Endlich ist es soweit. Ich habe das Bose Noise Cancelling Headphones 700 im Test und bin sehr gespannt, was dieses High-End Over-Ear Headset mit ANC im direkten Vergleich zu zwei anderen ähnlich teuren Konkurrenten zu bieten hat.
Bose ist Bose weil es eben Bose ist. Das hört man von echten Fans. Und entgegen der sperrigen Bezeichnung Bose Noise Cancelling Headphones 700 offenbart sich hier ein filigranes Stück High-Tech in super sexy. Denn für mich ist das 700er nicht weniger als das aktuell schönste Bluetooth Headset auf dem Markt.
Aber in der Preisklasse um die 300 Euro spielt nicht nur die Optik eine besondere Rolle, sondern auch die Verarbeitung und nicht zuletzt der Klang. Wer so viel Geld ausgibt, verlangt nicht weniger als den perfekten Klang und das zurecht. Denn hier ist die Konkurrenz zwar nicht sehr groß, aber hochkarätig.
Das wäre z.B. das etwas günstigere Jabra Elite 85h (Testbericht), das phänomenal gute Bang & Olufsen BeoPlay H9i (Testbericht), das nicht minder gut klingende Bowers & Wilkins PX (Testbericht) oder der aktuelle ANC Testsieger Sony WH-1000XM3 (Testbericht).
Die ersten drei genannten von Jabra, Bang & Olufsen und Bowers & Wilkins liegen hier neben mir für einen direkten Vergleich.
Technische Daten Bose Noise Cancelling Headphones 700:
- 10-stufiges ANC
- Bluetooth 5.0
- SBC / AAC
- USB Typ-C
- 3,5 mm Klinkenbuchse
- Sprachassistenten
- Bose AR
- bis zu 8 Geräte verwalten
- Multipoint Verbindungen
- 265 g
- bis zu 20 Stunden Akkulaufzeit
Produktseite: bose.de/noise-cancelling-headphones-700
Deutsche Bedienungsanleitung: bose.com/noise-cancelling-headphones-700_de.pdf
Der Bose Noise Cancelling Headphones 700 ist in den Farben Schwarz, Silber und Weiß/Rosegold zum Preis von 399,95 Euro im Handel erhältlich. Bei Cyberport.de* ist es bereits ab 289 Euro zu haben, die uns das Headset dankenswerterweise für den Test zur Verfügung gestellt haben.
Wie ich genau teste und worauf ich dabei so achte, habe ich hier im Detail beschrieben -> Link
Natürlich sind das meine ganz persönlichen Eindrücke und gerade der Klang, aber auch die Akkulaufzeit hängt extrem vom eigenen Nutzungsverhalten und Hörgewohnheiten ab.
Was ich gut finde:
Packt man die Bose Headphones 700 aus, dann fällt einem direkt das hochwertige Case in die Handy. Schön kompakt und wirklich sehr gut verarbeitet. Darin unter einer Klappe das 2,5 mm AUX-In Kabel, das USB Typ-C Ladekabel und das eigentliche Headset. Die beiliegende „Kurzanleitung“ verdient ihren Namen nicht wirklich. Richtig erklärt sie nichts, nur dass alles zentral über die App zu gehen scheint. Weiter oben bei den technischen Daten habe ich die ausführliche Bedienungsanleitung als PDF verlinkt.
Das Design ist in meinen Augen überragend. Ein schlankes, dezentes aber auch sehr hochwertiges Äußeres, welches von den dünnen Bügeln profitiert. Wo andere auch dicke Scharniere setzen, hängen die Ohrpolster an vergleichsweise dünnen Stäben, an denen sie in der Höhe verstellbar sind, gekippt und auch gedreht werden können.
Die beiden Ohrpolster sind sehr weich und sorgen für einen hervorragenden Tragekomfort. Selbst nach Stunden drückt nichts oder wird unangenehm. Nur eine Sache stört die ansonsten tadellose Verarbeitung und das ist weiter unten, beim Punkt was ich nicht gut finde, beschrieben.
Auch wenn das komplette Gehäuse mitsamt Bügel aus Kunststoff besteht, macht das Gesamtpaket einen absolut hochwertigen Eindruck mit einer hervorragenden Verarbeitung. Das gilt auch für die beiden Führungen des Bügels an den Ohrmuscheln.
Dank des geringen Gewichts von 265 Gramm ist der Tragekomfort hervorragend. Das Bose 700 sieht nicht nur leicht aus, es ist es auch. Aber auch hier schmälern die Ohrpolster aus Kunstleder den ansonsten tadellosen Eindruck.
„Bose AR“ ist das neue Augmented Reality System, bei dem es 360° Sound inkl. Headtracking bei bestimmten Apps gibt. Die Auswahl ist aktuell noch sehr klein und meist für iOS, aber leider konnte ich das Headset mit keiner Android App verbinden.
Hier hat sich das Problem mit dem Verbindung zur App den ganzen Spaß vermiest, worauf ich weiter unten noch im Detail eingehen werde.
