Ich teste die AirPods Max und das ganz ohne Fanboy-Brille, auch wenn ich iPhone Nutzer bin. Aber mich interessiert viel mehr, ob dieses teure Over-Ear Headset aus Cupertino wirklich diesen Mehrpreis wert ist. Wobei, so teuer ist es am Ende auch nicht.
Die AirPods Max sind zwar nicht mehr so richtig neu, aber deren Ruf ist jetzt schon legendär. „Viel zu teuer“, „Typisch Apple übertrieben teuer“ sind noch die harmlosen davon. Jetzt bin ich zwar ein Apple Nutzer, trage eine Apple Watch und nutze tagtäglich ein iPad Pro nebst den AirPods 3, aber für die AirPods Max konnte ich mich nie so wirklich erwärmen. Bis jetzt, denn ich habe diese bei Amazon Warehouse Deal für 369 Euro* im Zustand „Gut“ ergattern können. Wie so oft, waren die aber noch original verpackt, sprich unbenutzt. Wer die UVP bezahlt ist selbst schuld, denn mittlerweile bekommt man die AirPods Max eigentlich immer für unter 450 Euro, oft sogar für um die 400 Euro. Und da ich ein Faible für High-Headsets habe, müssen sich nun auch die AirPods Max gegen die SHURE AONIC 40 (Testbericht) und andere wie die Sony WH-1000XM4 (Testbericht) oder Bose QuietComfort 45 (Testbericht) beweisen. Wie gut ist dieses Headset wirklich? Oder sind das alles wieder nur Fanboy-Belobigungen.
Wie ich genau teste und worauf ich dabei so achte, habe ich hier im Detail beschrieben (Link zum Artikel). Natürlich bewerte ich auch solche Sachen wie Verarbeitungsqualität, Konnektivität und Tragekomfort. Am Ende schreibe ich auf, was ich gut finde, was ok und was ich nicht gut finde. Wie immer sind das meine ganz persönlichen Eindrücke und gerade der Klang, aber auch die Akkulaufzeit hängt extrem vom eigenen Nutzungsverhalten und Hörgewohnheiten ab. Das auch mit einer der Gründe, warum wir unsere Testberichte eher kurz halten, denn niemand elend lange Texte lesen und daher konzentrieren wir uns auf besonders erwähnenswerte Merkmale.
Technische Daten Apple AirPods Max:
- 40 mm Treiber
- Apple H1
- Bluetooth 5.0
- Bluetooth Profile A2DP, AVRCP, HFP, HSP (was ist das?)
- Bluetooth Codec AAC, SBC (was ist das?)
- Freisprechfunktion
- ANC
- Adpativer EQ
- Trageerkennung
- Siri
- Spatial Audio (was ist das?)
- Lightning
- 9 Mikrofone
- 187,3 x 168,6 x 83,4 mm
- 386 g
- 664 mAh
Produktseite: apple.com/de/airpods-max
Deutsche Bedienungsanleitung: manuals.info.apple.com/airpods-max.pdf
Erhältlich sind die Apple AirPods Max in Silber, grau, rot, grün und blau bei Amazon* zum Preis von 469 Euro. Ich habe es im Amazon Warehouse Deal für 369 Euro* bekommen.
Was ich gut finde:
Im Lieferumfang der Apple AirPods Max ist neben dem Headset noch das Smart Case, ein Lightning auf USB‑C Kabel und eine Kurzanleitung. Schon beim Auspacken dann das erste „Wow“. Mit einem Lebendgewicht von 386 Gramm (ohne Case) sind die AirPods Max ein echtes Schwergewicht. Auch der SHURE AONIC 40 (Testbericht) hat einiges an Metall zu bieten, wiegt aber nur 314 Gramm. Die Bose Quietcomfort 45 (Testbericht) sogar nur 241 Gramm und das ist schon mal eine Ansage. Aluminium wohin das Auge schaut. Die kompletten Schalen der Ohrmuscheln – Aluminium. Die gummiartig beschichteten Bügel – Aluminium. Die Teleskopauszüge und Gelenke – Aluminium. Das wiegt, aber man spürt das Gewicht nicht. Oben ein weiches Netz, welches sich auf den Kopf legt und selbst nach vielen Stunden nicht drückt. Dann diese Teleskopauszüge. Zwar nicht klappbar, aber federbelastetes Kippen und Drehen um bis zu 90 Grad.
