Im Test habe ich das Srhythm NC75 Pro Over-Ear Headset mit ANC, welches laut Amazon mit das beliebteste und am besten bewertete Headset in der Preisklasse von 50 bis 100 Euro sein soll. Aber wie gut ist es wirklich?
Noch wie was von Srhythm gehört? Ich auch nicht. Aber laut Amazon eines der besten seiner Art mit 4,3 Sternen bei über 5000 Rezensionen. Bei der Masse muss das doch stimmen, also habe ich mich mal um ein Testgerät bemüht et voila, da ist es. Ich bin mega gespannt, denn gerade in der Preisklasse von 50 bis 100 Euro ist es unheimlich den Elektroschrott von echten Perlen zu unterscheiden. Als Over-Ear Headset mit ANC konnte mich bislang nur der Tronsmart Apollo Q10 (Testbericht) überzeugen und es in unsere Topliste der Over-Ear Headsets geschafft. Etwas günstiger, aber auch ein Over-Ear mit ANC ist das SuperEQ S1 (Testbericht), welches durch seine Preis-Leistung überzeugen konnte. Wie positioniert sich da der Srhythm NC75 Pro? Wie ich genau teste und worauf ich dabei so achte, habe ich hier im Detail beschrieben (Link zum Artikel). Natürlich bewerte ich auch solche Sachen wie Verarbeitungsqualität, Konnektivität mit Android und iOS, Tragekomfort usw. Am Ende schreibe ich auf, was ich gut finde, was ok und was ich nicht gut finde.
Natürlich sind das meine ganz persönlichen Eindrücke und gerade der Klang, aber auch die Akkulaufzeit hängt extrem vom eigenen Nutzungsverhalten und Hörgewohnheiten ab. Das auch mit einer der Gründe, warum wir unsere Testberichte eher kurz halten, denn niemand elend lange Texte lesen und daher konzentrieren wir uns auf besonders erwähnenswerte Merkmale.
Technische Daten Srhythm NC75 Pro:
- 40 mm Treiber
- 20 Hz – 20 kHz
- Bluetooth 5.0
- Bluetooth Profile A2DP, AVRCP, HFP, HSP, CVC (was ist das?)
- Bluetooth Codec AAC, SBC (was ist das?)
- Freisprechfunktion
- Multipoint (was ist das?)
- ANC
- spritzwassergeschützt nach IPX4 (was bedeutet das?)
- Mikro-USB
- 3,5 mm Klinkenanschluss
- 85 x 46,5 x 31 mm
- 284 g
- 750 mAh
Produktseite: srhythm.com/nc75
Deutsche Bedienungsanleitung: srythm.com/Srhythm_NC75_Pro_User_Manual.pdf
Erhältlich ist das Srhythm NC75 Pro Headset in weiß oder schwarz bei Amazon* zum Preis von 69,99 Euro. Aktuell gibt es noch einen Rabatt von 15%.
Was ich gut finde:
In der Verpackung findet man neben dem Headset als solches noch ein Mikro-USB Ladekabel, ein 3,5 mm Klinkenkabel, ein Airline-Adapter, eine deutsche Kurzanleitung, die wirklich den Namen Kurzanleitung verdient, denn noch weniger geht nicht mehr. Außer den Tastenbelegungen ist dort nicht nachzulesen. Dafür habe ich weiter oben die ausführliche deutsche Anleitung verlinkt. Dann noch ein Case. Ein echtes Hardcase. In dieser Preisklasse absolut keine Selbstverständlichkeit, zumal diese nicht so brutal nach Chemie stinkt, wie viele andere ihrer Art. Im Inneren findet das Srhythm NC75 Pro mitsamt allen Kabeln locker Platz.
