Edifier WH950NB im Test – wie gut ist das Headset wirklich?

Im Test habe ich das Edifier WH950NB Over-Ear Headset, welches mit ANC, LDAC Codec und einer sehr guten Akkulaufzeit punkten möchte. Aber wie funktioniert das alles im Alltag und vor allem, wie klingt das gute Stück?

Gerade erst habe ich das Edifier STAX Spirit S3 (Testbericht) testen dürfen, habe aber am Ende das Gütesiegel nicht vergeben, was aber mehrere Gründe angesichts des Preise hatte. Das Edifier WH950NB liegt mit einem Preis von 149 Euro genau in dem Preisbereich, den viele für ein hochwertiges Headset bereit sind auszugeben. Laut Datenblatt könnte hier eine echte Perle auf mich warten und die gilt es zu heben. In dieser Preisklasse habe ich in meiner persönlichen Bestenliste der Over-Ear Headsets das Anker Soundcore Space Q45 (Testbericht) stehen und dieses kostet dasselbe und ist laut Datenblatt sogar noch ein bisschen besser ausgestattet. Eine Klasse weiter habe ich schon mal das Edifier W860N (Testbericht) testen dürfen, habe aber auch dort kein Gütesiegel vergeben können. Nun ist es am Edifier WH950NB, das Ruder endlich mal herum zu reißen und das erste Gütesiegel einzuheimsen.

Wie ich genau teste und worauf ich dabei so achte, habe ich hier im Detail beschrieben (Link zum Artikel). Natürlich bewerte ich auch solche Sachen wie Verarbeitungsqualität, Konnektivität mit Android und iOS, Tragekomfort usw. Am Ende schreibe ich auf, was ich gut finde, was ok und was ich nicht gut finde. Wie immer sind das meine ganz persönlichen Eindrücke und gerade der Klang, aber auch die Akkulaufzeit hängt extrem vom eigenen Nutzungsverhalten und Hörgewohnheiten ab. Das auch mit einer der Gründe, warum wir unsere Testberichte eher kurz halten, denn niemand elend lange Texte lesen und daher konzentrieren wir uns auf besonders erwähnenswerte Merkmale.

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Technische Daten Edifier WH950NB:

  • 40 mm Treiber
  • 20 Hz – 40 kHz
  • 91 dB ±3 dB
  • Bluetooth 5.3
  • Bluetooth Profile A2DP, AVRCP, HFP (was ist das?
  • Bluetooth Codec SBC, LDAC (was ist das?
  • Freisprechfunktion
  • Multipoint (was ist das?)
  • ANC
  • Sprachassistenten
  • wechselbare Ohrpolster
  • spritzwassergeschützt nach IPX5 (was bedeutet das?)
  • USB Typ-C
  • 297 g
  • Fast Charge

Produktseite: edifier.com/wh950nb

Deutsche Bedienungsanleitung: edifier.com/Edifier WH950NB_Anleitung.pdf

Erhältlich ist das Edifier WH950NB Headset in weiß oder schwarz bei Amazon* zum Preis von 149,99 Euro.

Der Lieferumfang des Edifier WH950NB

Was ich gut finde:

In der Verpackung des Edifier WH950NB findet man zunächst einmal das Case und darin dann das Headset, ein USB-A auf USB-C Ladekabel, ein 3,5 mm Klinkenkabel, ein Airline-Adapter und eine deutsche Kurzanleitung. Das Case ist eines der besseren seiner Art, ist innen mit einem weichen Stoff ausgeschlagen und bietet ein Netz, in dem die ganzen Kabel und Adapter Platz finden. Schön finde ich, dass das Netz per Klett verschlossen werden kann. Das Headset ist faltbar und sieht meiner Meinung nach sogar hochwertiger aus, als das mehr als doppelt so teure Edifier STAX Spirit S3 (Testbericht). Aber das ist eben reine Geschmacksache.

Hochwertiges Design beim Edifier WH950NB

Das Kopfband und die beiden Ohrpolster bestehen aus einem Proteinleder, das neue Wort für Kunstleder, wobei die Ohrpolster noch über einen weichen Memoryfoam verfügen. Das Headset besteht ansonsten komplett aus Plastik, ist aber sehr gut verarbeitet. Die Längenverstellung ist optisch sehr schön umgesetzt und bietet einen weiten Verstellbereich. Selbiges gilt für die Gelenke an den Ohrgondeln. Die Kappen der Ohrgondeln sehen aus wie mit Leder bezogen und wirken mit dn kupferfarbigen Umrandungen der beiden Mikrofone sehr hochwertig. Die Ohrpolster sind wechselbar und im Inneren ist ein großes „L“ und „R“ eingedruckt. An der linken Ohrgondel ist die 3,5 mm Klinkenbuchse zum Laden und eines der vier Mikrofone. Rechts dann ein weiteres Mikrofon, eine kleine LED, die USB-C Buchse, die Mutlifunktionstaste und die kombinierte Taste für Lautstärke usw. Die Tasten haben gute Druckpunkte und sind auch gut ertastbar.