Auf beiden Seiten sieht man diverse Öffnungen, womit die insgesamt 9 Mikrofone entdeckt wurden, die für das ANC und die Gesprächsübertragung zuständig sind. Dabei kann man auch mal auf den Apple H1 Chip hinweisen, von denen es zwei gibt und nichts anderes machen, als die Signale in beiden Richtungen zu verarbeiten. Haben zwar auch andere Hersteller, also nicht den Apple H1, aber eben einen Chip für den Sound. An der rechten Seite sind dann noch eine längliche Taste, mit der das ANC gesteuert wird und dann eine Krone, die gedreht und gedrückt werden kann. Ganz im Stile der Apple Watch und genau perfekt lässt sich diese auch bedienen. So lässt sich umstellen, in welche Richtung diese gedreht werden muss, um die Lautstärke fein dosiert zu erhöhen bzw. zu reduzieren. In den Einstellungen der AirPods Max kann man eine dezente Rasterung aktivieren. Eine Bedienung per Touch ist nicht vorgesehen und auch eine Aux-In Buchse sucht man vergebens. Dafür gibt es eine Lightning-Buchse, um das Headset zu laden.
Die beiden Ohrpolster sind mit Stoff bezogen, super weich und wechselbar. Schon mal vorab als Info für alle Brillenträger wie mich. Auch nach vielen Stunden am Stück (und damit meine ich viele Stunden) drückt da nichts an den Bügeln. Es gibt aber auch Nachteile, auch die ich später zu sprechen komme. Wie immer gibt es jede Menge Zubehör auch für die AirPods Max wie z.B. Cover für die äußeren Schalen, für den Kopfbügel, austauschbare Ohrpolster aus Kunstleder oder Silikon und natürlich auch vernünftige Cases. Hier der Link zu Amazon -> Link zu Amazon*
Die Verbindung zu einem iPhone oder iPad ist wie von Apple gewohnt. Das Case öffnen, die AirPods Max erscheinen auf dem Device und stehen zur Verbindung bereit. Damit einhergehend werden die AirPods direkt auf allen anderen Geräten eingebunden. Schaut man gerade auf dem iPad einen Film und es kommt ein Anruf rein, schaltet das Headset direkt auf das iPhone um und nach dem Gespräch wieder zurück. Auch die Einstellungen der AirPods Max erreicht man wie gewohnt entweder über die Einstellungen im Bluetoothmenü der AirPods Max selbst oder im Schnellmenü durch gedrückt halten der Lautstärke. Eben Apple.
Dort kann man die AirPods Max dann ein wenig konfigurieren. Ob die ANC-Taste nur zwischen Geräuschunterdrückung und Transparenz umschaltet, oder auch komplett deaktiviert werden kann. Dazu die bereits erwähnte Einstellung der Digital-Crown, also der drehbaren Krone, 3D Audio und das Wo-Ist Netzwerk. Einen Equalizer wie bei vielen anderen gibt es nicht, denn die AirPods Max haben einen adaptiven Equalizer, der sich den aktuellen Gegebenheiten anpasst.
Im übrigen kann man die AirPods Max auch mit jedem anderen Smartphone verbinden, allerdings mit einigen Einschränkungen. ANC funktioniert zwar und kann umgeschaltet werden, Lauter, Leiser und Titelsprung, aber mehr auch nicht. Zudem wird der Codec auf ein absolutes Minimum reduziert, was dem Klang natürlich nicht wirklich zuträglich ist. Nach wie vor ist es keine gute Idee einen Apple AirPods an einem Androiden zu nutzen. Stichwort Perlen vor die Säue…
Das ANC der Apple AirPods Max ist schlicht gesagt phänomenal. Bislang ist für mich das Sony WH-1000XM4 (Testbericht) der Maßstab bis ich demnächst die neuen Sony WH-1000XM5 testen werde, aber die AirPods Max sind mindestens genauso gut. Alleine schon die Polster nehmen einiges weg, aber der Moment in dem sich das ANC aktiviert ist der nächste „Wow“-Moment. Denn plötzlich ist es ganz still um einen. Vom laufenden Staubsaugerroboter höre ich nichts mehr, auch nicht mehr von der Musik, die bei mir zu Hause immer läuft und auch aus dem Büro meiner Frau kommt nichts mehr außer Stille. Also raus auf die Straße und da muss man höllisch aufpassen, denn auch Autos hört man nicht. Da haben die Sony WH-1000XM4 (Testbericht) den Vorteil eines adaptiven ANC, der unterwegs ein wenig die Umgebung einblendet. Noch viel besser, und bei mir eigentlich am meisten aktiviert, der Transparenz-Modus. Kein Headset macht es bislang besser. Diesen Mix aus Umgebung und Musik bzw. Video. Ich kann man mich problemlos mit Kollegen unterhalten und dabei entspannt meine Musik weiter hören. So verpasse ich nichts, bin aber von Musik umgeben.
