Edifier STAX Spirit S3 im Test – wie gut ist das Over-Ear Headset?

Im Test habe ich das Edifier STAX Spirit S3 Over-Ear Headset und damit das Topmodell des Herstellers, der sich nicht lumpen lässt und bei der Bestückung auf hochwertige Planar-Treiber setzt. Aber wo Licht, gibt es doch sicher auch Schatten und das angesichts einer UVP von 349 Euro schaue oder besser gesagt höre ich mir dieses Headset doch mal genauer an.

Mit dem Edifier W860NB (Testbericht) habe ich schon mal ein Mittelklasse Modell testen dürfen und war bei der Vergabe des Gütesiegels selten so hin- und hergerissen. Vor kurzem habe ich ja einen großen Vergleich zwischen den Apple AirPods Max, das Bowers & Wilkins PX8, das Bose QuietComfort Ultra und das Sony WH-1000XM5 (Link zum Vergleichstest) veröffentlicht und kurz darauf erreichte mich die Anfrage von Edifier, ob ich nicht das Edifier STAX Spirit S3 testen möchte. Beim Blick auf die UVP musste ich zweimal hinschauen, denn ehrlicherweise habe ich nicht direkt Edifier im Kopf, wenn ich an Headsets jenseits der 300 Euro Marke denke. Genau das will man mit dem Edifier STAX Spirit S3 ändern, denn die Bezeichnung STAX kommt nicht von ungefähr. Denn 2012 wurde der Traditionshersteller STAX von Edifier übernommen. Und schon kommt man auf die Spur der verbauten Planar-Treiber, denn für die ist STAX berühmt. Ich bin also mehr als gespannt, ob sich hier mal wieder eine echte Perle zeigt und der etablierten Konkurrenz die Richtung weist.

Wie ich genau teste und worauf ich dabei so achte, habe ich hier im Detail beschrieben (Link zum Artikel). Natürlich bewerte ich auch solche Sachen wie Verarbeitungsqualität, Konnektivität mit Android und iOS, Tragekomfort usw. Am Ende schreibe ich auf, was ich gut finde, was ok und was ich nicht gut finde. Wie immer sind das meine ganz persönlichen Eindrücke und gerade der Klang, aber auch die Akkulaufzeit hängt extrem vom eigenen Nutzungsverhalten und Hörgewohnheiten ab. Das auch mit einer der Gründe, warum wir unsere Testberichte eher kurz halten, denn niemand elend lange Texte lesen und daher konzentrieren wir uns auf besonders erwähnenswerte Merkmale.

Edifier STAX Spirit S3 günstig bei Amazon kaufen*
Edifier STAX Spirit S3 günstig bei Amazon kaufen*

Technische Daten Edifier STAX Spirit S3:

  • 89 x 70 mm Planar-Treiber
  • 20 Hz – 40 kHz
  • 94 dB ±3 dB
  • Bluetooth 5.2
  • Bluetooth Profile A2DP, AVRCP, HFP (was ist das?
  • Bluetooth Codec: SBC, aptX, aptX Adaptive, aptX HD (was ist das?
  • Freisprechfunktion
  • Multipoint (was ist das?)
  • Sprachassistenten
  • spritzwassergeschützt nach IPX5 (was bedeutet das?)
  • Ohrpolster wechselbar
  • USB Typ-C
  • Fast Charge
  • 1500 mAh
  • 334 g

Produktseite: edifier.com/s3

Deutsche Bedienungsanleitung: edifier.com/edifiers3_anleitung.pdf

Erhältlich ist das Edifier STAX Spirit S3 Headset in schwarz bei Amazon* zum Preis von 349,99 Euro.

Der Lieferumfang des Edifier STAX Spirit S3

Was ich gut finde:

Im Lieferumfang des Edifier STAX Spirit S3 ist nicht nur das Headset als Solches, sondern noch ein Case, ein Satz „Cooling-Mesh“““-Polster, ein Werkzeug zum Wechseln derselbigen, ein USB-A auf USB-C Ladekabel, ein 3,5 mm Stereo-Klinkenkabel, ein 6,3 mm Klinkenstecker-Adapter und eine deutsche Kurzanleitung. Das Case erscheint zunächst einmal recht pummelig, ist aber am Ende auch nicht größer als andere. Im Inneren ist es sehr weich ausgeschlagen mit einem herausnehmbaren Trenner und bietet ein Netz mitsamt Klettverschluss, um die Kabel und anderes Zubehör sicher zu lagern.

