Wir haben die Huawei FreeBuds 4 im Test und schauen mal, wie sich dieses Semi-In-Ear Headset im direkten Vergleich mit ein paar Konkurrenten so schlägt. Was wir daran gut finden und was nicht, könnt ihr hier nachlesen, denn die Überraschung blieb nicht aus.
Es ist noch gar nicht so langer her, als wir die Huawei FreeBuds 4i (Testbericht) getestet haben. Dieses war noch ein „echtes“ In-Ear Headset und die Huawei FreeBuds 4 sind sogenannte Semi-In-Ear. Sie werden nicht in den Gehörgang gesteckt, sondern nur in die Ohrmuschel eingehängt. Für viele ist diese Trageweise deutlich angenehmer, weil das Ohr weiter belüftet wird, keine Druckstellen auftreten und man trotzdem gut Musik hören kann. Aber wo reiht es sich bei den Headsets von Huawei ein? Denn die Namensgebung ist alles andere als eindeutig. Die FreeBuds 4 haben genau wie die FreeBuds 4i ANC. Die FreeBuds 4 haben zusätzliche noch Multipoint, es können also zwei Geräte gleichzeitig verbunden werden, hat Fast Charge und unterstützt auch kabelloses Laden. Also eine etwas bessere Ausstattung und eben eine andere Bauart. Aber mitnichten ein Nachfolger oder ähnliches. Es wird also sehr spannend sein, ob und wo sich die Huawei FreeBuds 4 in unserer Bestenliste einordnen werden, denn leider haben es die Huawei FreeBuds Pro (Testbericht) seinerzeit nicht geschafft, aber eben die 4i.
Technische Daten Huawei FreeBuds 4:
- iOS und Android
- 14,3 mm Treiber
- 20 Hz – 40 kHz
- ANC
- Bluetooth 5.2
- Bluetooth Profile HFP / A2DP / AVRCP (was ist das?)
- Bluetooth Codec AAC, SBC (was ist das?)
- Touchbedienung
- Freisprechfunktion
- Trageerkennung
- Sprachassistenten
- Multipoint
- spritzwassergeschützt nach IPX4 (was bedeutet das?)
- USB Typ-C
- 58 x 58 x 21,2 mm (Case)
- 41,4 x 18,5 x 16,8 mm (Earpiece)
- 4,1 g (pro Earpiece)
- 48 g (gesamt mit Case)
- 30 mAh (Earpiece)
- 410 mAh (Case)
- Fast Charge
- Wireless Charge
Produktseite: huawei.com/de/freebuds4
Deutsche Bedienungsanleitung: n/a
Erhältlich ist das Huawei FreeBuds 4 TWS Headset in Silver Frost und Ceramic White bei Amazon* zum Preis von 169 Euro.
Wie ich genau teste und worauf ich dabei so achte, habe ich hier im Detail beschrieben -> Link
Natürlich bewerte ich auch solche Sachen wie Verarbeitungsqualität, Konnektivität mit Android und iOS, Tragekomfort usw. denn ich treibe auch Sport und trage sie dabei. Am Ende schreibe ich auf, was ich gut finde, was ok und was ich nicht gut finde.
Natürlich sind das meine ganz persönlichen Eindrücke und gerade der Klang, aber auch die Akkulaufzeit hängt extrem vom eigenen Nutzungsverhalten und Hörgewohnheiten ab. Das auch mit einer der Gründe, warum wir unsere Testberichte eher kurz halten, denn niemand elend lange Texte lesen und daher konzentrieren wir uns auf besonders erwähnenswerte Merkmale.
Was ich gut finde:
Zu Beginn die Anmerkung, dass ich das Modell in Silver Frost für den Test erhalten habe. Das Case an sich ist in matt gehalten. Sieht ein bisschen aus wie Titan und kommt schon mal sehr edel daher. An der Unterseite, des nicht von sich aus stehenden Case, befindet die Buchse zum Laden. An der rechten Außenseite dann noch ziemlich unsichtbar eine Taste, mit der die Verbindung hergestellt wird. Jede Wette, dass viele Käufer an der Verbindung scheitern werden, weil sie die Taste übersehen. Aber das Beste ist der Moment, in dem man die beiden Ohrstöpsel aus dem Case nimmt. Die sind nicht matt sondern silbern glänzend. Einfach nur wow, auch wenn sie komplett aus Plastik sind, aber diese Optik reißt alles raus. Das Design kennt man von tausend anderen und die Verarbeitung lässt keine Wünsche offen. Die Sensoren der Trageerkennung befinden sich auf der dem Ohr zugewandten Seite des Ohrstöpsels. Die für die Bedienung per Touch an der Außenseite am oberen Ende des Stängels. Wie man diese reinigt, wie überhaupt solche In-Ears, habe ich hier beschrieben -> Link
Mit etwas über 4 Gramm ist so ein Ohrstöpsel super leicht und daher spürt man ihn auch nach mehreren Stunden nicht. Überhaupt ist der Tragekomfort bei solchen Semi-In-Ears nach Meinung vieler (und meiner mittlerweile auch) um einiges besser, weil der Kopfhörer nur im Ohr hängt und so keinerlei Druckstellen verursacht. Der Tragekomfort der Huawei FreeBuds 4 ist hervorragend und das gilt auch für den Sport. Natürlich alles nur im Rahmen wie bei Burpees, Jumping Jacks oder Seilspringen. Mir ist er zumindest nicht aus dem Ohr gefallen. Etwas verrutscht schon, aber das kann man ja schnell korrigieren.
