Nothing Ear (2) im Test – wie gut ist das ANC In-Ear Headset wirklich?

Im Test habe ich das Nothing Ear (2) TWS-In-Ear Headset, welches mit erstaunlich wenig Hype auf den Markt gebracht wurde, aber nicht ohne jeder Menge Versprechungen bezüglich Verbesserungen und Optimierungen.

In unserem Podcast ist Nothing sehr oft ein Thema. Kein Wunder, denn deren CEO, Carl Pei, versteht es mit wenig Aufwand viel zu erreichen. Irgendwie schafft er es halt immer wieder, quasi aus dem Nichts (eben nothing) einen Hype zu generieren. Als er damals die Nothing Ear (1) (Testbericht) angekündigt hat, ist das Netz förmlich durchgedreht, dabei war da die einzige Neuheit, dass das Headset teilweise transparent gestaltet wurde. Ansonsten ein normales In-Ear Headset, welches aber für unter 100 Euro richtig gut klingen. Mehr aber auch nicht. Dann kamen die Nothing Ear (Stick) (Testbericht), dem Semi-In-Ear Pendant der Ear (1), welche es in unsere Bestenliste geschafft haben. Und jetzt ist das Nothing Ear (2) auf den Markt gekommen und erfreulicherweise wurde uns ein Exemplar für den Test zur Verfügung gestellt worden.

Wie ich genau teste und worauf ich dabei so achte, habe ich hier im Detail beschrieben (Link zum Artikel). Natürlich bewerte ich auch solche Sachen wie Verarbeitungsqualität, Konnektivität mit Android und iOS, Tragekomfort usw. denn ich treibe auch Sport und trage sie dabei. Am Ende schreibe ich auf, was ich gut finde, was ok und was ich nicht gut finde. Wie immer sind das meine ganz persönlichen Eindrücke und gerade der Klang, aber auch die Akkulaufzeit hängt extrem vom eigenen Nutzungsverhalten und Hörgewohnheiten ab. Das auch mit einer der Gründe, warum wir unsere Testberichte eher kurz halten, denn niemand elend lange Texte lesen und daher konzentrieren wir uns auf besonders erwähnenswerte Merkmale. Nicht zuletzt von der Auswahl der passenden Aufsätze die zum sehr großen Teil den Klang beeinflussen. Dazu habe ich hier mal ein paar Tipps zusammengetragen -> Link

Nothing Ear (2) günstig bei Amazon kaufen*
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Technische Daten Nothing Ear (2):

  • 11,6 mm Treiber
  • Bluetooth 5.2
  • Bluetooth Profile A2DP, AVRCP, HFP (was ist das?
  • Bluetooth Codec SBC, AAC, LHDC 5.0 (was ist das?
  • Freisprechfunktion
  • Adaptives ANC bis 40 dB
  • Adaptiver Equalizer
  • Tastenbedienung
  • Trageerkennung
  • Multipoint (was ist das?)
  • spritzwassergeschützt nach IP55 (was bedeutet das?)
  • USB Typ-C
  • Nothing X App
  • 55,5 x 55,5 x 22 mm (Case)
  • 29,4 x 21,5 x 23,5 mm (Earpiece)
  • 5 g (pro Earpiece)
  • 63 g (gesamt mit Case)
  • 33 mAh (Earpiece)
  • 485 mAh (Case)
  • 2,5 W Wireless Charge
  • Fast Charge

Produktseite: de.nothing.tech/ear-2

Deutsche Bedienungsanleitung:

Erhältlich ist das Nothing Ear (2) derzeit nur in in weiß bei Amazon* zum Preis von 149 Euro.

Der Lieferumfang der Nothing Ear (2)

Was ich gut finde:

Fangen wir vorne an. Beim Auspacken der Nothing Ear (2). Neben dem Case mit beiden innenliegenden Ohrstöpseln findet man noch zwei Paar Ohrpolster in zwei Größen, einem kurzen USB-C Kabel und eine deutsche Kurzanleitung. Genau wie beim Lieferumfang, gibt es auch rein optisch nicht viel neues bei den Nothing Ear (2) zu entdecken. Erst beim genauen Nachmessen wird man bemerken, dass das neue Case minimal schmaler, dünner und um 11 Gramm leichter geworden ist. Die wichtigste Neuerung beim Case liegt darin, dass es nun spritzwassergeschützt nach IPX54 (was bedeutet das?) ist. Klingt im ersten Moment unspektakulär, aber bei vielen Konkurrenten sind zwar die Ohrstöpsel vor Nässe geschützt, aber eben nicht das Case. Im Falle eines Falles, kann das über den Tod oder Leben des Headsets entscheiden. Ebenfalls ein großer Pluspunkt ist Wireless Charge. Das Case des Nothing Ear (2) kann mit bis zu 2,5 Watt kabellos auf jedem Qi-Ladepad oder auch auf der Rückseite eines Nothing Phone bzw. Samsung Galaxy S23 geladen werden. In dieser Preisklasse leider immer noch ein Novum.

