Poco Watch im Test – was taugt diese günstige Smartwatch

Ich habe die Poco Watch im Test, denn ich will wissen, wo die Unterschiede zu den beiden Schwestermodellen von Redmi und Xiaomi genau liegen und ob sich der Aufpreis lohnt bzw. welche Alternativen es gibt.

Im Podcast haben wir mehrmals über die Poco Watch gesprochen, da schon die Bestellung bei Poco direkt ein totaler Reinfall war. Nach der Bestellung Ende April kam lange nichts. Anfragen per Mail kamen unzustellbar zurück, ein Anruf beim Telefonsupport bringt auch nichts, weil dauerhaft Besetzt und der Chat auf der Homepage ist auch zu keinem Zeitpunkt verfügbar. Aber plötzlich lag es dann vor mir. Hat zwar 14 Tage gedauert, aber egal. Soll jetzt nicht das Tjhema sein, aber beim Support muss Poco eindeutig noch hundert Schippen drauf legen. Was mir schon vorab klar war ist die Tatsache, dass die Poco Watch nicht nur optisch nahezu baugleich mit der Xiaomi Mi Watch Lite (Testbericht) und Redmi Watch 2 Lite (Testbericht) ist. Auch im Inneren ist alles bis auf Kleinigkeiten identisch. Genaugenommen könnte man die Xiaomi als erstes Modell ansehen, die Redmi als direkten Nachfolger und die Poco als weiteren Nachfolger. Das Display ist im Laufe der Zeit von 1,4″ auf 1,6″ angewachsen und nun ein AMOLED anstatt LCD. Ob das wirklich ein guter Tausch war, wird sich zeigen. Es gibt mehr Aktivitäten zur Auswahl, ein GPS Modul ist hineingekommen, dafür ist aber der Akku geschrumpft. Zudem ist der Preis weiter angestiegen auf nun knapp 90 Euro.

Auch wichtig zu wissen ist, dass ich eine Smartwatch rund um die Uhr trage und wie genau ich teste, ist hier ausführlich beschrieben -> Link

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Technische Daten Poco Watch:

  • Android ab 6.0 / iOS ab 10.0
  • 1,6″ AMOLED Display mit 320 x 360 Pixel
  • 323 ppi
  • Pulsmessung
  • Schlafaufzeichnung
  • > 100 Sportarten
  • Bluetooth 5.0 LE
  • SpO2 Messung (was ist das?)
  • wasserdicht bis 5 ATM (was bedeutet das?)
  • GPS, GLONASS, Galileo, BeiDou
  • 39,1 x 34,4 x 9,98 mm
  • 31 g
  • 225 mAh

Produktseite: po.co/de/poco-watch

Deutsche Bedienungsanleitung: n/a

Erhältlich ist die Poco Watch in den Farben Schwarz, Blau und Weiß derzeit nur im hauseigenen Online Shop von Poco zum Preis von 89,99 Euro. Bei Amazon* ist sie aktuell nicht gelistet, aber die nahezu baugleichen Modelle wie die Redmi Watch 2 Lite (Testbericht).

Was ich gut finde:

In der Verpackung der Poco Watch liegt dasselbe, wie auch schon bei der Redmi Watch 2 Lite (Testbericht), also die Uhr als solches, ein magnetisches Ladekabel und eine deutsche Anleitung. Da verwundert es auch nicht, dass das Ladegerät identisch ist. Auch was die Verarbeitung angeht, gibt es nichts zu bemängeln, da alles gut zusammengefügt wurde. Es passt halt. Das relativ große Display ist nun ein AMOLED Modell, welches schön bunt strahlt und leicht abgerundet ist. Auf den ersten Blick sieht man keinen Unterschied zwischen LCD und AMOLED. Der einzige nennenswerte, optische, Unterschied liegt in der seitlichen Taste, die mittig angebracht ist und länglicher, dafür aber auch schmaler ausfällt. Das Gehäuse ist nach wie vor aus Plastik, minimal kleiner und leichter, auch wenn es deutlich wertiger wirkt, als es sich liest. Das Armband ist ein normales aus Silikon mit einer mini-kleinen Schließe aus Plastik, die etwas fummelig ist.

Der knappe Lieferumfang der Poco Watch

Auf der Rückseite die Sensoren und die beiden Pogo-Pins für das Ladegerät. Was steckt sonst noch so drin? Bis auf das GPS-Modul ist auch da nicht viel neues. Einen Lautsprecher oder Mikrofron sucht man vergebens. Mit der Poco Watch kann man weder telefonieren noch bezahlen. Wasserdicht ist sie bis 5 ATM (was bedeutet das?), womit sie sich zum Duschen und Schwimmen eignet, aber nur in Süßwasser ohne Chlor. So zumindest der Hersteller. Tauchen in Salzwasser sollte klappen, aber im Falle eine Falles hat man keine Garantie. Die Sensoren messen den Puls und die Sauerstoffsättigung. Also nichts aufregendes.

