Sennheiser ACCENTUM Wireless im Test – High-End zum Preis der Oberklasse?

Im Test habe ich das Sennheiser ACCENTUM Wireless Headset, welches mit Technik aus der High-End Klasse zum Preis der Oberklasse punkten möchte. Was taugt dieses Over-Ear Headset im Alltag?

Bei Headsets steht der Name Sennheiser Momentum für High-End und löst ein Grinsen bei Kennern aus. Headsets wie das Sennheiser Momentum 4 Wireless sind jetzt schon legendär und in einer Reihe mit Bose, Bowers & Wilkins oder Harman Kardon zu nennen. Allerdings waren die Preis eher hoch angesetzt, was sich jetzt mit dem Sennheiser ACCENTUM Wireless ändert, denn es kommt zu einer UVP von 179 Euro und damit in die spannende Preisklasse von 150 bis 200 Euro. In unserer Bestenliste der Over-Ear Headsets hat sich dort vor einiger Zeit das Harman Kardon FLY ANC (Testbericht) breit gemacht, welches ich nach wie vor auch privat nutze, wenn ich mal wieder ein Over-Ear hören möchte. Es ist für mich nach wie vor die Empfehlung in dieser Preisklasse und genau damit muss sich der Sennheiser ACCENTUM Wireless jetzt auch messen. Aber wo musste das Sennheiser ACCENTUM Wireless jetzt gegenüber dem großen Bruder Sennheiser Momentum 4 Wireless wirklich Federn lassen?

Wie ich genau teste und worauf ich dabei so achte, habe ich hier im Detail beschrieben (Link zum Artikel). Natürlich bewerte ich auch solche Sachen wie Verarbeitungsqualität, Konnektivität mit Android und iOS, Tragekomfort usw. denn ich treibe auch Sport und trage sie dabei. Am Ende schreibe ich auf, was ich gut finde, was ok und was ich nicht gut finde. Wie immer sind das meine ganz persönlichen Eindrücke und gerade der Klang, aber auch die Akkulaufzeit hängt extrem vom eigenen Nutzungsverhalten und Hörgewohnheiten ab. Das auch mit einer der Gründe, warum wir unsere Testberichte eher kurz halten, denn niemand elend lange Texte lesen und daher konzentrieren wir uns auf besonders erwähnenswerte Merkmale.

Sennheiser ACCENTUM Wireless günstig bei Cyberport kaufen*
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Technische Daten Sennheiser ACCENTUM Wireless:

  • 37 mm Treiber
  • 10 Hz – 22 kHz
  • 106 dB ±3 dB
  • Bluetooth 5.2
  • Bluetooth Profile A2DP, AVRCP, HFP, HSP, GATT (was ist das?
  • Bluetooth Codec AAC, SBC, aptX HD, aptX LL (was ist das?
  • Freisprechfunktion
  • ANC
  • Sennheiser App
  • Tastenbedienung
  • Multipoint (was ist das?)
  • Sprachassistenten
  • spritzwassergeschützt nach IPX5 (was bedeutet das?)
  • USB Typ-C
  • 224 g
  • 800 mAh

Produktseite: sennheiser-hearing.com/de-DE/accentum-wireless

Deutsche Bedienungsanleitung: sennheiser-hearing.com/Accentum_Manual_DE.pdf

Erhältlich ist das Sennheiser ACCENTUM Wireless Headset in weiß oder schwarz zu einer UVP von 179,99 Euro. Bei cyberport* gibt es ihn bereits ab 149,90 Euro.

Was ich gut finde:

Der Lieferumfang des Sennheiser ACCENTUM Wireless ist schon mal sehr übersichtlich, denn außer dem Headset, einem USB-A auf USB-C Ladekabel und einer Kurzanleitung gibt es nichts weiter im Karton. Ok, damit hätten wir schon mal den ersten Sparpunkt entdeckt.

Rein optisch gefällt mir das Headset durch sein sehr minimalistisches und schnörkelloses Design, welches Kenner direkt an den bekannten Sennheiser-Look erinnert. Das dezente Logo auf dem Bügel weist das Headset aber als echten Sennheiser aus. Das hier rundum nur Kunststoff zum Einsatz kommt, stört mich absolut nicht, denn die Verarbeitung ist wirklich über jeden Zweifel erhaben und ohne Tadel. Der Kopfbügel ist anstatt mit Stoff wie beim großen Bruder „nur“ mit einem weichen Silikon überzogen. Es fühlt sich sehr angenehm an und die stufenlose Verstellung ist nicht nur optisch ein Hingucker. Die beiden drehbaren Gondeln lassen zwar einen weiten Verstellbereich zu, aber platzsparend zusammenklappen lässt sich das Headset aber nicht. Dafür ist es deutlich kompakter als viele Konkurrenten.

