Manchmal, in unserer Technik Welt immer seltener, läuft einem ein Produkt über den Weg, welches faszinierend ist. Ein Produkt, das zum Träumen einlädt. Ein Produkt, bei dem man lieb gewonnene Vorurteile über Bord werfen muss. Das Letzte war das Samsung Galaxy Flip Z3 (Link zum Test). Ein Smartphone mit einem Klappbildschirm, das absolut alltagstauglich war. Nach Hunderten Kopfhörern, die wir getestet haben, hätte ich nicht gedacht, ein Gerät zu testen, welches genau dieses Empfinden bei mir auslöst. Ich habe mich geirrt. Die Grell TWS 1 Bluetooth-In-Ear-Kopfhörer sind vielleicht nicht die Besten. Sind vielleicht nicht die Günstigsten. Aber was man hier geliefert bekommt, ist in diesem Marktsegment einzigartig.
Bevor ich auf die Einzelheiten eingehe, die technischen Daten und euch erkläre, wie die Grell TWS 1 klingen, müssen wir uns kurz über Grell unterhalten. Jetzt könnte es etwas schwärmerisch werden. Wer nur die Harten fakten möchte, bitte weiter runterscrollen. Allen anderen versuche ich zu erklären, weshalb die Grell TWS 1 so besonders für mich sind.
Grell ist ein deutsches Unternehmen. Gegründet von Axel Grell. – Axel Grell war seit 1991 bei Sennheiser. Diese hatte bis zu seinem Ausstieg 2017 geleitet. Es gibt in jedem Geschäftsumfeld Produkte, die den Maßstab gesetzt haben. Eine Blaupause, an dem sich alle anderen abarbeiten. Im Bereich Kopfhörer gehören die Sennheiser HD 800 dazu. Sie sind eine Benchmark. Genau diese und viele andere hat Axel Grell entwickeln.
Im Jahr 2019 hat Axel Grell dann Sennheiser verlassen und zunächst als Audio Consultant gearbeitet. Ich gehe davon aus, eventuell kann man das in einem persönlichen Gespräch näher beleuchten, dass er in diesem Moment schon an der Marke Grell gearbeitet hat. Als Audio Consultant hat er andere Unternehmen beraten. Denn bei Kopfhörern ist nicht nur die Hardware wichtig. Die muss stimmen. Aber auch die Software. Gerade bei Bluetooth In-Ear Kopfhörern wird der Klang moduliert. Software und Algorithmen sind hier ein Thema. Deshalb klingen all die 50 € Amazon Bluetooth-In-Ear-Kopfhörer gleich.
Wir haben solche Kopfhörer, bei denen Axel Grell die Finger im Spiel hatte, schon getestet. Z.b. die Urbanista Miami, die bei uns im Test Bestnoten abgeräumt haben. Wir haben den außergewöhnlichen Klangcharakter dieser Kopfhörer sehr gelobt. Sogar Peter war mehr als begeistert.
Nun also Grell. Seine eigene Marke. Die TWS 1. Warum zum Teufel Bluetooth In-ear-kopfhörer. Auch das ist eine Frage, die ich gerne mal persönlich mit ihm besprechen würde. Denn kaum ein Klang-Ausgabegerät eignet sich meiner Ansicht nach so wenig für feinen Klang wie Bluetooth In-Ear Kopfhörer. Neben der verwendeten Hardware, die eben nicht sehr groß ist, In-Ear-Kopfhörer sind klein, so müssen wir immer mit der Gefahr leben, das Bluetooth In-Ear-Kopfhörer sich an unterschiedlichen Ausgabegeräten unterschiedlich anhören. Der passende Codec ist hier die Schwachstelle. Peter und ich haben darüber schon mal eine Audiothek eingesprochen, die ihr euch hier in unserem Podcast anhören könnt.
Als ich hörte, dass Grell seine eigenen In-Ears auf dem Markt bringt war mir nichts wichtiger, als diese zu testen. Ich habe gehofft, dass diese Bluetooth-In-Ear-Kopfhörer meinen persönlichen Musikgeschmack perfekt treffen.
