Sony LinkBuds WF-L900 im Test – wie gut ist das Headset mit dem Loch wirklich?

Ich habe das Sony Linkbuds WF-L900 im Test – das Headset mit dem charakteristischen Loch. Es soll den Träger an seinem Rundherum teilhaben lassen, aber wie ist das in der Praxis und vor allem – wie klingt dieses TWS Headset?

Mittlerweile habe ich alle möglichen TWS-Headsets getestet. Von so richtig billig bis richtig teuer. Echte Innovationen sind mittlerweile selten. Zuletzt die Speak-to-Chat Funktion der Sony WF-1000XM4 (Testbericht), welche nach wie vor unsere Bestenliste der In-Ear Headsets anführt. Dieses Speak-to-Chat ist auch bei den Sony LinkBuds WF-L900 dabei und eben dieses Loch, dort wo normalerweise eine Membran ist. Eine Membran gibt es auch bei den LinkBuds, nur ist diese eben ein Ring mit einem Loch in der Mitte. Dank dieser Öffnung ist der Träger nicht von seiner Außenwelt abgeschnitten, hört also alles um sich herum und kann trotzdem Musik hören. Eine echte Innovation, die es auszuprobieren gilt, denn auf der Feuerwache kann ich keine In-Ear Headsets mit ANC tragen, da ich sonst den Alarm nicht hören würde. Mit Wide Area Tap erkennt das Headset auch tippen im nahen Bereich um das Ohr herum. Aber funktioniert diese neue Art der Bedienung auch in der Praxis? Wie ist der Tragekomfort über viele Stunden am Tag, beim Sport und vor allem, wie klingt es?

Fragen über Fragen, die ich im Test der Sony LinkBuds WF-L900 allesamt beantworten werde. Wie ich genau teste und worauf ich dabei so achte, habe ich hier im Detail beschrieben -> Link. Natürlich bewerte ich auch solche Sachen wie Verarbeitungsqualität, Konnektivität mit Android und iOS, Tragekomfort usw. denn ich treibe auch Sport und trage sie dabei. Am Ende schreibe ich auf, was ich gut finde, was ok und was ich nicht gut finde. Wie immer sind das meine ganz persönlichen Eindrücke und gerade der Klang, aber auch die Akkulaufzeit hängt extrem vom eigenen Nutzungsverhalten und Hörgewohnheiten ab. Das auch mit einer der Gründe, warum wir unsere Testberichte eher kurz halten, denn niemand elend lange Texte lesen und daher konzentrieren wir uns auf besonders erwähnenswerte Merkmale.

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Technische Daten Sony LinkBuds WF-L900:

  • 12 mm Ring-Treiber
  • 20 Hz – 20 kHz
  • Bluetooth 5.2
  • Bluetooth Profile A2DP, AVRCP, HFP, HSP (was ist das?
  • Bluetooth Codec AAC, SBC (was ist das?
  • Freisprechfunktion
  • 360 Audio
  • Touchbedienung (Wide Area Tap)
  • Trageerkennung
  • Sprachassistenten
  • spritzwassergeschützt nach IPX4 (was bedeutet das?)
  • USB Typ-C
  • Swift Pair und Fast Pair
  • 41,4 x 48,5 x 30,9  mm (Case)
  • 4,1 g (pro Earpiece)
  • 43 g (gesamt mit Case)
  • 48 mAh (Earpiece)
  • 360 mAh (Case)

Produktseite: sony.de/wf-l900

Deutsche Bedienungsanleitung: sony.com/wf-l900-manual-de.pdf

Erhältlich sind die Sony LinkBuds WF-L900 in weiß oder dunkelgrau bei Amazon* zum Preis von 179,99 Euro.

Was ich gut finde:

Auffällig ist schon mal die Verpackung. Kein Plastik oder bunt bedruckter Karton, sondern schmuckloses Recycling-Papier. Was viele versprechen, zieht Sony schon seit dem Sony WF-1000XM4 (Testbericht) konsequent durch und das in sexy. In der Verpackung findet man dann die LinkBuds im Case, Ohrbügel in fünf Größen , ein USB-C-Ladekabel und die Kurzanleitung.

