Der Dreame Bot L10 Pro ist noch neu, aber ich habe mir einen gekauft und ausgiebig getestet. Ist der wirklich so gut, wie alle behaupten oder am Ende doch mehr Hype als Tatsachen?
Seit kurzem sind wir voll auf dem Smarthome Trip. Seit langer Zeit haben wir zu Hause eine komplette Sonos Anlage in mehreren Räumen, eine komplette Beleuchtung auf Basis von Philips Hue, Ikea Tradfri und noch ein paar anderen Herstellern, mehreren Xiaomi Mi Air Purifier (Testbericht) und seit neuesten auch Staubsaugerroboter. Markus hat vor kurzem den nahezu baugleichen Trouver Finder (Testbericht) getestet und ich den iRobot Roomba i3+ (Testbericht). Da der aber sehr teuer ist, habe ich mir kurzerhand den gerade erst vorgestellten Dreame Bot L10 Pro (Modell RLS5L) gekauft. Vom Datenblatt kann der deutlich mehr als der Roomba, kostet aber nur die Hälfte. Stellt sich die Frage, ob er auch im Alltag das leistet, was das vollmundig versprochen wird. ich möchte direkt vorab anmerken, dass wir für den Test keinerlei Umbauten vornehmen. Es bleibt alles an Ort und Stelle wie es auch normal steht. Ich sehe es nicht ein, für so einen Roboter alles mögliche weg zu räumen, damit der nirgends hängen bleibt. Dafür kaufe ich so ein Ding. Er soll mir das Leben erleichtern und nicht zusätzliche Arbeit machen. Unsere Wohnung hat 4 Zimmer mit 115 m² und ist komplett gefliest. Vor der Balkontür, im Schlafzimmer und im Bad liegen jeweils kleine Teppiche. Im Büro und Zimmer meines Sohnes je ein Schlingenteppich von 2 x 2 m. Unsere Küche ist in den Wohnraum integriert, hat eine große Kücheninsel, an deren einen Seite zwei Barhocker stehen. Im Wohnzimmer ein großer Esszimmertisch mit insgesamt 6 Stühlen, die jeweils 4 verschlungene Stuhlbeine haben. Ein echtes Labyrinth und ich bin gespannt, ob der Dreame Bot L10 Pro dort hindurch findet. Dazu eine große L-förmige Couch und Wohnzimmertisch. Eigentlich eine ganz normale Wohnung und die soll der Dreame Bot L10 Pro bitte schön sauber halten. Ob das gelingt oder nicht, was ich an ihm gut finde und was nicht? Lest selbst…
Technische Daten Dreame Bot L10 Pro:
- LiDAR-Navigation
- Sprachsteuerung per Google Assistant/ Alexa
- 4000 pa Saugleistung
- 1 Seitenbürste
- 1 Bodenbürste
- App
- Zonenreinigung
- No-Go Areas
- Virtual Wall
- 570 ml Staubbehälter
- 270 ml Wassertank
- WLAN (2,4 GHz)
- 350 x 350 x 97 mm (Sauger)
- 130 x 125 x 93 mm
- (Station)
- 3,7 kg
- 46 Watt
- 5200 mAh
Produktseite: dreame-technology.com/de/dreame-l10-pro
Deutsche Bedienungsanleitung: cdn.shopify.com/Dreame_Bot_L10_Pro_Robot_Vacuum_and_Mop_User_Manual.pdf
Erhältlich ist der Dreame Bot L10 Pro unter anderem bei Amazon* zum Preis von 359,99 Euro oder bei Aliexpress* für 298,98 Euro inkl. Versand aus Polen im Angebot.
