Im Test habe ich das Sony WH-CH710N Over-Ear Headset mit ANC, welches direkt aus der Mittelklasse heraus zeigen muss, wie gut das ANC ist und vor allem, ob es sein Geld wert ist.
Die Tage hatte ich mit dem Srhythm NC75 Pro (Testbericht) ein echtes Amazon Highlight im Test. Leider konnte es mich nicht wirklich überzeugen, also habe ich mich weiter auf die Suche gemacht, in der Hoffnung, dass ich endlich mal eine Ablösung für den nicht mehr erhältlichen Tronsmart Apollo Q10 (Testbericht) aus unserer Bestenliste zu finden. Und was soll ich sagen. In der Preisklasse von 50 bis 100 Euro habe ich den Sony WH-CH710N gefunden. Mit einer UVP von 99 Euro passt er perfekt in das Test-Schema, wobei es zu einem Straßenpreis von mittlerweile unter 85 Euro zu haben ist. „It´s a Sony“ wird es sicher jemanden durch den Kopf schießen, denn nicht erst seit dem Sony WH-1000XM5 (Testbericht) gilt Sony als der Klassenprimus in Punkto ANC. Wie gut ist das ANC des Sony WH-CH710N? Wie klingt es? Ist es sein Geld wert? Alles das wird jetzt geklärt.
Wie ich genau teste und worauf ich dabei so achte, habe ich hier im Detail beschrieben (Link zum Artikel). Wie immer bewerte ich auch solche Sachen wie Verarbeitungsqualität, Konnektivität mit Android und iOS, Tragekomfort usw. Am Ende schreibe ich auf, was ich gut finde, was ok und was ich nicht gut finde.
Natürlich sind das meine ganz persönlichen Eindrücke und gerade der Klang, aber auch die Akkulaufzeit hängt extrem vom eigenen Nutzungsverhalten und Hörgewohnheiten ab. Das auch mit einer der Gründe, warum wir unsere Testberichte eher kurz halten, denn niemand elend lange Texte lesen und daher konzentrieren wir uns auf besonders erwähnenswerte Merkmale.
Technische Daten Sony WH-CH710N:
- 30 mm Treiber
- 7 Hz – 20 kHz
- Bluetooth 5.0
- Bluetooth Profile A2DP, AVRCP, HFP, HSP (was ist das?)
- Bluetooth Codec AAC, SBC (was ist das?)
- Google Assistant / Siri
- Freisprechfunktion
- Multipoint (was ist das?)
- ANC
- Sprachassistenten
- USB Typ-C
- NFC
- 3,5 mm Klinkenanschluss
- 224 g
Produktseite: sony.de/wh-ch710n
Deutsche Bedienungsanleitung: sony.com/Sony-WH-CH710N-Anleitung.pdf
Erhältlich ist das Sony WH-CH710N Headset in weiß, schwarz oder blau bei Amazon* zum Preis von 81,90 Euro. Immer wieder mal ist es dort auch für unter 80 Euro zu haben.
Was ich gut finde:
In der Verpackung findet man neben dem Headset noch ei n (sehr) kurzes USB Typ-C Ladekabel, ein 3,5 mm Klinkenkabel und eine deutsche Kurzanleitung. Eine Tasche oder gar ein Case gibt es leider nicht. Das ist aber verschmerzbar. Klappbar ist das Sony WH-CH710N nicht, aber dafür sind die Ohrmuscheln um über 90° drehbar und auch schwenkbar. Hier sollte wirklich jeder eine gute Position finden. Für mich als Brillenträger ist der Tragekomfort sehr wichtig. Dank der weichen Ohrpolster aus Kunstleder gibt es auch nach mehreren Stunden am Stück keine unangenehmen Druckstellen. Gefällt mir gut. Noch besser gefällt mir, dass man die Ohrpolster einfach austauschen kann. Sollten die nach ein paar Jahren unansehnlich bzw. abgenutzt sein, braucht man nicht den ganzen Kopfhörer wegwerfen, wie bei vielen anderen in dieser Preisklasse, sondern kauft einfach neue. Typisch Sony sind die kleinen „L“ und „R“ Markierungen auf der Innenseite der Gelenke.