Das Äußere verwirrt zunächst, denn nicht nur das Case, sondern auch die Gehäuse des Headsets haben den Look von recycelten Papier. Man hat immer wieder den Eindruck, dass da Fussel auf der Oberfläche sind, was aber nicht der Fall ist. Zwar kommt hier ausnahmslos Kunststoff zum Einsatz, aber dadurch ist das Headset mitsamt Case sehr leicht und das kommt sicher dem Tragekomfort zu gute. Was nach kurzer Zeit schon positiv auffällt, ist die Robustheit des Case. Es ist mir aus ca. 2 Meter Höhe auf gefliesten Boden gefallen und es war keine Macke zu sehen. Das Case ist etwas rundlich. Fast wie ein Stein, macht aber ein paar Probleme beim täglichen Handling, worauf ich weiter unten eingehen werde. An der Vorderseite findet man die LED und darunter den Knopf zum Öffnen des Case. Auf der Rückseite die USB Typ-C Buchse und die Taste zum Verbinden.

Die beiden Headsets an sich wirken auf den Fotos größer, als sie in Wahrheit sind. Und eben sehr, sehr leicht. Das Highlight ist natürlich der Teil mit dem Loch. Dieser Ring liegt mit dem Loch vor dem Gehörgang, die restliche Technik steckt in einem kugelförmigen Gehäuse, an dem die Ohrbügel befestigt sind. Der Wechsel ist ein Kinderspiel, für die man sich aber wirklich Zeit nehmen sollte, denn bei mir braucht es links den kleinsten und rechts eigentlich gar keinen Ohrbügel. Genau das ist das Problem oder besser gesagt die Herausforderung. Es muss viel probiert werden, bis es wirklich perfekt sitzt. Wichtig ist auch, dass man das Headset vernünftig einsetzt. Der Ring wird im vorderen Bereich der Ohrmuschel eingelegt und dann in der Falte mit dem Bügel verkeilt. Das braucht etwas Übung wie auch schon bei den Samsung Galaxy Buds Live (Testbericht), aber wenn es sitzt, dann sitzt es.

Denn der Tragekomfort ist hervorragend. Sogar noch besser, als bei den Samsung Galaxy Buds Live (Testbericht). Da der Gehörgang nicht mit einem Gummipropf verstopft ist, gibt es keine Druckstellen und das Innenohr wird stets gut belüftet. Man bemerkt nach kurzer Zeit gar nicht mehr, dass man eigentlich ein Headset trägt, denn man hört alles um einen herum und hat trotzdem Musik auf den Ohren. Gerade beim Sport ist das toll, denn man hört alles, kann sich sogar unterhalten und hört ungestört Musik. Allerdings hören auch Umstehende etwas von der Musik, wenn diese sehr nahe sind und man selbst laut hört. Halt immer unter der Voraussetzung, dass man sich die Zeit nimmt und die für sich passenden Ohrbügel findet. Damit steht und fällt alles bei den Sony LinkBuds WF-L900.

Wer nach ANC fragt, hat den Sinn dieses Headsets leider nicht verstanden. Wozu ANC, wenn es extra ein Loch gibt, damit man die Umwelt wahrnehmen kann? Macht überhaupt keinen Sinn, zeigt aber leider auch, dass viele Rezensenten bei Amazon, aber auch Tester, nicht wirklich Ahnung haben. Was es dagegen gibt, ist eine adaptive Lautstärkeregelung und die funktioniert wirklich gut. Wird es um den Träger des Headsets herum lauter, wird automatisch auch die Wiedergabelautstärke erhöht. Allerdings darf nicht verschwiegen werden, dass diese Funktion im Alltag auch störend sein kann z.B. beim Sport. Man arbeitet mit Gewichten, nimmt die Langhantelstange aus dem Ständer, was das Headset zum Anlass nimmt, die Lautstärke zu erhöhen, um diese nach wenigen Sekunden wieder zu reduzieren. Da muss man einfach etwas herumprobieren. Auch die Bedienung per Wide Area Tap zu Beginn etwas Übungssache.