Bei der Ausstattung ist wieder alles mit drin. Angefangen von einem 14,3 mm messenden Treiber für die Klangerzeugung, dann ANC, die Trageerkennung, Fast Charge, Wireless Charge usw. Bei den Codecs gibt es „nur“ die Standards AAC und SBC. Wasserdicht sind die Huawei FreeBuds 4 übrigens nicht, was auch totaler Unsinn wäre, aber spritzwassergeschützt nach IPX4 ist es und damit vor dem Regen und starkes Schwitzen sicher. Bei der Verbindung setzt das Huawei FreeBuds 4 auf Bluetooth 5.2 und unterstützt Multipoint d.h. es können zwei Geräte gleichzeitig verbunden werden. Für mich sehr wichtig, da ich auf dem iPad Filme schaue und gleichzeitig mit dem iPhone telefonieren kann, ohne umschalten zu müssen. Das ganze funktioniert einwandfrei sozusagen im vorbeigehen. Einfach das Headset einsetzen und die letzten beiden Geräte werden verbunden. Zu jeder Zeit kann man von Stereo auf Mono wechseln, also ein Ohrstöpsel entnehmen oder später wieder den zweiten dazu nehmen. Auch die Reichweite ist ohne Tadel. Man kann sich problemlos mehrere Meter vom Gerät entfernen, ohne das die Verbindung abbricht.
Was ich ok finde:
In der Verpackung ist nicht viel zu finden. Neben dem Headset als solches noch ein kurzes USB Typ-C Ladekabel und eine deutsche Kurzanleitung, die ihren Namen mehr als verdient. Die ist auseinandergefaltet so groß wie ein DIN A3 Blatt und davon ist gerade mal ein 1/4 bedruckt. Der Rest der Fläche ist leer. Weniger Anleitung geht echt nicht mehr. Da hätte auch eine Postkarte gereicht.
Die Bedienung ist dank Touch und einer guten Erkennung des Fingers ein Kinderspiel. Diese lässt sich in der HUAWEI AI Life App (Android / iOS) übrigens komplett anpassen. Vom Werk aus tippt man links oder rechts doppelt, um Play oder Pause zu steuern. Wischen nach oben erhöht die Lautstärke, nach unten wischen reduziert diese. Gedrückt halten aktiviert bzw. deaktivier t das ANC. Kommt ein Anruf rein, genügt wieder das doppelte antippen zum Annehmen des Telefonats und gedrückt halten weist den Anrufer ab. Für den Reset auf die Werkseinstellungen setzt man beide Ohrstöpsel in das Case ein, lässt den Deckel geöffnet und drückt die Taste an der rechten Seite des Case so lange gedrückt, bis die LED blinkt.
Die Akkulaufzeit ist so lala. Mit 30 mAh pro Ohrstöpsel ist der Akku viel kleiner, als von vielen Konkurrenten, die teilweise das Doppelte aufbieten können. Laut Hersteller sollen mit aktiven ANC bis zu 2,5 Stunden sein. Bei mir waren es mit ANC und einer vernünftigen Hörlautstärke exakt 2 Stunden und 3 Minuten. Das ist schon verdammt wenig. Erst wenn man ANC ausschalten, kommt man auf 3 Stunden und 38 Minuten. Allerdings können beide Ohrstöpsel im Case insgesamt 3 mal komplett aufgeladen werden und nach dem vierten Ladevorgang sind es noch einmal 36 Minuten mit ANC. Bei den Herstellerangaben bezüglich Schnelles Aufladen gibt es Widersprüche. So sollen 15 Minuten kabelgebundenes Laden für bis zu 2,5 Stunden mit aktivierten ANC ausreichen und das entspricht ja der Gesamtlaufzeit, allerdings ist nach 15 Minuten der Akku nur zu 36% laut App geladen und reicht daher nur für 58 Minuten.