Auf der linken Ohrmuschel ist zunächst mal die Power-Taste zu finden. Daneben die USB Typ-C Buchse und die 3,5 mm Klinkenbuchse. Auf der flachen Fläche sieht man das NFC-Logo. Wer ein Android Smartphone mit NFC besitzt, kann es dort hin halten und die Verbindung ohne weiteres zutun hergestellt. Hier ist auch eines der beiden Mikrofone zu sehen.
Auf der rechten Seite die ANC-Taste, die Leiser- bzw. die Lauter-Taste und dazwischen die Multifunktionstaste. Diese drei Tasten sind mit ein wenig Gewöhnung gut voneinander zu unterscheiden. Auf der Lauter-Taste ist ein kleiner „Pickel“ zu ertasten und auf der mittleren Taste ein länglicher Balken. Wie gesagt. Muss man sich sprichwörtlich herantasten. Hier ist dann auch das zweite Mikrofon zu finden. Die Ohrmuscheln bieten genug Platz für die Ohren, aber da es keine Hinterlüftung gibt, könnte es im Sommer etwas feucht werden. In der Preisklasse bis 100 Euro ist mir kein Headset mit so einem Feature bekannt. Von daher kann man es nicht negativ werten.
Dank Multipoint, kann man das Sony WH-CH710N mit zwei Geräten gleichzeitig verbinden. Bei mir das iPad zum Filme schauen und mein iPhone. Kommt ein Anruf rein, wird die Wiedergabe auf dem iPad pausiert und auf das iPhone umgeschaltet. Nach dem Ende des Telefonats wird wieder auf das iPad umgeschaltet. Das ganze klappt natürlich auch mit Android oder einem Mix aus beidem inkl. Windows. Auch die Reichweite ist typisch Sony und je nach baulichen Gegebenheiten durchaus weiter als die 10 Meter. Ich kann problemlos durch meine komplette Wohnung laufen oder auch auf meiner Wache vom Büro gute 15 Meter den Gang herunterlaufen, bis die Verbindung brüchig wird. Die Sony Connect App wird übrigens nicht unterstützt.
Die Bedienung des Sony WH-CH710N dank der Tasten sehr einfach gehalten. Eine Touchbedienung gibt es nicht. Zum Verbinden schaltet man das Headset ein und hält die Power-Taste für 2 Sekunden weiter gedrückt, wodurch die LED anfängt zu blinken. Lauter und Leiser steuert man über die entsprechenden Tasten auf rechten Seite. Mit der mittleren Tasten wird Play und Pause gesteuert. Kommt ein Anruf rein, kann durch einfaches Drücken der mittleren Taste das telefonat angenommen werden und erneutes Drücken beendet das Gespräch. Doppeltes Drücken dieser Taste springt einen Titel nach vorne, dasselbe dreimal gedrückt springt zum Titelanfang zurück.
Die Akkulaufzeit ist mit 35 Stunden angegeben. Mit aktiven ANC und etwas höherer Lautstärke sind es bei mir 31 Stunden und 14 Minuten gewesen. Ohne ANC kommt man sicher an die 35 Stunden heran. Dank Schnellladen sollen 10 Minuten ausreichen, um dann wieder für eine Stunden Musik hören zu können.
