Im Test des Bose Quietcomfort 45 Over-Ear Headset werde ich herausfinden, ob der Nachfolger des legendäre Bose QC35 wirklich so viel besser geworden ist, oder wer die wirkliche Konkurrenz ist.
Wer richtig gut Musik hören möchte, wird nicht um ein hochwertiges Over-Ear Headset nicht herum kommen. Schaut man sich mal auf dem Markt um, dann wird man sehr schnell auf einen Namen stoßen. Bose. Für viele der Inbegriff für High-End Kopfhörer und allen voran der Bose QuietComfort 35 II, der heute schon Kultstatus hat. Bislang war ich ein riesiger Fan des Bowers & Wilkins PX7 (Testbericht), die aber von den Shure AONIC 40 (Testbericht) abgelöst wurden und fortan unsere Bestenliste der Over-Ear Headsets anführen. Dort waren auch eine zeitlang die Bose Noise Cancelling Headphones 700 (Testbericht) und Sony WH-1000XM4 (Testbericht) vertreten.
Natürlich bewerte ich auch solche Sachen wie Verarbeitungsqualität, Konnektivität mit Android und iOS, Tragekomfort usw. denn ich treibe auch Sport und trage sie dabei. Am Ende schreibe ich auf, was ich gut finde, was ok und was ich nicht gut finde. Wie immer sind das meine ganz persönlichen Eindrücke und gerade der Klang, aber auch die Akkulaufzeit hängt extrem vom eigenen Nutzungsverhalten und Hörgewohnheiten ab. Das auch mit einer der Gründe, warum wir unsere Testberichte eher kurz halten, denn niemand elend lange Texte lesen und daher konzentrieren wir uns auf besonders erwähnenswerte Merkmale.
Wie ich genau teste und worauf ich dabei so achte, habe ich hier im Detail beschrieben -> Link
Technische Daten Bose QuietComfort 45:
- Bluetooth 5.1
- Bluetooth Profile A2DP, AVRCP, HFP, HSP (was ist das?)
- Bluetooth Codec AAC, SBC (was ist das?)
- Freisprechfunktion
- 2-stufiges ANC
- Tastenbedienung
- USB Typ-C
- 2,5 mm Klinkenbuchse
- Sprachassistenten
- Speicher für bis zu 8 Geräte
- Multipoint Verbindungen (was ist das?)
- 241 g
- 184 x 152 x 76,2 mm (Headset)
- bis zu 24 Stunden Akkulaufzeit
Produktseite: bose.de/quietcomfort-45
Deutsche Bedienungsanleitung: bose.com/quietcomfort-45_de.pdf
Erhältlich ist das Bose Quietcomfort 45 Headset in weiß oder schwarz bei Amazon* zum Preis von 249,99 Euro.
Was ich gut finde:
In der Verpackung findet man neben dem Headset als solches noch ein Transportetui, ein USB-C-Ladekabel mit 30 cm Länge, ein 3,5 auf 2,5 mm Klinkenkabel und eine deutsche Kurzanleitung. Alles wichtige passt in das schicke Case aus Kunstleder, welches wirklich sehr kompakt ausfällt. Überhaupt fällt auf, dass man das Headset sehr kompakt zusammenlegen kann. Bei der Gelegenheit können wir auch gleich über die, über jeden Zweifel erhabene, hervorragende Verarbeitungsqualität sprechen. In dieser Preisklasse üblich, aber gerade die neuen, etwas dickeren und damit weicheren Polster, sind alleine schon eine besondere Erwähnung wert. Selbst nach vielen Stunden am Stück drückt selbst mir als Brillenträger nichts und sitzt einfach nur perfekt. Ja, im Sommer wird es unter den Polstern natürlich warm. Wer das bemängelt, sollte sich im Sommer halt mal keinen dicken gefütterten, weichen Mantel aus Kunstleder anziehen und dann jammern.
Der Kopfbügel mit der feinen Rasterung und dem weiten Verstellbereich sitzt nicht zu stramm, aber auch nicht zu locker. Mit dem Schraubstock der Bowers & Wilkins PX7 (Testbericht) nicht zu vergleichen. Eben perfekt. Auch die weite Drehbar- und Kippbarkeit der beiden Ohrmuscheln ist lobenswert. Wie immer findet man auf der rechten Ohrmuschel den Ein/Aus-Schalter und darin integriert auch die Schalterstellung zum Verbinden. Auch die Tasten für die Steuerung der Wiedergabe sind an gewohnter Stelle zu finden. Die mittlere Taste für Play und Pause ist dabei fühlbar abgesenkt, um die Orientierung für die Finger bei der Bedienung zu erleichtern. Dazu noch die USB Typ-C Buchse zum Laden des Headsets, welche aber einen Nachteil hat, die ich weiter unten ansprechen muss.