Die Polster sind wechselbar und sehr weich und obwohl das Sennheiser ACCENTUM Wireless stramm sitzt, ist der Tragekomfort selbst für mich als Brillenträger sehr gut. Alleine schon die passive Dämpfung der Polster ist schon so gut wie manches ANC der Konkurrenz. Im Inneren der Polster sind in weißen Lettern „L“ und „R“ eingedruckt. Auf beiden Gondeln findet sich jeweils ein Mikrofon für das ANC und für die Telefonie. Rechts findet man eine kleines LED, die USB-C Buchse, welche aber nicht nur zu Laden genutzt wird. Daneben eine kleine, runde Taste, mit der man das Headset Ein- und Ausschalten kann und auch das ANC umschaltet. Desweiteren drei Tasten, mit denen man die Lautstärke anpasst und über die mittlere Taste weitere Funktionen steuern kann.

Im Inneren werkeln Treiber mit einem Durchmesser von 37 mm und damit etwas kleiner als beim Sennheiser Momentum 4 Wireless. Also wurde auch hier ein wenig gespart. Weiterhin gibt es ANC, welches hier aber statisch arbeitet und nicht automatisch. Weggefallen ist leider auch eine Komfortfunktion, auf die ich weiter unten zu sprechen komme. Geblieben ist aber die Funktion „Soundzonen“. Je nach Standort kann man dem Headset auferlegen, ob ANC aktiviert werden soll oder der Trasparenz-Modus und ggf. welche Equalizer-Einstellung verwendet werden soll. Kennt man z.B. von Sony WH-1000XM5 (Testbericht). Echt praktisch ist auch die Sidetone-Funktion, die bei Telefonaten einen gewissen Anteil der eigenen Stimme hörbar macht, wodurch mal nicht so schreit, was ja oft der Fall ist, wenn man mit einem Headset telefoniert.

Als Codecs sind nicht nur AAC und SBC an Bord, sondern auch die hochauflösenden aptX HD und aptX Low Latency (was ist das?). Wie immer muss auch das Smartphone dieses Codecs unterstützen, sondern werden diese nicht genutzt und natürlich muss auch die Quelle entsprechende Qualitäten liefern. Der tollste Codec hilft rein gar nichts, wenn man Spotify Free und ähnliche gratis Angebote nutzt.

Die Sennheiser Smart Control App (iOS / Android) kommt auch beim Sennheiser ACCENTUM Wireless zu Einsatz. Diese ist sehr übersichtlich gehalten und bietet Zugriff einen Equalizer, der neben 7 Voreinstellungen auch einen 5-bändigen Equalizer zur Verfügung stellt. Das ist zwar jetzt nicht viel, aber es reicht absolut aus, zumal die zur Auswahl stehenden Frequenzen mit Bedacht gewählt wurden. Sehr genial ist der „Sound-Check“, mit dem man mit Hilfe von mehreren Auswahlmöglichkeiten den für sich passenden Klang „zusammenhören“ kann und das lohnt sich auf jeden Fall, denn dieser speicherbare Equalizer-Preset ist eben personalisiert. Die Bassanhebung kann man getrost weglassen, aber die Podcast-Funktion macht durchaus Sinn, wenn man viele Podcasts (wie unseren) hört. Das ANC kann man ebenfalls steuern, wobei man über die App aber auch noch eine Windgeräuschreduzierung aktivieren kann.

Die Bedienung des Sennheiser ACCENTUM Wireless ist dank der Tasten sehr einfach gehalten. Das ANC steuert man durch kurzes gedrückt halten der kleinen Taste. Laut und Leiser über die entsprechenden Tasten im oberen Tastenfeld. Die mittlere Taste steuert Play und Pause. Alles sehr einfach und ein Stück weit auch schon standardisiert. Einen kleinen Nachteil bespreche ich aber weiter unten. Für einen Reset auf die Werkseinstellungen hält man die Haupttaste für 20 Sekunden gedrückt, bis man einen kurzen Bestätigungston hört.

Zwar bietet das Sennheiser ACCENTUM Wireless kein adaptives ANC, aber auch das manuelle ANC ist schon richtig gut. Leider gibt es keine genauen Angaben, um wiveiel dB die Umgebung reduziert wird, aber es ist schon erstaunlich. Zwar sind vorbeifahrende Autos und die Stimmen der Kollegen noch zu hören, aber auch nur solange man keine Musik hört. Auch das leichte Rauschen bei aktivierten ANC ist dann nicht mehr zu hören. Machen wir uns mal nichts vor. ANC kann nicht zaubern, aber beim Sennheiser ACCENTUM Wireless leistet es schon wirklich gute Dienste. Zumal mir der Transparent-Modus sehr gut gefällt. Er liefert eine gute Mischung aus Musik und der Umgebung.

Die Akkulaufzeit des Sennheiser ACCENTUM Wireless wird mit bis zu 50 Stunden bei aktivierten ANC angegeben. Bei mir waren es mit erhöhten Hörlautstärken aber immer noch mehr als 40 Stunden. Leider brach der Akkutest mehrmals ab, weil einmal mein Pixel 7a vom Akku schlapp machte, ich vergaß das Ladekabel anzuschließen, und bei einem weiteren Test war nicht genug Musik auf der Playlist, weil ich vergessen habe, die Playliste als Radiosender zu starten. Trotzdem sind das gute Werte, auch wenn der große Bruder noch mal knapp 10 Stunden drauflegen kann. Dafür sollen aber nur 10 Minuten für 5 Stunden weitere Musikwiedergabe ausreichen. In der Praxis waren es bei mir 4 Stunden und 3 Minuten. Weiterer Vorteil. Auch wenn man das Ladekabel an den Sennheiser ACCENTUM Wireless anschließt kann man weiter Musik hören. Das beherrschen die allerwenigsten Headsets.