Beim ANC sind die Fußstapfen dank des Sony WH-1000XM5 (Testbericht) riesig. Keine Angst, ich vergleiche es nicht damit, denn das wäre unfair. Trotzdem muss sich das ANC nicht verstecken. Natürlich nehmen die Ohrpolster schon einiges weg, aber man hört deutlich den Unterschied, sobald sich das ANC aktiviert. Vorbeifahrende Autos hört man noch leise und auch die Kollegen auf der Feuerwache sind durchaus noch anwesend, aber so dezent, dass man es schon mit leiser Musik übertönen kann. Gleiches gilt auch für den Staubsauger oder den Fön. Noch hörbar, aber deutlich reduziert. Richtig gut gefällt mir der Ambient-Sound, der eine gekonnte Mischung aus Musik und Umgebung zu Gehör bringt. Ich bekomme alles um mich herum mit, aber höre immer noch entspannt Musik. Umgeschaltet wird per Tastendruck mit der entsprechenden Taste an der rechten Ohrmuschel.
Und wie klingt das Sony WH-CH710N? Zwar sind die beiden Treiber mit je 30 mm deutlich kleiner als beim Srhythm NC75 Pro (Testbericht), aber es kommt eben nicht nur auf die Größe an, sondern die Technik dahinter. Die Bässe sind deutlich „bässer“ und voluminöser- Überhaupt weiß das Klangbild zu gefallen. Zwar gibt es auch hier die typische Erhöhung des Tiefton- und Hochtonbereich, aber in einem normalen Rahmen. Es fehlt dieser Loudness-Charakter des Srhythm NC75 Pro (Testbericht) und der Klang des Sony ist auch luftiger, räumlicher. Einfach besser, denn an den angenehmen Tieftonbereich schließt sich ein schön integrierter Mitteltonbereich an. Stimmen wie die von Adele bekommen das nötige Volumen, ohne übertrieben zu wirken. Die Höhen sind wie erwähnt etwas überhöht, aber man muss schon sehr weit aufdrehen, um ein zischeln zu vernehmen. Die maximale Lautstärke dürfte der „Bitte-ganz-dolleLaut“-Fraktion nicht überzeugen, dafür klingt es dann halt noch gut. Mir gefällt das Klangbild, zumal sich die Bühne für diese Preisklasse selbst vor etwas teureren Modelle in der Tiefe, Räumlichkeit und Staffelung nicht verstecken muss. Ein stimmiges Gesamtpaket.
Bei Telefonaten kann das Sony WH-CH710N ebenfalls mit einem klaren Klang punkten. Einzig das leichte rauschen im Hintergrund, welches aber nicht weg diskutiert werden kann.
Zum Zurücksetzen auf die Werkseinstellungen des Sony WH-CH710N, werden während des Ladens die Power-Taste und die ANC-Taste zusammen gedrückt und gedrückt gehalten.
Was ich nicht gut finde:
Die Haptik des Sony WH-CH710N ist echt nicht schön. Billiges Plastik, welches sich leider auch genauso anfühlt. Das macht das Srhythm NC75 Pro (Testbericht) definitiv schöner und besser, denn auch dieses Headset besteht zum größten Teil aus Plastik, welches sich aber deutlich besser anfühlt. Jetzt mal ehrlich. Wenn man sich die Gehäuse mal genauer anschaut, dann sieht das schon so komisch aus und genauso fühlt es sich auch an. Das gilt nicht nur für die beiden Ohrschalen, sondern auch für den Kopfbügel. Der ist beim Sony WH-CH710N ganz schön dünn und schmal, was auch für die dünne Bespannung gilt. Die Gelenke machen ebenfalls einen deutlich fragileren Eindruck, als beim direkten Konkurrenten.
Mir fehlt eine Trageerkennung. Mittlerweile gibt es durchaus Headsets in dieser Preisklasse, die dieses Feature bieten. Ist eine Kleinigkeit, aber im Alltag möchte ich es nicht mehr missen. Daher vermisse ich es hier beim Sony WH-CH710N schmerzlich. Auch dass es beim Laden nicht genutzt werden kann. Sobald das Ladekabel verbunden wird, schaltet es sich ab.