Die Akkulaufzeit wird mit bis zu 20 Stunden im ANC-Modus angegeben, aber da die AirPods Max ein etwas seltsames Powermanagement besitzen, kann man das so gar nicht testen. Ich habe es mal an meinem iPad dauerhaft Musik spielen lassen und da trotz aktiven ANC und gehobener Lautstärke nach mehr als 22 Stunden immer noch 8% Akku vorhanden. Danach sollen 5 Minuten ausreichen, um wieder 1,5 Stunden Musik hören zu können. Auch das habe ich ausprobiert. Bein 1% den Akku für exakt 5 Minuten geladen, war der Akku nach exakt 96 Minuten wieder runter auf 1%. Während des Ladevorgangs kann weiter Musik gehört werden.
Und wie klingen die Apple AirPods Max? Ganz ehrlich? Unglaublich, denn das war der dritte „Wow“-Moment. Nicht perfekt, denn das SHURE AONIC 40 (Testbericht) klang noch ein Stück besser, aber wie definiert man besser? Jeder hat einen anderen Geschmack, aber Apple versteht es einen „Allerweltsklang“ zu generieren. Nichts besonderes, aber über alle Frequenzbereiche ohne Fehl und Tadel. Ein Klang für alle und das in so richtig gut. Auffällig dabei, dass der gute Klang selbst bei maximaler Laustärke nicht einbricht. Kein Wummern, keine sägenden Höhen oder sonstiges. Einfach perfekt für 99,99% der Hörer abgestimmt und genau das machen die AirPods Max aus. Die Bühne perfekt zwischen den Ohren platziert mit einer unglaublichen Tiefe und Präsenz. Und das ohne 3D-Audio. Das ist einer der Stärken des Apple H1 Prozessors und macht dem adaptive Equalizer ordentlich Beine. Es klingt einfach gut.
Aktiviert man 3D Audio, dann löst sich die Musik von den Kopfhörern und umgibt den Hörer komplett. Ein besonderes Feature von Spatial Audio (was ist das?) ist das Headtracking. Gerade beim Filme schauen, aber auch beim Musik hören, kommt die Musik aus der Richtung, in der das iPhone liegt. Liegt es links von mir, kommt der Ton primär von links und drehe ich den Kopf, dreht sich der Klang mit. Ich mag es, aber nur bei Filmen bzw. Fernsehen schauen. Musik genieße ich lieber im gewohnten Stereo.
Was ich nicht gut finde:
Über den Preis diskutiere ich nicht. Wer, bitte um Entschuldigung vorab, so dumm ist und die AirPods Max zum Preis von Apple bezahlt, ist selber schuld. Mittlerweile bekommt man sie schon mal für unter 400 Euro und damit auch nicht teuer als die gerade erschienenen Sony WH-1000XM5 (Link zu Amazon*) zum Preis von 409 Euro. Muss jeder für sich entscheiden, denn niemand zwingt einen die AirPods Max zu kaufen und man weiß vorher, dass man den üblich Apple-Aufschlag zahlen muss und wird. Aber einen ganzen Punkt ziehe ich bei der Preis/Leistung trotzdem ab, da ich immer von der UVP ausgehe.
