Im Test habe ich die Amazfit Bip 5 und damit den neuesten Ableger der mega erfolgreichen Bip-Serie. Die Version 4 wurde übersprungen und mit der Version 5 gab es einige Verbesserungen, aber taugt die Watch im Alltag oder welche Alternativen gibt es?
Seit der Amazfit Bip der 1. Generation bin ich schon dabei und habe sie alle getestet. Zuletzt die Amazfit Bip 3 bzw. Amazfit Bip 3 Pro (Testbericht). Zuletzt konnte die Bip-Serie aber nicht mehr so überzeugen, weil die Konkurrenz wie z.B. von Huawei (Testbericht) ordentlich aufgeholt, wenn nicht schon überholt haben. Warum Amazfit die Version 4 übersprungen hat, weiß nur Amazfit selbst, aber mit der Amazfit Bip 5 gibt es nur noch ein Modell. Vorher gab es „normale“ Bip und Pro-Versionen, die meist zusätzlich nur das GPS bieten. Jetzt gibt es eine für alle und noch ein bisschen mehr an Neuerungen, aber auch Rückschritte.
Auch wichtig zu wissen ist, dass ich eine Smartwatch rund um die Uhr trage und wie genau ich teste, ist hier ausführlich beschrieben -> Link
Technische Daten Amazfit Bip 5:
- Android ab 7.0 und iOS ab 14.0
- ZeppOS
- 1,91″ IPS LCD 2.5D Display mit 320 x 380 Pixel
- Bluetooth 5.2 LE
- Gyroskop
- 3-Achsen Beschleunigungsmesser
- Pulsmesser
- Schlaftracker
- Schrittzähler
- Zyklustracker
- GPS
- Telefonfunktion
- Sprachassistent Alexa
- SpO2 Messung (was ist das?)
- spritzwassergeschützt nach IP68 (was bedeutet das?)
- 22 mm Wechselarmbänder
- 45,94 x 38,09 x 11,2 mm
- 28 g (ohne Armband)
- 300 mAh
Produktseite: de.amazfit.com/amazfit-bip-5
Deutsche Bedienungsanleitung:
Erhältlich ist die Amazfit Bip 5 in schwarz, weiß und rosa bei Amazon* zum Preis von 89,90 Euro.
Was ich gut finde:
Packt man die Amazfit Bip 5 aus, dann hält man neben der Watch als solches noch ein Ladekabel mit USB-A Stecker und eine deutsche Kurzanleitung in den Händen. So weit, so normal. Zu aller erst fällt das nun deutlich größere Display der Amazfit Bip 5 auf. Es ist von 1,69″ auf nunmehr 1,91″ angewachsen, setzt aber nach wie vor auf LCD anstatt AMOLED. Die Auflösung wurde auf 320 x 380 Pixel erhöht. Das macht im Alltag jetzt keinen wirklichen Unterschied, denn viel mehr wird man sich über ein fehlenden Detail ärgern, worüber ich weiter unten schreiben muss. Das Display ist, wie das Gehäuse, leicht gebogen und passt so dem Arm ideal an. Diese leichte Wölbung sieht nicht nur besser aus, sondern macht sich auch im Alltag positiv bemerkbar. Das Gehäuse besteht nach wie vor aus Plastik, ist aber schön dünn und sehr leicht. Ohne Armband wiegt es gerade mal 28 Gramm.
Die bislang runde Taste an der rechten Gehäuseseite ist nun eckig und es gibt ein Mikrofon. Auf der anderen Seite sind Öffnungen für den Lautsprecher zu finden, denn auch das ist eine Neuerung – die Amazfit Bip 5 kann zur Telefonie genutzt werden. Zwar muss das Smartphone verbunden und damit in Reichweite sein, aber das Telefonieren funktioniert erstaunlich gut. Man muss den Arm schon ein wenig in Richtung Mund bewegen, aber das Gegenüber ist in „normal“ lauten Umgebungen gut zu verstehen. Auf der Rückseite des Gehäuse der bekannte Bump mit den Sensoren und den beiden Pogo-Pins zum Anschluss des Ladegerätes. Auch dazu gibt es später noch mal eine extra Erwähnung.