Erst mit dem iPad hat es funktioniert, auch wenn die Apps wie z.B. diese Star Wars App oder auch ein paar andere nur ein müdes Lächeln hervorrufen, denn sie schöpfen das Potential absolut nicht aus. Aber in der Zukunft könnte das echt was werden.
Die Bedienung ist dank Tasten und eingängigen Touchgesten sehr einfach. An der linken Ohrmuschel befindet sich die Taste für das Noise-Cancelling. Einmal drücken schaltet zwischen drei frei wählbaren Stufen des ANC um. Vom Werk aus ist das 0, 5 und 10 (maximal). Hält man diese Taste kurz gedrückt, schaltet sich der Aufmerksamkeitsmodus ein, mit dem man ganz normal seine Umgebung wahrnimmt, um z.B. Durchsagen in der Bahn zu hören.
An der rechten Ohrmuschel sind oben die Bluetooth-Taste zu sehen, über die man das Headset auch Ein- und Ausschalten kann. Darunter die Taste für den Sprachassistenten. Übrigens liest das Heedset auf Wunsch Benachrichtigungen auch gerne vor. Kommt also eine Benachrichtigung rein, dann wird das vorgelesen, was teilweise sehr schräg klingt und oft genug beim Musik hören stört. Zum Glück kann man das in der App deaktivieren.
An der vorderen Seite des rechten Ohrpolsters kann dann gewischt und getippt werden. Doppelt antippen steuert Play und Pause. Nach unten bzw. nach oben wischen ändert die Lautstärke und nach vorne bzw. nach hinten wischen springt einen Titel nach vorne oder zurück.
Und das funktioniert richtig gut,weil eben sehr einfach gehalten und die Erkennung funktioniert echt gut. Nur trifft man oft genug die hintere Hälfte der Ohrmuschel und da reagiert es nicht. Aber alles eine Sache der Gewöhnung.
Bei der Bedienung kann direkt auch das mit dem Reset geklärt werden. Um die Liste der Geräte zu löschen, einfach bei eingeschalteten Headset die Bluetooth-Taste gedrückt halten, bis die entsprechende Ansage die Löschung bestätigt.
Sollte das Headset nicht mehr reagieren, kann man folgendermaßen einen Reset durchführen. Und zwar benötigt man dafür das Ladekabel.
Dieses an ein Ladegerät anschließen, aber noch nicht an das Headset.
Jetzt die Bluetooth-Taste gedrückt halten und das Ladekabel an das Headset anschließen. Sobald die LED anfängt blau zu blinken, die Bluetooth-Taste wieder loslassen.
In Punkto ANC ist aktuell noch das Sony WH-1000XM3 (Testbericht) ganz vorne. Aber das Bose 700 ist in meinen Augen oder besser gesagt meinen Ohren genauso gut. In 10 Stufen kann man das ANC regeln, wobei die Taste mit drei Voreinstellungen (0, 5 und 10) belegt sind.
Ich teste das ANC auf meinem Balkon ohne Musik. Also Headset auf dem Kopf und ANC auf Maximum. Vorbeifahrende Autos und ein Zug in ca. 100 Meter Entfernung sind so gut wie nicht mehr zu hören. Nur noch ein leises Rauschen, welches man nicht mehr wahrnimmt, sobald man schon leise Musik hört.
Phänomenal gut, was ich im Straßenverkehr leider fast bereut habe. Wie ich im Podcast erzählt habe, trug ich es beim Laufen in der Stadt. Ein herannahendes Auto habe ich nicht gehört, als ich einen Schritt vom Bürgersteig auf die Straße machte, um einer älteren Dame auszuweichen.
Beim genauen hinhören ist bei aktiven ANC ein leichtes Rauschen zu hören, was aber nur zu hören ist, wenn keine Musik läuft.
Kommen wir zum wichtigsten Kriterium und das is der Klang. Typisch Bose ist das Klangbild eher neutral. Ein schöner, sehr angenehmer und druckvoller Bass, der zwar nicht den Punch eines Bowers & Wilkins PX (Testbericht) hat, aber schön rund wie beim Bang & Olufsen BeoPlay H9i (Testbericht). Dem schließen sich etwas zurückhaltende Mitten an. Das klingt jetzt schlimmer als es wirklich ist, aber im direkten Vergleich mit dem H9i ist das durchaus hörbar. Vor allem bei weiblichen Sängerinnen wie Adele hört man es.
Der Hochtonbereich ist angenehm konservativ abgestimmt, also weitab von einem Schreihals, der sich mit steigender Lautstärke ins Gehirn bohrt. Beim Bose 700 ist er wohl dosiert und glänzt mit hörbaren feinen Details, wie z.B. den Anschlag einer Klaviertaste. Herrlich.
Dabei ist die Bühne zwar nicht so räumlich wie beim Bang & Olufsen BeoPlay H9i (Testbericht), aber das ist wirklich jammern auf höchsten Niveau, denn die Bose Noise Cancelling Headphones 700 machen Spaß. Egal welche Art von Musik, egal wie lange.
