Im Test habe ich das Sony WF-C700N In-Ear Headset, welches viele Funktionen des großen Bruders für weniger Geld bietet. Aber was taugt es im Alltag?
Markus hatte bereits den Vorgänger, das Sony WF-C500 (Testbericht) getestet, war zwar klanglich nicht direkt überzeugt, hat aber am Ende das Gütesiegel vergeben. Ich selbst habe zuletzt von Sony das Topmodell Sony WF-1000XM4 (Testbericht) getestet, werde aber sicher nicht den Fehler machen, das Sony WF-C700N damit zu vergleichen – oder doch? Denn die beiden haben mehr gemein, als sie unterschiedlich sind. In unserer Bestenliste hat sich in dieser Preisklasse seit langer Zeit das OnePlus Buds Pro (Testbericht) gemütlich gemacht und damit werde ich es auf jeden Fall vergleichen und weil ich neugierig bin auch noch mit dem Nothing Ear (2) (Testbericht). Die Sony Linkbuds WF-L900 (Testbericht) habe ich leider nicht mehr zur Verfügung.
Wie ich genau teste und worauf ich dabei so achte, habe ich hier im Detail beschrieben (Link zum Artikel). Natürlich bewerte ich auch solche Sachen wie Verarbeitungsqualität, Konnektivität mit Android und iOS, Tragekomfort usw. denn ich treibe auch Sport und trage sie dabei. Am Ende schreibe ich auf, was ich gut finde, was ok und was ich nicht gut finde. Wie immer sind das meine ganz persönlichen Eindrücke und gerade der Klang, aber auch die Akkulaufzeit hängt extrem vom eigenen Nutzungsverhalten und Hörgewohnheiten ab. Das auch mit einer der Gründe, warum wir unsere Testberichte eher kurz halten, denn niemand elend lange Texte lesen und daher konzentrieren wir uns auf besonders erwähnenswerte Merkmale. Nicht zuletzt von der Auswahl der passenden Aufsätze die zum sehr großen Teil den Klang beeinflussen. Dazu habe ich hier mal ein paar Tipps zusammengetragen -> Link
Technische Daten Sony WF-C700N:
- 20 Hz–20.000 Hz
- 5 mm Treiber
- Bluetooth 5.2
- A2DP, AVRCP, HFP, HSP
- SBC, AAC, DSEE (was ist das?)
- 360 Reality Audio
- spritzwassergeschützt nach IPX4 (was bedeutet das?)
- USB Typ-C
- Multipoint (was ist das?)
- adaptives ANC
- adaptive Profilsteuerung
- Sprachassistenten Google Assistant und Siri
- Fast Pair / Swift Pair
- 5 g (Earpiece)
- 32 g (Case)
- Quick Charge
Produktseite: sony.de/WF-C700N
Deutsche Bedienungsanleitung: sony.com/Sony_WF-C700N_Anleitung_DE.pdf
Erhältlich ist das Sony WF-C700N TWS Headset in weiß, schwarz, lila oder grün zu einer UVP von 129 Euro. Bei Amazon* gibt es das Headset bereits zum Preis von 110 Euro.
Was ich gut finde:
Beim Auspacken des Sony WF-C700N findet man neben dem Case mit den beiden, innenliegenden Ohrstöpseln noch zwei paar Ohrpolster, ein kurzes USB-A auf USB-C Kabel und eine deutsche Kurzanleitung. Hervorzuheben ist bei Sony, dass sämtliche Verpackung aus recycelten Altpapier ohne jedes Plastik besteht. Das ist eben so richtig Nachhaltig und nicht nur leeres Geschwätz aka Greenwashing, wie bei anderen Herstellern. Das Case ist nach wie vor länglich, ewas im Alltag echt praktisch ist, denn es passt locker in jede Hosentasche. Das Case ist in der Lage selbstständig zu stehen, ja, darauf muss man heute schon mal hinweisen, und der Deckel wird mit Federkraft offen gehalten. Nichts ist nerviger als ein Case, welches nicht von selbst steht und dessen Deckel nicht offen gehalten wird. Die integrierten Magnete halten die Ohrstöpsel gut fest und lassen sich trotzdem sehr einfach entnehmen und wieder einsetzen. Die Oberfläche ist leicht strukturiert und auf der Rückseite befindet sich immer noch die USB-C Buchse und die Taste.
