DerKopfhörer von dasProdukt im Test – was taugt das Volks-Headset wirklich?

Im Test habe ich „DerKopfhörer“ von dasProdukt.de, welches derzeit schwer als „Einer für Alle“ beworben wird. Ich habe mir einen gekauft und ausprobiert. Was taugt das Over-Ear Headset wirklich?

Über Social Media bin ich über die Seite „dasprodukt.de“ gestoßen, weil dort „Der Kopfhörer – Einer für Alle“ beworben wird. Das Versprechen von wegen „Entwickelt mit Experten – Optimiert auf Preis-Leistung“ ließ mich hellhörig werden und bei einem Preis von 69 Euro, konnte ich nicht widerstehen. Die Experten des Chip-Testcenter haben ein Headset mit entwickelt, welches über ANC verfügt und nach über einem Jahr Entwicklung auf den Markt gekommen ist. Aber was taugt es im Alltag? Wie schlägt es sich gegen Konkurrenten aus dem gleichen Preissegment wie dem Sony WH-CH710N (Testbericht) oder Tribit QuietPlus 72 (Testbericht)? Das finde ich heraus.

Natürlich bewerte ich auch solche Sachen wie Verarbeitungsqualität, Konnektivität mit Android und iOS, Tragekomfort usw. denn ich treibe auch Sport und trage sie dabei. Am Ende schreibe ich auf, was ich gut finde, was ok und was ich nicht gut finde. Wie immer sind das meine ganz persönlichen Eindrücke und gerade der Klang, aber auch die Akkulaufzeit hängt extrem vom eigenen Nutzungsverhalten und Hörgewohnheiten ab. Das auch mit einer der Gründe, warum wir unsere Testberichte eher kurz halten, denn niemand elend lange Texte lesen und daher konzentrieren wir uns auf besonders erwähnenswerte Merkmale. Wie ich genau teste und worauf ich dabei so achte, habe ich hier im Detail beschrieben -> Link

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Technische Daten DerKopfhörer:

  • 20 Hz – 20 kHz
  • Bluetooth 5.0
  • Bluetooth Profile A2DP, AVRCP, HFP, HSP (was ist das?
  • Bluetooth Codec AAC, SBC (was ist das?
  • Google Assistant / Siri
  • Freisprechfunktion
  • Multipoint (was ist das?)
  • ANC
  • Sprachassistenten
  • Micro-USB
  • 3,5 mm Klinkenanschluss
  • 500 mAh
  • Quick Charge
  • 215 g

Produktseite: https://www.dasprodukt.de/derkopfhoerer

Deutsche Bedienungsanleitung: n/a

Erhältlich ist DerKopfhörer in schwarz derzeit nur über die Homepage zum Preis von 69 Euro.

Der Lieferumfang des Kopfhörers ist ordentlich

Was ich gut finde:

Beim auspacken fällt schon mal der gute Lieferumfang auf. Der Kopfhörer wird in einer Transportbox geliefert. Dazu noch ein Mikro-USB Kabel, ein 3,5 mm Audiokabel, ein Flugzeugadapter und eine deutsche Bedienungsanleitung.

Bei der Optik dürfte wohl jeder direkt das Vorbild für den Kopfhörer im Kopf haben. Offensichtlich stand das Bose QuietComfort Headset Pate, denn gerade die Ohrmuscheln sehen diesem sehr, sehr ähnlich. Auch das Case sieht dem des Bose Quietcomfort 45 (Testbericht) sehr ähnlich. Ansonsten habe ich persönlich sofort an Headsets von Tribit (Testbericht) gedacht. Die sehen alle vom Bügel und den Scharnieren irgendwie gleich aus. Ist jetzt kein Nachteil, aber DerKopfhörer ist am Ende halt ein einfaches China-Produkt wie viele andere auch.

Bei der Ausstattung gibt es Höhen und Tiefen. Erst einmal gibt es keinerlei Angaben zum Treiber. Ob der nun 30 mm oder 40 mm hat ist leider nicht ersichtlich. Hochwertige Codecs wie aptX oder LDAC (was ist das?) gibt es nicht. Auch keine Trageerkennung oder eine App. Auf der Haben Seite stehen aber ANC, Multipoint (was ist das?) und Quick Charge.

DerKopfhörer ist klappbar und das Case bietet Platz für das Zubehör

Über die Verarbeitung lasse ich mich weiter unten etwas näher aus, denn es ist nicht das Problem, dass DerKopfhörer komplett aus Plastik besteht, sondern schon verkratzt geliefert wird. Das Kopfband ist etwas abgeflacht und mit Kunstleder gepolstert. Die gute Rasterung erlaubt das Anpassen an den Kopf und Brillenträger erfreuen sich daran, dass DerKopfhörer nicht drückt. Hat aber auch einen ganz gewaltigen Nachteil, wie ich weiter unten beschreibe. Auch zur Wasserdichtigkeit muss ich weiter unten eingehen.

