Ich habe es getan. Einen Vergleichstest Bang & Olufsen BeoPlay H9i vs. Sony WH-1000XM3 zu schreiben. Meine ganz persönlichen Erfahrungen und Eindrücke zu diesen beiden High-End Over-Ears Kopfhörern aufzuschreiben.
Im Podcast kommt dieses Thema in der letzten Zeit auch immer wieder mal zur Sprache. Vor allem, seit mein geliebtes Nokia Purity Pro (Testbericht) nach fast 7 Jahren seinen Geist aufgegeben hat. Es muss was neues her. Dringend und bitte nicht 08/15. Es muss hochwertig sein, einen guten Klang haben, ANC (Active Noise Canceling), einfache Bedienung und darf gerne auch was kosten.
Ich habe ja das Bowers & Wilkins PX (Testbericht) testen dürfen oder auch das Teufel Real Blue NC (Testbericht) und beide sind so richtig gut.
Aber es gibt ja noch mehr auf dem Markt und so liest man sich durch diverse mydealz Diskussionen von hochwertigen Kopfhörern. Am Ende sind diese Kandidaten in die engere Wahl gekommen:
- Bang & Olufsen BeoPlay H9i für 337 € bei Amazon*
- Sony WH-1000XM3 für 299 € bei Amazon*
- Bose QuietComfort 35 für 275 € bei Amazon*
- Bowers & Wilkins PX für 399 € bei Amazon*
- Teufel Real Blue NC für 239 € bei Amazon*
Der Teufel Real Blue NC kommt meinem Musikgeschmack sehr nahe, aber ich höre nicht nur elektronische Musik und im direkten Vergleich zu den anderen Kandidaten wirkt er nicht so edel. Und dann nannte mir einer den Bang & Olufsen BeoPlay H9i. Hatte ich so gar nicht auf dem Schirm.
Am Ende habe ich mir den Bang & Olufsen BeoPlay H9i und den Sony WH-1000XM3 für einen direkten Vergleich bestellt. Also richtig gekauft.
Dieser Vergleichtest wird etwas anders sein, als viele andere, denn ich werde jetzt nicht anfangen bis ins kleinste die technischen Daten zu vergleichen, denn die wird jeder Interessent schon auswendig kennen und beide Kandidaten bieten bei der Technik das derzeit maximal machbare. Eben High-End.
Vielmehr gehe ich hier auf meine ganz persönlichen Eindrücke und Erfahrungen direkt aus dem Alltag ein.
Beide, also das Bang & Olufsen BeoPlay H9i haben im Lieferumfang alles, was man braucht. Also diverse hochwertige Kabel und jeweils ein Case für das Sony bzw. eine Tasche beim BeoPlay. In dieser Preisklasse Standard, wobei das Softcase des Sony hochwertiger wirkt, als der Beutel des Bang & Olufsen.
Beide sind nicht nur optisch total unterschiedlich, sondern auch bei den Materialien unterscheiden sie sich. Das Sony besteht komplett aus Plastik. Egal welche spezielle Sorte, es ist und bleibt Plastik, wenn auch sehr gut verarbeitet. Gegen das feine Aluminium des BeoPlay H9i hat das Sony keine Chance. Wo beim Sony Kunstleder zum Einsatz kommt, setzt das H9i auf echtes Lammleder. Das sieht man, das fühlt man und riecht man.
Dafür ist das Sony platzsparend zusammenklappbar. Auf Reisen ein Vorteil, aber nicht so sehr, wie es sich zunächst anhört. Es sind über den Daumen ca. 25% Platzersparnis. Dafür hat es eben ein sperriges Hardcase und das H9i einen Stoffbeutel, wenn auch sehr hochwertig, der überall ein Plätzchen findet.
Beim B&O sind sie rund und etwas kleiner, aber ich habe trotzdem das Gefühl, dass meine Ohren beinahe komplett abgedeckt werden. Der Tragekomfort ist noch mal eine Ecke besser als beim Sony und selbst nach zwei Stunden auf den Ohren, schwitze ich nicht.