Nimmt man das Edifier STAX Spirit S3 zum ersten mal in die Hand, wird man unweigerlich das realtiv hohe Gewicht von 334 Gramm bemerken. Nur die Apple AirPods Max (Testbericht) sind noch etwas schwerer. Dagegen wiegt das Bose QuietComfort Ultra (Testbericht) knapp 100 Gramm weniger. Obwohl es aus Plastik besteht, ist das Headset sehr gut verarbeitet. Dabei ist alles nur einfaches Plastik, denn die Flächen der beiden Ohrgondeln bestehen aus echter Karbonfaser. Das Kopfband und auch die vormontierten Ohrpolster haben einen Bezug auch echten Lammleder, alternativ kann man die Polster gegen die, einem kleinen Säckchen, mitgelieferten Ohrpolster aus atmungsaktiven Cool-Mesh-Stoff montieren. Zur Demontage der Ohrpolster dient das im Lieferumfang enthaltene dreieckige Platikteil im Look eines Gitarrenplektron.

Das Case des Edifier STAX Spirit S3 bietet genügend Platz

Die Längenverstellung ist zwar gut, aber kommt nicht an die von Apple, Bowers & Wilkens oder Bose heran. Selbiges gilt auch für die Scharniere der beiden klapp- und drehbaren Ohrgondeln. Absolut zweckmäßig, aber nicht so High-End, wie bei der Konkurrenz. Auf der linken Seite ist die USB-C Buchse zu finden und daneben eine kleine LED. Dagegen ist auf der rechten Seite die 3,5 mm Klinkenbuchse vorhanden sowie drei Tasten. Dabei eine Leiser-Taste, in der Mitte und leicht abgesetzt, die Multifunktionstaste und eine Lauter-Taste. Die Tragerichtung wird übrigens durch aufgedruckte „L“ und „R“ im Inneren des Kopfbandes angezeigt. Der Tragekomfort ist sehr gut, egal welche Ohrpolster montiert hat, allerdings gefallen mir persönlich die lederenen besser, weil deutlich weicher. Der Edifier STAX Spirit S3 sitzt zwar ziemlich stramm, aber selbst mir als Brillenträger drückt da auch nach Stunden nichts.

Im Inneren kommt das eigentliche Highlight der Edifier STAX Spirit S3 zur Sprache – planare magnetostatischen Treiber, für die STAX so bekannt ist. Sie messen jeweils 89 x 70 Millimeter und sind damit deutlich größer als die der Konkurrenz, was sich ganz sicher im Klang bemerkbar machen wird. Die Technik dahinter ist echtes High-Tech und ein Fest für echte Auskenner. Mir ehrlich gesagt zu kompliziert, denn mich interessiert, was am Ende rauskommt. Dazu gibt es noch Multipoint (was ist das?), das etwas angestaubte Bluetooth 5.2 und die hochwertigen Audio-Codecs aptX, aptX Adaptive, aptX HD (was ist das?). Aber auch hier direkt wieder der Hinweis, dass diese nur von Smartphones genutzt werden können, die ebenfalls aptX unterstützen, womit schon mal alle iPhones raus sind, und nicht zuletzt muss die Musikquelle auch solche Qualitäten liefern. Ein hochwertiger Codec ist an sich eine tolle Sache, aber in einem Punkt patzt das Edifier STAX Spirit S3, worauf ich weiter unten eingehen muss.

Optisch sehr zurückhaltend, aber gut verarbeitet

Dank der wenigen Tasten ist die Bedienung des Edifier STAX Spirit S3 sehr einfach. Laut und Leiser steuert man über die entsprechenden Tasten, Play und Pause über die mittlere Multifunktionstaste. Drückt man diese doppelt, kann man zwischen den drei Klangmodis umschalten und drückt man die Taste dreimal , dann kann man den Gaming-Modi aktivieren. In der App kann man das ein Stück weit einstellen. Kommt ein Anruf rein, kann man dieses über drücken der mittleren Taste annehmen und auch wieder auflegen. Mehr ist da nicht, denn eine Bedienung per Touch ist beim Edifier STAX Spirit S3 nicht vorgesehen.

Der Hersteller verspricht bei den Edifier STAX Spirit S3 eine Laufzeit von bis zu 80 Stunden, allerdings habe ich diese Angabe um mehrere Stunden übertroffen. Erst nach sage und schreibe 92 Stunden und 3 Minuten schaltete sich das Headset ab. Ich dachte schon es wäre defekt, weil die LED einfach nicht aufhören wollte zu leuchten. So lange hat bislang noch kein Headset durchgehalten. Nicht einmal annähernd. Aber das gilt nur in Verbindung mit Android, denn nur da kann der Qualcomm Snapdragon Sound seine Stärken ausspielen. Mit einem iPhone gibt es bei weitem nicht so gute Akkualufzeiten. Aber das Beste kommt noch, denn es reichen gerade einmal 10 Minuten Aufladen, um weitere 11 Stunden zu hören. Auch diese Angabe lässt sich etwas nach oben korrigieren. Einziger Wehrmutstropfen – das Headset schaltet sich ab, sobald es an das Ladekabel angeschlossen wird und auch im Kabelbetrieb verbraucht es den Akku. Das Edifier STAX Spirit S3 ist aber ein absolutes Ausdauermonster – unter Android.