DerKopfhörer ist faltbar und kann dadurch sehr platzsparend transportiert werden. Die Scharniere machen aber einen leicht fragilen Eindruck. Eben Plastik. Die Ohrpolster sind dafür wieder einwandfrei. Weiches Kunstleder und durch die Form und Dicke sehr gemütlich. Leider können diese nicht gewechselt werden, wie es z.B. beim Sony WH-CH710N (Testbericht) der Fall ist. Auf der linken Seite ist dann eine Mikro-USB Buchse vorhanden und eine kleine LED. Rechts sind dann die drei Tasten zur Steuerung, die 3,5 mm AUX-IN Buchse, die ANC Taste und das Mikrofon zu finden. Die Tasten haben gute Druckpunkte und sind sehr leicht haptisch zu unterscheiden.

Das Design erinnert sehr an das von Bose

Bei der Verbindung gibt es an sich nichts auszusetzen. Warum nur das mittlerweile veraltete Bluetooth 5.0 zum Einsatz kommt, müsste man die „Experten“ von Chip fragen. Die Reichweite ist in geschlossenen Räumen ok, was aber wie immer von den baulichen Gegebenheiten ankommt. Viel wichtiger ist das Vorhandensein von Multipoint (was ist das?). Dadurch können zwei Geräte z.B. das private und das Geschäftshandy gleichzeitig verbunden sein. Allerdings muss man händisch umschalten, wenn man das Gerät wechseln möchte. Ein automatischer Wechsel wird nur bei eingehenden Anrufen auf das klingelnde Gerät durchgeführt. Aber das ist normal, also nicht zu kritisieren.

Der Akku soll bis zu 18 Stunden mit aktiven ANC durchhalten. Diesen Wert konnte ich mit 20 Stunden und 22 Minuten locker übertrumpfen und habe dabei auf ordentlicher Lautstärke gehört. Dank QuickCharge ist der 500 mAh Akku dann auch wieder schnell aufgeladen. Noch besser ist aber, dass DerKopfhörer auch genutzt werden kann, solange er geladen wird. Das funktioniert bei vielen Konkurrenten leider nicht. Top.

Beim ANC bin ich hin- und hergerissen, ob ich ihn als gut oder schlecht bewerten soll. Alleine die dicken Ohrpolster sorgen schon für eine ordentliche Abschirmung. Aktiviert man das ANC, dann wird die Umgebung zwar noch mal im geringen Maße reduziert, aber vorbeifahrende Autos oder sprechende Kollegen sind noch deutlich zu hören. Außerdem gibt es noch ein deutlich hörbares Rauschen.

Links-Rechts ist klar erkennbar

Und wie klingt DerKopfhörer? Ganz ok, allerdings ist das mit der versprochenen „Ausgewogene Soundqualität“ nicht so ganz richtig. Wie so viele andere günstigen Over-Ear Headsets auch, hat auch DerKopfhörer eine deutliche Überhöhung im Tief- und Hochtonbereich. Im Podcast nennen wir das immer den „Badewannen-Klangcharakter“, da die Mitten etwas in den Hintergrund treten. Im direkten Vergleich zum Tribit QuietPlus 72 (Testbericht) fällt sofort auf, dass DerKopfhörer viel dumpfer klingt, was der Überhöhung des Tieftonbereichs geschuldet sein dürfte. Man hat das Gefühl, als ob dem DerKopfhörer ein Tuch übergehängt wurde. Es klingt sprichwörtlich verhangen. Gar nicht so luftig und locker wie der Tribit. Noch krasser fällt das auf, wenn man ihn mit dem Sony WH-CH710N (Testbericht) vergleicht.

Aber alles im allem, dürfte dieser Klang den allermeisten Nutzern gefallen. Die Tiefe und Breite der Bühne geht in Ordnung. Passt soweit. Ein Spaß-Headset, welches zwar nicht überragend klingt, aber wirklich auf Dauer einfach nur Spaß macht, allerdings sollte man nicht zu laut hören, da der Bass matschig, brummig wird und die Höhen das Kreischen anfangen.

Bei Telefonaten wird man gut gehört, wobei es aber in der Umgebung ruhig sein sollte, denn DerKopfhörer liefert Nebengeräusche deutlich hörbar frei Haus mit und das mitsamt einem leichten Echo. Der Anrufer wird, dank der Überhöhung im Tieftonbereich, gut verstanden.