Im Praxistest macht die Poco Watch zunächst mal eine gute Figur. Denn der Wechsel von LCD auf ein AMOLED Display hat mehrere Probleme der Redmi Watch 2 Lite (Testbericht) gelöst. Die Bedienung per Touch ist deutlich besser geworden, denn die Reaktionsgeschwindigkeit ist endlich zeitgemäß. Weiterhin regelt sich die Displayhelligkeit jetzt automatisch und es strahlt etwas kräftiger und heller. Die Ablesbarkeit im Freien bei Sonnenschein ist in Ordnung, aber wenn es mal richtig hell wird, hat ein AMOLED Display die typische Schwäche bei der Ablesbarkeit. Die maximale Helligkeit reicht einfach nicht aus. Leider ist der Rand rund um das Display nach wie vor relativ breit, wodurch die Uhr am Arm etwas klobig wirkt. Dafür ist der Tragekomfort gut, so dass ich die Poco Watch auch Nachts tragen kann. Über das Armband spreche ich später noch mal genauer.

Die Verbindung zur Mi Fitness App (Android iOS) ist schnell hergestellt. Wer hier Probleme hat, kann sich mal meine Tipps und Tricks zu Mi Fitness (Link) anschauen. Über die Optik der App lässt sich diskutieren, aber sie ist übersichtlich, bietet dabei aber jede Menge Funktionen. Übrigens unterscheiden sich die iOS und Android Version nach wie vor darin, dass man bei Android jede App einzeln für Benachrichtigungen auswählen kann, während man bei iOS nur Alles oder Nichts zur Auswahl hat. Ansonsten gibt es wieder jede Menge Watchfaces, die man aber nicht weiter anpassen kann, anpassbare Reihenfolgen für die Widgets und Listen usw. Nach kurzer Zeit findet man sich gut zurecht. Als zusätzliche Optionen zum Export seiner Daten stehen unter Android nur Strava zur Auswahl, während man unter iOS noch zusätzlich Apple Health angeboten bekommt.

Beim Sport hat man mehr als 100 Aktivitäten zur Auswahl, aus denen man sich seine Favoriten direkt auf der Uhr speichern kann. Allerdings werden nur beim Gehen, Laufen und Radfahren im Freien per GPS aufgezeichnet. Alle anderen Aktivitäten werden nur über ihre Dauer und eine Schätzung der Kalorien gespeichert. Auch können nur das Laufen und Gehen automatisch erkannt werden, was aber in der Praxis mehr schlecht als recht funktioniert. Wer seine Bahnen beim Schwimmen tracken will. kann diese leider nicht zählen lassen. Auch eine Wahl der Bahnlänge gibt es nicht. Also wie so oft mehr Schein als sein.

Das Menü der Poco Watch

Wie auch schon bei der Redmi Watch 2 Lite (Testbericht) ist die Genauigkeit des GPS. Meine Laufstrecke ist exakt 6,8 km lang, die Poco Watch macht daraus 6,6 km. Warum, sieht man sehr gut, wenn man sich die Strecke mal genauer anschaut, denn oft genug bewegt man sich neben der Straße bzw. Wegen und Kurven werden querfeldein abgekürzt. Ein Zeichen dafür, das das GPS Signal nicht so oft abgefragt wird. Aber man muss dazu sagen, dass diese Genauigkeit für „Otto-Normal-Sportler“ absolut ausreichend ist, wenn man den Preis berücksichtigt.

Auch wenn nicht perfekt, ist der Akku für die heutige Zeit durchaus potent. Die Zeiten von mehreren Wochen ohne Aufladen sind dank großer Displays, vieler Sensoren, die rund um die Uhr messen, absolute Utopie. Die 14 Tage Akkulaufzeit verbannen wir direkt in das Land der Träume. Das erreicht man niemals, außer man schaltet alles ab und legt die Poco Watch in die Ecke. Für den Test habe ich alles aktiviert, was geht. Das Always-On-Display, die Pulsmessung jede Minute, nachts alle 10 Minuten die Sauerstoffsättigung messen, Messung des Stress, alle Benachrichtigungen aktiviert und jeden Tag Sport, davon mehrmals auch per GPS aufgezeichnet. Damit komme ich auf knapp 2 Tage. Deaktiviert man einiges oder reduziert die Häufigkeit der Messung, können daraus bis zu 4 Tage werden. Innerhalb einer Stunde ist der Akku dann wieder aufgeladen.