Die Ohrstöpsel sind Sony-typisch designt. Also ohne diesen Stengel, dafür ein großer „Kopf“ der allerdings einen guten Tragekomfort bietet. Im direkten Vergleich zum Vorgänger Sony WF-C500 (Testbericht), ist es deutlich leichter und etwas kompakter geworden. Mir gefällt, dass es keine Touchbedienung gibt, sondern jeweils eine richtig große Taste. Diese bietet einen sehr guten Druckpunkt und kann in der App mit verschiedenen Aktionen belegt werden. Das Headset ist spritzwassergeschützt nach IPX4 (was bedeutet das?), wodurch man also auch mal in den Regen kommen kann oder stark schwitzen. Macht dem Sony In-Ear Headset also nichts aus. Allerdings fehlt mich noch ein bisschen was, worauf ich weiter unten eingehen muss. Mit knapp 5 g ist er sehr leicht und mit den wechselbaren Ohrpolstern sollte jeder den für sich optimalen Sitz finden. Dafür sollte man sich wirklich etwas Zeit nehmen und ein wenig herumprobieren, denn bei mir passt links das mittlere Ohrpolster besser und rechts das große Ohrpolster. Wer sich hier Zeit nimmt, wird mit einem besseren Klang belohnt, wie ich hier ausführlich beschrieben habe -> Link zum Artikel
Im Inneren werkelt ein Treiber von 5 Millimeter Durchmesser. Da dürfte der Ein oder Andere jetzt grinsen, denn heute haben schon deutlich günstigere Vertreter 14 mm oder mehr verbaut. Aber das es eben nicht nur auf die Größe ankommt, sondern auf die Technik, darauf kommen wir später ausführlich zu sprechen. Im Gegensatz zum Sony WF-C500 (Testbericht) gibt es nun ANC, welches sogar adaptiv ist und damit dasselbe wie beim Großen Bruder Sony WF-1000XM4 (Testbericht). Beim Bluetooth setzt man nach wie vor auf Version 5.2, was im Test eine sehr gute Verbindungsqualität liefert und je nach baulichen Gegebenheiten, eine gute Reichweite. Bricht die Verbindung ab, wird dieses sofort wiederhergestellt, sobald das Sony WF-C700N wieder in Reichweite ist.
Kommen wir zu einem echten Komfortfeature – Multipoint. Das Sony WF-C700N bietet die Möglichkeit das Headset mit zwei Geräten gleichzeitig zu verbinden. So kann man auf dem iPad einen Film schauen und kommt ein Anruf reinkommen, schaltet das Headset automatisch zum Smartphone um, damit man ohne weiteres zu tun telefonieren kann. Nach dem Ende des Telefonats wird die Verbindung wieder zum iPad hergestellt und der Film läuft weiter. Möchte ich heutzutage nicht mehr missen. Auch 360 Reality Audio kennt man vom großen Bruder. Mit ihr können bei einigen Apps wie z.B. Tidal die Musikwiedergabe in eine Art 360° Surround Sound umgestrickt werden, was wirklich sehr gut funktioniert. Bei Apple kennt man das unter dem Namen Spatial Audio.
Als App kommt wieder die bekannte und wirklich gute, Sony | Headphones Connect App (Android / iOS) zum Einsatz. Sie bietet jede Menge Funktionen wie z.B. die Anpassung der Bedienung jeweils getrennt für links und rechts. Zwar können einzelne Funktionen wie einmal drücken links nicht frei gewählt werden, sondern jeweils eine Gruppe von befehlen wie Lautstärke, ANC oder Wiedergabe, aber immerhin kann man etwas anpassen. Bei mir ist links die Wiedergabesteuerung und rechts die Regelung der Lautstärke. Weiter ein ausgewachsener Equalizer, der etliche Voreinstellungen bietet, die jeweils noch angepasst werden können bis hin zu eigenen Voreinstellungen. Je nach Standort kann der Equalizer auch automatisch angepasst werden, womit wir auch schon beim ANC angelangt wären. Die intelligente adaptive Geräuschsteuerung nennt sich „Adaptive Sound Control“ und ist auch dem großen Bruder entliehen. Hier kann man Standorte wie z.B. zu Hause, Arbeit, Fitnessstudio, Bahnhof usw. eintragen und bei Erreichen dieses Ortes wird das ANC automatisch angepasst und auf Wunsch eben auch der Equalizer. Absolut genial, weil das wirklich hervorragend funktioniert. Zu Hause volles ANC, auf der Arbeit ANC aus und dafür der Ambient Sound Mode aktiviert und dabei noch die „Focus on Voice“-Funktion aktiviert.
Sony ist nicht umsonst der König des ANC und das Topmodell Sony WF-1000XM4 (Testbericht) ist bis heute unerreicht was die aktive Geräuschunterdrückung angeht. Das Sony WF-C700N ist zwar nicht ganz so gut, aber immer noch besser als viele, viele andere. Meine Feuerwache liegt an einer der am meisten befahrenen Straßen Frankfurts und die vorbeifahrenden Autos mit ihren bis zu 120 km/h sind zwar noch gut hörbar, aber so reduziert, dass sie beim Musik hören nicht mehr stören. auch sprechende Kollegen sind nur noch im Hintergrund zu hören. Gefällt mir richtig gut. Vor allem der Ambient Sound, bei dem man trotz Musikwiedergabe ohne Probleme mit Kollegen sprechen kann.
