am Tag in die Hand nehmen. Insofern eine Verbesserung gegenüber einem reinen Fitnesstracker.

In Punkto Genauigkeit des Schrittzählers und Pulsmessers bin ich geteilter Meinung. Im Großen und Ganzen passen die Angaben, schon, aber ab und zu liegt sie doch sehr daneben. So habe ich meinen Puls öfter mal messen lassen, während ich an einem professionellen EKG mit Pulsmessung hing. Das Profigerät zeigte einen Ruhepuls von 63 an, das Huawei Fit hingegen 93. Man muss aber dazu sagen, dass die verbauten Pulsmesser eher Schätzeisen sind und man den Werten nicht so sehr vertrauen sollte. Aber sie zeigen schon mal eine grobe Tendenz. Das gilt auch für Schritte. Kurze Strecken von wenigen hundert Meter passen oft hinten und vorne nicht. Läuft man aber weiter, dann relativiert sich das wieder und die gemessene Schrittzahl passt wieder einigermaßen. Ein Phänomen, der mir schon bei vielen Fitnesstracker aufgefallen ist. Über diese Ungenauigkeit hatte ich bereits in meinem großen Vergleich der Fitnesstracker geschrieben und von daher gehört die Huawei Fit zu den eher besseren Geräten.

Ein echter Fake ist aber diese Anzeige oben im Display „Start“. Zu Beginn dachte ich, dass man damit ein Training starten kann. Aber nix da. Diese Schaltfläche hat gar keine Funktion. Eben ein Fake. Diese sollen übrigens automatisch aufgezeichnet und richtig zugeordnet werden. Hat bei mir aber nicht funktioniert. Weder Laufen noch Freeletics oder Wandern wurden aufgezeichnet. Jedes mal musste ich die Aufzeichnung von Hand starten und zuordnen. Ein Bug? Leider ist die Auswahl mit Laufen, Joggen und Radfahren extrem eingeschränkt. Ist alles so gewollt und nicht gekonnt.

Fazit:

Würde ich die Huwei Fit empfehlen? Jein. Sie sieht gut aus und liefert in fast allen Punkten gute Leistungen. Allerdings hat sie auch ein paar Macken, wie z.B. das nicht funktionieren des automatischen Tracking, die zu tief in der App versteckten alltäglichen Dinge wie Wecker oder diese weiße Schaltfläche oben im Homescreen, die keine Funktion hat. Das alles wird Huawei hoffentlich bald mit ein paar Updates behebe, denn das ist alles sehr leicht korrigierbar. Wer auf runde, dezente Uhren steht, macht mit der Huawei Fit sicher keinen Fehlkauf. Wer sich aber auch mit einer eckigen anfreunden kann, dem würde ich die ASUS VivoWatch (Testbericht) empfehlen. Sie kostet gleich viel, kann dasselbe, ist aber in vielen Punkten eindeutig besser. Vor allem was die Bedienung und die App angeht. mobi-test.de-Gütesiegel-300x300[amazon_link asins=’B01MCYL9JO,B01N2J691Y‘ template=’ProductCarousel‘ store=’mobi-test-21′ marketplace=’DE‘ link_id=’0cb99a95-f9d1-11e6-bbc8-f591085c7624′]

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Peter W.
Huawei Fit
  • 8/10
    Verarbeitung - 8/10
  • 8/10
    Ausstattung - 8/10
  • 8/10
    Praxistest - 8/10
  • 8/10
    Preis / Leistung - 8/10
8/10

Kurzfassung

+ sehr gute Verarbeitung
+ sehr gut ablesbares Display
+ Pulsmesser
+ wasserdicht bis 50 m
+ Akkulaufzeit
+ Armband wechselbar
+ kompatibel mit iOS und Android
+ Preis / Leistung

– keine automatische Aktivitätserkennung
– kein GPS
– App etwas unübersichtlich

2 Kommentare zu „Im Test – Huawei Fit der Smartwatchhybride“

  1. Vinzenz Maierhofer

    Mich würde interessieren ob die Schlafaufzeichnung nicht 100% passt, oder ob ich irgend etwas falsch mache. Wenn ich zb um 22.10 Uhr schlafen gehe ,ist bei der Aufzeichnung zu lesen 2.20 Uhr und aufstehzeit 5.45 Uhr obwohl es später ist. Ich wäre um eine Antwort dankbar.

    1. Das mit der Schlafaufzeichnung ist immer so eine Sache. Egal bei welchem Hersteller. Es passt eigentlich nie so wirklich. Denn im Endeffekt wird nur die Bewegung bzw. das nicht bewegen geprüft und anhand dessen die Tiefe des Schlafes „erahnt“. Ist man ein eher unruhiger Schläfer, so wie ich, dann ist man für das Band ewig wach, obwohl man eigentlich schläft. Von daher niemals ernst nehmen. Es liegt also nicht am Tracker sondern an der Art der Erfassung und die kann man nicht ändern oder beeinflussen.

      Gruß
      Peter

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