Beats Studio 3 Wireless im Test – wie gut ist dieses Over-Ear Headset wirklich?

Im Test habe ich das Beats Studio 3 Wireless Over-Ear Headset, einer Art Hybrid Headset, denn es fühlt sich dank des Apple W1 Chip sowohl im Apple Kosmos wohl, kann aber auch problemlos mit Android genutzt werden. Zudem sind Beats Kopfhörer schlicht Kult. Aber was taugt dieses, hochpreisige, Headset wirklich?

Beats ist Kult und das seit Anfang an, als es diese Marke noch Beats by Dre hieß und dem gleichnamigen Rapper gehörte. Man hat die Träger schon von weitem gesehen, weil die Headsets, egal ob Over-Ear oder In-Ear in knalligen Farben getragen werden (mussten). Nur so war man hip. Auch beim Klangcharakter gab es nur eine Prämisse. Bass und noch mehr Bass. Anno 2014 kam Apple und kaufte Beats und strich das by Dre und noch ein bisschen mehr. Dafür gab es dann auch gedecktere Farben und die (fast) vollwertige Integration in das Apple Ökosystem, indem man den neueren Modelle wie dem Beats Studio 3 Wireless den Apple W1 Chip eingepflanzt hat. Trotzdem ist das Headset auch mit Android voll kompatibel. Mich interessiert jetzt die Frage, was sich seit der Übernahme von Apple verändert hat, denn mit einer UVP von 399 Euro liegt das Beats Studio³ aka A1914 ziemlich weit oben und selbst mit einem Straßenpreis von rund 280 Euro muss es sich mit Schwergewichten wie dem Sony WH-1000XM5 (Testbericht) aus unserer Bestenliste messen. Zwar nicht ganz dieselbe Preisklasse, aber eben gleicher Hersteller, muss ich die Beats Studio 3 Wireless alleine schon wegen der Funktionen mit den Apple AirPods Max (Testbericht) vergleichen.

Wie ich genau teste und worauf ich dabei so achte, habe ich hier im Detail beschrieben (Link zum Artikel). Natürlich bewerte ich auch solche Sachen wie Verarbeitungsqualität, Konnektivität mit Android und iOS, Tragekomfort usw. Am Ende schreibe ich auf, was ich gut finde, was ok und was ich nicht gut finde. Wie immer sind das meine ganz persönlichen Eindrücke und gerade der Klang, aber auch die Akkulaufzeit hängt extrem vom eigenen Nutzungsverhalten und Hörgewohnheiten ab. Das auch mit einer der Gründe, warum wir unsere Testberichte eher kurz halten, denn niemand elend lange Texte lesen und daher konzentrieren wir uns auf besonders erwähnenswerte Merkmale.

Beats Studio 3 günstig bei Cyberport kaufen*
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Technische Daten Beats Studio 3 Wireless:

  • Apple W1 Chip
  • Bluetooth 4.0
  • Bluetooth Profile A2DP, AVRCP, HFP, HSP (was ist das?
  • Bluetooth Codec AAC, SBC (was ist das?
  • Freisprechfunktion
  • 3D Audio
  • Pure ANC
  • Tastenbedienung
  • Siri
  • Micro-USB
  • 267 g

Produktseite: beatsbydre.com/de/studio3-wireless / apple.com/de/beats-studio3-wireless

Deutsche Bedienungsanleitung: n/a

Erhältlich ist das Beats Studio 3 Wireless Headset in insgesamt 7 Farben bzw. Farbkombinationen bei Cyberport* zum Preis ab 269,99 Euro. Die UVP liegt bei 399 Euro.

Der Lieferumfang der Beats Studio3 Wireless

Was ich gut finde:

Packt man die Beats Studio3 Wireless Kopfhörer aus, dann fällt schon mal das kompakte Case im typischen Beats-Design auf. Darin das Headset, ein 3,5 mm AUX-Kabel, ein Micro-USB Kabel, ein Karabiner und eine deutsche Kurzanleitung. Das Case ist ziemlich voluminös, was darin liegt, dass das Headset zwar klappbar, die Ohrmuscheln aber nicht drehbar sind. Dazu noch eine Softgrip-Beschichtung und ein nahezu nahtlos schließender Reißverschluss. Was mir ein bisschen fehlt, ist eine Art eingenähtes Täschchen für die Kabel, die lose im Case herumfliegen.