Das Design der Nothing Ear (2) ist unverwechselbar

Ansonsten ist beim Case der Nothing Ear (2) alles beim Alten geblieben. Es ist teils transparent, hat eine gute Größe und hält die beiden Ohrstöpsel magnetisch fest. Die Entnahme und das Einlegen ist problemlos möglich. Man kann auch links und rechts nicht verwechseln. Außen die Taste zum Verbinden und die USB-C Buchse zum Laden des Case. Für mich persönlich ist das kein Nachteil. Im Gegenteil. Es ist gut, wie es ist.

Beim Ohrstöpsel sind die Unterschiede auch nicht direkt sichtbar. Die Abmessungen haben sich ebenfalls kaum geändert. Die Ohrpolster und der vordere Teil des Ohrstöpseln sind weiterhin in weiß gehalten, der Rest in schwarz und die Stängel transparent. Die rechte Seite ist mit einem roten Punkt gekennzeichnet und links mit einem weißen Punkt. Die wichtigste Änderung außen ist das Bedienkonzept. Es wird nicht mehr „getoucht“, sondern der Stängel zusammen gedrückt. Genau wie z.B. bei den AirPods 3 (Testbericht). Das alles natürlich nicht in echt, denn die Tasten sind keine echten Tasten sondern kapazitiv, reagieren also auf den Fingerdruck und bestätigen das mit meinem dezenten Klicken. Über die Bestätigungstöne lasse ich mich weiter unten aus. Des Weiteren sollen die Mikrofone besser vor Wind geschützt worden sein. Dank IP54 sind die Ohrstöpsel vor Spritzwasser geschützt, also den Regenschauer oder starkes Schwitzen.

Teils transparent ist das Case und das Headset

Im Inneren der Nothing Ear (2) werkeln immer noch die gleichen Treiber mit einem Durchmesser von 11,6 mm, bei denen die Membranen nun aus Polyurethan (PU) und Graphen bestehen. Aber auch die Technik dahinter hat eine wichtige Neuerung erfahren, denn hinter dem Treiber gibt es nun zwei statt einer Kammer, wodurch sich die Klangqualität deutlich verbessern soll. Neu ist auch das adaptive ANC, welches nach einem kurzen Test die Form der Ohren analysieren soll und das ANC dann den Ohren anpassen soll. Wie genau das funktioniert? Ehrlich gesagt keine Ahnung. Dazu aber später mehr.

Auch das „persönliche Soundprofil“ ist eine Neuerung. Es ist ein Hörtest, welches den Klang an das eigene Gehör anpasst. So neu ist das aber nicht denn man kennt es schon seit vielen Jahren von Samsung Headsets wie den Samsung Galaxy Buds Live (Testbericht) oder auch den Sony Headsets. Neu ist auch der Codec LHDC 5.0 (was ist das?), einem der derzeit besten seiner Art, der aber nicht vom iPhone unterstützt, aber immer mehr Android Smartphones. Es gilt nach wie vor, dass ein Codec nur genutzt wird, wenn das Headset und das Smartphone diesen unterstützt und die Quelle der Musik z.B. Spotify muss auch entsprechende Qualitäten liefern. Der tollste Codec bringt nichts, wenn die Musikquelle wie Spotify Free nicht einmal annähernd brauchbare Qualitäten liefert.

Die Taste zum Verbinden und die USB-C Ladebuchse

Der Tragekomfort der Nothing Ear (2) ist nach wie vor gut bis sehr gut. Egal ob Burpees, Seilspringen oder Jumping Jacks. Das Headset hält, was aber davon abhängt, wie gut die Passform ist. Das man nicht wirklich bewerten, aber mit ein wenig Zeit und ausprobieren, findet man sicher eine passende Kombination. In meinem Fall ist das links die mittlere Größe „M“ und rechts die Größe „L“. selbst eine komplette Akkuladung am Stück im Ohr macht sich nicht störend bemerkbar. Die Ohrpolster sind angenehm weich und trotzdem formstabil.

