Der iRobot Roomba j7 hat bei seiner Vorstellung mit dem P.O.O.P. Versprechen für einiges Aufsehen gesorgt. Wie und ob dieses Versprechen dann auch in der Praxis vernünftig umgesetzt wird, zeigt der Praxistest in einer ganz normalen Wohnung.
Wer unseren Podcast hört, weiß, dass bei mir seit über einem Jahr ein iRobot fleißig seine Runden dreht. Zunächst der iRobot Roomba i3+ (Testbericht), denn ich dann durch einen iRobot Roomba i7+ ersetzt habe. Zwischendurch habe ich dann diverse Saugroboter getestet. Darunter der Dreame Bot Z10 Pro (Testbericht), auch den Ecovacs DEEBOT T9+ (Testbericht) oder den Klassiker Roborock S7 (Testbericht) und zuletzt den Dreame Bot W10 (Testbericht). Bislang ist der iRobot zumindest für meine Wohnung das beste Gesamtpaket und der iRobot Roomba j7 soll alles noch besser machen. Bei der Vorstellung wurde auch das „P.O.O.P.“-Versprechen (Pet Owner Official Promise) vorgestellt. Durch eine neue Kamera sollen Hindernisse wie z.B. auch Hundehaufen zuverlässig erkannt und umfahren werden. Wenn nicht und der Roboter verteilt den Hundehaufen in der Wohnung, bekommt man von iRobot einen komplett neuen j7 zugeschickt. Aber auch sonst soll sich einiges getan haben, was es herauszufinden gilt.
Ich habe mich bewusst gegen den iRobot Roomba j7+ mit seiner Absaugstation entschieden, da ich so eine über ein Jahr im Einsatz hatte und am Ende keinen wirklichen Mehrwert für mich erkannt. Der Aufpreis ist für die minimale Arbeitserleichterung nicht gerechtfertigt. Auch wichtig zu wissen ist, wie unsere Wohnung so aussieht und welche Herausforderungen den Testkandidaten erwartet und das habe ich hier ausführlich beschrieben -> Link
Technische Daten iRobot Roomba j7:
- LiDAR-Navigation
- Sprachsteuerung per Google Assistant/ Alexa
- 4000 pa Saugleistung
- 1 Seitenbürste
- 2 Bodenbürsten
- Zonenreinigung
- No-Go Areas
- Virtual Wall
- App kompatibel
- 400 ml Staubbehälter
- HEPA-Filter
- WLAN (2,4 GHz)
- 339 x 338 x 87 mm (Sauger)
- 130 x 125 x 93 mm (Station)
- 3,4 kg
- 46 Watt
- 5200 mAh
Produktseite: irobot.de/roomba/j-serie
Deutsche Bedienungsanleitung: irobot.com/roomba_j7_anleitung.pdf
Erhältlich ist der iRobot Roomba j7 bei Amazon* zum Preis von 749 Euro.
Was ich gut finde:
In der Verpackung findet man neben dem iRobot Roomba j7 noch die Ladestation nebst Kabel, ein Ersatzfilter, eine Ersatz-Seitenbürste und eine deutsche Anleitung. Ein Platz für die Ladestation ist schnell gefunden, denn sie ist kompakt und muss einfach nur nach vorne offen und für den Saugroboter erreichbar sein. Das überschüssige Kabel kann an dessen Rückseite aufgewickelt und damit versteckt werden.
Der iRobot Roomba j7 sieht auf den ersten Blick aus wie alle aus dieser Serie, wurde aber in ein paar Details gibt es doch Änderungen. So ist die Senke mit der Kamera verschwunden, die man von der i7er Reihe kennt und der Roboter im gesamten noch etwas flacher geworden. Die Taste erlaubt immer noch die Nutzung auf Knopfdruck. Nach wie vor sieht er richtig schick aus mit dem Schwarz und Silber. Die größte Veränderung sieht man an der Front mit dem neuen Kameramodul mitsamt einer LED, welche in 3 Stufen die Helligkeit regelt. Diese ist eine Art Scheinwerfer, die er beim saugen aktiviert. Sieht abends schon cool aus, wenn da so eine tieffliegende Taschenlampe durch die Wohnung fährt. An den Seiten finden sich weitere Sensoren und am Heck der sehr leicht entnehmbare Staubbehälter mit 400 ml Inhalt. Dieser hat nach wie vor einen Inhalt von 400 ml und kann sehr einfach und vor allem sauber entleert werden.
An der Unterseite hat sich hingegen wohl nichts getan. Die Seitenbürste, zwei ebenfalls sehr leicht zu entnehmende Bodenbürsten aus Gummi, weitere Sensoren und die beiden Laufräder mit großen Federweg.