An der linken Ohrmuschel ist die Taste zur Steuerung des ANC zu finden und die 2,5 mm Klinkenbuchse. Leider setzt auch Bose, wie z.B. JBL, auf diesen kleineren Stecker, liefert aber das passende Kabel mit einem 3,5 mm Stecker am anderen Ende mit. Auf beiden Ohrmuscheln findet man noch vier Mikrofone.
Wie groß die verbauten Treiber sind, darüber schweigt sich Bose leider aus, aber es dürften um die 40 mm sein. Als Codecs kommen die üblichen AAC und SBC (was ist das?). Wer auf der Suche nach aptX oder LDAC ist, muss sich anderweitig umsehen, was aber für mich kein Nachteil ist. Was viele nicht beachten ist, dass auch das Smartphone und der Anbieter der Musik wie z.B. Spotify auch diese Codecs bzw. Bandbreiten anbieten müssen. Wenn nur das Headset über einen tollen Codec verfügt, aber der Rest der Kette nicht, dann wird er vom Smartphone schlicht nicht genutzt. In unserem Audiokolleg zum Thema „Headsets und Codecs“, haben wir das näher beleuchtet. Ansonsten sind noch die bekannten Sprachassistenten integriert und ein 2-stufiges ANC.
In dieser Preisklasse Standard ist Multipoint (was ist das?), also die Möglichkeit mit zwei Geräten gleichzeitig verbunden zu sein. So schaue ich auf meinem iPad einen Film, als ein Anruf auf dem iPhone eingeht. Die Wiedergabe wird gestoppt und der Anruf an das Headset übergeben. Nach dem Auflegen läuft der Film weiter. Im Alltag ein sehr geniales Feature.
Die Bedienung ist dank der eingängigen Tastenbelegung sehr einfach und intuitiv. Eine Bedienung per Touch ist nicht vorhanden. Alles ganz altmodisch per Tasten mit einem sehr guten Druckpunkt. Laut, Leiser ist klar und hält man die Tasten gedrückt, steigert bzw. reduziert sich die Lautstärke weiter. Play, Pause und den Titelsprung steuert man über die mittlere Multifunktions-Taste durch kurzes Drücken oder gedrückt halten. Die ANC-Taste kennt nur einen Befehl. Umschalten zwischen ANC und den Umgebungsmodus. Apropos ANC. Zum zurücksetzen auf die Werkseinstellungen im eingeschalteten Zustand den Schiebeschalter für 15 Sekunden ganz nach rechts drücken und gedrückt halten.
Dieses wird mit jeder Generation besser, denn schon die neuen, dickeren, Polster bieten eine mehr als deutliche Reduktion der Umgebungsgeräusche. Aktiviert man das ANC wird es still um einen. Echt heftig, aber immer noch minimal hinter der nahezu perfekten Geräuschunterdrückung des Sony WH-1000XM4 (Testbericht). Aber das alles spielt auf einem so hohen Niveau, dass es in den allermeisten Fällen mehr als ordentlich sein sollte. Der Umgebungsmodus, bei Bose „Aware-Modus“ genannt, bringt die nötige Portion Umgebungsgeräusche zu Gehör, um im Straßenverkehr nicht überfahren zu werden oder in der Bahn nicht die nächste Station zu verpassen. Warum es nicht mehr Stufen wie beim Bose Noise Cancelling Headphones 700 (Testbericht) gibt, bleibt ein Geheimnis, aber ich vermisse es nicht wirklich.
Weiterer Pluspunkt ist die enorme Akkulaufzeit. Wer nicht die ganze Zeit auf Vollgas hört, wird trotz aktiven ANC die versprochenen 24 Stunden ohne Akkuladung erreichen. Bei mir war bei „normalen“ Hörlautstärken und zwischendurch auch mal etwas (viel) lauter, erst nach 26 Stunden und 32 Minuten Schluss. Dank Schnellladen sollen 15 Minuten ausreichen, um bis zu 3 Stunden Musik hören zu können. Bei mir waren es exakt 2 Stunden und 44 Minuten. Allerdings gibt es auch hier eine Kleinigkeit zu bemängeln, was ich weiter unten bei „Was ich nicht gut finde“ beschreibe. Die Verbindungsqualität ist dagegen sehr gut, was aber maßgeblich von den baulichen Gegebenheiten abhängt und daher nicht gesondert bewertet wird. Ich kann mich durch meine komplette Wohnung mit 115 m² bewegen, ohne das die Verbindung verloren geht.
Die Bose Music App (Android / iOS) ist sehr übersichtlich gehalten, was auch den Funktionsumfang betrifft, aber absolut ausreichend. Neben der Verwaltung der verbundenen Geräte kann man mit ihr Updates der Firmware durchführen, einen wirklich brauchbaren Equalizer aktivieren und die Sprache auf Deutsch umstellen. Auch dazu gleich mehr.