Was ich gut finde:
Beginnen soll man ja mit positiven Dingen und das wäre ganz klar die Ausstattung. Der Dreame Bot L10 Pro bietet alles, was derzeit in einem Saugroboter verbaut werden kann. 3D Navigation per LiDAR Sensoren und Hindernisse bis 20 mm überwindet er problemlos. Auch mehrere Stockwerke kann er verwalten. Natürlich fährt er nicht selber die Treppen hoch, aber er erkennt selbstständig wo er ist und nutzt die entsprechenden Karten. Er muss auch keine Orientierungsfahrt durchführen, denn er lernt beim arbeiten seine Umgebung kennen. Mit 4000 pa Saugleistung ist er derzeit ganz oben mit dabei und sollte auch vor Teppichen nicht halt machen, da er beim Erkennen eines solchen automatisch die Saugleistung erhöht. Der Staubbehälter fasst 570 ml und muss händisch geleert werden. Wer mal eine Absaugstation wie beim iRobot Roomba i3+ (Testbericht) besessen hat, möchte das nicht mehr selber machen.
An der Oberseite findet man drei Tasten für die Bedienung, die aber in der Regel über die App stattfinden wird. Der Turm baut schon ziemlich auf, so dass er mit seinen 9,7 cm nicht komplett unter unserer Couch und Gästebett saugen kann, wie es der iRobot Roomba i3+ (Testbericht) macht. Die Seitebürste ist nur gesteckt und kann so ohne Werkzeug gewechselt werden. Die einzelne Bodenbürste soll Haare selbst entwirren. Der Wassertank ist sehr leicht entnehmbar, wofür man den Roboter nicht umdrehen muss. Da hat jemand mitgedacht. Das Wischtusch wird per Klett befestigt und ist natürlich waschbar. Durch die Sprachsteuerung kann er per Alexa oder Google Assistant gesteuert werden, aber mehr als Start oder Stopp funktioniert nicht. Richtig gut gefällt mir auch die niedrige Lautstärke. Auf Hartböden wie unseren Fliesen ist er sehr leise, so dass wir ihn auch fahren lassen, wenn wir zu Hause sind. Zwar wird er lauter, wenn er (mal) auf einen Teppich kommt, aber selbst dann ist es immer noch leise.
Bei der App kommt die altbekannte Xiaomi Home (Android / iOS) zum Einsatz. Daran sieht man auch, dass Dreame zu Xiaomi gehört, was aber in diesem Falle positiv zu werten ist, denn die Xiaomi Home App ist wirklich gut. Auf dem Homescreen sieht man direkt den Roboter und kann dann sehr einfach auf alle weiteren Funktionen zugreifen. Hat der Dreame Bot L10 Pro einmal alles kartiert, werden die Räume meistens korrekt erkannt und geteilt. Natürlich kann man Räume teilen, zusammenlegen oder Grenzen verschieben. Auch No-Go Areas können definiert werden, genauso virtuelle Wände wie bei uns die begehbare Dusche. Sehr gut gefällt mir auch, dass man sehr schnelle eine zu reinigende Zone markieren kann oder auf Knopfdruck gezielt Räume auswählen kann. Wer möchte, kann Zeitpläne erstellen oder auch schauen, wann was zu reinigen bzw. zu Warten ist.
Was ich ok finde:
Die Verarbeitung des Dreame Bot L10 Pro ist in Ordnung. Die Bodenbürste ist gut erreichbar und sehr einfach zu entnehmen. Allerdings scheint das mit dem versprochenen automatischen entwirren von Haaren nicht so gut zu funktionieren, daher sollte man regelmäßig die Bürste entnehmen und reinigen. Sehr gut gelöst ist die Möglichkeit den Wassertank zu entnehmen und wieder einzusetzen, ohne den Bot umdrehen zu müssen. Auch der Zugang zum Staubbehälter ist gut gelöst, da nur die Klappe geöffnet werden muss, der Tank entnommen und geleert werden kann. Dort ist auch ein Werkzeug zur Reinigung der Bürste vorhanden, mit der man die Haare entfernen kann. Da hat wohl der Hersteller selbst seinem Versprechen nicht so ganz geglaubt. Im Turm dreht sich der LiDAR-Sensor, während die vorderen Sensoren im Kollisionspuffer zu finden sind. Im direkten Vergleich zum iRobot Roomba i3+ (Testbericht) wirkt das alles etwas billiger. Klar bestehen beide aus Plastik, aber der Dreame zeigt das an jeder Ecke. Er sieht aus wie aus Plastik und fühlt sich auch so an. Aber das ist ein Saugroboter, also eher unwichtig.