Das Case bietet ausreichend Platz für das Edifier WH950NB und die Kabel

Das Edifier WH950NB sitzt ausgesprochen bequem auf dem Kopf. Nicht zu stramm, aber auch nicht zu locker. Die weichen Ohrpolster tragen wesentlich dazu bei, denn sie dichten schon ohne aktiviertes ANC sehr gut ab. Das hat andererseits den klitzekleinen Nachteil, dass es im Sommer sicher sehr warm unter den Polstern werden wird. Eine Hinterlüftung ist in dieser Preisklasse leider noch nicht zu finden. Sehr gut gefällt mir aber auch die Flexibilität beim Einstellen auf den Kopf. Alles im Allem macht das Edifier WH950NB in Punkto Verarbeitung eine gute Figur.

Im Inneren des Edifier WH950NB ist ein 40 m Treiber im Einsatz, also klassenüblicher Standard, welcher aber Frequenzen von 20 Hz bis hoch zu 40 kHz zu Gehör bringen soll. Dazu gibt es Bluetooth 5.3, womit Probleme bei der Bluetooth-Verbindung und der Reichweite endgültig der Vergangenheit angehören sollten. Ich hatte weder mit iOS noch Android irgendwelche Probleme. Man kann sich problemlos durch eine Wohnung bewegen, ohne das die Verbindung abreißt. Und Hand aufs Herz, wer bewegt sich heutzutage mehr mal als 10 Meter von seinem Handy weg, ohne es mitzunehmen und über mehrere Etagen kann Bluetooth schlicht funktionieren. Dank Multipoint (was ist das?) kann das Edifier WH950NB mit zwei Geräten gleichzeitig verbunden werden. Mir fehlt aber eine Funktion, worauf ich weiter unten eingehen werde.

Die Tasten und Buchsen sind gut erreichbar

Als hochauflösenden Codec gibt es LDAC von Sony (was ist das?), der sich so langsam gegen aptX durchsetzen kann, aber wie immer gilt auch hier, dass auch das Smartphone diesen Codec unterstützen muss, womit schon mal alle iPhones rausfallen und auch die Masse an Android Smartphones herausfällt und nicht zuletzt muss auch die Musikquelle entsprechend hohe Qualitäten liefern. Passt ein Glied dieser Kette nicht, wird der LDAC Codec schlicht nicht genutzt.

Die Bedienung des Edifier WH950NB erfolgt rein über Tasten. Eine Bedienung per Touch ist nicht vorgesehen. Die beiden Tasten für Laut und Leiser erklären sich von selbst. Hält man eine der beiden Tasten für 2 Sekunden gedrückt, springt man einen Titel vor oder zurück. Die mittlere Taste steuert Play und Pause, damit schaltet man aber auch das Headset ein und aus, oder stellt die Verbindung per Bluetooth her. Hält man diese Taste für 6 Sekunden gedrückt, wechselt das Headset in den Verbindungsmodus, um z.B. per Multipoint mit einem zweiten Gerät verbunden zu werden. Kommt ein Anruf rein, kann über diese Taste das Telefonat angenommen, beendet oder abgelehnt werden. Mit der „M“-Taste schaltet man das ANC um, aber durch doppeltes Drücken kann zwischen Tonmodis gewechselt werden und gedrückt halten startet den Sprachassistenten. Das ist sehr einfach und vor allem sehr eingängig, was der extra „M“-Taste zu verdanken ist. Für einen Reset auf die Werkseinstellungen schaltet man das Headset ein, hält beide Tasten „Leiser“ und „Lauter“ für mindestens 6 Sekunden gedrückt, bis die LED weiß blinkt.