Man muss nicht mehr direkt den Punkt erwischen, um das Headset zu steuern. Das funktioniert auch durch antippen im Bereich um das Ohr herum, also auch an der Schläfe usw. Das ist so genial, dass man sich fragt, warum das noch niemand vorher erfunden hat. Damit ist die Bedienung ein echtes Kinderspiel und bei mir hat sich die Schläfe als perfekter Ort für die Bedienung etabliert. Apropos Steuerung. In der App, auf die ich gleich noch komme, kann man auch die Tastenbelegung ändern, denn mehr als zwei Befehle jeweils links und rechts, gibt es nicht. Braucht es aber auch ehrlicherweise nicht.

Das Zentrum zur Steuerung der Sony LinkBuds WF-L900 ist die App Sony | Headphones Connect (Android iOS), welche auf den ersten Blick ziemlich umfangreich ist, aber trotzdem übersichtlich. Hier kann sich nicht nur die Tastenbelegung ändern, sondern auch 360° Reality Audio aktivieren, welches unter anderem Tidal und Deezer für Rundum-Sound optimiert und das ist wirklich lohnenswert, auch das mit dem Ohren abfotografieren zuerst etwas befremdlich wirkt. Keine Ahnung, wozu das gut sein soll. Nutzer von Spotify können die App direkt steuern, wobei ich allerdings keinen wirklichen Mehrwert sehen. Viel mehr in einem anpassbaren Equalizer, der nicht nur viele Voreinstellungen mit sich bringt, sondern auch viele Frequenzbereiche zum einstellen bietet. Dieser bleibt bei mir aber deaktiviert. Über Speak-to-Chat habe ich ja schon kurz berichtet. Für mich eines der besten Features, denn sobald ich anfange zu sprechen, pausiert die Musik und schaltet sich wieder ein, sobald ich aufhöre zu sprechen. Zusammen mit dem Loch im Headset die perfekte Kombination für alle, die nicht ohne Musik oder Podcast (z.B. unseren eigenen) können, aber sich nicht komplett abschotten wollen oder dürfen.

Und wie klingt das Sony LinkBuds WF-L900? Gut, aber nicht hervorragend. Es fehlt eindeutig der Bass, aber so ein Ring hat halt eindeutig weniger Membranfläche als ein kompletter Lautsprecher und Bass bzw. auch Lautstärke, kommt nur über noch mehr Membranfläche. Beides fehlt den LinkBuds. Die Sony WF-1000XM4 (Testbericht) klingen zwei Klassen besser, sind aber auch deutlich teurer. Auch die Samsung Galaxy Buds Live (Testbericht) klingen besser und das bei deutlich niedrigeren Preis. Trotzdem klingt es gut, da es auch nicht sehr laut kann. Das ist hier ein Vorteil. Bei „normalen“ Hörlautstärken klingt es luftig und ausgewogen. Da braucht es nicht einmal den Equalizer, aber den DSEE Button für etwas mehr Bass kann man getrost dazu mischen. Es ist nicht perfekt, aber klingt halt auch nicht wirklich schlecht. Es passt einfach im Alltag, denn die LinkBuds sollen uns im Hintergrund mit Musik berieseln und das gelingt sehr gut. Natürlich kann man auch mal etwas lauter hören, was das Headset auch ohne nervig zu werden sauber umsetzt. Es ist halt nicht übertrieben laut, aber die Umwelt hört man dann nicht mehr wirklich. Mir gefällt es, denn auch beim Telefonieren können die Sony LinkBuds WF-L900 absolut überzeugen. Das Gegenüber klingt sauber und ohne Nebengeräusche. Man selber wird ebenfalls sehr gut verstanden.