Mein Beats Studio3 Wireless Headset ist in schwarz, also alles andere als knallig, aber mich stört das nicht, denn die Verarbeitung ist einfach nur phänomenal. Über das klassische, schnörkellose Design des komplett schwarzen Modell lässt sich streiten, aber es ist direkt als Beats zu erkennen. Kann natürlich am Beats Logo auf den Gehäuse liegen, welches bei anderen Farbkombinationen noch besser zu sehen ist. Das gesamte Gehäuse ist zwar aus schwarzen Plastik gefertigt, aber dieses fühlt alles andere als billig an, sondern noch besser, als viele günstige Headsets aus Aluminium. Die Polsterung des Kopfbandes ist ein Memoryschaum und die Ohrpolster bestehen aus (nicht veganen) Leder. Leider sind diese nicht wechselbar. Alleine diese Gelenke mit der Rasterung bei der Längenverstellung sind für die Ewigkeit gebaut.

Auf der linken Ohrmuschel sind die beiden Ringe mit mechanischen Tasten zur Bedienung zu finden. Dazu noch die 3,5 mm Buchse und 5 kleine LEDs, die den Akkustand und auch den Betriebszustand anzeigen. Auf der anderen Seite befindet sich die Micro-USB Buchse zum Laden des Headsets und die Power-Taste mit einem guten Druckpunkt, die für meinen Geschmack etwas zu klein ausgefallen ist. Beim Tragen fummelt man immer wieder mit den Finger auf der Suche nach der Taste. Das war es leider auch schon, denn leider gibt es keine offiziellen Angaben zu den verbauten Treibern oder der Akkukapazität.

Der Tragekomfort des Beats Studio 3 Wireless Headset ist gut. Es sitzt bei mir nicht zu straff, aber auch nicht zu locker, kommt aber halt immer auf den jeweiligen Kopf an. Leider sind die Ohrmuscheln nicht drehbar, sondern nur minimal schwenkbar, was aber trotzdem einem guten Sitz bewerkstelligt. Allerdings schwitzt man unter den Polstern recht schnell und belüftet ist dort auch nichts. Derzeit haben wir draußen immer so um die 25°C und da wird es schon ordentlich warm, so dass meine Ohren auch mal leicht das Jucken anfangen. Dagegen hilft ein kurzes Lupfen der Ohrpolster oder schlicht mal eine kurze Pause einzulegen.

Die Bedienung des Beats Studio 3 Wireless Headset ist sehr einfach, was aber auch daran liegt, dass es nicht viel zu bedienen gibt, worauf ich weiter unten zu sprechen kommen. Auf der linken Ohrmuschel befinden sich die Bedienelemente. Auch wenn es nicht so aussieht, sind dort Tasten vorhanden. Der innere Ring mit dem Logo steuert Play und Pause oder nimmt ankommende Anrufe an. Der Ring drumherum steuert durch Drücken nach oben oder unten die Lautstärke und durch gedrückt halten springt man einen Titel nach vorne oder zurück. Drückt man die Power-Taste doppelt, schaltet man das ANC an oder aus. Das war es auch schon. Viel mehr kann man weder über die App oder anderswo anpassen. Für einen Reset auf die Werkseinstellungen hält man die Power-Taste und die Leiser-Taste zusammen für zehn Sekunden lang gedrückt und lässt dann die Tasten los. Die erste LED wird rot blinken und der Reset durchgeführt. Damit wird das Headset aber nicht aus dem Apple Account entfernt. Das muss händisch über das Löschen des Headset aus den Bluetooth-Einstellungen geschehen.