Die Mi Fitness App ist so schön bunt

Was ich nicht gut finde:

Wie auch bei der Redmi Watch 2 Lite (Testbericht) und auch schon bei der Xiaomi Mi Watch Lite (Testbericht) ist das Armband ohne Werkzeug wechselbar. Allerdings ein spezieller Mechanismus, der gerade zu Beginn ordentlich Nerven kostet. Man drückt den Knopf und muss das Armband abziehen. Nicht umgekehrt. Da es sich hierbei nicht um den standardisierten Wechselmechanismus handelt, fällt die Auswahl an Wechselarmbändern z.B. bei Amazon* etwas mau aus, aber es gibt sie.

Auffällig ist, dass es in der App zwar eine Anzeige für die Dauer der Bewegung, also Aktivitäten, gibt, diese auch als Ziel gesetzt werden kann, aber es erscheint immer 0 Minuten. Egal ob man sportlich aktiv ist oder nicht. Auch egal, welche Art Sport man treibt. Es wird einfach nichts ausgewertet. Egal ob unter iOS oder Android. Sehr seltsam, denn im Zusammenspiel mit der Xiaomi Watch S1 Active (Testbericht) hat es problemlos funktioniert.

Das Hauptmenü der Mi Fitness App

Leider sind die Pulswerte, aber auch die Messungen des Blutsauerstoff eher fragwürdig. So soll ich auf der Couch liegend einen Puls von 169 Schlägen pro Minute haben. Der Pulsoxysensor (Link zu Amazon*), den ich zur Kontrolle trage, sind es aber nur 62 Schläge, was schon realistisch erscheint. Genau umgekehrt während eines Workout. Beim Cardiotraining zeigt mein Oxysensor einen Puls von 134 Schlägen an, die Poco Watch gemächliche 72 Schläge. Oder diese krassen Sprünge, egal ob in Ruhe oder während einer Aktivität. Innerhalb von Sekunden springt der Puls angeblich von niedrig nach hoch und umgekehrt. Auch die Messung des SpO2 liefert oft genug seltsame Werte bis hinunter auf 77%, was eine schwere Atemnot wäre. Automatisch wird diese übrigens nur in der Nacht beim Schlafen gemessen und dann auch nur alle 10 oder 30 Minuten, was absolut nicht für medizinische Zwecke geeignet ist.

Was mich außerdem nervt, übrigens schon seit der Redmi Watch 2 Lite (Testbericht) und zuletzt auch bei der Xiaomi Watch S1 Active (Testbericht), ist das Fehlen einer automatischen Schlaferkennung. Ich muss jeden Abend und jeden Morgen den „Bitte-nicht-stören“ Modus händisch aktivieren bzw. deaktivieren. Damit wird dann zwar die Auf-die-Uhr-schauen Geste deaktiviert, aber irgendwie aktiviert sich das Display in der Nacht öfter mal wie von Geisterhand und das nervt nicht nur mich.

Die Poco Watch nimmt es mit dem GPS nicht so genau

Fazit:

ist die Poco Watch empfehlenswert? Leider auch die nicht. Obwohl sie einige Verbesserungen gegenüber der Redmi Watch 2 Lite (Testbericht) aufweisen kann, sind es immer noch die gleichen Kleinigkeiten und nicht zuletzt der Preis, die ihr am Ende das Gütesiegel verwehren. Wer sich eine Smartwatch kauft tut dieses oft wegen der Sensoren, die bitte genaue Werte liefern soll. Oder zur Aufzeichnung von Aktivitäten. Was nützt mir so eine Poco Watch, wenn das nicht zufriedenstellend funktioniert. Eine Alternative? Gibt es, sogar deutlich günstiger in Form der Huawei Watch Fit New (Testbericht). Günstiger und in allen Belangen deutlich besser.

Offenlegung: Mobi-test.de hat dieses Gerät auf eigene Kosten bei Amazon gekauft. Es wurde nicht vom Hersteller bzw. Onlineshop als Leihgabe bzw. als Geschenk zur Verfügung gestellt. Diese Offenlegung dient der Transparenz.

Peter W.
Poco Watch

Zusammenfassung

+ gute Verarbeitung
+ Armbänder wechselbar
+ einfache Bedienung

– Akkulaufzeit
– App mit Bugs
– Werte oftmals fragwürdig
– GPS etwas ungenau