SoundPEATS RunFree Lite im Test – was taugt das günstige Open-Ear Headset?

Im Test habe ich das SoundPEATS RunFree Lite Open-Ear Headset, welches rein optisch an ein bekanntes Bone-Conduction Headset erinnert, aber nur 1/8 davon kostet. Was taugt es im Alltag?

Headsets gibt es wie Sand am Meer, darunter die bekannten In-Ears, die so halb im Ohr hängenden Semi-In-Ear Headsets und dann noch die den Klang per Knochenschall übertragen und Bone Conducted genannt werden. Mit einer der bekanntesten Vertreter dieses Genres dürfte das SHOKZ OpenRun Pro (Testbericht) sein. Aber es gibt noch mehr, denn man kann den Klang auch durch die Luft zum Gehör transportieren, womit wir bei Air Conduction Headsets angekommen wären und genau zu diesen zählt das SoundPEATS RunFree Lite. Der Kopfhörer „ist weder mit den Ohren verbunden und „hängt“ vor dem Ohr. Gerade beim Sport möchten viele nichts in den Ohren tragen und das aus vielerlei Hinsicht. Das SoundPEATS RunFree Lite hat einen Bügel, der um den Kopf herum geführt ist und damit ist ein verlieren des Headsets nahezu unmöglich. Aber wie klingt sowas im Alltag? Das habe ich ausprobiert. Aber machen wir uns nichts vor. Auch wenn das SoundPEATS RunFree Lite rein optisch dem SHOKZ sehr, sehr ähnlich sieht, macht es absolut keinen Sinn, die beiden miteinander zu vergleichen, denn die beiden unterscheiden sich technisch sehr weit und nicht zuletzt preislich. Das gilt im übrigen auch für das Oladance Wearable Stereo (Testbericht) Open Ear Headset, welches zwar auch ein Open-Ear Headset ist, preislich aber weit über dem SoundPEATS liegt.

Wie ich genau teste und worauf ich dabei so achte, habe ich hier im Detail beschrieben (Link zum Artikel). Natürlich bewerte ich auch solche Sachen wie Verarbeitungsqualität, Konnektivität mit Android und iOS, Tragekomfort usw. denn ich treibe auch Sport und trage sie dabei. Am Ende schreibe ich auf, was ich gut finde, was ok und was ich nicht gut finde. Wie immer sind das meine ganz persönlichen Eindrücke und gerade der Klang, aber auch die Akkulaufzeit hängt extrem vom eigenen Nutzungsverhalten und Hörgewohnheiten ab. Das auch mit einer der Gründe, warum wir unsere Testberichte eher kurz halten, denn niemand elend lange Texte lesen und daher konzentrieren wir uns auf besonders erwähnenswerte Merkmale.

SoundPEATS RunFree Lite günstig bei Amazon kaufen*
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Technische Daten SoundPEATS RunFree Lite:

  • 16,2 mm Treiber
  • 20 Hz – 20 kHz
  • Bluetooth 5.3
  • Bluetooth Profile A2DP, AVCTP, AVDTP, AVRCP, HFP, HID (was ist das?
  • Bluetooth Codec AAC, SBC, LDAC (was ist das?
  • Adaptiver Equalizer
  • Freisprechfunktion
  • Tastenbedienung
  • SoundPeats App
  • Multipoint (was ist das?)
  • spritzwassergeschützt nach IPX4 (was bedeutet das?)
  • USB Typ-C
  • 30 g
  • 130 mAh

Produktseite: soundpeats.com/en-de/runfree-lite-air-conduction-sport-headphones

Deutsche Bedienungsanleitung: soundpeats.com/RunFree_Lite_Anleitung.pdf

Erhältlich ist das SoundPEATS RunFree Lite Open-Ear Headset in schwarz bei Amazon* zum Preis von 39,99 Euro. Immer wieder mal bekommt man es aber auch für 29,99 Euro.

Was ich gut finde:

Der Lieferumfang des SoundPEATS RunFree Lite ist überschaubar, denn neben dem Headset gibt es noch ein kurzes USB-C Ladekabel und eine deutsche Kurzanleitung. Beim Design macht man keine Experimente. Die beiden Ohrteile sind mit einem Kopfband verbunden, welches auch Höhe des Nacken am Kopf vorbei geführt wird, den Kopf aber nicht berührt. Das Headset wird über das Ohr gezogen, wodurch der Tragekomfort sehr gut ist, was auch dem niedrigen Gewicht geschuldet ist. Selbst für mich als Brillenträger ist das Tragen über viele Stunden kein Problem. Erst recht nicht beim Sport, wofür es primär konzipiert ist. Da rutscht nichts, da fällt auch nichts raus oder runter. Egal ob Burpees, Jumping Jacks, Seilspringen oder auf dem Laufband. Das Headset bleibt an Ort und Stelle. Allerdings ist es nicht dafür gedacht, damit irgendwo zu liegen wie z.B. beim Bankdrücken.