Zwei Buchsen und drei Tasten – mehr gibt es nicht

Und wie klingt der Edifier STAX Spirit S3? Sehr ausgewogen, aber mit einer begeisternden Gelassenheit und das bei allen Musikrichtungen. Klanglich kann das S3 locker mit dem Bowers & Wilkins PX8 (Testbericht) mithalten, der allerdings auch weitaus teurer ist. Aber – die folgenden Zeilen gelten nur für Android Smartphones. Im Zusammenspiel mit einem iPhone bleibt von dem schönen Klang nichts mehr übrig als 0815. Dazu mehr im Fazit. Daher sollten nur noch Nutzer eines Android Smartphone weiterlesen.

Bevor man richtig loslegt, noch mal kurz ein Wort zum Quasi-Equalizer. Man hat drei Voreinstellungen zur Auswahl. „Classic“ hat nichts mit klassischer Musik zu tun. Die Bezeichnung deutet eher auf einen eher allgemeinen Klangcharakter hin, denn hier sind der Bass- und der Hochtonbereich deutlich überhöht, wie man es bei vielen anderen Headsets kennt. Man nennt das auch gerne mal Badewannen-Klangcharakter, weil die Kurve eben wie eine Badewanne aussieht. Als nächstes „Hi-Fi“, bei dem der Bass deutlich reduziert daherkommt und auch die Höhen ein gutes Stück zurückgenommen wurden. Zuletzt wäre da noch „STAX“. Ein Mix aus beiden. Also basslastiger als Hi-Fi, aber nicht so überhöht wie bei Cöassic und dasselbe bei den Höhen. Welche am besten klingt, muss jeder für sich entscheiden. Da man den Equalizer nicht abschalten kann, habe ich den Klangtest mit der Einstellung „STAX“ durchgeführt.

Die Ohrpolster des Edifier STAX Spirit S3 sind wechselbar

Und hier legt der Edifier STAX Spirit S3 eine Gelassenheit an den Tag, die einfach nur begeistert. Egal welche Art von Musik aus meiner Test-Playlist und egal welche Lautstärke – der S3 lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und liefert einen Klang, den ich in dieser Preisklasse bislang nicht erlebt habe. Privat nutze ich die Apple AirPods Max (Testbericht), habe aber noch die Bose QuietComfort Ultra (Testbericht) und die Bowers & Wilkins PX8 (Testbericht) hier liegen gehabt. Sie alle klingen richtig gut, aber beim Edifier STAX Spirit S3 fällt auf, dass die Bässe zwar nicht markerschütternd sind, dafür aber unheimlich schnell und präzise. Dazu ein Mitteltonbereich, der einer Adele das Volumen zur Seite stellt, die ihre fantastische Stimme so richtig zur Geltung bringt. Über den kristallklaren, aber niemals nervigen Hochtonbereich freut sich eine Sia, denn gerade ein Titel wie „Chandelier“ kommt mit einer Leichtigkeit zu Gehör, die ich so bislang nicht erleben durfte. Das volle Potential des Edifier STAX Spirit S3 kommt aber ganz klar mit komplexen Musikmaterial zu Tage. Live Aufnahmen von The Doors oder Pink Floyd, klassische Stücke oder frühe Titel von Michael Jackson. MAn erlebt sie durchaus neu. Mit dabei eine Räumlichkeit und Tiefe, welche in dieser Preisklasse ihresgleichen sucht. Ab sofort bin ich Fan von hochwertigen Planar-Treibern, aber eben nur mit Einschränkungen, die ich im Fazit benenne.

Was ich nicht gut finde:

Größter Kritikpunkt beim Edifier STAX Spirit S3 ist das Fehlen des AAC Codec (was ist das?) von Apple. Den braucht es, um die Apple Geräte mit einem einigermaßen brauchbaren Codec nutzen zu können, da Apple an freien Codecs außer AAC nur noch SBC unterstützt. Somit bleibt nur noch die absolute Minimallösung in Form des SBC Codecs, der wirklich von der Qualität her das unterste überhaupt ist. Wer das Edifier STAX Spirit S3 also mit einem iPhone bzw. iPad nutzen möchte, schaut in die Röhre, denn der aptX Codec nützt hier rein gar nichts und das ist in dieser Preisklasse indiskutabel.