Die Breite des Armbands wurde von 20 Millimeter auf jetzt 22 Millimeter angewachsen, was optisch deutlich erwachsener wirkt. Die Dornschließe besteht zwar aus Plastik, macht aber einen guten Eindruck. Überhaupt ist das Silikon-Armband eines der besseren seiner Art, weil es auch verschwitzt nicht unangenehm riecht und das Ende des Armbands unter der Schließe verschwindet. Nervig ist aber der fummelige, werkzeuglose Stift zur Entriegelung, weil diese versenkt sind und so knapp am Übergang zum Gehäuse sitzen, dass man ihn ohne Werkzeug kaum bedienen kann. Dafür passen nach wie vor alle standardisierten 22 mm Armbänder.
Im Inneren hat sich gegenüber dem Vorgänger aber nicht sehr viel geändert. Es gibt es jetzt Bluetooth 5.2 LE, was die Stabilität der Verbindung verbessert und der Akku ist um 20 mAh auf jetzt 300 mAh vergrößert worden, aber sonst ist alles beim Alten geblieben. Die Amazfit Bip 5 kann den Puls messen, die Sauerstoffsättigung,, den Schlaf erfassen und den Zyklus tracken. Die Messwerte sind für diese Gerätegattung ok, aber eben nicht mehr. gerade der Puls fällt hier aus dem Rahmen und findet weiter unten Erwähnung. Die Sättigung ist ok, sagt aber auch nicht wirklich viel aus, denn beim gesunden Menschen sind Schwankungen über den Tag völlig normal und für kranke Menschen sind solche Watches ohnehin keine Option zur Überwachung der Vitalfunktionen. Hierzu nur noch mal kurz der Hinweis, dass ich über 20 Jahre lang aktiv im Rettungsdienst tätig war.
Die Erfassung und Visualisierung des Schlafs funktioniert ebenfalls ganz gut, auch wenn vor allem der Beginn des Schlafs zwar automatisch erkannt wird, aber meist sehr verzögert. Um die Erkennung zu verbessern, sollte man die DND-Funktion und den Schlaffunktion jeden Abend im Bett händisch aktivieren. Dann passen die Zeiten, denn die automatische Erkennung des Aufstehens funktioniert gut.
Bei den Aktivitäten hat sich auch einiges getan, denn es gibt derer mehr als 120 Stück, wovon aber wieder nur die wenigsten wie Laufen im Freien, Gehen oder Radfahren per GPS und weiteren Werten erfasst werden können. Einige können auch automatisch gestartet und erfasst werden, allerdings sollte man die Empfindlichkeit der Erkennung reduzieren, denn schon das Einkaufen wird bei mir als Aktivität erkannt und getrackt. Ich bin de Amazfit Bip 5 wohl zu schnell beim Einkaufen. Bei den ausführlicheren Trainings wie dem Laufen im Freien kann man unter anderem die Auto-Pause aktivieren oder auch einen virtuellen Pacer.
Weiterhin gibt es die Möglichkeit Kundenkarten wie z.B. von Payback oder LIDL auf der Amazfit Bip zu speichern und sich den QR-Code oder Barcode auf der Watch anzeigen zu lassen. Auch das funktioniert wirklich gut und hievt die Bip 5 in Richtung Smartwatch. Mit den in der Zepp Health erhältlichen Apps bekommt man noch mehr Möglichkeiten. Mir gefällt auch die Möglichkeit das Menü, die Widgets und Schnellstartbefehle der Amazfit Bip 5 meinen Wünschen anzupassen. Gleiches gilt auch für die Aktivitäten. Man welche zur Auswahl hinzufügen, entfernen oder die Reihenfolge ändern und das wahlweise per App oder direkt auf der Watch. Apropos App.
