Weniger als 180 Euro für ein Bluetooth-Headset mit ANC von einem der namhaftesten Hersteller für Kopfhörer? Geht das? Oh ja, und im Jabra Elite 85h Test muss es sich gegen namhafte Konkurrenz im direkten Vergleich beweisen.
Direkt nach dem Bowers & Wilkins PX5 (Testbericht) stellt sich mit dem Jabra Elite 85h das nächste ANC-Headset bei mir vor. Gerade der Preis von teilweise unter 200 Euro macht es sehr interessant, denn hierbei handelt es sich um nichts anderes, als ein High-End Headset mit ANC.
Auch das 85h muss sich gegen mein Bowers & Wilkins PX (Testbericht) behaupten, aber auch gegen das gerade erwähnte Bowers & Wilkins PX5 (Testbericht). Ich habe aktuell alle drei hier neben mir liegen.
Aber mir sind auch noch das Sony WH-1000XM3 (Testbericht) bzw. das Bang & Olufsen BeoPlay H9i (Testbericht) noch sehr gut in Erinnerung. Also nicht lange aufhalten und ab dafür…
Technische Daten Jabra Elite 85h:
- 10 Hz – 20 kHz
- 40 mm Treiber
- Adaptives ANC
- Bluetooth 5.0
- SBC, AAC, HSP, HFP, A2DP, AVRCP, PBAP, SPP
- 36 Stunden Akkulaufzeit mit aktiven ANC
- USB Typ-C
- 3,5 mm AUX-IN
- Multipoint mit bis zu zwei Geräten gleichzeitig
- Schnellladefuktion
- 301 g
Produktseite: jabra.com.de/jabra-elite-85h
Deutsche Bedienungsanleitung: jabra.com/Jabra-Elite-85h-User-Manual_RevB_German_DE.pdf
Erhältlich ist das Jabra Elite 85h in den Farbkombinationen Titanium/Schwarz, Kupfer/Schwarz, Navy/Blau und Gold/Beige unter anderem bei Amazon* zum Preis ab 179 Euro.
Wie ich genau teste und worauf ich dabei so achte, habe ich hier im Detail beschrieben -> Link
Natürlich sind das meine ganz persönlichen Eindrücke und gerade der Klang, aber auch die Akkulaufzeit hängt extrem vom eigenen Nutzungsverhalten und Hörgewohnheiten ab.
Was ich gut finde:
Packt man das Jabra Elite 85h aus, dann findet man neben dem Headset noch die üblichen Beilagen. Ein Case, ein USB Typ-C Ladekabel, ein 3,5 mm Klinkenkabel, ein Flugzeug-Adapter und eine Kurzanleitung.
Die Liste der Ausstattung ist lang. Es ist komplett spritzwassergeschützt, was für ein Over-Ear Headset doch eher die Ausnahme ist. Dann die automatische Ein- und Ausschaltung, die das Headset also ein- bzw. ausschaltet, sobald man es auseinanderfaltet oder wieder zusammenlegt. Eine Funktion, die ich schon bei meinem, mittlerweile leider defekten, Nokia Purity Pro (Testbericht) geliebt habe.
Genauso die Trageerkennung, die die Wiedergabe automatisch pausiert, sobald man eine Hörmuschel anhebt oder das Headset absetzt. Umgekehrt startet die Wiedergabe wieder, wenn man es wieder aufsetzt.
Eine für mich neue Funktion ist diese intelligente aktive Geräuschunterdrückung. Mehrere Mikrofone analysieren die Umgebungsgeräusche. Soweit, so normal. Das ist ANC. Aber das Jabra Elite 85h erkennt seine Umgebung automatisch und schaltet das ANC-Profil entsprechend um. Je nachdem, wo ich mich gerade befinde.
Im Inneren werkeln 40 mm große Treiber, was auch schon mal größer ist, als bei vielen anderen. Gesteuert wird das alles mit Tasten, die nahezu perfekt integriert sind. So befindet sich am linken Ohrpolster die Taste zur Steuerung des ANC und an der rechten Seite jeweils eine Taste für Lauter, Leiser und eine Multifunktionstaste.
Zu guter letzt sei noch der riesige Akku genannt, der bis zu 36 Stunden mit aktiven ANC halten soll. Und diesen Wert übertrifft das Headset in meinem Test locker. Erst nach 39 Stunden und 16 Minuten war der Akku leer.
Dank einer Schnellladefunktion soll man 5 Stunden Musikgenuss haben, wenn man gerade einmal 15 Minuten lädt. Das hat nicht ganz funktioniert, aber 4 Stunden und 28 Minuten sind doch schon mal ok. Ansonsten dauert das Laden mit fast 3 Stunden etwas zu lange.