Kunstleder und Memory-Foam als Polstermaterial

Die Edifier Connect App (Android / iOS) ist sehr einfach gehalten und unterscheidet sich nicht nur in einem Punkt zwischen iOS und Android. Auf dem Hauptbildschirm sieht man den Akkustand des Headset und darunter kann man alle ANC-Stufen umschalten. Wischt man nach links, gelangt man zum Equalizer. Es gibt mit „Classic“ und „Dynamic“ zwei feste Voreinstellungen, die nicht angepasst werden können. Unter „Customized“ kann man sich dann so richtig austoben, denn hier kann man nicht nur auf 5 Frequenzen die Regler schieben, sondern über den „Q-Faktor“ auch die Breite der Einwirkung beeinflussen. Ein höherer Q-Faktor macht den Eingriff schmalbandiger, ein niedriger lässt die Kurve breiter werden. Aber nicht nur das. Tippt man mal unten auf einer der 5 Frequenzen, kann man sogar die Frequenz selbst bestimmen. Wer also z.B. die Frequenz bei 4000 Hz nicht ändern möchte, tippt darauf und macht dann daraus 4400 Hz. Natürlich kann man sich damit den Klang gehörig verbiegen, wenn man da zu viel herumdreht. Leider kann man nur einen eigenen Preset speichern.

Einen Wisch weiter nach links führt zu insgesamt drei verschiedene Sound-Modis. „Music“, „Game“ und „Theatre“, was aber in der Praxis primär eine Art Raumklang-Profil ändert. Nur beim Game-Mode wird zusätzlich noch die Latenz reduziert, die ohnehin schon kaum bemerkbar ist. Rechts oben gibt es noch ein Icon in Form eines Zahnrad, über das man in die eigentlichen Einstellungen gelangt. Hier kann man ein Stück weit die „M“-Taste umbelegen, Multipoint aktivieren und konfigurieren oder auch eine sichere Lautstärke einstellen. In Verbindung mit einem Android-Smartphone welches LDAC unterstützt, kann man diesen Codec hier aktivieren. Allerdings hat das den kleinen Nachteil, dass man bei Aktivierung des LDAC Codec die Multipoint-Funktion verliert.

Die Ohrpolster des Edifier WH950NB sind wechselbar

Das ANC des Edifier WH950NB ist gut, wozu aber schon die sehr weichen Ohrpolster ein Stück weit beitragen. Nichts destotrotz gibt es mehrere Stufen des ANC. Der Ambient-Modus sorgt dafür, man das drumherum noch gut mitbekommt, was zwar etwas blechern klingt, aber ansonsten einen guten Mix aus Musik und Umgebung liefert. Dann gibt es noch zwei Stufen des eigentlichen. ANC, wobei man per App entscheiden kann, welche man mit der „M“-Taste durchschalten kann. Wo der Unterschied zwischen „Wind reduction“ und „Low noise cancellation“ ist, konnte ich so nicht heraushören. Daher habe ich immer nur „High noise cancellation“ genutzt und das arbeitet durchaus effizient. Vorbeifahrende Autos sind immer noch zu hören, aber deutlich leiser. Dasselbe gilt für Gespräche der Kollegen, den Staubsauger oder Kaffeemaschine. Hier muss man aber realistisch bleiben. Die zur Zeit besten ANC-Headsets können bis zu 40 dB filtern und schon ein normales Gespräch hat scin ca. 35 dB. Ein fahrender PKW um die 60 dB. Auch ein Edifier WH950NB kann nicht zaubern, aber sobald man schon leise Musik hört ist von den meisten Geräuschen nicht mehr viel zu hören. Übrigens funktioniert das ANC noch, wenn das 3,5 mm Klinkenkabel genutzt wird. Das können nicht viele Headsets.

Das Edifier WH950NB wird mit einer Akkulaufzeit von bis zu 55 Stunden beworben, wenn das ANC ausgeschaltet ist. Aber wer kauft sich ein ANC-Headset, um dieses dann abzuschalten? Niemand, also ist dann eher schon die Angabe von bis zu 34 Stunden mit aktivierten ANC von Interesse. In der Praxis konnte ich diese Angabe mit 36 Stunden und 31 Minuten locker übertreffen und das bei etwas höherer Lautstärke. Das das Headset auch Fast Charge bietet, sollen nur 10 Minuten aufladen genügen, um bis zu 7 Stunden Musik hören zu können. In der Praxis waren es aber „nur“ 5 Stunden und 57 Minuten“, was aber immer noch mehr als bei der Konkurrenz ist. Leider schaltet es sich ab, sobald man es zum Laden mit dem Kabel verbindet.

Der Tragekomfort des Edifier WH950NB ist wirklich sehr gut

Und wie klingt das Edifier WH950NB? Das hängt sehr stark davon ab, welchen Equalizer man aktiviert und welches Modus. Für den Test habe ich den Equalizer auf Neutral gestellt und als Modus „Music“ gewählt. Hier bekommt man einen ziemlich neutralen Klangcharakter präsentiert. Bässe sind vorhanden, reichen aber nicht weit herunter bzw. sind eher dünn. Gleiches gilt für die Höhen, die einen Ticken zu zurückhaltend rüberkommen. Die Mitten bilden eine bauchbare Brücke dazwischen, füllen es klanglich aber ebenfalls nur sehr dünn aus. Kurz gesagt klingt es relativ gelangweilt. Ganz anders, wenn man im Equalizer auf „Classic“ umschaltet.

