Im Test habe ich das Tribit QuietPlus 72 Over-Ear Headset mit ANC, welches preislich perfekt in meine aktuelle Testreihe von ANC-Headsets mit Preisen von 50 bis 100 Euro ist. Wie gut schlägt es sich im Vergleich?
In der letzten Zeit habe ich verstärkt Over-Headsets mit ANC mit Preisen von 50 bis 100 Euro getestet. In dieser Preisklasse hat sich das Harman Kardon FLY ANC (Testbericht) und das Sony WH-CH710N (Testbericht) einen Platz in unserer Bestenliste gesichert. Beide überzeugen mit einem ordentliche ANC und ordentliche Klang. Das Tribit QuietPlus 72, auch unter der Bezeichnung Tribit BTH72 zu finden, passt das preislich perfekt rein, also habe ich es angefragt und für einen Test zur Verfügung gestellt bekommen.
Natürlich bewerte ich auch solche Sachen wie Verarbeitungsqualität, Konnektivität mit Android und iOS, Tragekomfort usw. denn ich treibe auch Sport und trage sie dabei. Am Ende schreibe ich auf, was ich gut finde, was ok und was ich nicht gut finde. Wie immer sind das meine ganz persönlichen Eindrücke und gerade der Klang, aber auch die Akkulaufzeit hängt extrem vom eigenen Nutzungsverhalten und Hörgewohnheiten ab. Das auch mit einer der Gründe, warum wir unsere Testberichte eher kurz halten, denn niemand elend lange Texte lesen und daher konzentrieren wir uns auf besonders erwähnenswerte Merkmale.
Wie ich genau teste und worauf ich dabei so achte, habe ich hier im Detail beschrieben -> Link
Technische Daten Tribit QuietPlus 72:
- 40 mm Treiber
- 20 Hz – 20 kHz
- Bluetooth 5.0
- Bluetooth Profile A2DP, AVRCP, HFP, HSP (was ist das?)
- Bluetooth Codec AAC, SBC (was ist das?)
- Multipoint (was ist das?)
- ANC
- 3,5 mm Headsetbuchse
- Freisprechfunktion
- USB Typ-C
- 274 g
Produktseite: tribit.com/tiribit-quietplus-72
Deutsche Bedienungsanleitung: tribit.com/Quiet_Plus_72_Manual.pdf
Erhältlich ist das Tribit QuietPlus 72 Headset in schwarz bei Amazon* zum Preis von 67,60 Euro.
Was ich gut finde:
Im Lieferumfang des Tribit QuietPlus 72 ist neben dem Headset noch ein USB-C Ladekabel, ein 3,5 mm Klinkenkabel, eine deutsche Kurzanleitung und ein Case. Das Case ist etwas knapp bemessen, denn zwar haben die Kabel mehr als genug Platz, aber das Headset passt selbst zusammengefaltet nicht ohne Drücken hinein. Aber das liest sich jetzt schlimmer, als es ist.
Die Oberfläche des Case verfügt über eine Softgrip-Beschichtung, die zu Beginn zwar noch schick aussieht, aber schon nach kurzer Zeit „benutzt“ aussieht. Ich befürchte, dass sich die Beschichtung nach einiger Zeit lösen wird, was bei ähnlichen Modellen schon passiert ist.
Die Verarbeitung des Tribit QuietPlus 72 lässt an sich keine Wünsche offen. Zwar Plastik total, aber echt gut verarbeitet. Das Kopfband ist weich gepolstert und die verchromten Applikationen sehen einfach nur schick aus. Die Längsverstellung besitzt eine Rasterung. Die beiden Ohrmuscheln sind relativ voluminös und wirken durch die silberne Einfassung ebenfalls hochwertig. Zumindest optisch. Diese sind auch dreh- und kippbar und damit lässt es sich einfach zusammenlegen.
Auf der linken Seite befindet sich der Schalter für das ANC und die 3,5 mm Headsetbuchse. Rechts dann die USB-C Buchse zum Aufladen und die drein Tasten, wovon zwei für die Lautstärke und die mittlere als Multifunktionstaste fungiert. Dank der Tasten ist die Bedienung sehr einfach und eingängig. Auch die in die Polster eingedruckten, großen Buchstaben machen eine Verwechslung von links und rechts fast unmöglich. Wechselbar sind die Ohrpolster leider nicht. Das bietet in dieser Preisklasse bislang nur der Sony WH-CH710N (Testbericht).
Ansonsten ist die Ausstattung preisüblicher Standard. Im Inneren sorgen 40 mm Treiber für den guten Ton und bis auf die Standard-Codecs AAC und SBC gibt es nichts besonderes. Weiter verfügt das Tribit QuietPlus 72 laut Datenblatt über Multipoint (was ist das?). Das funktioniert sogar einigermaßen gut. Ich bin also mit meine iPhone und meinem iPad oder alternativ mit meinem Pixel 6a zur gleichen Zeit mit dem Headset verbunden. Kommt ein Anruf auf meinem iPhone rein, während ich auf dem Pixel 6a oder meinem iPad ein Video schaue, schaltet die Verbindung automatisch um und nach dem Telefonat wieder zurück zum Video. Einen kleinen Kritikpunkt gibt es aber, den ich weiter unten beschreibe. Eine Trageerkennung gibt es leider nicht.