Achso. Es gibt natürlich auch eine Freisprechfunktion. Hierbei werden insgesamt sechs der acht verbauten Mikrofone verwendet, um Nebengeräusche wie Wind herauszufiltern. Zumindest in der Theorie, wie sich im Praxistest herausstellte.
Im Gegensatz zum Bowers & Wilkins PX5 (Testbericht) steht die Verbindung per Bluetooth und dann auch zur App innerhalb weniger Sekunden. Und das super stabil. Selbst wenn ich auf der Wache herumlaufe und mein Smartphone liegen lasse, ist die Reichweite echt phänomenal. Allerdings hängt dass immer von den baulichen Gegebenheiten ab und sollte daher nicht überbewertet werden.
Für Gamer und Videoschauer nicht ganz uninteressant ist die Sache mit der Latenz. Also den zeitlichen Versatz zwischen Hören und Sehen. Gerade bei Filmen und Spielen echt nervig und hier kann das Jabra Elite 85h punkten. Man muss schon sehr genau hinschauen, um eine Latenz zu erkennen.
Dank der getrennt vorhandenen Tasten ist die Bedienung kinderleicht. Die ANC-Taste schaltet zwischen „ANC“, „AUS“ und „Hearthrough“ um. Also ANC an, aus und der Möglichkeit, dass Umgebungsgeräusche etwas stärker in den Vordergrund geholt werden z.B. in der Bahn für Durchsagen.
Um einen Reset auszuführen, das Headset einschalten, die Lauter-Taste und die Multi-Taste zusammen gedrückt halten.
Der Klang st einfach nur richtig gut. Klanglich liegt es gleichauf mit dem Bowers & Wilkins PX5 (Testbericht). Sehr neutral, ausgewogen, um nicht zu sagen linear und damit eingängig. Kenner würden die Klangcharakteristik als weich und warm benennen.
Ohne extreme Tiefen oder Höhen. Eben so ein Allround-Klang, der den allermeisten Hörern sehr gut gefallen wird. Man kann stundenlang hören, ohne das es nervt. Es gibt angenehme tiefe Bässe, minimal übertönte Höhen, die aber einer Sängerin die Fülle verleiht und noch angenehmere Höhen. Man vergisst nach kurzer Zeit, dass man Musik über ein Headset hört. Sie ist einfach da und gerade das gefällt mir so gut.
Dabei ist die Bühne zwar nicht so räumlich wie z.B. beim Bowers & Wilkins PX (Testbericht) oder Bang & Olufsen BeoPlay H9i (Testbericht), aber diese beiden sind fast doppelt so teuer.
Was ich ok finde:
Die Verarbeitung ist ok. Die Ohrpolster sind sehr weich, aber leider nur aus Kunstleder. Wobei ich aber zugeben muss, dass ich auch nach mehrere Stunden keinen wirklichen Unterschied zwischen dem Ziegenleder eines Bowers & Wilkins PX5 (Testbericht) oder eben dem Kunstleder der Jabra Elite 85h bemerkt habe.
Die Bügel sind vielseitig verstellbar und das in alle Richtungen. Allerdings hinkt die Ausführung in Kunststoff dem ganzen Rest ein wenig hinterher. Desweiteren ist der Kunststoffrand an den Ohrmuscheln am Übergang zum Stoff etwas scharfkantig. Aber das bemerkt man nur, wenn man gezielt nach solchen Dingen sucht. Im Alltag kein Problem.
Die Tasten sind, obwohl nahezu unsichtbar, sehr ertastbar und unterscheidbar. Durch die guten Druckpunkte sind Fehlbedienungen eigentlich ausgeschlossen.
Mit 301 g Lebendgewicht ist es zwar schwerer als viele andere Konkurrenten, aber das fällt irgendwie im Alltag nicht auf. Der Tragekomfort ist gut, was aber den weichen Polstern zuzuschreiben ist. Er sitzt auch nicht so stramm wie z.B. mein Bowers & Wilkins PX (Testbericht). Hat aber den Nachteil, dass sie z.B. beim Bücken leicht vom Kopf rutschen.
Das gilt auch für den Sport, wobei man mit so einem Headset wohl eher wenig Sport treiben wird. Dafür sind die einfach zu groß. Zumal es unter den Polstern aus Kunstleder doch recht schnell schwitzig wird.
Die zu Headset gehörige App nennt sich Jabra Sound+ (Android / iOS) und ist nicht zwingend notwendig. Allerdings lohnt sich die Installation, da man hier noch einiges ein- und verstellen kann. Zuerst einmal gibt es hier einen 5-bändigen Equalizer oder die Möglichkeit den Frequenzgang des ANC zu ändern.