Im Inneren kommen Treiber mit einem Durchmesser von 16,2 mm zum Einsatz, denn im Gegensatz zu einem „echten“ In-Ear Headset, welches bekanntlich direkt im Gehörgang sitzt und idealerweise komplett abschottet, muss die Musik hier eine gewisse Strecke durch die Luft, eben Air Conducted, bis in den Gehörgang zurücklegen und dafür braucht man Membranfläche. Das dieses Prinzip funktioniert, zeigt sich später. Das es keine Trageerkennung gibt, ist zwar schade, aber aufgrund des Preises durchaus verschmerzbar und ANC macht bei diesem Konzept absolut keinen Sinn.

Ein echtes Highlight ist der LDAC Codec (was ist das?). In dieser Preisklasse absolut nicht selbstverständlich, denn selbst bei deutlich teureren Headsets sind die hochauflösenden Codecs (leider) leider noch Mangelware. Hier gibt es ihn und natürlich wird er nur verwendet, wenn das Smartphone diesen Codec auch unterstützt und das Musikmaterial diese Qualitäten liefert. Wer also die kostenlosen Dienste wie Spotify nutzt, braucht sich also über hochauflösende Codecs keine Gedanken machen.

Ansonsten ist noch Multipoint erwähnenswert, womit man das SoundPEATS RunFree Lite mit zwei Geräten gleichzeitig verbinden kann. Also auf dem Tablet einen Film schauen und gleichzeitig mit dem Handy verbunden zu sein. Kommt ein Anruf rein, wird die Wiedergabe des Films pausiert und zum Anruf durchgeschaltet. Ist das Gespräch beendet, wird wieder der Film gestartet. Apropos Verbindung. Dank Bluetooth 5.3 ist das Thema Reichweite keines mehr. Je nach baulichen Gegebenheiten kann man weite Strecken in der Wohnung zurücklegen und teilweise auch über eine Etage hinweg.

Die Bedienung des SoundPEATS RunFree Lite ist zwar an sich super einfach, aber wegen der Platzierung der Tasten etwas gewöhnungsbedürftig. Denn alle Tasten befinden sich beim Tragen hinter dem rechten Ohr. In der Mitte die deutlich hervorgehobene Multifunktionstaste und daneben jeweils eine Taste für Lauter und Leiser. Hält man diese gedrückt, springt man einen Titel nach vorne oder zurück. Die mittlere Taste steuert Play und Pause. Aber keine Ahnung warum, verirrt sich mein Finger auf der Suche nach den Tasten immer am vorderen Teil mit dem Lautsprecher. Rechts ist auch die USB-C Buchse unter einer Abdeckung zu finden, womit das Headset nach IPX5 spritzwassergeschützt ist. Damit ist es vor dem Regen und starkes Schwitzen geschützt, aber duschen oder gar schwimmen darf man mit dem SoundPEATS RunFree Lite absolut nicht.

Der Akku soll bis zu 17 Stunden durchhalten und in der Praxis kam ich beinahe an diesen Wert heran. Nach 16 Stunden und 10 Minuten war der Akku leer und nach 1,5 Stunden dann aber auch wieder randvoll aufgeladen. Der Akku verbirgt sich übrigens im linken Gehäuse des SoundPEATS RunFree Lite

Wirklich überrascht bin ich darüber, dass das SoundPEATS RunFree Lite auch mit der SoundPEATS App (Android / iOS) verbunden werden kann. Neben Updates der Firmware gibt es sogar einen adaptiven Equalizer, der gerade erst beim Anker Soundcore Space A40 (Testbericht) meinen Test auf den Kopf gestellt hat. So einen, an das eigene Gehör, anpassbaren Equalizer bietet auch der Lite. Dafür wird ein kurzer Hörtest absolviert, bei dem am Ende eine für sich angepasste Klangkurve erscheint und den Klang optimiert und das funktioniert auch noch hervorragend. Echt irre. Für unter 40 Euro? Wem das alles nichts ist, kann sich auch den Klang aus 9 Equalizer-Voreinstellungen aussuchen oder mit einem 10-bändigen Equalizer selbst Hand anlegen.