Und wie klingt das Bose QuietComfort 45? Bose steht seit jeher für einen eher neutralen Klang und diesen Trend setzt das 45er natürlich vor. Mehr noch. Understatement pur, schön warm, weich und rund. Bloß nicht auffallen. Um keinen Preis, aber im positiven Sinne. Es klingt angenehm rund. Einfach nur entspannt Musik hören und das bis zum höchsten Pegel. Nicht erst seit dem Shure AONIC 40 (Testbericht) bin ich ein echter Fan dieser Abstimmung. Da ist nichts überzogen und funktioniert mit allen Musikrichtungen. Wem es nicht gefällt, kann mit dem Equalizer gezielt eingreifen. Die Bässe kommen präzise, dich zu fett, aber auch nicht dünn aus der Membran. Die mittleren Töne schließen sich direkt an und übergeben klaglos an die Hochtonfraktion. Das Geschehen spielt auf einer sehr breiten Bühne mit viel Raum und Tiefe. Das alles mit einer Gelassenheit, die einfach nur gute Laune macht. Auf Augenhöhe mit dem Shure AONIC 40 (Testbericht), minimal besser als beim „kleinen“ Bruder Bose Noise Cancelling Headphones 700 (Testbericht) und Sony WH-1000XM4 (Testbericht), aber an das Bowers & Wilkins PX7 (Testbericht) kommt es nicht ganz heran, denn dieses bietet dann doch noch etwas mehr von allem.
Der neutrale Klang macht sich auch bei Telefonaten positiv bemerkbar. Anrufer haben das nötige Fundament ohne künstlich zu klingen. Man selber wird ebenfalls sehr gut verstanden und die Mikrofone filtern gekonnt die meisten Nebengeräusche heraus.
Was ich nicht gut finde:
Ja, es gibt leider auch ein paar Punkte, die ich nicht so gut finde. So gibt es keine Trageerkennung. Warum nicht? Ein Komfortmerkmal, welches viele nicht mehr missen wollen. Setze ich das Headset ab, spielt die Musik ungeniert weiter. Zwar gibt es eine Akkuschonende automatische Abschaltung, aber diese greift erst, wenn keine Musik läuft. Legt man das Headset ab und vergisst es zu pausieren, dann spielt es so lange, bis der Akku leer ist.
Mindestens genauso merkwürdig ist die Tatsache, dass man das Bose QuietComfort 45 nicht nutzen kann, solange es aufgeladen wird. Das bekommen selbst 50 Euro Headsets hin. Warum nicht auch Bose? Muss man nicht verstehen. Oder diese verstörenden deutschen Sprachbefehle. Hat die sich mal ein Verantwortlicher von Bose vorab angehört? Grauenhaft und so gut wie nie zu verstehen, weil Zahlen wie die 13 als einzelne Zahlen Eins und Drei vorgelesen werden. Und wehe man hat ein Gerät wie das OnePlus Nord CE 5G verbunden. Hört sich echt lachhaft an, denn man versteht alles, nur nich das, was es ist. Daher idealerweise in der Bose Music App direkt abschalten.
Fazit:
Ist das Bose QuietComfort 45 empfehlenswert? Ja und das uneingeschränkt. Es ist eine logische Weiterentwicklung des schon legendären Bose QuietComfort 35 II, ohne zu vergessen, woher es kommt. Ein absolut harmonischer, schöner Klang ohne Ausfälle gepaart mit einem sehr guten ANC, einem hervorragenden Tragekomfort, sehr guter Akkulaufzeit und einfacher Bedienung. Wer diesen neutralen Klangcharakter mag, aber noch länger ohne Steckdose auskommen möchte, kann sich mal das Shure AONIC 40 (Testbericht) anhören oder für noch mehr Wumms das Bowers & Wilkins PX7 (Testbericht). In Punkto ANC kommt derzeit noch keiner am Sony WH-1000XM4 (Testbericht) vorbei. Ohne Frage gibt es das Gütesiegel.
Offenlegung: Mobi-test.de hat dieses Gerät auf Anfrage von Cyberport als Leihgabe erhalten. Unsere Berichterstattung ist davon nicht beeinflusst und bleibt gewohnt neutral und kritisch. Der Artikel ist, wie alle anderen auf unserem Portal, unabhängig verfasst und unterliegt keinerlei Vorgaben Dritter; diese Offenlegung dient der Transparenz.
Bose QuietComfort 45
Zusammenfassung
+ sehr gute Verarbeitung
+ guter Klang
+ sehr gutes ANC
+ Multipoint
+ sehr guter Tragekomfort
+ Schnellladefunktion
– keine Trageerkennung
– schlechte verständliche Sprachbefehle
– beim Laden nicht nutzbar