Ein erfreulicheres Thema ist die Akkulaufzeit. Bis zu 22 Stunden sollen es mit aktiven ANC sein und bis zu 40 Stunden ohne ANC. Beide Angaben habe ich im Test locker erreicht und teilweise sogar übertroffen. Lädt man das Beats Studio 3 Wireless Headset für 10 Minuten auf, soll es für bis zu 3 Stunden Musikwiedergabe reichen. Bei mir waren es in der Praxis zwar „nur“ 2 Stunden und 38 Minuten, aber auch das ist schon sehr ordentlich. Und das am Headset nr eine „alte“ Micro-USB Buchse vorhanden ist, ist für mich kein Nachteil. Funktioniert genauso gut wie USB-C oder Lightning.

Und wie klingt das Beats Studio 3 Wireless Headset? Für mich überraschend, denn ich kenne noch die „alten“ Beats by Dre Kopfhörer, wo es einfach nur Bass gab. Alles andere spielte damals keine Rolle. Das Beats Studio 3 Wireless klingt modern und natürlich überzeugt der Bassbereich. Aber nicht, weil er so extrem überrepräsentiert ist, sondern perfekt dosiert. Egal welche Musikrichtung man hört, der Bass passt einfach immer. Sauber, direkt und druckvoll ohne zu dröhnen. Da dreht man gerne auch mal lauter auf, denn selbst bei hohen Lautstärken geht dem Beats Studio 3 Wireless Headset nicht die Puste aus. Aber was ist das bei den Mitten? Irgendwo im Mitteltonbereich ist ein deutlicher Abfall herauszuhören. Der fällt bei vielen Musikrichtungen erst gar nicht so auf, aber sobald viel Stimme dabei ist, bemerkt man, dass das der Sänger bzw. Sängerin deutlich leiser als der Rest ist. Ganz eklatant hört man das bei Podcasts (wie unseren Mobi-Test Podcast) oder Filmen und das trotz der permanenten selbst optimierenden Klangqualität, die der Apple W1 Chip bietet. Erst wieder der Hochtonbereich kommt deutlich lauter rüber und auch der weiß absolut zu gefallen. Trotz des Einbruchs im Mitteltonbereich macht es einfach nur Spaß mit dem Beats Studio 3 Wireless Headset Musik zu hören.

Telefonate sind kein Problem. Man wird gut verstanden, allerdings sind wohl teilweise starke Windgeräusche zu hören. Der Anrufer ist hingegen klar und deutlich ohne Nebengeräusche zu verstehen.

Sitzt stramm aber darunter wird es warm

Was ich nicht gut finde:

Kommen wir mal zu meinem größten Kritikpunkt der Beats Studio 3 Wireless und das sind unter anderem fehlende Features wie das stark abgespeckte Multipoint, nicht vorhandenes Spatial Audio, was auch nicht von dem 3D Audio ersetzt werden kann, das nicht verbinden mit dem „Wo ist?“ Netzwerk von Apple , das fehlende Headtracking bzw. Spatial Audio (was ist das?), die fehlende Trageerkennung oder das keinerlei hochwertige Bluetooth Audio Codecs wie aptX (was ist das?) vorhanden sind. In dieser Preisklasse sind das einfach zu viele Minuspunkte.

Der Preisklasse ebenfalls nicht angemessen ist das Thema App. Für Apple iOS gibt es keine, denn durch die direkte Einbindung in das Betriebssystem wie die „normalen“ AirPods (Testberichte), braucht es das (eigentlich) auch nicht. Das ist dem verbauten Apple W1 Chip zu verdanken, womit man das Beats Studio 3 Wireless Headset kurz nach dem Einschalten auf dem iPhone oder iPad auftaucht und nach einer Verbindung fragt. Ein paar Sekunden später ist das Headset verbunden und auf allen Apple Geräten verfügbar. Aber diese Einbindung in iOS ist nicht so, wie man sie von AirPods kennt, aber auch dazu später mehr. Für Android gibt es die Beats App (Android), Welche aber auch nicht wirklich viel zu bedienen anbiete. Außer dem Namen des Headsets und das ANC ein- oder auszuschalten, gibt es da nichts. Kein Equalizer, keine Updates, keine Einstellungen zur Bedienung, Nichts.