Fazit:
Ist das Sony WH-CH710N empfehlenswert? Ja, denn mit sofortiger Wirkung habe ich zwei Stück für meine Frau und mich bestellt. Wir brauchen zwar nicht oft ein Over-Ear Headset, aber wenn, dann bitte ein vernünftiges und das habe ich im Sony WH-CH710N gefunden. Ein gutes Gesamtpaket mit richtig guter Akkulaufzeit, ordentlichen Klang und guten ANC. Eben ein stimmiges Gesamtpaket für unter 100 Euro und genau deswegen vergebe ich das Gütesiegel. Da gerade die Amazon Prime Days waren, konnte ich zwei aus den Warehouse Deals im Zustand sehr gut für jeweils 53 Euro ergattern.
Offenlegung: Mobi-test.de hat dieses Gerät auf Anfrage vom Hersteller als Leihgabe erhalten. Unsere Berichterstattung ist davon nicht beeinflusst und bleibt gewohnt neutral und kritisch. Der Artikel ist, wie alle anderen auf unserem Portal, unabhängig verfasst und unterliegt keinerlei Vorgaben Dritter; diese Offenlegung dient der Transparenz.
Sony WH-CH710N
Zusammenfassung
+ NFC
+ gute Akkulaufzeit
+ guter Klang
+ ordentliches ANC
+ Schnellladefunktion
+ guter Tragekomfort
+ wechselbare Ohrpolster
– etwas billige Haptik
– keine Trageerkennung
– während Laden nicht nutzbar
Ich lese eure Tests mit großer Begeisterung. „Mit aktiven ANC und etwas höherer Lautstärke sind es bei mir 31 Stunden und 14 Minuten gewesen“, sind Aussagen, die sagen, der Tester hatte die Kopfhörer tatsächlich mal auf den Ohren und ist nicht nur an ihnen vorbeigelaufen. Der Rest des Artikels ist strukturiert aufgebaut, schön mit einem Fazit gekrönt, welches ich natürlich immer zuerst durchlese😉.
Herzlichen Dank für deine/eure Arbeit.
Natürlich habe ich den Kopfhörer bei diesen Laufzeittests nicht ununterbrochen auf dem Kopf, aber wenn nicht, läuft die Musik weiter. Dafür nutze ich mein OnePlus Nord CE an einem Ladegerät, denn oft genug ist dem vor dem Headset der Saft ausgegangen und ich durfte von vorne anfangen. Übrigens habe ich gerade zwei direkte Konkurrenten in der gleichen Preisklasse von DockinD und Fresh’n’Rebel gekauft, um diese ebenfalls zu testen. Leider sehen sich die beiden Firmen nicht in der Lage und mit Testgeräten zu versorgen…
Gruß
Peter
Moin
Vielen Dank für den Test 👍 hat mir sehr bei
meiner Kaufentscheidung geholfen
Habe mir den jetzt auch gekauft und bin sehr zufrieden damit.
LG Wolfgang
Vielen Dank für das Lob. Genau dafür schreibe ich diese Tests und das geht runter wie Öl.
Gruß
Peter
Danke für die unbestechlichen Testberichte. Finde ich richtig gut. Es gibt zuviel PR-Gesülze in dem Bereich. Hatte mir den DK02-Kopfhörer von dasprodukt.de gekauft, ohne die „Nachfolger“-Rezension gelesen zu haben und werde das wohl zurückschicken. Schwanke nun zwischen Sony WH-CH710N und JBL Live 770 NC. Der Anker Soundcore q45 hat ja auch keine Trageerkennung. Hoffentlich gibt es zum JBL auch bald einen Bericht. Schöne Grüße.
Hi,
die Anfrage für ein JBL LIVE 770 NC ist soeben raus gegangen. Vielleicht klappt es ja.
Gruß
Peter
Hallo, finde den Test interessant. Leider macht das lesen keinen Spaß. Schau den Text mit meinem iPad und ständig springt der Text mal nach oben mal nach unten. VG Michael
Darf man fragen mit welchem Browser? Lese ihn gerade auf meinem iPad und sowohl Safari und Chrome springt da nichts.
Gruß Peter