Der Ecovacs DEEBOT T9+ ist der neueste Saug-Wisch-Roboter von Ecovacs und wird mit „Der beste Deebot jetzt noch besser“ angepriesen. Wie er sich im Praxistest in einer ganz normalen Wohnung schlägt, was ich an ihm gut finde und was nicht, lest ihr im ausführlichen Test.
Seitdem mich Markus mit dem Test des Trouver Finder (Testbericht) angefixt hat, haben wir innerhalb kürzester Zeit etliche Saugroboter getestet. Zuletzt den Dreame Bot Z10 Pro (Testbericht) und auch der Ecovacs DEEBOT T9+ muss sich einem direkten Vergleich mit unserem iRobot Roomba i7+ stellen, der fast von Beginn an bei uns „arbeitet“. Man könnte jetzt meinen, dass der Vergleich unfair wäre, aber dem ist nicht so, denn preislich liegt der Ecovacs DEEBOT T9+ auf exakt gleichem Niveau wie eben der iRobot Roomba i7+. Daran sieht man eigentlich nur, dass so ein Roomba immer als sehr hochpreisig angesehen wird, was er ja auch ist, aber auch die Konkurrenz ist längst nicht mehr so billig wie zu Beginn des Hypes. Von daher macht der Vergleich dann doch wieder Sinn, zumal sie auch von den Funktionen nahezu identisch sind. Auch wichtig zu wissen ist, wie ich so einen Saugroboter teste. Denn wir haben keinen speziellen Testparcour und räumen für den Test auch nicht um, sondern lassen ihn einfach mal arbeiten. Wie unsere Wohnung so aussieht und welche Herausforderungen den Testkandidaten erwartet, habe ich hier ausführlich beschrieben -> Link
Technische Daten Ecovacs DEEBOT T9+:
- dToF-Navigation
- Sprachsteuerung per Google Assistant/ Alexa
- 3000 pa Saugleistung
- 67 dB
- 2 Seitenbürsten
- 1 Bodenbürste
- Zonenreinigung
- No-Go Areas
- Virtual Wall
- App kompatibel
- 420 ml Staubbehälter
- 180 ml Wassertank
- 2,5 l Absaugstation
- HEPA-Filter
- Lufterfrischer
- WLAN (2,4 GHz)
- 353 x 353 x 93,6 mm (Sauger)
- 430 x 350 x 300 mm (Absaugstation)
- 3,7 kg
- 50 Watt
- 5200 mAh
Produktseite: ecovacs.com/de/t9-plus
Deutsche Bedienungsanleitung: ecovacs.com/Ecovacs_DEEBOT_T9+_Anleitung.pdf
Erhältlich ist der Ecovacs DEEBOT T9+ zu einer UVP von 899 Euro und bei Amazon* zum Preis von 799,99 Euro.
Was ich gut finde:
Im Karton ist so einiges zu finden. Alles soweit Standard, aber man wundert sich direkt, dass es zwei Behälter gibt. Einen mit Wasserbehälter. Einen ohne, also rein zum saugen. Dazu noch eine Kapsel, die sich als Lufterfrischer enttarnt mit einem, sagen wir mal seltsamen, Geruch. Ansonsten eben Standard, aber das Design so ganz in weiß ist wirklich edel, welches vom schwarzen Band an der Absaugstation noch verstärkt wird. Apropos Absaugstation. Da hat sich jemand Gedanken gemacht, denn das überschüssige Kabel lässt sich aufwickeln und liegt so nicht offen herum. Ich hasse herumliegende Kabel. Beim Ecovacs DEEBOT T9+ ist das schön durchdacht. Das gilt im übrigen auch für den Saug-Wischroboter. Der Saugroboter ist ein klassischer Vertreter sein Art. Der charakteristische Turm an der Oberseite und die meisten Bedienelemente unter einer Klappe. Aber es gibt einen richtigen Ein- Ausschalter. Sogar in rot, dass man ihn auch nicht übersehen kann. Daneben ein klassischer Reset-Taster. Sehr gut auch der eingeklebte QR-Code zur Installation der App oder das kleine Werkzeug zum reinigen der Bodenbürste. Für viele sind das Kleinigkeiten, aber hier muss man nicht lange die Anleitung lesen oder suchen. An der Front das große „Fenster“ für den wichtigsten Sensor. Beim Ecovacs DEEBOT T9+ kommt ein dToF-Sensor zum Einsatz, was für Direct Time of Flight steht und eine höhere Dateilauflösung verspricht. Den Staubtank lässt sich sehr einfach entnehmen, leeren und reinigen. Wer dafür Ersatz bei Amazon kaufen* will, sollte aber aufpassen und genau hinschauen, denn die Staubsaugerbeutel der Absaugstation haben an beiden Seiten ein längliches Loch. Diese müssen vorhanden sein, sonst passen die Ersatzbeutel nicht.