DerKopfhörer hat gut ertastbare Tasten

Was ich nicht gut finde:

An der Verarbeitung gibt es leider ein bisschen Kritik zu äußern. Das fängt mit dem strengen, chemischen Geruch des Case an. Es stinkt fürchterlich, so dass ich erst mal für einen Tag auf dem Balkon lüften musste. Weiter geht es mit Kratzern ab Werk. Auf der rechten Ohrmuschel habe ich direkt aus der Verpackung heraus diverse Kratzer, die man zwar nur beim genauen Hinsehen sehen kann, aber das darf einfach nicht passieren.

An sich ist der Tragekomfort wie weiter oben beschrieben ok, aber der Kopfhörer sitzt selbst bei meinem „normalen“ Kopf bzw. Kopfform viel zu locker. Ok, wenn man nur sitzt, aber sobald man sich bewegt z.B. läuft, fängt das Headset an zu rutschen. Sport ist damit absolut nicht möglich, weil es einfach zu locker sitzt. Und ja, ich habe es in der Länge natürlich angepasst oder zumindest probiert. Störend sind auch deutlich hörbare „Kabelgeräusche“, also dieses Geräusch, wenn das Kabel über die Kleidung reibt.

Eine Kleinigkeit ist dagegen die englische Sprache. Wenn man sich die Homepage mit den Versprechungen durchliest, dann wird man auf Dauer nicht das Gefühl los, dass es als eine Art „Volks-Headset“ verkauft werden soll. Und dann englische Sprache? Hat man keine Zeit oder Lust gehabt die wenigen Phrasen ins Deutsche zu übersetzen? Wie gesagt eine Kleinigkeit, aber passt eben nicht ins Gesamtbild, denn nicht alle können Englisch und DerKopfhörer soll ja für alle sein.

DerKopfhörer sitzt leider zu locker und das selbst bei meinem Kopf

Und dann der größte Knaller. Mikro-USB. Im Jahre 2022. Von den Fachleuten von Chip wurde die Entwicklung begleitet und dann noch mehrfach optimiert und dann Mikro-USB? Zumal schon länger feststeht, dass ab Ende 2024 USB-C in der EU Pflicht wird? Dann wird DerKopfhörer zwar noch funktionieren, aber man hat immer das latente Gefühl mit Mikro-USB alte Technik in der Hand zu halten, zumal deutlich günstigere Konkurrenten schon mit USB-C kommen. Mikro-USB ist überholt. Fertig.

Leider gibt es keinerlei Angaben bezüglich Spritzwasserschutz, also gehe ich davon aus, dass DerKopfhörer in keinster Weise geschützt ist, also nicht nass werden darf. Etwas nervig ist die hohe Latenz, also der Versatz zwischen Bild und Ton. Da sollten die „Experten“ von Chip nochmals ran, denn der zeitliche Versatz ist mehr als deutlich. Gerade bei Filmen und Spielen sehr, sehr störend und so leider, so hart es auch klingt, kaum zu gebrauchen.

Warum gibt es keinen Titelsprung? Laut, leiser, Play, Pause. Kommt ein Anruf rein, dann kann man ihn annehmen, Beenden oder Abweisen. Mehr als diese Funktionen kann man mit den drei Tasten durch Drücken oder gedrückt halten nicht steuern. Vorteil ist halt, dass die Bedienung extrem einfach ist, aber man für den Titelsprung dann doch das Handy heraus holen muss.

Fazit:

Ist DerKopfhörer empfehlenswert? Kurz und knapp…Nein. Warum? Das fängt beim veralteten Mikro-USB an, was bei einem von „Experten“ optimierten Headset im Jahre 2022 nicht passieren darf. Dann sitzt der Kopfhörer viel zu locker auf dem Kopf. Der Klang ist ok, aber das Preis/ Leistungsverhältnis passt irgendwie nicht. Dafür möchte ich auch nicht das Gütesiegel vergeben, denn es gibt mehr als genug Alternativen. Allen voran das Sony WH-CH710N (Testbericht), welches zwar 10 Euro teurer ist, aber alles im allem die deutlich bessere Wahl ist. Oder der Tribit QuietPlus 72 (Testbericht), der dasselbe kostet, aber auch er am Ende die bessere Alternative zu sein scheint.

Offenlegung: Mobi-test.de hat dieses Gerät auf eigene Kosten bei dasprodukt.de gekauft. Es wurde nicht vom Hersteller als Leihgabe oder Geschenk zur Verfügung gestellt. Diese Offenlegung dient der Transparenz.

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Peter W.
DerKopfhörer

Zusammenfassung

+ gute Akkulaufzeit
+ Multipoint
+ Schnellladefunktion
+ Klang ganz ok
+ beim Laden nutzbar

– Mängel bei der Verarbeitung
– zu lockerer Sitz
– Mikro-USB Anschluss
– ANC kaum wirksam
– deutliches Rauschen hörbar
– keine Trageerkennung