Apropos Ohrmuscheln. Beim Sony muss man schon sehr genau hinschauen, wo links und rechts ist. Beim B&O ist es groß in die Bespannung aufgedruckt. Eine Kleinigkeit, die den Alltag wirklich erleichtert.
Ansonsten sind sie bei beiden drehbar und die Bügel vielseitig einstellbar, wobei es beim H9i einfach hochwertiger wirkt und direkt ein Eindruck erweckt für die Ewigkeit konstruiert zu sein.
Geladen werden beide über USB Typ-C und besitzen jeweils auch 3,5 mm Buchsen für ein Audiokabel, wenn mal der Akku leer ist oder man diese Art der Nutzung bevorzugt.
Der Akku des B&O H9i hielt bei Bluetooth und eingeschaltetem ANC etwas über 17 Stunden, was absolut ok ist. Bei ihm kann man den Akku tauschen. Ersatzakkus vom Typ PLB-103 gibt es direkt von B&O für 45 €, aber auch erheblich günstiger von Drittanbietern bei Amazon*.
Der Sony liefert aber mit weit über 26 Stunden Laufzeit eine erheblich längere Laufzeit, allerdings kann hier nicht der Akku gewechselt werden und das H9i ist dank des kleineren Akkus auch erheblich schneller wieder voll aufgeladen.
Der Punkt für Optik und Haptik geht eindeutig an das H9i.
Bedienungsanleitung Sony WH-1000XM3: sony.de/manual_xm3.pdf
Bedienungsanleitung Bang & Olufsen BeoPlay H9i: bang-olufsen.com/Beoplay_H9i_A_User-Guide.pdf
Bang & Olufsen BeoPlay H9i vs. Sony WH-1000XM3 = 1 : 0
Sowohl das Sony als auch das Bang & Olufsen bieten eine App für Android und iOS an. Hier kann man noch ein bisschen mehr einstellen.
In der Sony | Headphones Connect App (Android / iOS) kann das ANC angepasst werden, was es auch schon von selbst tut, wenn man z.B. Bahn fährt oder fliegt. Hier schaltet das Headset einen anderen ANC Modus an und auch klanglich kann man hier einiges einstellen.
In der Bang & Olufsen App (Android / iOS) ist es nicht ganz so viel, aber auch hier kann der Klang und ANC angepasst werden, wenn auch nicht ganz so umfangreich wie beim Sony.
Schon nach kurzer Zeit bin ich aber der Meinung, dass diese Apps ganz nett sind, aber im Alltag keinen echte Mehrwert bringen. Entweder stellt es das Headset von alleine ein das ANC beim Sony oder es sind Spielereien wie eine Luftdruck-Optimierung in der Sony App.
Viel wichtiger ist die Bedienung und auch da unterscheiden sich beide etwas. Beide haben ordentliche Tasten mit guten Druckpunkten, wovon beim Sony eine anpassbar ist. Entweder aktiviert bzw. deaktiviert man mit ihr das ANC oder einen der beiden Sprachassistenten Alexa und Google Assistant. Die Musikwiedergabe steuert man über Gesten auf der rechten Ohrmuschel, was leider nicht immer reibungslos funktioniert.
Man muss die Gesten beim Sony schon sehr genau ausführen, damit diese erkannt werden. Beim Bang & Olufsen steuert man alles ebenfalls über die rechte Ohrmuschel, aber hier wird die Geste stets richtig erkannt und prompt umgesetzt. Zum lauter und leiser machen „dreht“ man beim B&O mit dem Finger im- oder gegen den Uhrzeigersinn und das sehr feinfühlig absolut stufenlos. Beim Sony durch Wischen nach oben oder unten, wobei man mehrmals hintereinander wischen muss.
Drückt man beim Sony die Taste, dann schaltet sich die Musik kurz aus, was echt störend ist. Zumal man diese Taste öfter mal ungewollt drückt, wenn man den Sitz korrigiert oder das Headset während der Wiedergabe absetzen möchte.