Die nennt sich Zepp Health (Android / iOS) und hat in der letzten Zeit ein leichtes Makeover erhalten, wobei es in erster Linie um AURA und den Zepp Trainer geht. Beide werden gleich zur Sprache kommen. Ansonsten ist die App nach wie vor übersichtlich und bietet viele Informationen, die man sich bei Bedarf auch gerne im Detail und auch über längere Zeiträume anzeigen lassen kann. Im Reiter „Profil“ findet man dann die Amazfit Bip 5 als solches und kann dort dann auch alle wichtigen Einstellungen für die Erfassung von Gesundheitsdaten vornehmen. Wie oft soll der Puls gemessen werden? Hier empfehle ich den Puls alle 10 Minuten messen zu lassen, denn man findet auch eine Option, dass der Puls öfter gemessen wird, sobald man eine Aktivität gestartet hat. Das spart ordentlich Akku.
Der wurde, wie eingangs erwähnt, minimal um 20 mAh vergrößert und hält bei mir knapp 6 Tage. Das obwohl ich wie immer alles aktiviert habe, was die Amazfit Bip 5 so zu bieten hat. Alle Sensoren sind aktiv und liefern Daten in den kürzesten einstellbaren Intervallen. Dazu fast jeden Tag eine Aktivität per GPS aufgezeichnet, zwischendurch immer wieder mal telefoniert, jeden Tag den Wecker bemüht. die Musikwiedergabe gesteuert und was man halt so alles mit einer Smartwatch macht. Schaltet man gezielt einige Funktionen wie die Stress-Messung oder die Häufigkeit der Pulsmessungen ab bzw. herunter, kommt man sicher noch einen Tag länger ohne zu Laden aus.
Was ich nicht gut finde:
In den letzten Folgen unseres Podcast haben wir immer wieder mal über den neuen Zepp Trainer gesprochen, der per KI, was auch sonst, einen Trainingsplan erstellt und bei der Umsetzung desselben unterstützt. So richtig gut funktioniert der aber nicht, denn die Pläne sind eigentlich immer die gleichen, egal was man einträgt. Auch ist es der KI egal, wie ich trainiere, wie ich mich entwickele oder wenn es anderweitige Änderungen gibt. Kurz gesagt, ist er derzeit nicht witklich brauchbar und dieser ist jetzt auch noch kostenpflichtig. „Aura“ ist die neue Schlafauswertung mit etlichen Extras wie ruhiger Musik zum Einschlafen und weiteren Auswertungen, die aber ebenfalls als Abo hinzugebucht werden muss.
Warum ist die Amazfit Bip 5 nicht bis 5 ATM wasserdicht, wie noch die Vorgänger, sondern nur noch spritzwassergeschützt nach IP68. Damit kann man die Uhr zwar bis zu 1,5 Meter kurzzeitig untertauchen, aber eben offiziell nicht mehr zum Schwimmen geeignet. Es fehlen nunmehr auch Aktivtäten wie Schwimmen. Ein echter Rückschritt und für die heutige Zeit ein riesiger Minuspunkt, denn die Konkurrenz bietet da deutlich mehr.
Oder wo sind die ganzen Watchfaces hin? Da gab es früher hunderte, nun sind es eine Handvoll und viele davon kostenpflichtig. Ebenfalls ein Minuspunkt, denn genau diese gigantische Auswahl an Watchfaces, später dann auch die vielen kostenlosen Apps, haben die Bip erst zu ihrem Kultstatus verholfen. Mittlerweile sind auch einige Apps kostenpflichtig geworden. Aus und vorbei und das ist sehr, sehr schade. Weiterhin fehlt mir ein Always-On Display und eine automatische Helligkeitsregelung. So muss man immer händisch nachregeln, was auf Dauer einfach nur nervig ist.
