Die Amazfit Nexo ist derzeit noch nicht so bekannt, obwohl der Hype um die Marken Xiaomi und Amazfit ungebrochen ist. Der Amazfit Nexo Test wird zeigen, ob diese Smartwatch mit Telefonfunktion ihr vieles Geld wert ist oder nicht.
Smartwatches mit denen man telefonieren kann gibt es eine handvoll. Also die auch was taugen wie z.B. die Apple Watch oder die Samsung Galaxy Watch (Testbericht). Mit dem Nachteil, dass die ziemlich teuer sind.
Etwas (viel) günstiger ist die Kospet Prime 4G (Testbericht), die sich aber als totaler Reinfall entpuppt hat. Nach unten hin gibt es auch noch jede Menge von den Dingern. Alleine bei Amazon gibt es hunderte Treffer*.
Aus dieser Preiskategorie haben wir auch schon ein paar getestet und auch hier haben bislang alle gnadenlos versagt.
Aber zurück zur Amazfit Nexo, mit der man auch telefonieren kann. Sofern man eine eSIM besitzt, was bei mir leider nicht der Fall ist. Mein aktueller Tarif ist nicht kompatibel. Leider.
Übrigens findet man auch wieder die Amazfit Nexo in den diversen Shops unter diversen Bezeichnungen zu finden. Die Bezeichnung Amazfit Nexo ist nur in Europa gängig. In Asien und den USA findet man sie auch als Amazfit Verge 2.
Auch wenn es immer irgendwo zu lesen ist. Die Amazfit Nexo setzt nicht auf Wear OS by Google sondern auf das hauseigene Amazfit OS. Und selbst dieses Amazfit OS ist stark verändert und ist von der Bedienung und Menüführung komplett anders als z.B. die Amazfit GTR (Testbericht).
Wie immer teste ich auch diese Smartwatch im Alltagsbetrieb. Das heißt, ich trage sie rund um die Uhr. Auch beim Schlafen, beim Sport oder auf der Arbeit. Normalerweise trage ich die Samsung Galaxy Watch (Testbericht) welche für diese Zeit in die Schublade wandert.
Technische Daten Amazfit Nexo:
- Amazfit OS
- Android 5.0 oder iOS 10.0 und höher
- eSIM mit LTE
- 1,39″ AMOLED Display mit 454 x 454 Pixel
- 326 DPI
- Gorilla Glass 3
- 1,1 GHz Snapdragon 2500 Prozessor
- 512 MB RAM
- 4 GB interner Speicher
- Pulsmessung
- Schlafüberwachung
- Fitnesstracking
- wasserdicht nach IP68 (was bedeutet das?)
- GPS / GLONASS / GALILEO
- WLAN 802.11 b/g/n (2,4 GHz)
- NFC
- Bluetooth 4.2 LE
- 22 mm Armband
- 45,4 x 13,7 mm
- 67 g (komplett mit Armband)
- 420 mAh
Produktseite: de.amazfit.com/nexo
Die Amazfit Nexo ist in den Farben Ceramic Black und Ceramic White für 199,90 Euro unter anderem bei notebooksbilliger.de* erhältlich.
Was ich gut finde:
Packt man die Amazfit Nexo aus und nimmt sie das erste mal in die Hand, wird man sofort an die Amazfit Pace (Testbericht) erinnert. Rund, metallisch, dick. Mit einer Dicke von 13,7 mm sieht sie nicht nur so dick aus, sie ist es auch am Arm.
Bei der Verarbeitung gibt es nichts auszusetzen. Das Gehäuse besteht aus „mikrokristalliner Zirkoniumkeramik“. Klingt gut, ist aber nur Marketing. Es ist ganz normales Keramik, aber auf jeden Fall besser als Alu oder gar Plastik. Darf man in dieser Preisklasse aber durchaus verlangen.
Der einzige Knopf ist leider auch nur ein Knopf, kann also nur gedrückt werden. Die Lünette ist auch keine, auch wenn sie der digitalen Lünette der Samsung Galaxy Active 2 sehr ähnelt.
Das vollflächige Display misst 1,39″ und ist ein waschechtes AMOLED Display mit 454 x 454 Pixel und wird durch Gorilla Glass 3 vor Kratzern geschützt. Bei Sonnenschein ist das Display gut ablesbar, nur die automatische Helligkeitssteuerung arbeitet teilweise etwas unlogisch.
Die Rückseite wird durch den Pulssensor und die 4 Pins des Ladeanschlusses besetzt.
Das 22 mm Armband ist ohne Werkzeug schnell und problemlos wechselbar.
Um mit der Amazfit Nexo telefonieren zu können, befindet sich auf der einen Seite ein Lautsprecher und auf der anderen Seite ein Mikrofon.
Das mit dem telefonieren konnte ich leider nicht ausprobieren, denn aktuell werden von der Amazfit Nexo nur eSIM von Vodafone und O2 unterstützt. Ich bin natürlich bei der Telekom und schaute in die Röhre. Also vorher informieren. Es gibt Gerüchte über ein Update, dass zukünftig auch andere Anbieter unterstützt werden sollen, aber das sind leider bislang nur Gerüchte.