Kommen wir zum Praxistest. Wie eingangs im Detail beschrieben, findet der Dreame Bot L10 Pro exakt dieselben Voraussetzungen vor, wie zuvor auch der iRobot Roomba i3+ (Testbericht). Also schnell eingerichtet, was dank des Assistenten in der Xiaomi Home App schnell vonstatten geht und los geht es. Die Sprache lässt sich im Menü übrigens auf Deutsch umstellen, was schon ganz witzig ist, da der Dreame sehr gesprächig ist und immer wieder über seinen Zustand informiert. Zuerst fährt der Saugroboter die Ränder eines Raumes ab und offenbart hierbei schon eine seiner größten Schwächen und das die Reinigung an Rändern. Da er so viel Abstand zu Wänden, Schränken und anderen Hindernissen hält, bleibt eigentlich immer ein Rand von 1 bis 2 cm ungeputzt und das ist gerade an den Kanten sehr deutlich sichtbar, weil Dreck einfach liegen bleibt. Der iRobot Roomba i3+ (Testbericht) stößt zwar öfter an einen Schrank oder Wand, aber reinigt dessen Kanten mit der Seitenbürste sauber aus. Auch auf großen, freien Flächen findet man nach dem Ende eines Vorgangs immer wieder leichte Verschmutzungen, die er nicht aufgenommen oder irgendwo mitgeschleift und unterwegs verloren hat. Große Probleme hat der Dreame Bot L10 Pro auch mit unseren Stühlen am Esszimmertisch. Er würde problemlos zwischen die Stuhlbeine passen, aber er verweigert die Durchfahrt. Ganz im Gegensatz zum iRobot, der sich wacker durch das Gewirr aus Stuhlbeinen kämpft und am Ende komplett saugt. Der Dreame möchte das einfach nicht. Auch mit den beiden Barhockern in der Küche hat er zu kämpfen. Nicht selten braucht er mehrere Minuten einen Weg über die abgeschrägten Füße hinter den beiden Barhockern zu finden, um dort zu saugen. Gut finde ich, dass er nahezu zielgerichtet in ausgewählte Zimmer und zu reinigende Zonen fährt. Nur selten verfährt er sich, worauf ich aber gleich noch im Detail eingehe.
Auch Teppiche, oder besser gesagt Läufer, scheint der Dreame nicht zu mögen. Den Läufer vor der Balkontür rollt auch er meistens nur zusammen, anstatt drauf zu fahren und zu reinigen. Den etwas hochflorigen Läufer im Bad verweigert er komplett. Die beiden großen Teppiche im Büro und im Zimmer meines Sohnes meistert er dagegen ordentlich. Was man aber komplett vergessen kann, ist diese Wischfunktion. Da hat er komplett versagt. Für den Test habe ich den Tank gefüllt, das Tisch angefeuchtet, etwas Erde mit Wasser vermischt und im Wohnzimmer auf den Fliesen verteilt. Anschließend eine großzügige Zone um den Dreck gezeichnet und loslegen lassen. Am Ende war zwar der gröbste Dreck weg, aber der Dreame hat viel Dreck in der gesamten Zone verteilt und zwar genau da, wo er wendet. Es bleibt also nichts anderes übrig, als noch mal händisch dran zu gehen. Es kann auch nicht funktionieren, da er nichts anderes macht, als einen feuchten Lappen hinter sich her zu ziehen. Auch bereits eingetrocknete Flecken werden zwar überfahren, aber nicht entfernt. Dabei dreht er auf Flecken, die groß genug sind um erkannt zu werden, mehrmals seine Runden, aber leider ohne Erfolg. Also Haken dran und vergessen. Den Aufpreis für eine Wischfunktion kann man sich getrost sparen.