Das bereits beschriebene Kameramodul gehört zur neuen „PrecisionVision Navigation“ und soll schon aus einiger Entfernung Hindernisse erkennen, ihnen ausweichen und dann per App darauf aufmerksam machen. Überhaupt hat die iRobot Home App (iOS / Android) im Verlaufe der letzten Monate einiges dazu gelernt, auch wenn es nach wie vor einen nervigen Bug gibt, auf den ich später noch eingehen werde. Die Einrichtung ist schnell erledigt und da ich davor auch einen iRobot im Einsatz hatte, wird die vorhandene Karte der Wohnung übernommen. Dauert zwar ein paar Minuten und die Favoriten sind weg, aber ansonsten ist alles wieder bereit. Da ich zeitgleich auch den iRobot Braava jet m6 teste, wird dieser direkt mit eingebunden. Genial ist die dabei die Imprint-Kopplungstechnik, mit der man beide Roboter, also den Roomba j7 und den braava m6 koppeln kann. Zuerst saugt der j7 die Küche und sobald der fertig ist, fängt der Wischroboter mit seiner Arbeit an.
Die App bietet nicht nur die Einrichtung von No-Go Areas und virtuellen Wänden, sondern erkennt Teppiche automatisch und erlaubt es auch Schwellen einzutragen. Gerade die Teppiche und Schwellen muss man nicht selber mühsam einzeichnen, sondern werden durch die SmartMap Funktion vorgeschlagen. Nach jeder Reinigung wird der iRobot Roomba j6 Änderungen der Karte z.B. durch neue Einrichtungsgegenstände oder erkannte Hindernisse anpassen und ggf. nachfragen. Genau diese Funktion macht den Roomba jetzt noch smarter. Auf der ersten Fahrt hat der j7 mehrere Hindernisse erkannt und diese per Foto in der App abgefragt, wie er diese zukünftig behandeln soll. Man hat nun die Auswahl zwischen einem neuen Hindernis wie eine Verteilersteckdose unter der Couch, einem vorübergehenden Hindernis einem Kasten Wasser in der Küche oder das es gar kein Hindernis ist wie z.B. ein Schuh im Flur.
Ansonsten ist in der App alles wie gehabt. Mir gefällt die Übersichtlichkeit, denn alle Menüs sind direkt über die Startseite der App zugänglich und die deutsche Sprachausgabe lässt keine Fragen zum aktuellen Status oder bei Problemen offen. Diese Meldungen erscheinen auch als Popup-Nachricht auf allen Geräten inkl. meiner Apple Watch und eine Nutzung per Alexa oder Google Assistant ist ebenfalls möglich. Ich nutze den Google Assistant und lasse sämtliche Reinigungsaufgaben nur noch über diesen starten. Auch die Kopplung mit dem m6 Wischroboter ist genial gelöst.
Die Herausforderungen in unserer Wohnung, welche in der Einleitung beschrieben werden, hat bislang nur der iRobot Roomba i7+ gemeistert. Alle anderen konnten in einzelnen Disziplinen punkten, aber im Gesamtpaket war der i7+ einfach unschlagbar. Der iRobot Roomba j7 steht dem in nichts nach, sondern macht es sogar noch besser. Die neue Hinderniserkennung arbeitet einwandfrei. Egal was da irgendwo im Weg liegt. Rund 50 cm davor bleibt er stehen, blendet den Scheinwerfer etwas auf, sieht echt cool aus, wartet wohl, ob sich dieses Hindernis irgendwie bewegt, könnte ja ein Haustier sein, und fährt dann großzügig drum herum. Selbst eine achtlos verlorene Verteilerdose mit langen Kabel wird einwandfrei erkannt und umfahren. Selbst kleinere Gegenstände wie ein (verpacktes) Kaubonbon wird als Hindernis erkannt und gemieden.
Unser Stuhlbeinlabyrinth unter dem Esszimmertisch stellt ebenfalls kein Hindernis dar. Er wirft sich mutig in das Gewirr aus Stahl und reinigt jede erreichbare Ecke. Dabei fällt die nächste Verbesserung gegenüber der i7-Serie auf. Während diese noch recht rabiat mit dem Mobiliar umgeht, sprich, öfter mal so richtig heftig dranfährt, ist der j7 deutlich sanfter. Er stößt zwar immer noch mal an, aber lange nicht mehr so heftig und nicht mehr so häufig. Auch die Ecken und Kanten werden meiner Meinung nach noch präziser abgefahren. Auch die Lautstärke ist gefühlt etwas niedriger geworden. Nach wie vor fährt er leise zum Einsatzort, um erst dann auf die volle Leistung zu gehen. Er ist lauter als viele andere, aber es hält sich im Rahmen, denn die Konkurrenz erreicht die niedrigen Lautstärken nur durch Reduktion der Saugkraft, womit sich auch die Reinigungsleistung reduziert. Beim Roomba kann man die Saugleistung zwar nicht reduzieren, dafür saugt er in einem Rutsch und vor allem schnell den entsprechenden Bereich. Zudem kommt der große Vorteil, dass man ihn auch bedenkenlos arbeiten lassen kann, wenn man unterwegs ist. Bislang hat noch kein Saugroboter so zuverlässig gearbeitet. Viele fahren sich immer wieder wieder fest, was natürlich ganz toll ist, wenn man gerade nicht zu Hause ist. Sämtliche Roomba hatten dieses Problem noch nie.