Was ich nicht gut finde:

Leider gibt es doch einiges zu kritisieren. Der Deckel des Case ist unpraktisch. Damit fängt alles an. Man nimmt das Case in eine Hand und will es öffnen. Geht einhändig schon mal gar nicht, denn der Daumen drückt den Knopf, aber die Hand drückt hinten den Deckel so stark nach unten, dass dieser nicht aufklappen kann. Also beidhändig öffnen und selbst dabei läuft man Gefahr, das Case fallen zu lassen, weil man es etwas umständlich greifen muss, damit sich der Deckel endlich öffnet. Ist es dann geöffnet, sorgt wohl eine Mechanik im Inneren dafür, dass der Deckel immer wieder zuklappt, wenn man es „normal“ in der Hand hält. Man muss den Deckel ganz nach hinten drücken, damit dieser offen bleibt.

Weiterhin fehlt mir Multipoint (was ist das?). Natürlich kann ich die Sony LinkBuds WF-L900 mit mehreren Geräten verbinden, bei mir ein iPhone, ein iPad, ein OnePlus und ein Windows Laptop, aber eben nicht zur gleichen Zeit. Damit hat sich Sony leider selbst ein Bein gestellt, denn der Calim besagt ja, dass man immer mit der Umgebung verbunden ist, aber leider nicht mit mehreren Geräten. Die Sony WF-1000XM4 (Testbericht) und Samsung Galaxy Buds Live (Testbericht) können das. Also z.B. mit dem privaten und dem Geschäftshandy gleichzeitig verbunden zu sein. In dieser Preisklasse sollte Multipoint mittlerweile Pflicht sein. Über fehlendes aptX oder auch den hauseigenen LDAC Codec (was ist das?) will ich gar nicht mehr meckern.

Auch der Akku lässt leider zu wünschen übrig. An die versprochenen bis zu 5,5 Stunden habe ich selbst bei niedrigen Hörlautstärken nicht einmal annähernd erreicht. Auch wenn ich alles mögliche an Funktionen abgeschaltet habe, war nach maximal 3 Stunden und 42 Minuten Schluss. Im normalen Betrieb auf der Wache, also normale Lautstärke und Speak-to-Chat aktiviert, komme ich auf 2 Stunden und 36 Minuten. Beide Ohrstöpsel kann ich danach noch einmal komplett aufladen. Beim zweiten mal reicht es dann noch für 48 Minuten. Weit entfernt von den versprochenen bis zu 17,5 Stunden. Leider. Gilt leider auch für die Schnellladefunktion. Nach nur 10 Minuten soll es für bis zu 90 Minuten Musikwiedergabe reichen. In der Praxis sind es 22 Minuten gewesen.

Fazit:

Sind die Sony LinkBuds WF-L900 empfehlenswert? Wenn das Prinzip versteht, dann eindeutig ja. Gerade für Menschen, die auf der Arbeit oder wo auch immer nicht komplett abgeschottet sein wollen oder dürfen, bieten die LinkBuds das an sich perfekte Headset. Zumindest wenn es um den Tragekomfort, Zusatzfunktionen und den Klang geht. Beim Handling mit dem Case gibt es ein paar Probleme und das fehlende Multipoint macht es leider auch etwas unpraktisch. Am Ende ist es aber die deutlich zu kurze Akkulaufzeit, die den Spaß an den Sony LinkBuds WF-L900 vermiesen und das Gütesiegel kostet. Unter uns: die Samsung Galaxy Buds Live (Testbericht) sind deutlich günstiger, sitzen genauso gut, klingen besser und auch der Akku hält länger durch.

Offenlegung: Mobi-test.de hat dieses Gerät auf Anfrage vom Hersteller als Leihgabe erhalten. Unsere Berichterstattung ist davon nicht beeinflusst und bleibt gewohnt neutral und kritisch. Der Artikel ist, wie alle anderen auf unserem Portal, unabhängig verfasst und unterliegt keinerlei Vorgaben Dritter; diese Offenlegung dient der Transparenz.

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Peter W.
Sony Linkbuds WF-L900

Zusammenfassung

+ sehr gute Verarbeitung
+ sehr guter Tragekomfort
+ ordentlicher Klang
+ gut gemachte App

– kurze Akkulaufzeit
– kein Multipoint
– unpraktisches Case