Dieses „SmartSound“ kann nur in der App an- und ausgeschaltet werden. Ich habe es aber nach kurzer Zeit wieder deaktiviert, denn es nervt. Zwar ist die Idee dahinter echt gut, denn das Headset lauscht permanent und schaltet zwischen den ANC-Profilen hin und her. Leider wird das jedes mal mit einer kurzen Ansage quittiert und selbst in meinem Wohnzimmer schaltet das Jabra Elite 85h beinahe minütlich um. Schaltet man es aus, kann man die verschiedenen Szenen auch bequem per Smartphone in der Benachrichtigungsleiste ändern.
Wo es hingegen gut funktioniert ist, wenn man aus dem Haus geht und an einer sehr stark befahrenen Straße ankommt. Oder umgekehrt von der Straße in eine ruhige Umgebung. Apropos ANC.
Auch beim 85h arbeitet dieses ordentlich aber wahrlich nicht perfekt. Kurze, schnelle Geräusche wie ein vorbeifahrendes Auto, ein Hubschrauber oder sich unterhaltende Menschen werden und können nicht vollends eliminiert werden. Wie auch. Das Geräusch ist meist schon weg, bis es erkannt wurde, das Gegengeräusch erzeugt und abgespielt wurde. Das funktioniert ganz hervorragend bei lang anhaltenden gleichbleibenden Geräuschen wie den vielzitierten Zugfahrten oder im Flugzeug.
Aber es funktioniert recht gut, wenn man denn diese Automatik deaktiviert und stattdessen die Taste an der linken Ohrmuschel zum umschalten bemüht.
Was ich nicht gut finde:
In dieser Preisklasse kein aptX anzubieten ist eigentlich ein No-Go. Die Konkurrenz bietet teilweise sogar schon aptX HD. Gerade jetzt, wo immer mehr Anbieter wie Amazon auch HiFi-Sound anbieten, macht das absolut Sinn. Wobei ich ehrlich zugeben muss, dass ich nicht einmal beim genauen hinhören einen wirklichen Unterschied höre. Selbst bei Musik von Tidal muss man wohl schon ein sehr feines Gehör haben, um einen Unterschied heraus zu hören.
Natürlich werden als HiFi-Fetischisten die Nase rümpfen, wenn sie was von Spotify, Tidal und mp3 hören. Ist diese Musik doch komprimiert und hat mit dem Original nicht mehr viel zu tun. Fakt ist aber, dass 99,999% der Nutzer eines Jabra eben aus ganz „normalen“ Quellen wie eben Spotify Musik hören.
Weiterhin negativ empfinde ich die Freisprechfunktion. Die habe ich auf dem Balkon der Feuerwache getestet. Direkt an einem der meist befahrenen Straßen in Frankfurt gelegen. Meine Frau bemängelte einen leichten Hall, hörte aber sämtliche Nebengeräusche nahezu ungefiltert. Das hat mich doch sehr verwundert, denn eigentlich sollten die 4 Mikros, gerade solche Nebengeräusche nahezu komplett unhörbar machen. Sie selbst habe ich dagegen gut verstanden.
Fazit:
Ist das Jabra Elite 85h empfehlenswert?Aber sowas von. Ja, das Bowers & Wilkins PX (Testbericht), das Bowers & Wilkins PX5 (Testbericht), das Sony WH-1000XM3 (Testbericht) oder der Bang & Olufsen BeoPlay H9i (Testbericht) klingen noch einen Ticken besser, aber sie alle sind noch für unter 230 Euro zu haben gewesen. Zumindest nicht neu und von namhaften Shops.
Und für teilweise unter 180 Euro bekommt man hier ein überragendes Preis/Leistungsverhältnis, denn der Klang ist richtig gut, genauso die Akkulaufzeit, die Schnellladefunktion, die Bedienung, genauso der Tragekomfort. Einziges Manko ist wirklich das fehlende aptX. Aber mal ganz ehrlich. Das werden 99,9% der Nutzer nicht heraus hören.
Offenlegung: Mobi-test.de hat dieses Gerät auf Anfrage vom Hersteller als Leihgabe erhalten. Unsere Berichterstattung ist davon nicht beeinflusst und bleibt gewohnt neutral und kritisch. Der Artikel ist, wie alle anderen auf unserem Portal, unabhängig verfasst und unterliegt keinerlei Vorgaben Dritter; diese Offenlegung dient der Transparenz.
Jabra Elite 85h
Kurzfassung
+ gute Verarbeitung
+ sehr guter Klang
+ sehr gute Akkulaufzeit
+ Schnallladefunktion
+ gutes ANC
+ Trageerkennung
– kein aptX
– starke Nebengeräusche beim Telefonieren
– nur Kunstleder