Die Verarbeitung ist ok. Plastik dominiert, aber es nicht direkt nach Plastik aus. Der Kopfbügel ist mit Kunstleder und realtiv weich gepolstert. Die Längsverstellung besteht aus Aluminium mit einer Rasterung. Die Kappen auf den Ohrmuscheln sind ebenfalls aus gedrehten Aluminium, welches maßgeblich zum hochwertigeren Äußeren beiträgt. Am rechten Gehäuse findet man drei Tasten für Laut, Leise und die Power-Taste. Dazu noch die 3,5 mm Headsetbuchse. Das kleine Loch daneben ist das Mikrofon für die Freisprechfunktion. Auf der linken Ohrmuschel ist die ANC-Taste beheimatet. Daneben die LED, die weiter unten noch mal zur Sprache kommen muss. Daneben die Mikro-USB Buchse zum laden. Warum noch Mikro-USB? Weil das Headset schon etwas länger auf dem Markt ist und von daher kein Nachteil. Wer das bemängelt, soll eben ein aktuelles Headset kaufen.
Die Ohrpolster bestehen ebenfalls aus Kunstleder und sind sehr weich. Vielleicht manchen einen Ticken zu weich, sind aber groß genug, um die Ohren gut zum umschließen. Im Inneren ist in großen Lettern die Trageseite eingedruckt. Das NC im Produktnamen steht für Nice Comfort und der Tragekomfort ist selbst für mich als Brillenträger wirklich gut. Auch nach einigen Stunden drückt da nichts. Ja, unter den Ohrpolstern wird es warm. In dieser Preisklasse kann man keine aufwendige Belüftung erwarten.
Im Inneren des Srhythm NC75 Pro werkeln Standardtreiber mit einem Durchmesser von 40 mm. Ansonsten gibt es ebenfalls nur Standard. Also keine besonderen Codecs wie aptX oder gar LDAC. Dafür aber Multipoint (was ist das?), heißt also, dass man das Srhythm NC75 Pro mit zwei Geräten gleichzeitig verbinden kann. So zum Beispiel mit seinem privaten Smartphone und dem Geschäftshandy. Bei Anrufen wird automatisch umgeschaltet und danach wieder zurück geschaltet. Bei der Wiedergabe von Musik oder Videos funktioniert diese Umschaltung leider nicht. Wie so oft üblich, sind zwar beide Geräte verbunden, aber umschalten muss man händisch.
Apropos Verbindung. Diese läuft wahlweise per 3,5 mm Klinkenkabel oder per Bluetooth 5.0. Warum kein Bluetooth 5.2? Weil das Headset eben schon etwas länger auf dem Markt ist. Die Reichweite ist trotzdem gut und auch die Verbindungsqualität taugt auch. Kommt halt immer auf die baulichen Gegebenheiten an und daher sollte man so etwas nicht zu sehr gewichten.
Der Akku soll bis zu 40 Stunden durchhalten. In der Praxis sind es zwar „nur“ 36 Stunden und 6 Minuten. Das trotz aktiven ANC und gehobener Lautstärke. Passt also. Nach nur 15 Minuten aufladen, soll der Akku dann wieder für 4 Stunden halten. In der Praxis waren es 2 Stunden und 41 Minuten. Auch hier alles soweit in Ordnung. Aber es gibt einen geheimen Akkufresser, den ich weiter unten ansprechen werde. Dei Bedienung ist einfach, weil es auch nicht wirklich viel zu bedienen gibt. Allerdings sollte man beachten, dass die Anordnung der Lauter- und Leiser-Taste in meinen Augen verdreht ist. Trögt man das Headset, dann muss man die obere Taste drücken, um leiser zu machen und unten drücken für lauter. Während des Ladevorgangs kann weiter Musik gehört werden. Eine App gibt es nicht.
Wie klingt denn das Srhythm NC75 Pro? Ok, es reißt mich jetzt nicht vom Hocker, aber auf Augenhöhe mit dem eingangs erwähnten Tronsmart Apollo Q10 (Testbericht). Etwas dumpf mit dem typischen Badewannen-Klangcharakter. Also einem betonten Tief- und Hochtonbereich. Da müssen die Mitten leider etwas zurückstecken. Während die Bässe durchaus präzise durchgedrückt werden und das auch bei etwas höheren Lautstärken, bleiben die Mitten etwas zu zurückhaltend. Gerade Sängerinnen geraten dadurch zu stark in den Hintergrund der an sich schönen breiten Bühne und Tiefe. Die Höhen können das leider nun im gewissen Maße kompensieren und werden immer vorlauter, je lauter man aufdreht. Der Klang dürfte vor allem dem jüngeren Publikum gefallen. Meinem 13-jährigen Sohn gefällt der Klang des Srhythm NC75 Pro etwas besser als vom Tronsmart Apollo Q10 (Testbericht). Sein eigenes SuperEQ S1 (Testbericht) hat da klanglich keine Chance. Denselben Höreindruck habe ich ebenfalls. Nur zu laut sollte man nicht aufdrehen, denn dann stößt das Headset schnell an seine klanglichen Grenzen, was es durch brummen und scheppern bzw. klirren hörbar macht. Aber ok. Da gibt es deutlich schlimmere Kandidaten.