Und wie klingt das SoundPEATS RunFree Lite? Für ein Open-Ear Headset erstaunlich gut. Macht wirklich Spaß, auch wenn die Umgebung einiges von der Musik mithören kann. Das ist der Bauart eines offenen Headset geschuldet. Richtig tiefe Bässe gibt es prinzipbedingt nicht, aber das ist beim Sport eher unwichtig, denn man bekommt noch mehr als genug Bass auf die Ohren, was mich ja so überrascht. Auch der Mitteltonbereich weiß zu überzeugen. Nur die Höhen fallen ein wenig zurück, was aber dem Klang eher zuträglich ist, wenn man gerade sportlich aktiv ist. Am Ende bleibt festzuhalten, dass das SoundPEATS RunFree Lite klanglich kein High-End liefern kann, aber dafür ist es eben nicht konzipiert. Hier steht eindeutig die Musikuntermalung beim Sport im Vordergrund. Nicht mehr und nicht weniger. Das Headset liefert sogar eine gute Räumlichkeit, die sich vor allem bei Telefonaten positiv bemerkbar macht. Man meint nicht, dass man hier ein derart günstiges Headset auf dem Ohr hat. Das Gegenüber hört sich so an, als ob es vor einem sitzt. Wahnsinn, allerdings wird man selbst nicht so gut verstanden, da es einen leichten Hall gibt, aber wirklich störend soll sich das nicht auswirken, muss aber erwähnt werden. Allerdings ist mit persönlich die maximale Lautstärke zu niedrig. Dafür verzerrt dann aber auch nichts.

Was ich nicht gut finde:

Die Haptik der SoundPEATS RunFree Lite wirklich sehr Lite und macht seinem Namen damit alle Ehre, aber leider fühlt es sich halt auch genauso an. Ich möchte nicht viel drum herum reden, aber gerade die beiden Ohrteile fühlen sich echt billig an. Der Bügel hinter dem Kopf besteht aus einem weichen Silikon und das fühlt sich dagegen ordentlich an. In der App gibt es auch einen Schalter zur Aktivierung des Game-Modus, der die Latenz reduzieren soll. Allerdings merkt man davon nicht viel, denn die Latenz ist deutlich hör- und sichtbar, egal ob dieser Modus aktiviert ist oder nicht.

Jetzt kein großes Problem sind diverse falsche oder fehlende Übersetzungen in der App. Man kann die Sprache der App zwar auf Deutsch umstellen, aber unter iOS findet man z.B. beim Hörtest noch chinesische Beschriftungen oder, und das ist mein größter Kritikpunkt, sind Funktionen so schlecht übersetzt, dass sich deren Sinn nicht erschließt. Tippt man in der App, egal Android oder iOS, auf die Funktion „Adaptiver Equalizer“, erscheint eine Meldung „Adaptive EQ wurde nicht getestet“. Was bedeutet das? Ich dachte an einen Bug, aber in Wahrheit bedeutet das, dass der Hörtest für den adaptiven Equalizer noch nicht durchgeführt wurde.

Den startet man, wenn man darunter auf „Überprüfe die Detailinformationen“ tippt. Darauf kommt doch kein Mensch und auch in der Anleitung ist das mit keinem Wort beschrieben. Eine Kleinigkeit, aber das darf selbst bei einem Headset für unter 40 Euro nicht sein, zumal sich dahinter eine wirklich tolle Funktion verbirgt. Benennt es doch einfach mit „Hörtest starten“.

Weiterhin sieht man eine Funktion „Adaptiver Equalizer“, welche aber beim Antippen nur eine Fehlermeldung bringt. Wenn das SoundPEATS RunFree Lite dieses nicht unterstützt, dann sollten diese Menüpunkte gar nicht erst angezeigt werden.

Oder das man in der App zwar die Sprache auf Deutsch umstellen kann, was aber nur für die Texte der App gilt, aber nicht für die Ansagen, die das Headset liefert. Ok, diese handvoll Wörter bekommt jeder noch auf die Reihe, aber es führt schon ein wenig auf die falsche Fährte, zumal andere Apps die Sprache automatisch auf die Sprache des Smartphones oder Tablet einstellen.

Fazit:

Ist das SoundPEATS RunFree Lite empfehlenswert? Ja, weil es unter 40 Euro kostet (oft sogar unter 30 Euro) und genau das macht was es soll. Sehr gut halten, sehr lange durchhalten, LDAC mit an Bord und dabei noch ordentlich klingen. Wer bei einem Open-Ear Headset nach abgrundtiefen Bässen oder ANC fragt, hat das Prinzip nicht verstanden und wohl auch das Preisschild übersehen. Ich mag es, weil es einen wirklich guten Klang für ein Air Conducted Headset liefert, günstig ist und damit hat es sich das Gütesiegel redlich verdient.

Offenlegung: Mobi-test.de hat dieses Gerät auf Anfrage vom Hersteller als Geschenk erhalten. Unsere Berichterstattung ist davon nicht beeinflusst und bleibt gewohnt neutral und kritisch. Der Artikel ist, wie alle anderen auf unserem Portal, unabhängig verfasst und unterliegt keinerlei Vorgaben Dritter; diese Offenlegung dient der Transparenz.

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Peter W.
SoundPEATS RunFree Lite

Zusammenfassung

+ sehr guter Tragekomfort
+ sehr gute Akkulaufzeit
+ ordentlicher Klang
+ sehr günstig

– billige Haptik
– keine Trageerkennung
– relativ hohe Latenz
– etwas zu niedrige Maximallautstärke

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