Und wie klingt das Sennheiser ACCENTUM Wireless? Ok, nicht so neutral wie der große Bruder, denn eine leichte Überhöhung des Bass ist unüberhörbar. Aber genau das wird vielen Hörern gefallen. Die Bässe kommen sehr prägnant und druckvoll rüber, auch wenn die Mitten darunter etwas leiden, was man gerade bei Sängern mit tiefen Stimmen gut wahrnehmen kann. Per Equalizer könnte man dem aber guten Einhalt gebieten. Die Höhen sind dafür wieder sehr klar und detailreich. Alles im allem ein eher moderner Klangcharakter, der eine breite Bühne bietet und eine schöne Räumlichkeit. Gefällt mir richtig gut und macht echt Lust auf mehr. Allerdings dürfte die maximale Lautstärke einigen Hörern zu leise sein. Mir reicht es, zumal hier rein gar nichts verzerrt oder das Zischeln anfängt. So höre ich mich mit wachsender Begeisterung durch meine Test-Playlist und kann irgendwie nicht genug bekommen.

Bei Telefonaten gibt es nicht viel auszusetzen, denn die beiden Mikrofone leisten gute Dienste, vor allem, wenn man die Reduktion der Windgeräusche aktiviert hat. Damit eliminiert man sie zwar nicht komplett, aber reduziert sie deutlich. Man wird gut verstanden und man selbst hört das Gegenüber auch sehr gut.

Was ich nicht gut finde:

Zwar ist der Sennheiser ACCENTUM Wireless sehr einfach zu bedienen, aber einen Ticken größer hätten die Tasten schon sein können. Zumindest die zur Steuerung der Musikwiedergabe. Zwar kann man die drei Tasten nach kurzer Zeit auseinanderhalten, aber man wird immer wieder mehrmals über alle Tasten fahren, um dann die (hoffentlich) richtige Taste zu drücken. Viel schmerzlicher vermisse ich aber (mal wieder) die fehlende Trageerkennung.

Habe ich eigentlich erwähnt, dass es beim Sennheiser ACCENTUM Wireless keine Klinkenbuchse gibt? Kommt daher der Name Wireless? Mitnichten, denn an die USB-C Buchse kann auch Audiosignale übertragen. Einfach das mitgelieferte USB-C Kabel einstecken…ja und dann? Dieses hat am anderen Ende einen uralten USB-A Stecker. Das passt in kein Smartphone und mittlerweile selbst in viele Laptops nicht mehr. Hier hätte man einfach ein reines USB-C Kabel beilegen können und schon wäre man wesentlich flexibler. Mit einem günstigen USB-C auf Klinkenadapter* kann man sich ebenfalls behelfen. Also an sich eine gute Sache, aber leider nicht ganz zu Ende gedacht bzw. das falsche Kabel beigelegt.

Fazit:

Ist das Sennheiser ACCENTUM Wireless empfehlenswert? Ja, denn im direkten Vergleich zum Harman Kardon FLY ANC (Testbericht) zieht der Sennheiser locker am Harman Kardon vorbei. Der Sennheiser klingt zwar satter, aber alles im allem einen Ticken besser, aber am Ende geben die deutlich bessere Akkulaufzeit, der bessere Equalizer mit dem Sound-Check und nicht zuletzt die aptX Codecs den Ausschlag, das Harman Kardon Fly ANC aus unserer Bestenliste der Over-Ear Headsets zu verdrängen. Das Gesamtpaket ist beim Sennheiser ACCENTUM Wireless einfach das Bessere und dafür gibt es das Gütesiegel.

Offenlegung: Mobi-test.de hat dieses Gerät auf Anfrage von Cyberport als Leihgabe erhalten. Unsere Berichterstattung ist davon nicht beeinflusst und bleibt gewohnt neutral und kritisch. Der Artikel ist, wie alle anderen auf unserem Portal, unabhängig verfasst und unterliegt keinerlei Vorgaben Dritter; diese Offenlegung dient der Transparenz.

Peter W.
Sennheiser ACCENTUM WirelessVerarbeitung/ Ausstattung Verbindung/ Bedienung Klang Praxistest Preis/ Leistung + Verarbeitung + Leistung + Kamera + Empfang + Fingerabdrucksensor + Updates + Schnellladefunktion + kabelloses Laden - Preis - Größe - Klang - nur Micro-USB 2.0 - kein Dual-SIM - keine Speicherkarte

Zusammenfassung

+ sehr gute Verarbeitung
+ wechselbare Polster
+ sehr guter Tragekomfort
+ sehr gutes ANC
+ sehr guter Klang
+ hochwertige Codecs
+ gute App
+ Einfache Bedienung

– etwas zu kleine Tasten
– keine Trageerkennung
– USB-A Stecker statt USB-C