Hier klingt das Edifier WH950NB deutlich moderner. Deutlich überhöhte Bässe und leicht überzogene Höhen und dazwischen ein ordentlicher Mitteltonbereich. Eben der typische Badewannen-Klangcharakter, wie heutzutage viele mögen. Ist nicht ganz so meins, aber es gibt ja noch „Dynamic“ und der ist ein gelungener Mix aus Neutralität und Spaß an Musik. Vor allem bei Popmusik oder elektronischer Musik. Aber lasst die Finger vom „Theater“-Modus. Der klingt einfach nur gruselig. Das hat klanglich mit einem Theater so gar nichts zu tun, denn die bislang gute Räumlichkeit und Tiefe geht komplett flöten. Insgesamt also ein ordentlicher Klang, aber so richtig laut kann das Edifier WH950NB leider nicht. Habe extra kontrolliert, ob nicht die Sichere Lautstärke aktiviert war, aber nein. Das ist selbst mir zu leise, aber es ist ausreichend. Im direkten Vergleich zum Anker Soundcore Space Q45 (Testbericht) zieht der Edifier WH950NB leider klanglich den Kürzeren. Der Anker bietet mit HearID einen dem Ohr angepassten Equalizer, der wirklich gut funktioniert und ist auch klanglich schon eine Klasse drüber.

Die Edifier Connect App bietet einen wirklich ausgewachsenen Equalizer

Bei Telefonaten gibt es nicht viel auszusetzen, denn man wird gut verstanden und auch das Gegenüber ist gut zu verstehen. Die Geräuschreduzierung der Mikrofone arbeitet auch hierbei ganz ordentlich, denn selbst starke Böen werden größtenteils herausgefiltert.

Was ich nicht gut finde:

Genau wie beim Edifier STAX Spirit S3 (Testbericht) gibt es auch beim Edifier WH950NB kein AAC. Das ist der Codec von Apple und da Apple auch kein LDAC unterstützt, wird der allerkleinste gemeinsame Nenner mit der Bezeichnung SBC, der halt keinerlei Optimierungen bietet und somit das Headset rein faktisch für alle Nutzer eines iPhone disqualifiziert. Ich verstehe die Gründe dafür nicht. Genauso wenig, wie man in dieser Preisklasse die keine Tragerkennung einbaut. Das Headset spielt munter weiter, wenn man es absetzt. Das ist natürlich ein reines Komfortmerkmal, aber es ist eben der Komfort, den man für dieses Geld haben möchte.

Bei Android gibt es noch den Menüpunkt „LDAC“

Fazit:

Ist der Edifier WH950NB empfehlenswert? Leider nicht wirklich. Schon gar nicht, wenn man ein iPhone nutzt, denn der fehlende AAC Codec ist das größte Manko des Edifier. Das mag viele nicht stören, aber mich, denn es wird klanglich viel Potential verschenkt und es sind ja auch nicht ein paar iPhones da draußen unterwegs, sondern ein Marktführer und viele andere Konkurrenten bieten es eben und die sind weitaus günstiger. Auch die fehlende Trageerkennung stört das ansonsten gute Bild, denn die positiven Punkte überwiegen, aber am Ende sind es genau diese beiden Punkte, die mich massiv stören und erschwerend kommt hinzu, dass der gleichteure Anker Soundcore Space Q45 (Testbericht) klanglich eine Klasse über dem Edifier spielt, auch wenn der Edifier optisch schicker daherkommt. Daher vergebe ich das Gütesiegel nicht.

Offenlegung: Mobi-test.de hat dieses Gerät auf Anfrage vom Hersteller als Leihgabe erhalten. Unsere Berichterstattung ist davon nicht beeinflusst und bleibt gewohnt neutral und kritisch. Der Artikel ist, wie alle anderen auf unserem Portal, unabhängig verfasst und unterliegt keinerlei Vorgaben Dritter; diese Offenlegung dient der Transparenz.

Peter W.
Edifier WH950NB

Zusammenfassung

+ gute Verarbeitung
+ sehr gute Akkulaufzeit
+ guter Klang
+ gutes ANC
+ Multipoint
+ wechselbare Ohrpolster
+ LDAC Codec
+ Schnellladefunktion

– kein AAC Codec
– keine Trageerkennung