Was ich ok finde:
Ansonsten liest sich die Liste der Ausstattung auf den ersten Blick recht eindrucksvoll, aber beim genauen hinsehen ist da doch einiges fraglich. Das fängt beim Snapdragon 2500 Prozessor an. Eigentlich für Wear OS konzipiert, ist dieser bereits leider veraltet. Aktuell wäre es der Snapdragon Wear 3100. Und das merkt man leider permanent.
NFC gibt es zwar, aber taugt leider nicht zum bezahlen. Bislang habe ich nicht herausfinden können, wofür man es überhaupt nutzen kann. Bluetooth 4.2 ist dabei. Auch schon etwas betagt, funktioniert aber ganz gut, wenn man sich nicht weit von der Uhr entfernt.
WLAN gibt es, aber es fehlt der ac-Standard und es wird nur auf dem 2,4 GHz Band gefunkt. Für 2019 in dieser Preisklasse eigentlich hoffnungslos veraltet.
So richtig wasserdicht ist die Smartwatch leider nicht. Dank IP68 ist sie aber spritzwassergeschützt. Es reicht halt für den Regenschauer beim Laufen und Schwitzen, aber nicht zum duschen und schon gar nicht zum Schwimmen.
Das die Amazfit Nexo recht dick ist, habe ich bereits weiter oben erwähnt. Zum Vergleich ist die z.B. die Apple Watch 5 gerade einmal 10,7 mm dick. Das sind 3 mm weniger, als die 13,7 mm der Amazfit Nexo.
Der Tragekomfort ist ok. Das schlichte Silikonarmband ist zwar wechselbar, aber wirkt an einer 200 Euro Smartwatch ziemlich deplatziert, zumal die Schließe mitsamt Dorn aus billigen Plastik besteht. Das geht in dieser Preisklasse mittlerweile besser.
Auch die Bedienung ist leider nur ok. Ich habe bislang alle Amazfit Smartwatches getestet. Sie alle haben dasselbe Bedienkonzept. Nur die Amazfit Nexo nicht. Warum auch immer. Man gewöhnt sich zwar nach ein paar Tagen an diese Bedienung, weil man per Taste und Display navigiert, aber warum muss man das ändern?
In Punkto Verbindung mit der App ist alles in Ordnung. Die Amazfit Watch App ist schnell verbunden und betriebsbereit. Leider gibt es etliche Übersetzungsfehler. So heißt die Funktion für das Always-On-Display hier „Schimmernder Modus“ oder der Bitte-Nicht-Stören-Modus ist als „Schutzmodus vor Störungen“ zu finden. Was mich wundert, denn bei den anderen Amazfit Smartwatches gibt es derlei Fehler nicht.
Bei den Benachrichtigungen gibt es ebenfalls verbesserungswürdig. Man bekommt diese von frei auswählbaren Apps, aber man kann nur die ersten zwei Zeilen lesen. In die Nachricht hinein gehen und lesen komplett funktioniert nicht. Auch nicht das direkte Antworten. Nicht einmal per Kurzphrase.
Über die App lassen sich noch ein paar Dinge zusätzlich einstellen wie z.B. welche Apps benachrichtigt werden sollen, ob die Uhr selbst erkennt, ob sie in den Nicht-Stören-Modus gehen soll usw.
Dieses Amazfit Nexo EKG ist auch so ein Gerücht. In der chinesischen Version ist eine EKG-Funktion vorhanden. Bei uns in der internationalen Version fehlt diese. Also kein ECG oder EKG. Die hiesige Amazfit Nexo misst nur den Puls.
Was ich nicht gut finde:
Im Praxistest bewerte ich eine Smartwatch eben im Alltag. Wie schon beschrieben trage ich die Smartwatch rund um die Uhr. Also auch Nachts. Und da fangen die Probleme schon direkt an. Zwar kann ich in der App bzw. der Uhr einstellen, von wann bis wann die Uhr in den Bitte-Nicht-Stören-Modus geht, aber dummerweise klappt das irgendwie nicht. Es wird nach wie vor munter benachrichtigt und das Always-On-Display leuchtet auch in der Nacht munter vor sich hin. Das nervt und die einzige Lösung dafür ist aktuell das manuelle Aktivieren des Flugmodus und Akkusparmodus. Dann funktioniert aber der Wecker nicht mehr…
Ganz neu ist auch dieses PAI. Ein Wert, der von der Amazfit Nexo berechnet werden soll und eine Bewertung des Gesundheitszustands als absolute Zahl darstellen soll. Bei mir wird aber immer eine 0 angezeigt. Egal ob ich sportlich aktiv war oder nicht. Ist übrigens per Update auch auf viele andere Amazfit Watches nachgeliefert worden und zeigt dort auch immer 0 an.
Apropos Sport. Der Pulsmesser liefert Werte von 52 bis 180. Egal ob man sich bewegt oder nicht. Sehr krass, weil auch auf lange Sicht so zu beobachten und selbst bei wohlwollender Betrachtung absolut unbrauchbar.