Ich mache selber seit Jahrzehnten Musik. Mittlerweile nicht mehr so viel und nur noch als Hobby. Ich habe lange Zeit in Tonstudios gearbeitet. Ich habe unzählige Künstler erlebt, wie sie ihre Songs entwickeln und aufnehmen. Mein Herz schlägt ganz klar für analoge Klänge und analoge Musik. Ein einfaches Beispiel, dass die Probleme von Bluetooth-In-Ear-Kopfhörer verdeutlicht. Es gibt ein Stück von The Alan Parsons Project. Das Lied nennt sich Sirus. Es ist eigentlich ein nicht mal 2-minütiges Intro zu dem Album – The eye of the sky und wurde Anfang der 80er Jahre in den Abbey Road Studios aufgenommen. Ihr kennt das vielleicht als Einlaufmusik der Chicago Bulls.
Der Aufbau des Liedes ist dramatisch. Aber niemals übertrieben. Es ist sehr fein produziert. Nach knapp einer Minute setzt das Schlagzeug ein, welches danach von einer Gitarrenlinie überlagert wird. Dieses Lied korrekt wiederzugeben ist für die meisten Bluetooth-In-Ear-Kopfhörer sehr schwer. Die Töne werden komplett übertrieben dargestellt. Es wird alles vom Bass und Schlagzeug zugeballert. Die sehr feine, sehr ausgewogene Produktion kommt überhaupt nicht zur Geltung. Was auch dem Peter so unglaublich wichtig ist, Kopfhörer müssen Spaß machen. Und Spaß setzen die meisten Leute mit viel Bass gleich. – Nebenbei das können die TWS 1 wie kaum andere Kopfhörer, aber dazu schreibe ich weiter unten noch ein wenig mehr.
Das Lied Sirius gehört zu einem der Lieder mit denen ich Kopfhörer teste. Als ich dieses Lied mit den Grell TWS 1 das erste Mal hörte war ich ein wenig enttäuscht. Ich dachte hey hier fehlt aber der Druck. Trotzalledem machte sich ein sehr wohliger Schauer über meinem Rücken bemerkbar. Und ich hatte plötzlich Erinnerungen an meine Kindheit. Ich bin also nach oben gegangen und habe mir das Stück auf meiner analogen, verkabelten Stereoanlage angehört. Eine Luxman in verbindung mit einem Hitachi 355 über meine KEF Boxen.
Was soll ich sagen. Genauso wie dir es Lied aus dem Boxen kommt, habe ich es in Erinnerung. Genauso muss dieses Lied klingen. Und genauso klingt das Lied, wenn ich es über die Grell TWS 1 höre. Ich höre jede Kleinigkeit raus. Ich höre jede Idee des Musikers und jede Idee der Produzent. Das erste Mal, seit dem ich Bluetooth-In-Ear-Kopfhörer teste, habe ich das Gefühl, das der Klang der Kopfhörer perfekt zu meinen akustischen Vorlieben passt.
Damit wir uns nicht falsch verstehen. Diese TWS 1 von Grell klingen natürlich nicht wie €2000 Studio Kopfhörer. Das können Sie auch gar nicht und das sollen sie auch gar nicht. Aber ich habe das Gefühl, egal welche Musik ich gehört habe, und ich höre seit drei Wochen ausschließlich über diese Kopfhörer Musik, dass ich das erste Mal ein Produkt in den Händen halte, welches nicht dazwischen funkt. Welches ausschließlich den Künstlern und meinem persönlichen Musikgeschmack Rechnung trägt.
Aber fangen wir jetzt mal mit dem ganz normalen Testbericht an. Wie sieht es mit den technischen Daten, dem Lieferumfang und der Verarbeitung aus? Alles in allem erstklassig. Es sind Kleinigkeiten, die ein Produkt aus der Masse herausstechen lassen. Nehmen wir die Ladeschale. Sie ist etwas größer, als man es gemeinhin von Ladeschalen kennt. Aber kein Monster wie die Ladeschale der Shure Aonic Free (Link zum Test) Die Ladeschale der Grell TWS 1 besteht aus Metall. Der Deckel und die Unterseite aus Kunststoff, aber der Rest aus Aluminium.