Im Alltag ist der Tragekomfort gut bis sehr gut. Zumindest bei mir, denn der Ohrstöpsel sitzt schon relativ tief im Gehörgang, was mich zwar jetzt nicht direkt stört, aber dafür sitzt es wirklich gut, zumal das Gehäuse bei mir komplett in der Ohrmuschel zum liegen kommt. Egal ob Jumping Jacks, Burpees, Seilspringen oder auf dem Laufband. Das Headset sitzt an Ort und Stelle. Nur beim Bankdrücken, also bei allem was man im Liegen macht, kann das Headset ein wenig aus dem Ohr rutschen, was aber bislang bei allen In-Ear Headsets passiert. Ich trage so ein Headset über viele Stunden am Tag. Bei vielen muss ich dann auch mal zwischendurch nachladen, aber nicht beim Sony WF-C700N. Satte 7,5 Stunden soll es mit aktivierten ANC sein, was ich im Test mit 7 Stunden und 12 Minuten beinahe auch erreicht habe. Allerdings höre ich wohl etwas lauter als Sony im Labor. Ohne ANC sollen es bis zu 10 Stunden sein und das nehme ich dem Headset ohne Zweifel ab. Im Case kann man beide Ohrstöpsel noch einmal komplett aufladen und beim zweiten mal reicht es dann noch einmal für 1 Stunden und 28 Minuten. Macht zusammen fast 17 Stunden und übertrifft damit noch die Werksangabe. Dank Schnellladefunktion sollen 10 Minuten laden ausreichen, um wieder eine Stunde Musik hören zu können.
Und wie klingt das Sony WF-C700N? Schon mal nicht nach High-End und das soll es bei diesem Preis auch gar nicht. Wer das erwartet, soll mal bitte seine Erwartungen auf den Prüfung stand der Realität stellen. Es klingt richtig gut. Ei schöner, angenehmer Bass, der zwar nicht übertrieben tief herunter reicht, aber insgesamt sehr schön zum Klangcharakter passt. Die Mitten haben eine leichte Betonung, was gerade bei Podcasts und Filmen gut rüberkommt. Wem es doch etwas zu viel ist, kann mit dem Equalizer nachhelfen. Die Höhen schließen sich sauber an und ziehen bis in die hohen Lagen schön durch, allerdings mit einem leichten hang zum Zischeln bei sehr hohen Lautstärken. Das Sony WF-C700N kann bei Bedarf schon sehr laut, aber auf Dauer kommt es dann schon an seine Grenzen, aber das ist Meckern auf ganz hohem Niveau. Denn die schöne breite Bühne und gute Räumlichkeit bekommt man eher bei mittleren Lautstärken und hier kann das Headset bei guten Sitz wirklich bei jeder Musikrichtung punkten.
Was ich nicht gut finde:
Leider gibt es beim Sony WF-C700N keine Trageerkennung. Nehme ich einen oder beide Ohrstöpsel aus dem Ohr, spielt die Musik ungeniert weiter. Keine Ahnung, warum man so eine Funktion bei solch einem hochwertigen Headset entfallen lässt. Schade, dass es auch kein hochwertiger Audio-Codec wie aptX oder der hauseigene LDAC (was ist das?) in das Headset geschafft hat. Das ist aber auch die beiden einzigen Punkte, was ich am Sony WF-C700N auszusetzen habe, zumal ich nach wie vor behaupte, dass die allermeisten Nutzer keinen Unterschied zwischen den Codecs hören würden bzw. das eigene Headset keinen dieser hochauflösenden Codecs unterstützt.
Fazit:
Ist das Sony WF-C700N empfehlenswert? Ja, denn es ist ein Spaß Headset mit Ambitionen durch und durch. Sehr, sehr gute Akkulaufzeit, ein richtig gutes ANC und das auch noch adaptiv mit einer guten App. Absolut genial. Dagegen hat das Nothing Ear (2) (Testbericht) keine Chance, außer man steht auf die Optik des Nothing und verzichtet dafür auf andere Dinge. Das eingangs erwähnte OnePlus Buds Pro (Testbericht) wird jetzt seinen Platz zugunsten des deutlich günstigeren Sony WF-C700N räumen müssen, welches damit auch das Gütesiegel einkassiert.
Offenlegung: Mobi-test.de hat dieses Gerät auf Anfrage vom Hersteller als Leihgabe erhalten. Unsere Berichterstattung ist davon nicht beeinflusst und bleibt gewohnt neutral und kritisch. Der Artikel ist, wie alle anderen auf unserem Portal, unabhängig verfasst und unterliegt keinerlei Vorgaben Dritter; diese Offenlegung dient der Transparenz.
Sony WF-C700N
Zusammenfassung
+ sehr gute Verarbeitung
+ sehr einfache, anpassbare Bedienung
+ sehr gute Akkulaufzeit
+ sehr gutes, adaptives ANC
+ sehr gute App
+ Schnellladefunktion
– keine Trageerkennung
– keine hochwertigen Codecs