Sportliche Aktivitäten werden nach wie vor nicht automatisch erkannt und selbst wenn man diese manuell startet, kann es durchaus mal Probleme geben. So dauert der GPS-Fix gerne mal 5 Minuten. Bis der entsprechende „Go“-Button nicht grün aufleuchtet, kann man die Aktivität auch nicht starten.
Aber auch das kann man vielleicht noch mit einem kurzem Aufwärmen überbrücken, denn wenn es dann mal da ist, dann ist es durchaus präzise. Nicht so eine Katastrophe wie bei der Amazfit GTS (Testbericht).
Kommen wir zum allergrößten Kritikpunkt. Dem Akku. Obwohl bei der Amazfit Nexo kein Wear OS zum Einsatz kommt, ist die Akkulaufzeit um einiges schlechter als z.B. von einer Fossil Carlyle der 5. Generation (Testbericht).
Bei mir war die Displayhelligkeit auf Automatisch eingestellt, mit aktivierten Benachrichtigungen, Pulsmessung, Bluetooth, WLAN usw. So wie man eine gescheite Smartwatch eben nutzt. Habe ich mir aber ganz schnell abgewöhnt, als ich gemerkt habe, dass die Kapazität des 420 mAh Akku innerhalb kürzester Zeit massiv abnahm.
Kein Witz. Innerhalb von einer Stunde verlor ich so knapp 20% Akku. Also alles möglich deaktiviert, um wenigstens über den Tag zu kommen. Als einer der vielen Akkufresser hat sich die Auf-die-Uhr-schauen-Geste zum aktivieren des Display herausgestellt. Also direkt mal abgeschaltet.
Der Vogel schoss die Amazfit Nexo aber bei einer Wanderung ab. Die Route war knapp 12 km lang und war in etwas über 2 Stunden absolviert. Keine Ahnung warum, aber ich dachte dass 55% Akku zu Beginn des Laufs ausreichen würden.
Nach exakt 6,3 km und nach etwas über einer Stunde wunderte ich mich über das schwarze Display. Kein Wunder, denn der Akku war leer und die Amazfit Nexo aus. Auch bei einer weiteren Einheit hat der Akku mit 100% keine 2 Stunden durchgehalten.
Dabei habe ich weder Musik gehört (was sie eigentlich beherrscht), noch einen Bluetooth Brustgurt verbunden (kann sie auch) und so gut wie nie auf das Display geschaut und auch sonst wie gesagt alles möglich abgeschaltet.
Einzig positives beim Akku ist die Schnellladefunktion zu nennen, die den Akku innerhalb einer Stunde aufladen kann.
Fazit im Amazfit Nexo Test:
Ist die Amazfit Nexo empfehlenswert? Nein, aktuell absolut nicht. Vielleicht werden einige Probleme noch per Update behoben, aber für eine Smartwatch der Preisklasse von 200 Euro, enttäuscht die Nexo in allen Belangen. Mieser Akku und eine mittlerweile veraltete Ausstattung. Da hilft auch das schöne, bunte Display nicht mehr weiter.
Die Amazfit GTR (Testbericht) kostet mittlerweile um die 140 Euro, kann zwar nicht telefonieren, aber ist ansonsten in allen Disziplinen besser. Alleine die fast 3 Wochen Akkulaufzeit sind phänomenal. Alternativ ist nach wie vor noch die Samsung Galaxy Watch (Testbericht) zu nennen. Zwar etwas teurer, aber auch die ist um Welten besser im Gesamtpaket als die Amazfit Nexo.
Auch wenn ich ein Fan von Amazfit bin, ist die Amazfit Nexo die bis dato schlechteste Smartwatch von denen.
Offenlegung: Mobi-test.de hat dieses Gerät auf Anfrage vom Onlineshop nootebooksbilliger.de als Leihgabe erhalten. Unsere Berichterstattung ist davon nicht beeinflusst und bleibt gewohnt neutral und kritisch. Der Artikel ist, wie alle anderen auf unserem Portal, unabhängig verfasst und unterliegt keinerlei Vorgaben Dritter; diese Offenlegung dient der Transparenz.
Amazfit Nexo
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5/10
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4/10
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3/10
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2/10
Kurzfassung
+ Verarbeitung
+ Telefonfunktion
+ Display
– miese Akkulaufzeit
– mittlerweile veraltete Hardware
– zu hoher Preis
– teils schlechte Übersetzung
– etliche Bugs in der App
Danke für Deinen Bericht. Hat mir gerade 160€ gespart. Nach den schlechten Erfahrungen mit der Amazfit GTR und dem vollkommen miserablen „Vibrationsalarm“ (mehr ein Summer mit COPD) scheint es aktuell KEINE wirklich nutzbare SmartWatch zu geben. Entweder Funktionen auf Mi Band 4 – Niveau (und das kostet nur einen Zwanziger) oder mieseste Akkuleistung zu horrenden Preisen. Dann warte ich Mal ein weiteres Jahr 😉