Bei Telefonaten bekommt man den Anrufer ebenfalls mit diesem Klangcharakter präsentiert. Männliche Anrufer eher dumpf, weibliche etwas zu leise, aber durchaus akzeptabel. Man selbst wird ganz ok verstanden, aber durch anwesende Nebengeräusche gerne mal übertönt. Besonders bei Wind wird das von Anrufern als störend empfunden.
Was ich nicht gut finde:
Mir fehlt eine Trageerkennung. Also Headset absetzen und die Wiedergabe wird pausiert. Gibt es beim Srhythm NC75 Pro leider nicht. Auch das ANC ist eher mäßig. Den besten Effekt haben schon die Ohrpolster als solches. Die dämpfen schon ganz gut und schaltet man das ANC ein, dann muss man zugegeben, dass sich daran auch nicht mehr viel ändert. Man bemerkt zwar, dass sich da irgendwas ändert, aber das liegt eher daran, dass der komplette Klangcharakter noch dumpfer wird und ein deutliches Rauschen dazu kommt. Die versprochene „Weltweit Führende Digitale Aktive Geräuschunterdrückung“ ist mehr Marketing als Realität. Der Ambient-Modus, der durch Aktivierung des Mikrofon die Umgebung besser hörbar macht, ist ganz brauchbar.
Ein echter Akkufresser ist die LED zur Anzeige des aktiven ANC. Diese ist immer an, auch wenn man das Headset ausgeschaltet hat. Wer das vergisst, hat nach ein paar Tagen einen leeren Akku. Ja, mal eben das ANC ausschalten ist kein großer Aufwand, aber trotzdem ist das ärgerlich, weil an sich unnötig.
Fazit:
Ist das Srhythm NC75 Pro empfehlenswert? Nein. Also das Gütesiegel vergebe ich nicht, denn es sind zu viele negativen Punkte in den Hauptkriterien Klang, ANC und Ausstattung, die z.B. das Tronsmart Apollo Q10 (Testbericht) deutlich besser macht. Was nützt mir der etwas bessere Klang, wenn es in allen anderen Punkten hapert. Sehr schade, denn ich hatte wirklich die Hoffnung wieder mal einen Geheimtipp zu finden, wurde aber leider ziemlich enttäuscht.
Offenlegung: Mobi-test.de hat dieses Gerät auf Anfrage vom Hersteller als Leihgabe erhalten. Unsere Berichterstattung ist davon nicht beeinflusst und bleibt gewohnt neutral und kritisch. Der Artikel ist, wie alle anderen auf unserem Portal, unabhängig verfasst und unterliegt keinerlei Vorgaben Dritter; diese Offenlegung dient der Transparenz.
Srhythm NC75 Pro
Zusammenfassung
+ ordentliche Verarbeitung
+ gute Akkulaufzeit
+ guter Tragekomfort
+ einfache Bedienung
+ Schnellladefunktion
+ guter Lieferumfang
– keine Trageerkennung
– dumpfer Klang
– schlechtes ANC
– schlechter Klang bei aktiven ANC
– starke Nebengeräusche bei Telefonaten
Welcher „Ambient-Modus“ soll das sein? Wie aktiviert man ihn? In der Anleitung finde ich ihn nicht und habe den auch nicht „aus Versehen“ mal aktiviert. Würde mich über eine kurze Erläuterung freuen.
Wenn man das ANC umschaltet, aktiviert man den Ambient Modus. Faktisch schaltet man aber nur das ANC aus. Einen eigene Ambient Modus wie bei anderen Headsets gibt es hier nicht.
Gruß
Peter