Der Tragekomfort des Edifier STAX Spirit S3 ist sehr gut

Das Edifier STAX Spirit S3 besitzt auch keine aktive Geräuschunterdrückung. Man kann über ein ANC denken, was man will. In dieser Preisklasse ist das ein absolutes Muss, es sei denn, man distanziert sich als Hersteller mit einer schicken Begründung von wegen Klangeinbußen, Rauschen usw. Ist bei Edifier leider nicht der Fall und das gefällt mir nicht, da es nicht einmal einen Transparenzmodus gibt. Die Ohrpolster aus Leder bieten zwar eine einigermaßen gute Abdichtung gegenüber der Außenwelt, was zu Hause und vielleicht noch im Büro funktioniert, aber draußen oder gar in den Öffentlichen Verkehrsmitteln, wird man das fehlende ANC sehr schnell vermissen. Es gibt auch keine Trageerkennung. Das Edifier STAX Spirit S3 spielt also munter weiter, wenn man es absetzt. Darf in dieser Preisklasse auch nicht fehlen.

Das Edifier STAX Spirit S3 kann natürlich auch mit einer App verbunden werden und die nennt sich Edifier Connect (Android / iOS). Die App ist an sich sehr übersichtlich, was aber wohl daran liegen wird, dass man nicht viel einstellen kann. Auf dem ersten Screen kann man wählen, welche Ohrpolster man im Einsatz hat, was sich klanglich durchaus bemerkbar macht. Durch wischen nach links gelangt man zu einem (sehr, sehr) einfachen Equalizer, der aus ingesamt 3 Presets besteht. Es stehen „Classic“, „Hi-Fi“ und „STAX“ zur Auswahl. Sie unterscheiden sich zwar deutlich in der Klangcharakteristik, aber selbst Hand anlegen kann man nicht, auch keine eigenen Presets erstellen. Nochmals weiter nach links wischen und man kann den Game-Modus mit einer niedrigeren Latenz aktiviern. Rechts oben findet man noch ein Zahnrad-Symbol, über welches man die eigentlichen (sehr wenigen) Einstellungen vornehmen kann. Es gibt auch keinen Unterschied zwischen Android und iOS, außer dass es bei Android eine Benachrichtigung gibt, über die man alles ebenfalls einstellen kann und beim iPhone gibt es dafür ein Widget. Das ist zwar alles sehr einfach zu benutzen, aber die Konkurrenz bietet da eben deutlich mehr.

Die Edifier Connect App ist schlicht gehalten

Fazit:

Ist das Edifier STAX Spirit S3 empfehlenswert? Ja, ja, ja, aber nur, wenn man ein Android Smartphone nutzt, welches über den aptX Codec verfügt. Welche das sind, findet man auf der offiziellen Homepage von Qualcomm aptX (Link zur Homepage). Mein Pixel 7a gehört dazu und so konnte ich zusammen mit TIDAL HIFI Plus das Maximum auskosten und das ist derart gut, dass die Faszination für Planar-Treiber absolut nachvollziehen kann. Dieses Headset ist nichts für die Bumbumm-Fraktion oder für Pendler, denn das fehlende ANC ist einer der Kritikpunkte. Über die App kann man diskutieren, denn nötig ist sie an sich nicht, aber das der größte Kritikpunkt ist für mich der fehlende AAC Codec für Apple. Ich kann nicht verstehen, wie man Millionen Apple Nutzer derart aussperren kann, denn um am Ende mit dem Minimal-Codec SBC zu hören, brauche ich keinen Edifier STAX Spirit S3 kaufen und dafür gibt es auch kein Gütesiegel. Schade, denn das Potential wie eine unfassbare Akkulaufzeit ist vorhanden, aber es wurde unnötig beschnitten und dazu zähle ich auch das Fehlen einer Trageerkennung.

Offenlegung: Mobi-test.de hat dieses Gerät auf Anfrage vom Hersteller als Leihgabe erhalten. Unsere Berichterstattung ist davon nicht beeinflusst und bleibt gewohnt neutral und kritisch. Der Artikel ist, wie alle anderen auf unserem Portal, unabhängig verfasst und unterliegt keinerlei Vorgaben Dritter; diese Offenlegung dient der Transparenz.

Print Friendly, PDF & Email
Peter W.
Edifier STAX Spirit S3

Zusammenfassung

+ wechselbare Ohrpolster
+ sehr guter Klang (mit Android)
+ aptX Codec
+ Multipoint
+ sehr gute Akkulaufzeit
+ Schnellladefunktion
+ einfache Bedienung

– kein AAC Codec
– keine Trageerkennung
– kein ANC
– kein Equalizer

2 Kommentare zu „Edifier STAX Spirit S3 im Test – wie gut ist das Over-Ear Headset?“

Kommentarfunktion geschlossen.