Die Reichweite des Bluetooth ist ok. Nicht so weit, wie man es von Bluetooth 5.2 kennt, denn beim Tribit QuietPlus 72 kommt „nur“ Bluetooth 5.0 zum Einsatz. Bis auf 10 Meter bleibt das Signal konstant und wird nach dem Abbruch derselben direkt wieder hergestellt, sobald es in Reichweite zurück kommt.
Und wie klingt das Tribit QuietPlus 72? Gut. Richtig gut sogar. Es gibt zwar den typischen Badewannen-Klangcharakter, bei dem der Tief- und Hochtonbereich leicht überhöht sind, aber es passt zum modernen Klangbild. Da gibt es eine ordentliche Portion Bass unten herum, mit guten Mitten und etwas dominanten Höhen. Das dürfte für die allermeisten Geschmäcker genau das Richtige sein. Denn laut kann das Tribit QuietPlus 72 auch, wenngleich es mit zunehmender Lautstärke doch arg verzerrt. Dafür gefällt das Over-Ear Headset mit einer breiten Bühne und Spielfreude. Im direkten Vergleich mit dem Sony WH-CH710N (Testbericht) und auch dem Harman Kardon FLY ANC (Testbericht) hat das Tribit QuietPlus 72 am Ende aber keine echte Chance, denn beide klingen noch mal deutlich luftiger, wuchtiger und präziser, um nicht zu sagen eine Klasse besser.
Was ich nicht gut finde:
Prinzipiell funktioniert Multipoint auf dem Tribit QuietPlus 72 problemlos, aber immer wieder muss ich die zweite Verbindung händisch herstellen. Das Erste, meist mein iPhone, wird automatisch verbunden, aber das Zweite, z.B. mein iPad, muss dann händisch über die Bluetooth Einstellungen verbunden werden und beim manuellen Wechsel der Wiedergabequelle händisch getrennt und neu verbunden werden. Dabei macht es keinen Unterschied, ob das ein iPad ist oder mein Pixel 6a. Die Probleme sind unter Android und iOS identisch.
Bei der Akkulaufzeit stehen bis zu 30 Stunden ohne aktivierten ANC auf dem Datenblatt des Tribit QuietPlus 72. Mit ANC sollen es immer noch bis zu 24 Stunden sein. Im Test waren es mit ANC aber gerade mal 16 Stunden, also deutlich weniger als angegeben. Dabei war die Lautstärke nicht einmal so hoch eingestellt. Eine Gegenprobe mit deaktivierten ANC ergaben dann 21 Stunden und 36 Minuten. Das ist an sich ja nicht schlecht, denn damit liegt es nur knapp hinter dem Harman Kardon FLY ANC (Testbericht), aber das Laden dauert gefühlt ewig, denn das Headset verfügt nicht über eine Schnellladefunktion. Auch kann während des Ladens keine Musik gehört werden.
Leider kann auch das ANC nicht überzeugen. Alleine die dicken Ohrpolster filtern schon einen Großteil der Umgebungsgeräusche heraus. Aktiviert man das ANC, dann tut sich – eigentlich nichts. Egal ob auf dem Balkon der Feuerwache mit einer der am stärksten befahrenen Straßen Frankfurts oder im Büro. Es macht irgendwie keinen Unterschied, ob das ANC aus- oder eingeschaltet ist.
Wobei…einen Unterschied macht es doch, ob das ANC ein- oder ausgeschaltet wird. Stichwort Rauschen. Vor allem beim leisen hören oder in leisen Passagen ist es sehr deutlich hörbar. Es wird sogar noch stärker, wenn das ANC aktiviert wird. Bei Telefonaten macht sich dieses Rauschen erst recht negativ bemerkbar, denn wenn die Verbindung mal nicht so gut ist, dann verabschiedet sich der Rest im Rauschen.
Der Tragekomfort ist an sich gut, solange man sich nicht zu stark bewegt, denn der Kopfbügel sitzt zu locker. Obwohl ich den Bügel auf der kleinsten Einstellung habe, passt locker eine Hand zwischen Kopf und Bügel. Beim Sitzen am Laptop ist das kein Problem, aber schon das Laufen in der Wohnung bringt das Tribit QuietPlus 72 zum Rutschen. Sport sollte man mit diesem Headset nicht machen. Da hält nichts mehr.
Fazit:
Ist das Tribit QuietPlus 72 empfehlenswert? Leider nein, auch wenn es klanglich echt zu gefallen weiß, aber am Ende überwiegen die nicht so tollen Aspekte wie die nervigen Probleme mit der Verbindung, mit denen man täglich zu tun haben wird und ein ANC, welches faktisch nicht vorhanden ist und dazu noch ein sattes Rauschen liefert. Da gibt es für einen 10er mehr das deutlich bessere Sony WH-CH710N (Testbericht). Schade, aber so wird das nix mit dem Geheimtipp oder gar dem Gütesiegel.
Offenlegung: Mobi-test.de hat dieses Gerät auf Anfrage vom Hersteller als Leihgabe erhalten. Unsere Berichterstattung ist davon nicht beeinflusst und bleibt gewohnt neutral und kritisch. Der Artikel ist, wie alle anderen auf unserem Portal, unabhängig verfasst und unterliegt keinerlei Vorgaben Dritter; diese Offenlegung dient der Transparenz.
Tribit QuietPlus 72
Zusammenfassung
+ ordentliche Verarbeitung
+ guter Klang
+ einfache Bedienung
– Akkulaufzeit etwas gering
– ANC kaum wirksam
– deutliches Rauschen hörbar
– sitzt zu locker
– keine Schnellladefunktion