Unter Android ist die App…

Wer schon mal einen „echten“ AirPod in Verbindung mit einem iPhone und einem iPad genutzt hat, kennt die perfekte Zusammenarbeit zwischen den Geräten. Völlig automatisch schalten die AirPods zwischen den Quellen hin und her, je nachdem, wo gerade die sprichwörtliche Musik spielt. Bei dem Beats Studio 3 Wireless gibt es zwar Multipoint, aber eben nicht vollautomatisch, sondern mit Handarbeit. Möchte ich die Wiedergabe vom iPad auf das iPhone umschalten, dann muss ich die Verbindung in den Bluetooth-Einstellungen der neuen Quelle, z.B. dem iPhone, aktivieren. Ist noch ein Android Smartphone wie mein Pixel 7A involviert, dann muss die Verbindung zuerst auf der alten Quelle deaktiviert werden und dann auf der neuen Quelle aktiviert werden. Machen zwar alle Konkurrenten genauso, aber hier beim Beats Studio 3 Wireless ist bekanntlich der Apple W1 Chip verbaut, der an sich diese Automatik unterstützt, aber eben nicht bei den Beats. Ein weiteres, dickes Minus.

Total nervig ist ein seit vielen Monaten bekannter Bug, bei dem sich das Beats Studio 3 Wireless Headset immer wieder mal abschaltet. Einfach so und das ohne jede Vorwarnung. Teilweise mehrmals die Stunde. Oder das ANC. An sich in Ordnung, denn man hört schon einen deutlichen Unterschies zwischen ANC an oder aus, aber in dieser Preisklasse ist das Sony WH-1000XM5 (Testbericht) die Messlatte und davon ist das Beats Studio 3 Wireless Meilenweit entfernt. Nicht nur weil es deutlich hörbar anfängt zu rauschen, sobald man ANC aktiviert, aber die Konkurrenz bietet mehrere Stufen des ANC und kann dieses teilweise, wie im Falle des Sony WH-1000XM5 (Testbericht), automatisch umschalten. Hier beim Beats ist es „einfach da oder „dumm“ und nicht sehr effektiv.

..genauso funktionsarm wie unter iOS

Fazit:

Ist das Beats Studio 3 Wireless Headset empfehlenswert? Nein, es sei denn man ist absoluter Fan der Marke und legt keinen Wert auf Features, die die Konkurrenz zum gleichen Preis oder oft genug auch darunter bietet. Das Beats Studio 3 Wireless ist weder Fisch (Apple), noch Fleisch (gleich teure Konkurrenten). Es steht zwar irgendwie Apple drauf und es ist auch ein bisschen was von Apple drin, aber viele Vorzüge des Apple W1 Chip gar nicht besitzt. Der bekannte Bug mit dem spontanen Ausschalten nervt total und dieser Einbruch im Mittelton trübt den Gesamteindruck auch noch weiter. Gehe ich von der UVP von 399 Euro aus, dann ist es der Konkurrenz von Bowers & Wilkens und Co. in allen Belangen gnadenlos unterlegen und selbst wenn ich den Straßenpreis von ca.270 Euro heranziehe, dann ist ein Sony WH-1000XM5 (Testbericht) die deutlich bessere Wahl. Daher kann ich auch kein Gütesiegel vergeben.

Offenlegung: Mobi-test.de hat dieses Gerät auf Anfrage von Cyberport als Leihgabe erhalten. Unsere Berichterstattung ist davon nicht beeinflusst und bleibt gewohnt neutral und kritisch. Der Artikel ist, wie alle anderen auf unserem Portal, unabhängig verfasst und unterliegt keinerlei Vorgaben Dritter; diese Offenlegung dient der Transparenz.

Peter W.
Beats Studio 3 Wireless

Zusammenfassung

+ sehr gute Verarbeitung
+ sehr einfache Bedienung
+ ordentliche Akkulaufzeit
+ Schnellladefunktion

– eingeschränkte Funktion trotz Apple W1 Chip
– keine Trageerkennung
– Rauschen beim ANC
– Wärmeentwicklung unter dem Polster
– mittelmäßiger Klang
– keine hochwertige Codecs
– Bug mit dem Ausschalten