Was ich nicht gut finde:
Leider gibt es auch Kritik zu äußern und due betrifft vor allem den Klang. Der Klang ist mit denen der AirPods 2 (Testbericht) vergleichbar und das ist jetzt mal kein Lob. Bei mittleren Lautstärken klingt es ja noch ganz gut, aber sobald man etwas lauter hört, werden die übertriebenen Höhen zu einer echten Belastung für das Ohr. Man dreht freiwillig ganz schnell leiser, denn die Höhen bohren sich direkt in das Gehirn. Dabei spielt es auch keine Rolle ob man mit Android hört oder mit iOS. Egal welche Musikrichtung. Es klingt einfach nicht gut. Meine Test-Playlist umfasst alle Musikstile von Jazz, Klassik, Pop, Rock bis Electro. Querbeet alles und es hat einfach keinen Spaß gemacht aufzudrehen. Zum Filme schauen oder Podcast (wie unseren) zu hören reicht es allemal, nur dafür ist es zu teuer.
Auch das ANC gibt Anlass zur Kritik. In der App kann man aus zwei Einstellungen „Gemütlich“ für leise Umgebungen und „Ausgeglichen“ für laute Umgebungen auswählen. Nur leider hat selbst die für laute Umgebungen so gut wie keine Auswirkung. Ich sitze an einem wunderschönen sonnigen Tag auf der Terrasse und höre die Vögel zwitschern. Nachdem ich ANC aktiviert habe, ändert sich das nicht. Der Vogel zwitschert noch genauso wie vorher. Defekt ist das Headset nicht, denn man hört ein leichtes Rauschen, sobald man ANC aktiviert und es verschwindet, wenn man ANC deaktiviert. Nur bringt es halt nichts. Ehrlicherweise muss man auch dazu sagen, dass bei solchen offenen Kopfhörern besonders schwer mit dem ANC ist. Daher sollte man es eher als Gimmick, denn als Feature sehen. Bei den In-Ears Huawei FreeBuds 4i (Testbericht) war das ANC ebenfalls ein Kritikpunkt.
Nächster Kritikpunkt ist die sehr hohe Latenz. Der Versatz vom Bild zum Ton ist mehr als überdeutlich. Nur wer ein Smartphones mit HarmonyOS nutzt, kann sich über niedrige 90 ms freuen. Mit einem Huawei auf Basis der EMUI sind es schon 150 ms. Bei meinem OnePlus Nord CE 5G und iPhone ist es wirklich heftig. Ganz einfach kann man das übrigens mal mit einem Countdown testen. Bei meiner Fitness-App läuft so ein Countdown mit Sekundenton herunter und da kommt der Ton viel später als die Anzeige. So zeigt mein iPhone schon die 9 Sekunden an, während noch die Ansage zu den 10 Sekunden läuft. Das sagt eigentlich schon alles, denn so macht Video schauen oder spielen nicht wirklich viel Spaß.
Fazit:
Ist das Huawei FreeBuds Pro 4 empfehlenswert? Nein. Kurz und knapp. Es liegt nicht an der tollen Optik, der Multipointverbindung oder der mittelprächtigen Akkulaufzeit, sondern dem wirkungslosen ANC und dem langweiligen Klang, der bei höheren Lautstärken wirklich nervig wird. Zumal es nicht ganz billig ist und es mehr als genug brauchbare Alternativen da draußen gibt wie z.B. die von mir genutzten Samsung Galaxy Buds Live (Testbericht), die ich neu für 69 Euro bei Amazon* bekommen habe oder aus dem gleichen Hause die Huawei FreeBuds 4i (Testbericht). Daher vergebe ich dieses mal nicht das Gütesiegel.
Offenlegung: Mobi-test.de hat dieses Gerät auf Anfrage vom Hersteller als Leihgabe erhalten. Unsere Berichterstattung ist davon nicht beeinflusst und bleibt gewohnt neutral und kritisch. Der Artikel ist, wie alle anderen auf unserem Portal, unabhängig verfasst und unterliegt keinerlei Vorgaben Dritter; diese Offenlegung dient der Transparenz.
HUAWEI FreeBuds 4
Zusammenfassung
+ gute Verarbeitung
+ sehr guter Tragekomfort
+ spritzwassergeschützt
+ Multipoint Verbindungen
+ Schnellladefunktion
+ kabelloses Laden
– schlechter Klang bei höheren Lautstärken
– ANC ohne Funktion
– schlechte Akkulaufzeit mit ANC