Die AirPods Max sind nicht spritzwassergeschützt. Was bei diesem Preis doch sehr verwundert. Auf der Produktseite ist bei dieser Angabe leider nur ein Strich zu sehen. Ganz im Gegensatz zu den AirPods Pro (Testbericht) und den den AirPods 3 (Testbericht). Die sind es und damit ist es wohl auch kein Fehler in der Beschreibung. Das dürfte wohl an den zahlreichen Mikrofonen und nicht zuletzt den Ohrpolstern liege, zu denen ich jetzt komme.
So gemütlich der Stoffbezug der Ohrpolster auch ist, aber auf längere Sicht ist diese keine tolle Idee, denn schon nach kurzer Zeit werden sich dort Flecken finden. Wer dieses Headset beim Sport tragen möchte, sollte ich sich Schweißflecken gefasst macht. Das bleibt einfach nicht aus. Stoff ist eben Stoff und nicht mal so eben abzuwischen wie ein Bezug aus Kunstleder. Eine breite Auswahl an Alternativen gibt es wie immer auf Amazon (Link zu Amazon*). Das gilt übrigens auch für das feine Netz am Kopfbügel. Ich habe das silberne Modell und meine Frau hat direkt Bedenken geäußert, wenn jemand seine Haare Färbt. Auch dieses Netz wird mit Sicherheit nach kurzer Zeit in irgendeine Art und Weise verschmutzen. Auch dafür hält Amazon etliche Cover parat (Link zu Amazon*).
Und dann dieses Case. Die ganze Welt hat sich seinerzeit darüber aufgeregt und ich ebenfalls. Hässlich ist es, unpraktisch und einfach nur sinnlos. Zuerst einmal gibt es keinerlei Schutz für den Kopfbügel und dem dortigen Netz. Was soll das? Wie man selbst damit aussieht, wenn man es trägt möchte ich mich gar nicht weiter auslassen. Die AirPods Max haben keinen echten Ein/Ausschalter und gehen in einen Tiefschlafmodus, sobald man sie in die Tasche einlegt. Apropos einlegt. Diese unsägliche Lasche. Zwar magnetisch aber was zur Hölle? Weg damit und bei Amazon ein Case mit Magnet von einem Drittanbieter gekauft (Link zu Amazon*).
Was mir auch nicht gefällt ist das mit dem Ablegen des Headsets. Setzt man die AirPods Max kurz ab, legt man so ein Over-Ear Headset für gewöhnlich auch die Schulter ab. Geht prinzipiell auch mit den AirPods Max, da die Ohrmuscheln drehbar sind, aber in die falsch Richtung. Denn abgelegt schauen die Ohrpolster nach außen. Man erinnere sich – Stoffpolster und damit direkt die Gefahr des Verschmutzens. Warum hat man das nicht genau andersherum drehbar gemacht? Das die Ohrpolster innen liegen?
Fazit:
Sind die Apple AirPods Max empfehlenswert? Ja und zwar genau dann, wenn man Apple Nutzer ist und es bequem haben möchte, dabei aber nicht auf einen richtig guten Klang nicht verzichten möchte. Die Verarbeitung ist typisch Apple einfach nur perfekt, aber nicht komplett durchdacht. Dessen sollte man sich vorher bewusst sein und ggf. noch mal ein paar Euro für Zubehör einplanen. Aber dann kann der Spaß beginnen und den hat man absolut. Perfektes ANC mit einem perfekten Transparenzmodus mitsamt allen Vorzügen bei der Verbindung und Bedienung seitens Apple. Wer perfekten High-End Klang will, muss sich anderweitig z.B. bei den Bowers & Wilkins PX7 (Testbericht) umsehen, dann aber auf einige Vorzüge von Apple verzichten, aber auch der Klang der AirPods Max ist schlicht als sehr, sehr gut zu bezeichnen. Dafür gibt es das Gütesiegel.
Offenlegung: Mobi-test.de hat dieses Gerät auf eigene Kosten bei Amazon gekauft. Es wurde nicht vom Hersteller bzw. Onlineshop als Leihgabe bzw. als Geschenk zur Verfügung gestellt. Diese Offenlegung dient der Transparenz.
Apple AirPods Max
Zusammenfassung
+ sehr gute Verarbeitung
+ guter, unaufgeregter Klang
+ sehr gutes ANC und Transparenz
+ gute Akkulaufzeit
+ sehr einfache Bedienung
– nicht ganz durchdachtes Design
– das unpraktischste Case überhaupt