Unter der Öffnungsklappe befindet sich ein kleines Leuchtband. Hier sind 4 Leuchtdioden angebracht, die den Ladestand der Box anzeigen. Diese Leuchtdioden leuchten in verschiedenen Farben. Leider immer noch nicht selbstverständlich, dass man die Ladebox induktiv laden kann. Ihr stellt sie einfach auf eure QI Ladematte* und die Box wird aufgeladen.
Bei aktivierten ANC kann man 6 Stunden Musik hören. Dann muss man die TWS 1 wieder aufladen. Schaltet man das ANC aus, dann verlängert sich die Laufzeit auf 8 h. Mittels Ladeschale kann man die Kopfhörer 4x aufladen. Insgesamt kommt man auf Laufzeiten von 30-40 h. Dann muss die Ladeschale wieder an die Steckdose oder auf die Ladematte.
Grell TWS 1 Test – Lieferumfang
Kommen wir mal zum Lieferumfang. Auf die Ladeschale bin ich schon eingegangen. Auch Verpackung gefällt mir sehr gut. Nichts Auffälliges. Kein Hochglanz. In einer braunen Pappverpackung kommt der Grell TWS 1 zu euch nach Hause. Dieses Packungsdesign zieht sich durch. Unterschiedliche Ohrstücke sind ebenfalls in einer braunen Pappverpackung enthalten. Nicht mehr selbstverständlich liegt dem Grell ein Ladekabel dabei. Der Lieferumfang geht vollkommen in Ordnung.
sehr sicher innerhalb der Box. Bedient wird der TWS 1 mittels Touchflächen, die sich an der Außenseite befinden. Diese sind aus Glas und wirken sehr hochwertig. Kleine Stummel, in Silber gehalten, sorgen für einen besseren Empfang. Man bekommt eine ausreichend große Anzahl an Ohrstöpsel aus Gummi mitgeliefert. Das ist relativ wichtig. Peter hat da drüber mal ein extra Artikel geschrieben, wie wichtig die korrekte Auswahl dieser Ohrstöpsel ist. Einmal eingesetzt sitzen die Kopfhörer sehr sicher und angenehm zu tragen. Sie wiegen nur 7,3g Pro Seite.
Grell TWS 1 Test – SoundID App
Wenn man sie mit seinem Smartphone verbunden hat sollte man die SoundID App installieren und sich etwas zeit nehmen, diese einzustellen. Denn die App ist fantastisch. Zu Beginn wird man durch einen Hörtest geleitet und kann dann sein eigenes Audioprofil erstellen. Auch hier wird man nicht alleine gelassen, sondern sehr einfach durchgeführt. Zunächst beginnt ihr mit einem Hörtest. Danach werden euch verschiedene Lieder vorgespielt. Teile der Lieder werden in unterschiedlichen Klangfarben angespielt ihr wählt dann einfach aus, welche Klangfarbe euch am besten gefällt. Daraus erstellt die App euer eigenes Klangprofil. Runterladen könnt ihr die App für iOS und Android. Mit der App könnt ihr die Firmware eurer Grell TWS 1 updaten und ihr findet dort auch das Helpcenter sowie eine Bedienungsanleitung.
Die Grell TWS 1 bieten auch ANC. Nicht besser und nicht schlechter als andere Hersteller. Das liegt an der verwendeten Technik. Qualcomms Clear Voice Capture ist mit an Bord. Ein von Axel Grell entwickelter Ambient Mode namens Noise Annoyance Reduction (NAR) Ist mit verbaut. Dieser Mode sorgt dafür, dass je nachdem ob ich die Technologie einschalte oder nicht eine Art Ambient Mode eingeschaltet wird. Dieser sorg dafür, das ihr Musik hören kannt, aber Umgebungsgeräusche dennoch an euer Ohr dringen. Wichtig, wenn man z. B. am Bahnhof oder Flughafen ist und Lautsprecherdurchsagen mitbekommen möchte.