Was ich ok finde:
Die Reichweite der Verbindung ist dank Bluetooth 5.0 sehr gut, was aber auf die baulichen Gegebenheiten ankommt und daher nicht direkt bewertet werden kann.
Leider ist die App nur zu verwenden, wenn man einen Account anlegt. Ohne geht es nicht, was eigentlich unverständlich ist, denn im großen und ganzen funktioniert das Headset auch ohne die App. In ihr kann man z.B. die drei Stufen des ANC anpassen, die Sprache der Ansagen ändern, das Ansagen von Benachrichtigungen abschalten oder Updates durchführen.
Der Akku soll laut Bose bis zu 20 Stunden durchhalten. Bei mir waren es mit aktiven ANC etwas über 18 Stunden, was in etwa mit dem Bang & Olufsen BeoPlay H9i (Testbericht) vergleichbar ist, aber weit entfernt von den 26 Stunden des Sony WH-1000XM3 (Testbericht) und noch weiter von den fantastischen 36 Stunden beim Jabra Elite 85h (Testbericht).
Leider lässt es sich während des Ladens nicht nutzen, da es ausgeschaltet wird. Aber knapp 2,5 Stunden später ist der Akku wieder voll aufgeladen.
Dank einer Schnellladefunktion sollen nur 15 Minuten ausreichen, um wieder für 3,5 Stunden Musik zu hören. Das hat nicht ganz hingehauen, aber 2 Stunden und 42 Minuten sind auch nicht schlecht für die kurze Zeit.
Was ich nicht gut finde:
Größtes Ärgernis ist die Verbindung zur Android App. Das ist eher Glücksache und interessanterweise klappt es bei iOS immer auf Anhieb. Keine Ahnung, warum es bei Android solche Probleme gibt, obwohl das Headset ansagt, dass es mit meinem OnePlus 7T verbunden ist. In der Praxis habe ich von 10 Versuchen nicht einmal auf Anhieb eine Verbindung herstellen können. Erst ein Neustart des Smartphones und/oder neues pairen des Headset mit dem Smartphone haben ab und zu helfen können. Zum Glück braucht man die App nicht wirklich.
Unverständlich auch die Tatsache, dass kein aptX oder LDAC unterstützt wird. Gerade Käufer in dieser Preisklasse werden gezielt danach suchen, aber man muss auch dazu sagen, dass 0815-Hörer wie ich trotz Tidal HiFi keinen Unterschied hören werden, ob aptX aktiv ist oder nicht.
Bei einem Headset mit einer UVP von 399 Euro hat Kunstleder nichts verloren. Meiner Meinung nach. Das es auch anders in dieser Preisklasse geht zeigt das Bang & Olufsen BeoPlay H9i (Testbericht) mit seinem Lammleder. Dieses Kunstleder sorgt z.B. dafür, dass man schon bei normalen Zimmertemperaturen nach einiger Zeit unter den Ohrpolster schwitzt, was im Sommer sicher nicht angenehm werden wird.
Oder dieses unsägliche 2,5 mm AUX-Kabel. Warum so ein dünnes Kabel? Diese 2 Gramm mehr Gewicht für ein Standard-3,5-mm-Kabel würde ich gerade noch so verkraften.
Fazit:
Ist das Bose Noise Cancelling Headphones 700 empfehlenswert? Ja, absolut. Es fehlt zwar aptX, die App ist an sich unnütz und der Zwang zur Registrierung ebenfalls und die Verbindung zur App ein wahres Glücksspiel, aber das ganze Rest kann überzeugen. Tolle Verarbeitung, tolles, zeitloses Design, ein toller Klang, tolles ANC, einfache Bedienung und eine gute Akkulaufzeit. Herz, was will man mehr?
Im direkten Vergleich klingt der Bowers & Wilkins PX (Testbericht) zwar im gesamten besser, dafür ist der Tragkomfort weit hinter den 700er von Bose. Das Sony WH-1000XM3 (Testbericht) klingt nicht so gut und das ANC ist bei beiden ausgezeichnet. Zumal das Sony nach Plastikspielzeug aussieht. Einzig gegen das Bang & Olufsen BeoPlay H9i (Testbericht) zieht der Bose 700 minimal den Kürzeren, weil beim H9i einfach noch das gewisse Extra beim Klang, den Materialien und Verarbeitung dazu gehört.
Offenlegung: Mobi-test.de hat dieses Gerät auf Anfrage von Cyberport.de als Leihgabe erhalten. Unsere Berichterstattung ist davon nicht beeinflusst und bleibt gewohnt neutral und kritisch. Der Artikel ist, wie alle anderen auf unserem Portal, unabhängig verfasst und unterliegt keinerlei Vorgaben Dritter; diese Offenlegung dient der Transparenz.
Bose Noise Cancelling Headphones 700
Kurzfassung
+ top Verarbeitung
+ sehr gutes ANC
+ guter Tragekomfort
+ sehr guter Klang
+ Akkulaufzeit
– App mit Registrierungspflicht
– Verbindung zur App ist Glückssache
– kein aptX