Dafür sind die Sprachanweisungen in deutsch zu hören. Das H9i kommt übrigens mit einer einzigen Taste aus und mit der wird das Headset nur ein oder ausgeschaltet bzw. beim erstmaligen Verbinden der Bluetooth-Modus aktiviert.
Genial finde ich es, dass beim Bang & Olufsen die Musikwiedergabe stoppt, sobald man das Headset absetzt und umgekehrt beim wieder aufsetzen fortgesetzt wird. Das kann das Sony leider nicht. Klingt im ersten Moment unnötig, aber im Alltag stellt sich oft genug heraus, dass es schneller ist, das Headset einfach mal abzusetzen, um etwas zu hören, als irgendeine Geste auszuführen.
Beide können auch eingehende Telefonate entgegennehmen. Die Bedienung ist hier bei beiden sehr einfach. Durch antippen nimmt man das Gespräch an und beendet es wieder.
Bang & Olufsen BeoPlay H9i vs. Sony WH-1000XM3 = 2 : 0
Und wie klingen die beiden jetzt im direkten Vergleich? Um das zu beurteilen gehe ich vor wie immer. Ich habe bei Google Play Music eine Playlist mit über 100 Titeln quer Beet durch alle Musikrichtungen. London Symphonic Orchestra ist da dabei, genauso elektronische Musik wie Paul Kalkbrenner, Rammstein, Live Musik diverser Band, auch einige A Capella Stücke, uvm.
Beide Headsets hängen per Klinkenkabel an einem Audioverteiler, der wiederum in meinem OnePlus 6 steckt und die Wiedergabe steuert. So kann ich direkt miteinander vergleichen, ohne lange hin- und her schalten zu müssen. Jetzt werden Musikliebhaber berechtigterweise einwerfen, dass Musik in mp3 Qualität nicht für einen Vergleich taugt. Stimmt soweit, aber 99,9% der Nutzer hören eben per Stream im mp3 Format und hier geht es nicht um den Klang der Musik, sondern einen direkten Vergleich Bang & Olufsen BeoPlay H9i vs. Sony WH-1000XM3.
Und man hört den Unterschied direkt und sehr eindeutig. Das Sony klingt richtig gut, aber wuchtiger und voluminöser als das Bang & Olufsen. Auch der B&O steigt auch tief runter in den Frequenzkeller, klingt nicht ganz so fett, aber insgesamt runder. Das gilt auch ein Stück weit für den Mitteltonbereich. Stimmen klingen mit dem B&O irgendwie natürlicher, wenn auch das Sony nicht wirklich schlecht klingt. Beim Hochtonbereich schenken sich beide nichts. Schön klar und brilliant. So beschreibt man den Hochtonbereich bei beiden am besten.
Nehmen wir mal einen echten Klassiker. Beethovens 9. Symphonie. Hört man diese auf dem Bang & Olufsen an, dann hört man förmlich den riesigen Konzertsaal und kann ein Stück weit auch die einzelnen Instrumente orten. Beim Sony rutscht das gesamte Orchester näher zusammen und spielt in einer Dorfkirche.
Dafür stellt das Sony das B&O in Punkto Lautstärke eindeutig in den Schatten, wenn auch mit einem Abzug in der B-Note. An die maximale Lautstärke kommt das H9i nicht an das Sony heran. Allerdings kommt das Sony bei Maximallautstärke hörbar an seine mechanischen Grenzen. Es ist kein Clipping, sondern man hört die Membranen richtig anschlagen, weil die Auslenkung zu groß ist.
Trotzdem bleibt bei beiden der Klang auch bei maximaler Lautstärke sehr gut bis hervorragend.
Bang & Olufsen BeoPlay H9i vs. Sony WH-1000XM3 = 3 : 0
Das ANC, also das Active Noise Canceling, arbeitet bei beiden sehr gut. Hier wage ich keine Entscheidung zu treffen, da ich nicht so oft fliege oder mit der Bahn fahre. Ich habe es zu Hause getestet, denn bei uns läuft rund um die Uhr Musik über eine Sonos Anlage. Diese höre nicht nach Aktivierung von ANC bei beiden so gut wie gar nicht mehr. Dasselbe an einer Straßenkreuzung vor dem Haus.