Die Bedienung ist sehr einfach gehalten. Einmal drücken steuert die Wiedergabe und Pause bzw. das Annehmen oder Beenden von Telefonaten. Zweimal drücken springt zum nächsten Titel oder dient dem Ablehnen von eingehenden Anrufen. Drückt man den Stängel dreimal, springt man zum Anfang des Titel. Hält man den Stängel gedrückt, schaltet man zwischen ANC und dem Transparenzmodus um. Wer will, kann die Tastenbelegung in der App anpassen. Die Trageerkennung arbeitet zuverlässig, auch wenn ich ab und zu mal das Gefühl habe, dass die Musik nach dem herausnehmen immer noch mal eine oder zwei Sekunden weiter läuft. Die Reichweite des Bluetooth ist gut, was aber sehr stark von den baulichen Gegebenheiten der Umgebung abhängt. Die Verbindung wird stets schnell aufgebaut und sollte die Verbindung doch mal abreißen auch wieder schnell hergestellt, wenn wieder verbunden werden kann. Dank Multipoint ist man mit dem Nothing Ear (2) mit zwei Geräten gleichzeitig verbunden. Kommt ein Anruf auf dem Smartphone rein, pausiert das zweite verbundene Gerät die Wiedergabe und schaltet zu Gerät mit dem Anruf um. Nach dem Ende des Gesprächs wieder zurück zur Wiedergabe. Funktioniert in der Praxis echt gut, auch wenn es an dieses nahtlose Umschalten wie bei Apple absolut nicht herankommt.

Optisch nicht viel neues, aber dafür umso mehr neue Technik

Die Northing X App (Android / iOS) ist gut gemacht, weil optisch ansprechend, einfach zu bedienen und guter Funktionsumfang. Zwischen Android und iOS gibt es keine nennenswerte Unterschiede. Direkt auf dem Startbildschirm kann man die Ladezustände sehen und hat direkt Zugriff auf das ANC, die Bedienung und den Equalizer. Der bietet vier Voreinstellungen, aber auch die Möglichkeiten ein eigenes Profil zu erstellen. Viel besser ist aber der adaptives Equalizer. Nach einem ziemlich ausführlichen Hörtest bekommt man ein für sich angepasstes Klangprofil zur Verfügung gestellt, welches den Klang teils dramatisch ändert. Zumal man noch aus drei Stufen „Sanfter“, „Empfohlen“ und „Kräftiger“ hat und dazu jeweils noch die Intensität. Echt gut gemacht, zumal es wirklich funktioniert. Über die App kann man auch das ANC sehr detailliert steuern, während man das ANC ja über den Ohrstöpsel nur Aktivieren oder den Transparenzmodus einschalten kann. In der App geht noch einiges mehr, wie z.B. Updates installieren, ein Passtest usw.

Das ANC ist eher durchschnittlich. Nicht besonders gut, aber eben auch nicht schlecht. Man hört schon einen deutlichen Unterschied, aber vorbeifahrende Autos, sprechende Kollegen oder den Staubsauger hört man trotzdem noch sehr gut. Mit der Aktivierung des ANC bekommt man direkt auch ein wenig Rauschen geboten. Über das adaptive ANC spreche ich weiter unten im Detail. Sehr gut gefällt mir aber der Transparenzmodus. Für mich auf der Wache absolute Pflicht und der bietet beim Nothing Ear (2) die nahezu perfekte Mischung aus Musik und der Umgebung, auch wenn es sich etwas künstlich anhört. Aber richtig gut.

Der Tragekomfort des Nothing Ear (2) ist sehr gut

Und wie klingt das Nothing Ear (2)? Richtig gut. Schon in der neutralen Einstellung, also ohne angepasstes Soundprofil, klingt es sehr angenehm und ist klanglich eher neutral abgestimmt. Das weiß zu gefallen, weil es eben für die Mehrheit der Nutzer als gut klingend empfunden wird. Nicht dieser typische Badewannencharakter mit deutlich überzogenen Bässen und Höhen. Beim Nothing Ear (2) gibt es einen dezenten Bass, der aber richtig gut ins das Klangbild passt. Nicht sehr tief, aber dafür mit der richtigen Portion Druck und Fülle, der auch nicht brummig wird, sollte man etwas lauter hören wollen. Die Mitten geben den Stimmen die nötige Fülle und die Höhen schließen sich gut abgestimmt an.

Aktiviert man dann aber das personalisierte Klangprofil, kann es gut sein, dass man ein komplett anderes Klangbild präsentiert. So in meinem Fall. Liegt natürlich immer am eigenen Gehör, aber bei mir ist der Unterschied zwischen der neutralen Stellung und dem angepassten Soundprofil deutlich hörbar und das absolut positiv. Ein deutlich fülligerer Bass, der zwar jetzt bei maximaler Lautstärke zum leichten Dröhnen neigt, aber nahezu perfekte Mitten die einer Adele genau dieses Volumen verleihen, die diese Frau zur Ikone gemacht hat und einen Hochton, der sich hörbar reduziert, aber nu noch besser zum Rest passt, weil auch die Spitzen reduziert werden. Einfach nur Wow und muss sich hinter der teureren Konkurrenz verstecken muss. Für mich klanglich mit das Beste, was man in dieser Preisklasse bekommen kann. Bei Telefonaten gibt es ebenfalls nichts zu bemängeln. Man wird selbst sehr gut verstanden und hört auch das Gegenüber ohne störende Nebengeräusch.