An der Seite dann noch der Anschlagbalken und an der Unterseite die beiden Seitenbürsten. Davon bin ich ja ein riesiger Fan, denn so saugt der Roboter deutlich schneller und effektiver. Im direkten Vergleich zu unserem iRobot Roomba i7+ saugt der Deebot unsere Küche in 4 Minuten und der iRobot in 7 Minuten. Dabei aber genauso gründlich. Das mag jetzt nebensächlich klingen, aber lässt man mal die komplette Wohnung saugen, dann summiert sich der Unterschied auf fast 30 Minuten zugunsten des Deebot und das ohne Nachteile bei der Sauberkeit. Die Bodenbürste lässt sich wie bei allen anderen auch sehr einfach entnehmen und reinigen. An der Rückseite ist ab Werk der Lufterfrischer installiert. Sieht aus wie ein zweiter Staubbehälter, aber hier wird nur die Kapsel eingesetzt und sorgt für Beduftung. Der Geruch ist allerdings mehr als gewöhnungsbedürftig, weswegen ich diese direkt wieder entfernt habe. Allerdings muss der Lufterfrischer montiert sein, wenn man nur saugen möchte. Dazu komme ich später noch im Detail zu sprechen.
Ansonsten bietet der Ecovacs DEEBOT T9+ in Punkto Ausstattung alles, was derzeit verlangt wird. Mehrere Etagen werden unterstützt, eine Zonen-Reinigung, No-Go-Areas oder virtuelle Wände. Alles über die App mehr oder weniger einfach einzurichten. Erfreulich ist auch, dass sämtliche Ansagen in einem gut verständlichen Deutsch ertönen, wo wir direkt zum Praxistest kommen können. Denn auch der T9+ muss sich unserer Wohnung stellen. Ohne Umbauten oder extra abgetrennte Bereiche für den Test. Die Absaugstation steht gut erreichbar im Essbereich des Wohnzimmers mit der offenen Küche. Zuerst muss der Saugroboter die kompletten Wohnung erkunden. Dafür müssen alle Türen offen stehen. Direkt nach den ersten Metern fällt auf, wie vorsichtig sich der T9+ durch die Wohnung bewegt. Der iRobot Roomba i3+ (Testbericht) geht da weniger zimperlich zu Werke und auf direkten Körperkontakt. Der T9+ stößt so gut wie nie an, denn er bremst vor einem Hindernis ab, nähert sich vorsichtig und berührt nur minimal das Hindernis. Alleine diesen Vorgang kann man stundenlang anschauen. Und so fährt der Saugroboter durch die Wohnung und erstellt eine Karte. Diese kann danach benannt und bearbeitet werden, worauf ich auch noch genauer eingehen werde.
Bei der Navigation kann mich der Ecovacs DEEBOT T9+ absolut überzeugen. Ist die Karte erstellt, bewegt sich der Saugroboter sehr zielsicher durch die Wohnung zu den gewünschten Räumen, die man in der App auswählen kann und das nicht auf dem direkten Wege, sondern um Hindernisse herum. Vorab erstellte No-Go-Areas werden exakt beachtet, was im übrigen auch für virtuelle Wände gilt. Auf Wunsch kann auch ein Bereich in der Karte markiert werden, der gereinigt werden soll. Sehr gut gefällt mir auch die niedrige Lautstärke, selbst auf der höchsten Stufe. Dagegen ist unser Roomba echt ein Lärmer. Auch wenn der Ecovacs DEEBOT T9+ laut Datenblatt eine Saugleistung von „nur“ 3000 pa hat, ist seine Reinigungsleistung sehr gut. Natürlich schießt auch er das ein oder andere mal etwas Dreck durch die Gegend, aber so gut wie immer ist der gereinigte Bereich hinterher sauber. Zuerst werden die Ränder abgefahren, wobei der Saugroboter sehr schön die Ecken ausfährt und dann in geraden Bahnen die Fläche. Das ist sehr effektiv und vor allem schnell. Allerdings weigert auch er sich unter unserem Esstisch mit den 6 Stühlen zu saugen. Er würde hindurchpassen, aber da er so vorsichtig ist, fährt er von alleine nicht in das Gewirr aus insgesamt 24 Stuhlbeinen. Zu Testzwecken habe ich den T9+ einfach mal mitten hineingesetzt und es hat mehr als eine halbe Stunde gedauert, bis er da wieder herausgekommen ist. Da ist der Roomba zielstrebiger und bislang der einzige Testkandidat, der auch dort saugt. Genauso unter unserer Couch. Da verweigert der Ecovacs DEEBOT T9+ den Dienst, auch wenn es von der Höhe locker passen würde.