Beide schaffen es wirklich gut diese Geräusche auszublenden. Zwar nicht perfekt, weil die Kopfhörer ja das Geräusch erkennen, analysieren und kompensieren müssen. Da hat auch Sony seine Probleme. Das B&O ehrlicherweise mehr als das Sony. Ein vorbeifahrender Zug ist dagegen wieder bei beiden nahezu unhörbar und das in knapp 100 Meter Entfernung mit Sichtkontakt.
Allerdings erkenne ich keine Unterschiede zwischen den verschiedenen ANC-Stufen des Sony. Zwar zeigt die App an, wenn ich mich mit dem Headset bewege und ändert auch die Einstellung, aber am Hörerlebnis ändert sich nichts. Zumindest nicht für mich hörbar.
Bang & Olufsen BeoPlay H9i vs. Sony WH-1000XM3 = 3 : 1
Fazit Bang & Olufsen BeoPlay H9i vs. Sony WH-1000XM3:
Den direkten Vergleich gewinnt das Bang & Olufsen BeoPlay H9i. Dem werde ich den Vorrang und behalten. Es sieht besser aus, wirkt wertiger, ist besser in der Bedienung und klingt besser. Das Sony WH-1000XM3 ist trotz allem ein richtig guter Kopfhörer, der beim ANC besser ist und auch preislich mit teilweise unter 250 € zu haben ist. Das Bang und Olufsen gibt es selten mal für unter 290 €.
Wie schon erwähnt, sind das hier meine ganz persönlichen Eindrücke und Erfahrungen zu den beiden Kopfhörern. Diese müssen und werden sich nicht mit denen anderer Tester decken. Ich habe keine technischen Vorrichtungen, um irgendwas groß zu messen oder keine sauerstoffreien Super-Duper-High-End Kabel. Ich höre ganz normal Musik ohne Schnickschnack und werde auch keine hochtrabenden Begriffe verwenden. Einfach so, wie mein Eindruck ist.
Danke für diesen tollen Artikel.
Mit Wörtern die man versteht ohne so tief in der Materie zu sein.
Sind bestellt.
Genial, danke… So muss ein Test. Einzig die maximale Bluetooth Entfernung und die Qualität der Freisprecheinrichtung wären noch interessant gewesen. Genau wie eine Beurteilung des Betriebs im 3.5″ Modus
Hi und danke für das Lob. Die maximale Entfernung bewerte ich nicht mehr, da sie von zu vielen Faktoren abhängig ist. Da muss nur jemand im Flur stehen, schon reduziert sich die Reichweite. Bei der Freisprechfunktion sind beide gleich. Ganz ok, aber nicht perfekt. Für das Telefonat zwischendurch reicht es allemal. Was interessiert dich bei der Klinke? Ich nehme gerne Vorschläge an.
Gruß
Peter
Hallo lieber Peter,
Nochmals danke für deine sehr hilfreichen tests.
Warum mich der 3.5″ Modus interessiert?
Das Bluetooth hat bei mir, gefühlt, beim langen arbeiten mit den Sony xm3 Kopfschmerzen verursacht. Ich nutze die Dinger vollwertig im Büro. Mir ist aufgefallen, dass gewisse Funktionen im Klinke Modus nicht mehr zur Verfügung stehen… Z.b. das anc. Wie ist es denn bei den bang & olufson bestellt und was genau sind die Abstriche?
Beide können auch mit Kabel das ANC nutzen. Einzige Abstriche sind beim Telefonieren zu beachten, das man nur hören aber meist die Mikrofone nicht benutzt werden können. Da muss das Handy an den Mund gehalten werden und die Apps sind ohne Funktion.
Gruß
Peter
Danke dir, dann habe ich da wohl etwas falsch verstanden.
LG Felix