Was ich nicht gut finde:

Bei der Akkulaufzeit des Nothing Ear (2) gibt es Kritik zu äußern. Mit aktivierten ANC sollen es bis zu vier Stunden sein, was ja schon an sich eher unterdurchschnittlich ist. In der Praxis waren es dann 3 Stunden und 47 Minuten. Also noch mal ein bisschen drunter und das bei minimal höherer Lautstärke, mit der ich eigentlich alle Headsets teste. Schaltet man das ANC ab, dann verlängert sich die Laufzeit auf 6 Stunden und 39 Minuten und das liegt wieder über der Werksangabe. Aufpassen muss man mit der Angabe zum Fast Charge. Laut Nothing sollen 10 Minuten aufladen reichen, um weitere 8 Stunden Musik zu hören. Damit ist aber das Laden des Case gemeint. Lädt man die Ohrstöpsel 10 Minuten, dann kann man gerade mal 42 Minuten weiter hören. Im Case kann man beide Ohrstöpsel noch zweimal komplett aufladen und beim Dritten mal reicht es dann noch mal für knapp 90 Minuten mit ANC. Summa summarum sind es dann knappe 14 Stunden und damit weit hinter den versprochenen 22,5 Stunden mit ANC. Aber FastCharge reißt das wieder ein Stück heraus.

Was hat es mit diesem personalisierbaren, adaptiven ANC auf sich? Man darf es schon mal nicht dem adaptiven ANC der Sony WF-1000XM4 (Testbericht) verwechseln. Bei Sony schaltet das Headset, je nach Fortbewegung oder Ort, zwischen den verschiedenen ANC Stufen um, was wirklich gut funktioniert. Beim Nothing Ear (2) stehen nach einem kurzen Test in der App vier verschiedene Stufen des ANC zur Auswahl. „Adaptiv“, „Niedrig“, „Mittel“ oder „Hoch“. Ehrlicherweise muss ich aber sagen, dass ich bis nur einen Unterschied zwischen „Niedrig“ und „Hoch“ höre, aber auch nur, wenn ich mich darauf konzentriere. In der Stellung „Adaptiv“ soll das ANC der Nothing Ear (2) in Echtzeit die Stärke des ANC anpassen. In der Tat hört man beim Tragen immer wieder mal einen kurzen Ton, der wohl dieses Umschalten signalisieren soll. Aber gemerkt habe ich davon nicht viel, was eben daran liegen wird, dass die Unterschiede zwischen den Stufe nicht so prägnant sind.

In der App kann man einen extra Modus für niedrige Latenzen aktivieren und obwohl aktiviert, ist dieser Versatz zwischen Bild und Ton deutlich zu bemerken. Beim einem Video ist das gerade noch vertretbar, aber beim Spielen von z.B. PUBG ist die Latenz schlicht zu hoch und macht schon nach wenigen Minuten keinen wirklichen Spaß mehr.

Fazit:

Ist das Nothing Ear (2) empfehlenswert? Ja und dazu stehe ich. Auch dazu, dass ich das Gütesiegel vergebe. Für 150 Euro bekommt man ein richtig gutes In-Ear Headset. Nicht das Beste seiner Art, aber einen wirklich guten Klang, einem Design, welches nach wie vor extrem auffällig ist und eine richtig gute App, die viele Anpassungen zulässt. Das ANC ist nicht das Beste, aber in Ordnung, die Verarbeitung ist gut, das Case spritzwassergeschützt und die Bedienung einfach und gut umgesetzt. Größter Kritikpunkt ist immer noch die Akkulaufzeit. Vielleicht bekommt man die noch mit Updates in den Griff. Auch das mit dem adaptiven ANC sollte man besser noch was überarbeiten oder zugunsten der Akkulaufzeit ganz streichen.

Offenlegung: Mobi-test.de hat dieses Gerät auf Anfrage vom Hersteller als Leihgabe erhalten. Unsere Berichterstattung ist davon nicht beeinflusst und bleibt gewohnt neutral und kritisch. Der Artikel ist, wie alle anderen auf unserem Portal, unabhängig verfasst und unterliegt keinerlei Vorgaben Dritter; diese Offenlegung dient der Transparenz.

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Peter W.
Nothing Ear (2)

Zusammenfassung

+ sehr gute Verarbeitung
+ personalbarer Klang
+ gute App
+ guter Tragekomfort
+ sehr guter Klang
+ ordentliches ANC
+ Schnellladefunktion
+ kabelloses Laden

– unterdurchschnittliche Akkulaufzeit
– adaptives ANC verbesserungswürdig
– hohe Latenz