Denn in der Disziplin Umgang mit Hindernissen ist so ein Roomba bislang unerreicht. Wer er nicht auf Anhieb auf einen hochflorigen Teppich drauf kommt, fährt er halt etwas drum herum, bis er endlich einen Weg findet. Ist echt spannend dabei zu zu schauen. Oder wenn er sich wirklich mal festfährt, vollbringt er wahre Kunststücke, um sich selbstständig aus dieser Situation zu befreien. Er dreht und wendet sich, fährt die einzelnen Räder hoch und runter, bis er es am Ende doch immer wieder schafft, sich zu befreien.
Der Roomba ist auch der Einzige, der komplett unter der Couch hindurchfährt und auch das Gästebett im Büro komplett untenherum saugt. Teppiche werden nach wie vor gekonnt erklommen und ordentlich gesaugt. Viele Konkurrenten haben genau dabei so ihre Probleme. Sollte er sich doch einmal festfahren, dann versucht er mit allen möglichen Manövern sich selbst zu befreien. Bislang hat sich der j7 nur einmal festgefahren und zwar am Fuß der Barhocker, die aber auch wirklich fies sind. Schwellen oder ähnliche flache Hindernisse auf dem Boden werden bis 15 mm problemlos überfahren. Darüber kann es durchaus passieren, dass er sich beim überfahren etwas dreht und dann etwas die Orientierung zu verlieren scheint. Er dreht sich dann ein paar mal, macht dann aber weiter.
Was ich nicht gut finde:
An sich ist die Reinigungsleistung des iRobot Roomba j7 sehr gut, aber mittlerweile empfinde ich die schnell rotierende Seitenbürste als ein Problem. Denn gerade „grober Dreck“ wie Sandkörner oder Brotkrümel werden zwar von der Bürste eingefangen, dann aber durch die Rotation beschleunigt und weggeschossen. Oft genug wird er dann nicht mehr aufgesaugt, außer man lässt alle Bereiche direkt immer zweimal saugen. Das es mit einer langsam drehenden Seitenbürste besser funktioniert, hat der Dreame Bot W10 (Testbericht) bewiesen. Er erreicht den Dreck ebenfalls, aber schießt ihn halt nicht quer durch die Gegend.
Viele Nutzer bemängeln das Fehlen einer schnellen Reinigung einer kleinen Zone. Also wie bei vielen Konkurrenten schnell in der Karte einen kleinen Bereich markieren und saugen lassen. Diese Option fehlt mir ebenfalls. Denn dieses Sauger einfach in den Bereich absetzen und die Taste auf seiner Oberseite zu drücken, lässt den iRobot Roomba j7 dann doch das ganze Zimmer saugen.
Fazit:
Ist der iRobot Roomba j7 empfehlenswert? Ja und nach wie vor ohne wenn und aber. Das Gesamtpaket ist nach wie vor, für mich, ungeschlagen. Klar können diverse Konkurrenten irgendwas besser, sind günstiger oder haben mehr Features. Aber im Gesamtpaket kann der j7 absolut überzeugen und daher wird mein Roomba i7+ mit seiner unnützen Absaugstation gegen den Roomba j7 getauscht. Die Verbesserungen gerade bei der Hinderniserkennung und der nun bessere Umgang mit dem Mobiliar waren am Ende ausschlaggebend. Zusammen mit dem iRobot Braava jet m6 bin ich echt gespannt, wie sich dieses Gespann gegen den Roborock S7 MaxV Ultra behaupten wird, den ich als nächstes testen werde.
Offenlegung: Mobi-test.de hat dieses Gerät auf Anfrage vom Hersteller als Leihgabe erhalten. Unsere Berichterstattung ist davon nicht beeinflusst und bleibt gewohnt neutral und kritisch. Der Artikel ist, wie alle anderen auf unserem Portal, unabhängig verfasst und unterliegt keinerlei Vorgaben Dritter; diese Offenlegung dient der Transparenz.
iRobot Roomba j7
Zusammenfassung
+ gute Verarbeitung
+ sehr gute Saugleistung
+ sehr gute Navigation
+ gute Erkennung von Hindernissen
+ gute App
+ dank SmartMap immer aktuelle Karten
+ Hindernisse können klassifiziert werden
+ saugt auch knifflige Bereiche
– keine schnelle Reinigung kleiner Zonen
– Probleme mit der Seitenbürste
Hallo, muss ich nachts Licht brennen lassen um den
iRoboot j7 saugen zu lassen. Und ist es notwendig
den Kellerabgang zu versperren (mache ich unter Tag nicht).
Beides ein klares Nein. Saugroboter orientieren sich per Infrarot. Ob hell oder dunkel ist einem Saugroboter egal. Und Saugroboter haben entsprechende Sensoren, damit sie nirgends abstürzen bzw. herunterfahren.
Gruß Peter