Das Wischen ist prinzipbedingt eher semi-gut. Er wischt zwar etwas herum und rubbelt mit seiner OZMO Pro Oszillationsystem permanent hin und her, aber das funktioniert nur mit frischen Flecken. Sobald diese auch nur ein wenig trocken sind, bleiben sie wo sie sind. Es spielt auch keine Rolle, ob man die Wassermenge in der App auf das Maximum stellt. Größtenteils sieht man auch nur ein paar mehr oder wenige nasse Streifen, womit sich gut erklären lässt, warum das eigentlich nur ein unnötiges Extra ist. Die Wischtücher kann man übrigens problemlos mehrmals verwenden, wenn man sie mit warmen Wasser ausspült. Mit den 10 im Lieferumfang enthaltenen kommt man also schon mal eine Zeitlang aus. Ansonsten kann der Ecovacs DEEBOT T9+ absolut überzeugen, denn wenn an einem Fleck mal ein bisschen mehr Dreck liegt, wird dieser komplett aufgenommen. Die Einbindung in das Google Home oder Amazon Alexa funktioniert, aber nicht mit Apple Homekit. Danach kann die Reinigung und auch nur diese, per Sprache erfolgen.
Was ich nicht gut finde:
Ein echtes Problem ist leider die ECOVACS HOME App (Android / iOS). Prinzipiell ist die App gut gemacht, weil übersichtlich und man kann wirklich alles sehr einfach einstellen und steuern, aber sie hat diverse Bugs. Der nervigste davon ist der, dass die App von jetzt auf gleich die Karte „vergisst“. Sie ist zwar noch da, aber verschiedene Bereiche sind plötzlich grau und können nicht mehr ausgewählt werden. Auch nicht mehr bearbeiten oder sonst wie „reparieren“. Einzige Lösung ist die komplette Karte zu löschen und neu erstellen zu lassen. Mir ist das innerhalb von zwei Wochen auch zweimal passiert und das nervt. Dieser Bug macht sich auch während der Nutzung schon bemerkbar, wenn man z.B. das Bad zur Reinigung aussucht und der Roboter losfährt, aber nach wenigen Sekunden zur Ladestation zurückkehrt. Schwupps wird das Bad grau und da ist es auch schon passiert. Das Netz ist voll mit Beiträgen zu diesem Bug. Weiterhin ist die App nach wie vor nicht für das iPad optimiert worden. Eine Kleinigkeit, aber eben nervig, weil es die Konkurrenz weitaus besser macht. Und es gibt weitere Bugs. Bearbeitet man die Karte und möchte zum Beispiel einen Bereich umbenennen, dann kann es passieren, dass die Umbenennung erst nach dem dritten mal greift. Oder Räume aufteilen. Gerade nach der Neuerstellung der Karte muss man die Karte auf jeden Fall korrigieren und dabei stürzt die App gerne mal ab. Egal ob Android oder iOS.
Was auch ein wenig nervt ist die Tatsache, dass man vor der Reinigung ein paar Entscheidungen treffen muss. Möchte man nur saugen oder auch wischen? Sollen Teppiche gesaugt werden oder nicht? Denn alles zusammen geht leider nicht. Entweder oder. Unabhängig davon, was man in der App bei den Reinigungseinstellungen vor eingestellt hat. Denn möchte man wischen und baut den Wassertank ein, werden Teppiche nicht befahren. Nicht für Geld und gute Worte. Also muss man für eine vollständige Reinigung zuerst mit eingebauten Wassertank durchwischen, dann umbauen und nochmals die Teppiche als zu reinigenden Bereich festlegen. Auch das macht die Konkurrenz besser, denn da kann man festlegen, welche Bereiche nicht gewischt werden sollen.
Fazit:
Ist der Ecovacs DEEBOT T9+ empfehlenswert? Leider nein, denn angesichts des Preises von knapp 800 Euro spielt man zwar preislich ganz oben mit, aber im Praxistest nur im unteren Mittelfeld. Die Reinigungsleistung ist insgesamt sehr gut, auch wenn die Wischfunktion auch hier wieder nur sehr bedingt brauchbar ist und die Navigation und damit die Schonung des Mobiliars sehr gut, aber die App nervt ohne Ende und mit der Zeit ist man einfach nur noch genervt. Auch das ständige Umbauen nervt auf Dauer. Es dauert zwar nicht lang, aber es ist eigentlich unnötig, wenn man es der App mitteilen könnte, wo bitte nicht gewischt werden soll. In der Summer überwiegen am Ende die negativen Punkte, weswegen ich leider nicht das Gütesiegel vergeben kann. Vielleicht gibt es ja mal ein Update, welches diese eigentlich kleinen, Probleme löst.
Offenlegung: Mobi-test.de hat dieses Gerät auf Anfrage vom Hersteller als Leihgabe erhalten. Unsere Berichterstattung ist davon nicht beeinflusst und bleibt gewohnt neutral und kritisch. Der Artikel ist, wie alle anderen auf unserem Portal, unabhängig verfasst und unterliegt keinerlei Vorgaben Dritter; diese Offenlegung dient der Transparenz.
Ecovacs DEEBOT T9+
Zusammenfassung
+ gute Verarbeitung
+ edle Optik
+ sehr leise
+ gute Navigation
+ gute Reinigungsleistung
+ gute Akkulaufzeit
– App mit etlichen Bugs
– Saug und Wischen erst nach Umbau
– Lufterfrischer noch nicht als Ersatz erhältlich