Der Schalldruckpegel beträgt 105 db SPL. Das bedeutet, wenn diese Kopfhörer wollen, dann können sie verdammt viel Druck. Der untere Frequenzbereich geht auf 6 Hertz. Kurze Erläuterung, das menschliche Gehör kann 20 Hertz bis 16 Hertz wahrnehmen. Solange ihr also kein Infraschall wahrnehmen könnt, bringt euch der 6 Herz tiefe Bereich nichts. Es geht nicht ums hören sondern ums fühlen. Diese Kopfhörer können unverzerrt in die tiefsten Bassbereiche vordringen.
Als Codec ist so ziemlich alles verbaut, was wir benötigen. SBC, AAC, aptX, aptX Adaptive, LHDC – Auch hier Peter einen feinen erklär Artikel geschrieben, den ich euch ans Herz lege – Link. – Bluetooth-Technologie ist natürlich 5.2 mit an Bord. Das bedeutet, wenn das Ausgabegerät im Keller liegt, kann ich immer noch im Obergeschoss Musik hören. Die Verbindung wird jederzeit lange und sicher gehalten.
Ein Kritikpunkt dieser Kopfhörer ist die Bedienung. Ja, es ist toll, über Touch-Sensor-Flächen zu arbeiten. Und diese sind gigantisch groß, nämlich die komplette Außenseite der Kopfhörer. Aber ich habe einen Knopf einfach lieber. Man trifft ihn sicherer. Es kommt immer wieder einem Glücksspiel gleich, ob ich beim Einsetzen der Kopfhörer nicht irgendeinen Modus einstelle und diesen dann wieder ausschalten muss.
Grell TWS 1 Test – Klang
Kommen wir mal zum Klang selber. Über den habe ich ja oben schon einiges sehr subjektiv geschrieben. Gegebenenfalls sollte ich das Ganze präzisieren. Die Grell TWS 1 klingen fantastisch. Die Höhen sind sehr klar und fein in der Auflösung. Was ich oben für das Lied Sirius beschrieben habe, gilt für alle Songs. Die Mitten kommen sehr offen daher. Jedes Instrument, jede Stimme steht für sich und wird nicht zu einem Soundbrei zusammengemischt. Die Kopfhörer wurden geschaffen für gute Produktionen. Ein Album von Diazpora oder Uebertribe klingt mit diesem Kopfhörer natürlich deutlich besser, als wenn es über einen Kopfhörer mit dem Apfel hört. Hip Hop und elektronische Musik, viel Bass sind für diese Kopfhörer nicht nur kein Problem, sie sind dafür wie geschaffen.
Ich schrieb oben bereits über den Frequenzbereich von 6 Hertz. Aber zwei Anmerkungen dazu. Um die Bässe voll auszuspielen, solltet ihr die App nutzen. Dann von Haus aus sind die Kopfhörer sehr neutral eingestellt. Witzigerweise, wenn ANC einschaltet, geht der Bass noch eine Spurweite runter.
Grell TWS 1 Test – Fazit
Um mal zum Fazit zu kommen. Sind die Grell TWS 1 zu empfehlen? Nun ja, das ist eine sehr spannende Frage. Sie sind nicht ganz günstig. Aber dass ich meinen Freundeskreis zumeist aus Menschen zusammensetzt, die eine Liebe für Musik besitzen, würde ich jeden meiner Freunde raten, diese Kopfhörer zu kaufen..
Ich für meinen Teil halte sie in dem Preisbereich bis €300 für die derzeit besten Bluetooth In-Ear Kopfhörer auf dem Markt. Wenn bei einem Nachfolgemodell die Steuerung ein bisschen verbessert wird, vielleicht auf echte haptische Knöpfe gesetzt wird, wäre es das erste Mal, dass ich die volle Punktzahl in jedem Bereich vergebe.
Somit bleibt zum Abschluss nur zu sagen, wenn ihr Musik liebt, kauft euch diese Bluetooth-In-Ear-Kopfhörer. Denn um mal auf den Preis zu kommen. Sie sind preiswert. Sie sind ihren Preis einfach wert. Und damit bekommen Sie selbstverständlich unser Gütesiegel.
Kaufen könnt ihr die Grell TWS 1 direkt bei Grell. (Link)
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