Warum gibt es bei Amazfit nach wie vor unterschiedliche Ladegeräte für ihre Watches? Seit langer Zeit setzt Amazfit auf ein magnetisches Ladegerät mit zwei Stiften, die die Verbindung zur Watch herstellen. Obwohl optisch und technisch identisch unterscheiden sie sich dann doch in einem kleinen, aber wichtigen Detail – dem Abstand der Pins. So ist der Abstand der Pins bei der Amazfit Cheetah Round (Testbericht) minimal breiter als bei der Amazfit Bip 5 und deswegen passen die Ladegeräte untereinander nicht. Warum? Wirklich nachhaltig ist das nicht und auch logisch nicht zu erklären.
In Ruhe sind die Pulswerte sehr exakt und schwanken im direkten Vergleich zu einem Fingerclip und einem Profi-EKG aus einem Rettungswagen nur um einen bis 2 Schläge, aber sobald man sich bewegt, z.B. beim Sport, sind die Werte nicht mehr so zuverlässig. Hier weicht die Amazfit Bp 5 um bis zu 30 Schläge pro Minute ab und damit für ambitionierte Sportler unbrauchbar. Das wäre in dieser Preisklasse an sich nicht so schlimm, wenn die Konkurrenz, namentlich Huawei, hier nicht deutlich bessere Werte liefern würde. Die Amazfit Bip 5 hat zwar GPS mit an Bord, ist aber nicht sehr präzise. Selbst unter freien Himmel läuft man oft neben den Wegen oder kürzt in Kurven ab. Für „normale“ Sportler ausreichend, aber wer es wirklich genau haben möchte, wird nicht glücklich.
Fazit:
Ist die Amazfit Bip 5 empfehlenswert? An sich ist die Bip 5 eine vernünftige Watch, aber leider nicht empfehlenswert, denn die beste Alternative kommt aus dem gleichen Hause, nennt sich Amazfit GTS 4 Mini (Testbericht) und bietet von allem ein bisschen mehr. Ein hübsches AMOLED Display mit automatischer Helligkeitsregelung, einem Always-On Display, etwas besseren Messwerten und der obere Teil des Gehäuse besteht aus Aluminium. Das alles zum gleichen Preis. Warum sollte man dann also zur Amazfit Bip 5 greifen? Ich nicht und daher vergebe ich das Gütesiegel dieses mal nicht.
Offenlegung: Mobi-test.de hat dieses Gerät auf Anfrage vom Hersteller als Leihgabe erhalten. Unsere Berichterstattung ist davon nicht beeinflusst und bleibt gewohnt neutral und kritisch. Der Artikel ist, wie alle anderen auf unserem Portal, unabhängig verfasst und unterliegt keinerlei Vorgaben Dritter; diese Offenlegung dient der Transparenz.
Amazfit Bip 5
Zusammenfassung
+ gute Verarbeitung
+ gutes Display
+ gute Akkulaufzeit
– kein Always-On Display
– Armbandwechsel etwas fummelig
– nur spritzwassergeschützt
– viele Watchfaces sind kostenpflichtig
– KI Trainer nur als Abo
OLED und IPS/TFT mit Hintergrundbeleuchtung sind leider an einer Uhr einfach fehl am Platz. Diese brauchen 100x mehr strom als memory-TFT oder e-Ink bei eingeschaltetem Bildschirm.
Meine Amazfit Bip-S lief mit eingeschaltetem Bildschirm circa 4 Wochen ohne nachzuladen.
Das wäre in ihrem Artikel erwähnenswert gewesen.
Auf die Akkulaufzeit bin ich eingegangen, aber das man mit einer anderen Technik Akku sparen könnte, spielt bei einem Test keine Rolle. Gleiches müsste man dann auch bei jedem Sensor schreiben, den Material usw. Besser geht immer, aber mit „hätte“, „könnte“ oder ähnliches kann niemand etwas anfangen, denn hat die BIP 5 eben nicht.
Gruß
Peter