Dank des vergleichsweise großen Akku reinigt der Dreame Bot L10 Pro unsere 115 m² Wohnung komplett in einem Zug durch, ohne zwischendurch aufgeladen werden zu müssen. Dauert zwar eine Stunde und 20 Minuten, aber der iRobot Roomba i3+ (Testbericht) schafft das nicht. Der muss zwischendurch geladen werden und setzt die Reinigung dann wieder fort.
Was ich nicht gut finde:
Was Dreame Bot L10 Pro hat offensichtlich ein Problem mit Hindernissen aller Art. Kleine, wie eine Steckdosenleiste werden zuverlässig erkannt und (leider) großräumig umfahren. Gerade dort sammelt sich ja gerne die gemeine Wollmaus und wird gekonnt ignoriert. Um den Dreame komplett aus dem Konzept zu bringen, muss man nur mal ein Hindernis in den Weg stellen, wo vorher keines war. Damit der Dreame Bot L10 Pro auch mal unter unserem Esszimmertisch saugt, haben wir alle Stühle weg gerückt. Wie zuvor beschrieben, möchte er nicht dazwischen hindurchfahren. Also Stühle weg, eine Zone gezeichnet und der Dreame fährt los. Er scheint sich zu erinnern, dass auf dem normalen Weg freie Fahrt ist, aber jetzt stehen da die Stühle herum. Bis er das kapiert, vergehen mehrere Minuten, die er damit verbringt immer wieder an derselben Stelle gegen den Stuhl zu fahren. Irgendwann hat er es gschnallt und reinigt unter dem Tisch. Als er fertig ist, rücken wir die Stühle wieder an den Tisch und der Dreame meldet, dass er nun wieder zurück zur Ladestation fährt. Er wählt den Weg unter dem Tisch hindurch, also dem Weg, der vorher frei war, aber jetzt wieder die Stühle stehen. Auch das verwirrt ihn dermaßen, dass er wieder minutenlang gegen die Stühle fährt. Erst nachdem ich ihn händisch umgesetzt habe, hat er seinen Weg gefunden. Aber nicht den direkten Weg, sondern wie ein Betrunkener noch etliche Umwege quer durch das Wohnzimmer. Also bloß nichts verrücken, wenn der Dreame Bot L10 Pro unterwegs ist. Hindernisse bis 20 mm überfährt er an sich problemlos, aber bereits bei seiner ersten Rundfahrt hat er die Waage im Bad überfahren und blieb dann zwischen der Waage und der Wand hängen. Er sah keinen Ausweg und sendet per Pushmitteilung ein Problem. Bei der nächsten Reinigung fährt er über Haussschlappen und fährt sich wiederum fest.
Fazit:
Ist der Dreame Bot L10 Pro empfehlenswert? Es kommt drauf an, was man erwartet. In der Mittelklasse von 250 bis 500 Euro liefert er schon ordentliche Ergebnisse, aber er ist einer von ganz vielen, die dasselbe bieten, dasselbe kosten und am Ende auch vom gleichen Band fallen, wie man am Trouver Finder (Testbericht) sieht. Perfekt ist er nicht und die Wischfunktion ist komplett sinnlos, aber sonst hat der L10 Pro so viele Funktionen, dass man sich die Mängel bei der Reinigung und das gelegentliche Festfahren fast schon vergisst. Da ich alles im allem aber nicht zufrieden war und immer wieder nachhelfen musste, vergebe ich das Gütesiegel nicht.
Offenlegung: Mobi-test.de hat dieses Gerät auf eigene Kosten bei Aliexpress gekauft. Es wurde nicht vom Hersteller bzw. Onlineshop als Leihgabe bzw. als Geschenk zur Verfügung gestellt. Diese Offenlegung dient der Transparenz.
Dreame Bot L10 Pro
Zusammenfassung
+ gute Verarbeitung
+ viele Funktionen
+ kompatibel mit Xiaomi Home
– mittelmäßige Reinigungsleistung
– Probleme mit einfachen Hindernissen